Ein Wunder namens Kostik

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Es begann alles recht banal. ;ber die Weihnachten besuchte Anna ihre Freundin, die vor kurzem entbunden hatte, hielt das r;hrende, wehrlose Baby, welches sie mit dem aufrichtigen, zahnlosen L;cheln anstrahlte, im Arm, atmete den berauschenden Duft eines S;uglings ein und brachte, genau ein Jahr sp;ter, ihr eigenes Weihnachtswunder zur Welt – einen Sohn namens Kostik!

Weder das turbulente Studentenleben noch der Arbeitsbeginn noch die Heirat und die zahlreichen Reisen konnten mit den Ver;nderungen, die ihr Sohnemann Kostik mit sich in ihr Leben brachte, verglichen werden.

Schon w;hrend ihrer Schwangerschaft, als sie, eine ehemalige Sportlerin, nach dem Anziehen der Socken wie eine chronische Asthmatikerin zu atmen begann, sch;pfte sie den Verdacht, dass Mutterschaft nicht nur Freude und Gl;ck, sondern auch gewisse Schwierigkeiten und gar Unannehmlichkeiten, bedeutet.

Anna war darauf vorbereitet, dass die Kinder keinen Schlaf g;nnen, intensive Pflege brauchen und die Routine ver;ndern, aber niemand hat sie vorgewarnt, dass die Geburt eines Kindes ihren Mann von einem vern;nftigen Erwachsenen in einen kleinen spinnenden J;ngling verwandeln w;rde.

W;hrend Anna zwanzig Stunden unter den qualvollen Wehen an der Geburt ihres Sohnes arbeitete, hat ihr Mann enthusiastisch eingekauft: ein ferngesteuertes Auto, zwei Drohnen, eine Eisenbahn, ein Dutzend Bauk;sten und zahlreiche Computerspiele. Auf die stumme Frage von Anna nach ihrer R;ckkehr:
„Aaaaah???“, antwortete ihr Mann v;llig ;berrascht und entr;stet: „Was hast Du nur? Wie soll ich sonst mit meinem Sohn spielen?“ Genau in dem Moment wurde Anna klar, dass ihr Leben nie wieder so sein w;rde wie zuvor.

Als Anna nach dem Mutterschaftsurlaub zur Arbeit zur;ckkehrte, hat sie einem ihrer modischen Kollegen seine tiefsitzende Hose automatisch hochgezogen. Im Nachhinein war es ihr so peinlich, dass sie fast gek;ndigt h;tte.

Im Rahmen der Vorbereitungen auf ihre Mutterschaft las Anna sehr viele B;cher zum Thema Erziehung und war sich ziemlich sicher, dass sie dar;ber fast alles wusste! Als es aber an die Praxis ging, stellte sich pl;tzlich heraus, dass all die B;cher, die sie gelesen hatte, von unheimlich weisen und ruhigen M;ttern und von gef;gigen und klugen Kindern handelten. Da weder Anna noch Kostik zu diesen elit;ren Gruppen geh;rten, beschloss sie, auf die altbew;hrten volkst;mlichen Erziehungsmethoden - Erpressung, Drohungen und Bestechung – zur;ckzugreifen, wobei sie diese Methoden mit einer riesigen Portion ihrer bedingungslosen Mutterliebe erg;nzte und bereicherte.

Aber das Allerschwierigste war f;r Anna aufzupassen, dass ihr Mann und sie selbst all die Regeln auch befolgten, die sie nun von ihrem Sohn verlangte: Jeden Tag das Bett ordentlich zu machen, regelm;;ig Sport zu treiben, sich umzuziehen, wenn sie nach Hause kamen, nicht vor dem Fernseher zu essen, rechtzeitig ins Bett zu gehen und mehr B;cher zu lesen als zu surfen. Das hei;t, alles genau umgekehrt wie sie es, vor der Geburt ihres Sohnes und dem qu;lenden Verantwortungsgef;hl f;r seine Zukunft, getan hat!

Als Kostik noch ein Baby war, war er so s;; und niedlich, dass Anna ihn am liebsten aufgefressen h;tte. Jetzt, wo er in der Pubert;t war, bereute sie, ihn damals als Baby nicht aufgefressen zu haben. Sie erinnerte sich auch oft an die Geburtsvorbereitungskurse, in denen man den zuk;nftigen M;ttern, unter anderem, beibrachte, wie man richtig atmet, aber damals hat man ihnen, aus irgendeinem Grund, vergessen zu sagen, dass diese Atemtechnik ihnen erst dann richtig n;tzlich sein wird, wenn das Kind in die Pubert;t kommt.

Jeden Morgen und Abend, w;hrend Anna die beruhigenden Atem;bungen macht, wiederholt sie, wie ein Gebet, die gleichen Worte: „Ein Kind ist niemals eine Last, ein Problem, eine Plage, ein Unfall oder eine Strafe. Ein Kind ist immer ein Wunder!“ Jeden Tag aufs Neue glaubt sie an ihr Wunder namens Kostik …