Jackpot

Èííà ×åøñêàÿ
Nadja war sich bewusst, dass unter einem Felsen kein Wasser flie;t, vor allem nicht, wenn der Felsen vierunddrei;ig Jahre alt ist, einen introvertierten Charakter hat, ;berhaupt nicht auf Online-Dating steht und au;er der Arbeit nirgendwohin hingeht.
Sie mochte keine lauten Gesellschaften und nur ab und zu lie; sie sich von ihren Freundinnen ;berreden und ging mit ihnen zu irgendeiner Party. Bei so einer von den Freundinnen aufgezwungenen Silvesterparty lernte sie Ivan kennen.

Ivan forderte sie zu einem Tanz auf, und obwohl er mehr betrunken als n;chtern war, beschloss Nadja, ihm den Tanz nicht zu verweigern und auch sich selbst einer Chance auf das Kennenlernen nicht zu berauben.
Im Lied, zu dem sie tanzten, ging es um einen Maler, der alle seine Bilder verkaufte und dann sein ganzes Verm;gen f;r tausende Blumen ausgegeben hat, um der Frau, in die er verliebt war, eine Freude zu machen. W;hrend des Tanzes war Ivan schweigsam, aber zum Schluss ;u;erte er das volle Verst;ndnis f;r das Handeln des K;nstlers und gestand Nadja, dass er f;r so eine Frau, wie sie das Gleiche tun w;rde.

„Alles klar. Der Mann ist leichtsinnig, kann mit dem Geld nicht richtig umgehen und will mich mit so einem tollpatschigen Kompliment beeindrucken. Also, wieder eine Niete“, dachte Nadja entt;uscht.
Nach dem Tanz schlug Ivan pl;tzlich vor: „Nadja, du hast ein gro;artiges, au;ergew;hnliches Gesicht, und ich werde es mir nicht verzeihen, wenn ich dein Portr;t nicht male. Wenn du nichts dagegen hast, werde ich sofort Papier und Bleistift besorgen und herausfinden, wohin wir uns zur;ckziehen k;nnen“.
Nadja hatte die Wahl zwischen der Kommunikation mit zahlreichen lauten Partyg;sten und einem relativ ruhigen Ivan und weil sie des Trubels ;berdr;ssig war, gab Nadja Ivan den Vorzug. Sie zogen sich zur;ck, er setzte sie in einen bequemen alten Sessel und begann mit der Arbeit. Er sah sie aufmerksam an, machte ab und zu fl;chtige Bewegungen auf dem Papier, fragte sie gleichzeitig unaufdringlich nach ihrem Leben und erz;hlte aus seinem.

Die Zeit verging wie im Fluge, und Nadja war wirklich ;berrascht, wie sehr sich ihr erster Eindruck von Ivan in nur ein paar Stunden ver;ndert hatte. Jetzt wusste sie, dass Malen nur sein Hobby ist, dass er von Beruf ein Finanzanalytiker ist, dass er ;berhaupt nicht anspruchsvoll beim Essen ist, dass er genauso wie sie keine laute Gesellschaft mag, dass er gerne k;sst, dass f;r ihn Treue in einer Beziehung wichtig ist, dass er seine Socken in der Wohnung nicht einfach ;berall rumliegen l;sst, dass er schon genug von Beziehungen ohne Verpflichtungen hat und dass er von einer klassischen Familie mit einem H;uschen, einem gepflanzten Baum und ein paar Kindern tr;umt. Nadja wurde klar: Ivan ist nicht einfach nur ein Mann, Ivan ist ein Jackpot!
Selbst als er ihr ihr Portr;t im Strichm;nnchen-Stil zeigte, nahm sie es ihm nicht ;bel, sondern lachte herzhaft und z;hlte im Geiste die Vorz;ge ihres neuen Freundes auf - seine Intelligenz, seine Entschlossenheit und seinen gro;en Sinn f;r Humor.
 
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„Wenn ich etwas lese, die Worte schwimmen mir einfach weg“, klagte Nadja. „Und dann habe ich noch in letzter Zeit ;fters das Gef;hl, als ob mich jemand mit klebrigen H;nden von innen massieren w;rde.“
„Und wie lange haben sie diese Symptome schon?“, fragte der Arzt und schaute Nadja misstrauisch an.
„Oh, ich wei; es h;rt sich ziemlich verr;ckt an, aber ich bin nicht verr;ckt. Ich arbeite als Redakteurin und muss viel lesen, aber so kann ich mich ;berhaupt nicht konzentrieren. Ich muss in zwei Wochen die Jubil;umsausgabe fertighaben und in drei Wochen heirate ich ...“, ihre Stimme fing an zu zittern und Tr;nen standen ihr in den Augen. „K;nnte es eine fr;h eingesetzte Demenz sein?“, ;berlegte Nadja niedergeschlagen, w;hrend sie auf die Ergebnisse der Untersuchung wartete. Vor einem Monat hatte sie das Material zu diesem Thema bearbeitet und erinnerte sich noch sehr gut an die Symptome dieser heimt;ckischen Krankheit und die Tatsache, dass Demenz bei Menschen mittleren Alters auch keine Seltenheit ist.
Tr;nen kullerten ;ber ihre Wangen. Sie wusste noch nicht, dass sie die n;chsten sechs Monate im Krankenhaus verbringen w;rde, dass die Diagnose ihr ganzes Leben, all ihre Priorit;ten, Werte und Einstellungen mit einem Schlag ver;ndern w;rde. Dass ihr Leben nie wieder dasselbe sein w;rde.
Nadja hatte keine Demenz. Sie war in der zw;lften Woche schwanger, hatte drei perfekt entwickelte Embryonen, ein sensationelles Material f;r die Jubil;umsausgabe des Gesundheitsmagazins und einen dreifachen Jackpot als Weihnachtsgeschenk f;r ihren geliebten Ivan ...