Autorin Êàtharina Peters

Èðåíå Êðåêåð
Das Dorf Nikolajewka, in dem Katharina Peters (Eckert) am 18.10.1966 geboren wurde, geh;rt zu einer der deutschen Siedlungen in Westsibirien. Hier wuchs sie in deutscher Tradition auf, sprach zu hause das vertraute Platt. Ihre Eltern, Margarita und Nikolaj Eckert, waren einfache Menschen, wie auch die meisten im Dorf: flei;ig, ehrlich, gottesf;rchtig. Sie geh;rten zu der Generation, die in die Repressionszeit hineingeboren, all die Schwere des zweiten Weltkrieges miterlebt hatten. Erst die Enteignung, dann Repressionen und Arbeitslager, Hunger und Entbehrungen hatte ihnen ihr Schicksal beschert. „Trotz alledem waren sie nicht verbittert, hatten eine besondere G;te und W;rme aufbewahrt, eine weise Art von Menschlichkeit“, - sagt Katharina heute. Ihr Vaters, der fr;h verwitwet war, brachte drei Kinder mit in die Ehe, als er Katharinas Mutter heiratete.  Als dann Katharina, und zwei Jahre sp;ter ihr Bruder geboren wurden, h;rte die Mutter in der Kolchose auf, wo sie als Melkerin arbeitete. Als junges M;dchen tr;umte sie davon Veterin;rin zu werden. Aber 1929 geboren, hatte sie kaum M;glichkeiten dazu. 
Auch Katharinas Vater war einfacher Landarbeiter, Jahrgang 1925. Ihn traf die harte Zeit der Enteignung und bittere Armut in der ehemaligen Sowjetunion. Deshalb konnte er die Schule nur sehr kurz besuchen, sein Leben lang fiel ihm das Lesen und Schreiben schwer.
Im Elternhaus wurde nur plattdeutsch gesprochen, eines der niederdeutschen Dialekte. Auch wurde hier nach Deutscher Art gelebt. Ihre Religion auszuleben, die Sprache zu bewahren, deutsche Br;uche und Sitten aufrecht zu halten, war sehr wichtig, besonders f;r die Mutter, die Mennonitin war und ein langj;hriges Mitglied der Glaubensgemeinde. 
Als das Dorf 1911 gegr;ndet wurde, waren auch Katharinas Vorfahren, die gro;e Familie Bernard Eckerts unter den ersten, die nach Stolypins Agrarreform in den Weiten Sibiriens ihr Gl;ck versuchten. Aus dem Gouvernement Taurien, auch aus anderen deutschen Kolonien kamen die Deutschen nach Sibirien. Fast unbewohnt und kaum genutzt lag vor ihnen die Kulunda Steppe. Auf den zugewiesenen Fl;chen errichteten die Erstsiedler ihre Erdh;tten, pfl;gten das Brachland, erkundeten die Bodenbeschaffenheit und das harte, ungewohnte Klima. In wenigen Jahren entstanden gerade, in die L;nge gezogenen D;rfer, mit ordentlichen H;usern unter einer Reihe schlanker Pappelb;ume. Der Anfang war schwer, aber selbst hier, unter kargen Bedingungen, schufen die Deutschen eine Oase des Wohlstands. Mit der Revolution im Oktober 1917 wurde ihr Traum zunichte gemacht und das traurige Schicksal aller Deutschen in Russland nahm seinen Lauf ...
Auch wenn in ihrer Umgebung nur Deutsch gesprochen wurde, lernte Êàtharina sehr fr;h die russische Sprache und noch vor ihrer Einschulung Lesen und Schreiben. Beides ist zu ihrer Leidenschaft geworden, die sie bis heute nicht losl;sst. Ihr Traum damals, Journalistin zu werden, blieb ihr dann aber doch verwehrt. Teils wegen der aufgekommenen Zweifel, die nach fast einem Jahr Besch;ftigung in der Regionalen Zeitung, aufkamen, teils wegen der fr;hen Heirat mit knapp neunzehn Jahren. Ob dieser Beruf sie wirklich gl;cklich gemacht h;tte, bezweifle sie heute. Die Stelle als Korrektorin im Redaktionsteam der Kreiszeitung „Lenins Verm;chtnis“ hat ihr nicht nur Spa; gemacht, sondern f;r vieles die Augen ge;ffnet.
1986 heiratet Katharina ihren Viktor und kurze Zeit darauf kauften sie sich ein kleines Haus am Rande des Dorfes und bekamen zwei wunderbare S;hne. Katharina erinnert sich: «Damit hatte sich zwar mein Bestreben nach einer Ausbildung oder zumindest einer interessanten Stelle erst mal erledigt, aber um nichts auf der Welt w;rde ich tauschen und die Kinder missen wollen! Auch wenn ich keine richtige Ausbildung hatte wurde Leben zu meinem pers;nlichen Lehrer. ich brauchte nur aufmerksam zuzuschauen und aufzunehmen von dem, was es mir bot. Bevor die Elternzeit begann, ging ich unterschiedlichen T;tigkeiten in der Sowchose nach. Ich war z. B. vertretungsweise f;r das K;hlen der Milch nach dem Melken in der Sowchose zust;ndig. Dieser kurze Sommermonat lehrte mich nicht nur fr;hes Aufstehen. Ich durfte jeden Morgen das Wunder des Sonnenaufganges in der Steppe erleben, unvergessliche Momente!
Sp;ter arbeitete Katharina eine Zeit lang im Kindergarten als Urlaubsvertretung f;r die Erzieherinnen. "Seitdem meine ich die Natur des Menschen viel besser zu verstehen." sagt sie mit einem Augenzwinkern.
Als die gro;e Auswanderungswelle der 90-er anschwellte, hatte sie auch diese Familie betroffen. Die Idee nach Deutschland auszuwandern kam von Katharinas Eltern. Die Schwester ihrer Mutter lebte schon lange in Deutschland, sie schickte ihnen die Einladung. „Eigentlich, - erz;hlt Katharina, - wollte ich meine Heimat nicht verlassen. Mein angeborenes Treuegef;hl, der jahrelang anerzogene Patriotismus str;ubten sich dagegen. Aber unsere Mutter sagte: "Wir sind Deutsche, wir m;ssen nach Deutschland." Und mein Mann sagte: "Ich will nicht, dass meine S;hne w;hrend ihres Wehrdienstes geschlagen und gepeinigt werden, nur weil sie einen Deutschen Nahmen tragen." Mein Vater sagte nichts, aber auch er hatte seinen Grund, dieses Land zu verlassen. Und wir flogen nach Deutschland.“
Die Familie Peters ist im September 1990 nach Deutschland gekommen. Ihre S;hne waren zu dieser Zeit nur zwei und vier Jahre alt. Der Anfang war nicht leicht. "Zum Gl;ck war uns die Sprache mehr oder weniger vertraut, hat doch das Plattdeutsche denselben Satzbau, viele Worte dieselbe Wurzel. Es stellte sich heraus, dass meine Eltern viel besser Hochdeutsch konnten als wir vermuteten. Sie halfen uns oft bei Beh;rdeng;ngen. Und erstaunlicher Weise entdeckten wir immer mehr Parallelen zwischen "unserem" Deutschsein und dem "hiesigen" Deutschsein. Das erfreute uns und machte Mut. Die Jahrzehnte lang in uns hineingeschlagene Schamgef;hl f;r unsere Nationalit;t ...nein das verging nicht gleich, das verwandelte sich. In etwas Neues, Offenes, was die Stirnfalten gl;ttete, den Brustkorb hob, die Schultern straffte. Die Religion wie selbstverst;ndlich ausleben zu d;rfen, nicht als verp;nt und verheimlicht, war auch eine sehr starke Erfahrung. Wir stellten uns keine besonderen Ziele, wollten niemandem etwas beweisen. Wir wollten einfach nur dazugeh;ren."
Die ersten Tage in Kiel war f;r die Familie wie im Traum: voller Beh;rdeng;nge, Aufregungen, neuer, meist sehr positiver Eindr;cke. Es gab aber auch Situationen, die peinlich waren oder ;rgerlich, wo Erkl;rungsbedarf war ... Sp;ter sind daraus Familienanekdoten geworden, ;ber die man heute herzlich lachen kann.  Und das erste Mal im Leben am Meer!  Danach kamen die Wochen in Unna-Massen, bevor sie nach Minden gebracht wurden, wo sie zwei Jahre lang im Aussiedlerheim wohnten.  Dort lernte man sehr viel vom Leben in Deutschland, allt;gliche, scheinbar einfache Sachen. Die meisten besuchten die Sprachenschule.
Katharina und ihr Mann Viktor haben ziemlich bald angefangen zu arbeiten.  Viktor fand eine Stelle in einer Firma die Fenster herstellte, Katharina ging putzen.  Danach erkrankte Viktor, OP, dreij;hrige Ausbildung zum CNC Fr;ser in Hamm. „Es war eine schwere Zeit f;r uns, - erz;hlt mir Katharina, - denn ich und die beiden Kinder waren in der Zeit seiner Ausbildung auf uns allein gestellt, mein Mann war die Woche ;ber in der Ausbildungsst;tte, kam nur f;rs Wochenende nach Hause.“. Inzwischen hatte Katharina eine Stelle im Backshop im Supermarkt, zun;chst als Aushilfe. Sie fuhr lange Zeit mit dem Fahrrad bei jedem Wetter die sechs Kilometer zur Arbeit und danach zur;ck. Die beiden Jungs, noch im Kindergartenalter, m;ssten sich auch den neuen Bedingungen f;gen. Oft waren sie Stunden lang allein zu Hause, besonders nach dem sie eingeschult wurden. Das war f;r alle ziemlich hart.  "Aber es war unser gemeinsamer Preis f;r unsere Selbst;ndigkeit. Daf;r, dass wir "normal" sein konnten, unabh;ngig und frei. Wenn ich jetzt zur;ckschaue, blutet mir bei manch einer Erinnerung das Herz.  Aber ich sehe auch was wir erreicht haben, worauf wir stolz sein k;nnen. Auch wenn es f;r manch einen vielleicht ganz selbstverst;ndlich sein mag, f;r uns war es mit sehr viel Flei; und ;berwindung verbunden. Und wir mussten jeden Pfennig dreimal umdrehen. Ich habe mit 28 meinen F;hrerschein gemacht, mich auf meiner Arbeitsstelle zur Filialleiterin hochgearbeitet. Nach 25 Jahren im Verkauf kam dann der n;chste Schlag. Aus gesundheitlichem Grund musste ich meine Stelle aufgeben und mir etwas ganz Neues suchen. Ich hatte keine richtige Ausbildung, und als F;nfzigj;hrigen wurde mir auch keine mehr bewilligt. Es war eine neue Herausforderung. Zum Gl;ck fand sich auch hier ein Ausweg. Mit einer geh;rigen Portion Mut traute ich mich an eine Stelle als B;roangestellte im Handwerklichen Bereich. Auch hier musste ich bei Null anfangen, mir alles neu aneignen, Begriffe und Vorg;nge lernen in denen ich bis dato absolut ahnungslos war."

Die Tage waren ausgef;llt, aber wenn es ruhige Momente gab, nutzte Katharina die zum Lesen.   Deutsch zu lesen wurde schnell zur Gewohnheit, es gab viel zu entdecken. Faszination Rilke ... Fallada ...  Katharina hat wieder angefangen zu schreiben, und zwar in beiden Sprachen: in Deutsch und Russisch. " Eigentlich ist die Sprache f;r mich nicht von Bedeutung, sie bringt doch nur die Gedanken und Gef;hle zum Ausdruck, verleiht ihnen Konturen ..."
Dichterin Agnes Gossen-Giesbrecht, die Katharina Peters schon lange kennt, sagt ;ber sie: „Katharina schreibt sehr gut ;ber die Natur, ;ber ihre Kindheit, hat viel Sinn f;r Humor.  Sie hat gereimte Theaterst;cke in Hoch- und Plattdeutsch geschrieben und die mit ihrem Team in Detmold und Kruft mehrmals aufgef;hrt. Auch ihr Mann hat in diesen humoristischen Sketchen mitgemacht und sie immer unterst;tzt. Das ist ja auch nicht selbstverst;ndlich...“.
Es wurden auch mehrere ihrer Gedichte in der Lokalausgabe der ;rtlichen Zeitschrift "Hille extra" gedruckt. Auch in den j;hrlichen Anthologien der Russlanddeutschen Autoren erscheinen regelm;;ig Katharina Peters Gedichte oder Kurzgeschichten Weitere Ver;ffentlichungen sind im Almanach der "Creativo" oder auch in "Plautditsch Frind", einer Zeitschrift die auf Plattdeutsch erscheint. Katharina sagte mir: "Ich schreibe in drei Sprachen, die mir alle vertraut und lieb sind. Jedes Gedicht, jeder Text sucht sich die Sprache selbst aus, in der es geboren werden m;chte. Ich helfe ihm dann nur dabei."

Dass das Schreiben f;r Katharina sehr wichtig ist, merkt man besonders an ihren Gedichten.  Ich erinnere mich, wie ich auf dem Portal der russischen Dichter stichi.ru die Einzigartigkeit ihrer Poesie entdeckte. Beim Lesen kamen mir Bilder meiner Kindheit und Jugend hoch, erste Liebe. Das Thema Heimat spielt eine bedeutende Rolle. Ihre Gedichte sind durchtr;nkt mit der Philosophie der gelebten Momente, berauschenden Gef;hlen oder stiller Sehnsucht.

Leise schaukeln im Wind die B;ume…
Die Pappelb;ume… Die Pappeltr;ume…
Umranden mein Haus, meine heile Welt,
verbinden Erde und Himmel.

Noch ist nicht Zeit, dass ich sie verlasse,
noch ist nicht Zeit f;r Feuer und Asche,
noch schreiben im Blau ihre gr;nen Zweige
meine Lebensgeschichte…

Nur mein Herz… Es ahnte den Abschied,
und flog entgegen, und merkte sich alles -
das laute Fl;stern der Pappelbl;tter,
das leise Knacken der ;ste…

Meine Schaukel zwischen zwei dicken Pappeln,
die, wie ein Kind an den H;nden gehalten,
ist leer… Aber schwingt noch immer,
als ob sie gerade verlassen…

Ich wollte den Vorhang der literarischen Werkstatt der Autorin ein wenig ;ffnen. Zu verstehen, wie Kl;nge zu W;rtern komponiert werden, die einen eigenen Rhythmus und ein eigenes Denken bekommen ... Wie und wann die ersten Zeilen entstehen: tags;ber, nachts, pl;tzlich oder auf der intensiven Suche nach Rhythmus, Reim, Melodie eines Verses? Mit der Frage "Nicht nur f;r mich, sondern auch f;r die Leser w;re ihre literarische K;che sehr interessant“, wandte ich mich an Katharina und h;rte ihre Enth;llung als Antwort:  " Einsilbig kann ich auf diese Frage nicht antworten, denn es gibt keinen Zeitpunkt, keinen Plan wie und wann ein Gedicht entstehen soll ... Vielleicht k;nnte man es mit einer Empf;ngnis vergleichen. In welchem Moment ein Kind entsteht ist genauso schwer nachzuvollziehen, irgendwann merkt man, es ist da ... Aber auf jeden Fall geh;ren zwei dazu: die Idee und die Muse."

Schreibt Gedichte der Herbst,
auf den  B;umen vor Leidenschaft brennend,
Meist von Liebe…
Jedes Blatt wie ein lippenversengender Kuss…
Aufgereiht
glitzern Perlen – dem Abschied entronnene Tr;nen,
unvergesslich,
der Endg;ltigkeit trauriger Grus…

Schreibt Gedichte der Herbst…
Weht der Wind seine w;rzige Reife.
Jedes Blatt –
Melodie der Verliebtheit im Herz…
Lichterloh
brennen Farben, vergehen im Eifer des Abschieds,
fl;stern Sterne
;ber Liebe und Trennung, und Schmerz…

Flog von dannen ein Blatt…
Mit der liebeserkl;renden Inschrift.
Ich bewahre es auf
in der kleinen Schatulle f;r mich…
Schreibt Gedichte der Herbst,
voller Leidenschaft, Reue und Inbrunst,
von den Strophen ergie;t sich
bes;nftigend goldenes Licht…

Katharina Peters ist nicht nur Dichterin, sie schreibt auch Prosa. Vor einiger Zeit las ich ihre Geschichte auf Russisch "In der Steppe" aus der Serie "Memoiren einer Zehnj;hrigen". Ich erinnere mich, wie ich gleich von den ersten Zeilen an in die Atmosph;re der emotionalen Erfahrungen des M;dchens eintauchte. Sie waren f;r mich sehr deutlich, da ich dem Autor und seiner Protagonistin im Geiste, im Blut, im Ursprung nahestehe. Die Geschichte beschreibt eine typische Situation, die mir und vielen Kindern aus Familien mit deutschen Wurzeln, die nach dem Zweiten Weltkrieg in Russland geboren wurden, aus der Kindheit vertraut ist. Katarina nimmt in ihrer Geschichte als Grundlage das Bild des inneren Zustands eines M;dchens, welches gerade erf;hrt, dass ihr Vater nicht wie alle anderen ist, wie sie meint. Sein Schicksal scheint ihr unverst;ndlich. Diese Entdeckung wirft zuerst einen Schatten auf die vertrauensvolle Beziehung zwischen Vater und Tochter. Katharina Peters webt meisterhaft die Gef;hle des M;dchens, die ihren geistigen Frieden st;ren, in die Leinwand der Erz;hlung ein. Die schmerzliche Erkenntnis ;ber das Geheimnis ihres Vaters, der nicht im Krieg, sondern in einer Art "Arbeitsarmee" war. "Mein Vater hat immer die Wahrheit gesagt, aber jetzt verheimlicht er etwas. Warum wurde er verhaftet und dann freigelassen?" Das Kind versucht zu verstehen. Die Trag;die eines ganzen Volkes spielt sich in der Seele dieses M;dchens ab, welches die Folgen der Tatsache, dass sie zuf;llig in Russland als Deutsche geboren wurde, noch nicht erkannt hat. Katharina Peters f;hrt uns gekonnt in wenigen Strichen in die Szene ein. Die Worte der Protagonisten sind durchdrungen von der Luft der Kulunda-Steppe, dem Geruch ihrer Heimat. Eine Beschreibung des Aussehens und Charakters des Vaters, der ihr so lieb ist, wird meisterhaft in die Geschichte eingef;hrt.  Der Leser ger;t aus der Gegenwart in die Vergangenheit, verweilt einige Zeit in seiner Heimat, in der Kindheit, bei seinen Eltern, umgeben von ihrer F;rsorge und Aufmerksamkeit, und kehrt dann mit einer neuen Einsicht in die Gegenwart zur;ck.  Die Trag;die eines ganzen Volkes, ein anhaltender Schmerz der Ungerechtigkeit, die ertragen werden musste, die Seelen zerbrach und ihnen immer noch keine Ruhe gibt, wird hier noch mal bewusst.
Komponist, Maler und Bildhauer Josef Klassner hat die Musik zu einigen Gedichten von Katharina komponiert und gesungen. År erz;hlte mir: "Katja Peters und ich kennen uns seit den Festivals zu Ehren der S;ngerin Anna Hermann (die auch plattdeutsche Wurzeln hat), die meine Frau Tatjana und ich organisierten. Ich wollte schon lange Lieder in deutscher Sprache vertonen.  Ich selbst liebe auch meinen schw;bischen Dialekt, ich habe auch schon viele russische Lieder, damit kann man hier keinen ;berraschen. Aber ich denke, wir Deutsche aus Russland m;ssen unseren kreativen Beitrag auch f;r dieses Land leisten, in dem wir leben und etwas erreichen m;chten.  Dieser gro;e Wunsch, Musik zu deutschen Texten zu schreiben, hat mich auf Katharina aufmerksam gemacht. Sie schrieb Gedichte auf Plattdeutsch, und ich fragte sie einmal, ob sie einen Liedtext auf Hochdeutsch schreiben k;nnte. Katharina antwortete mir, sie w;rde es versuchen. Und so wurde unser erstes gemeinsame Lied geboren. Katja mochte meine Musik und Performance, und wir beschlossen, noch etwas in Hochdeutsch zu schreiben, wenn sie wieder Zeit h;tte. Katharina ist ;beraus begabt, sie schreibt sehr klar. Wenn ich ihr ein Thema vorschlage, kann sie daraus sofort klangvolle Texte entwickeln. Sie sp;rt die deutsche Mentalit;t, wozu viele unserer Russischsprachigen noch nicht im Stande sind, und das mag ich an ihren Gedichten. Sie ist in der Lage, sich in ein bestimmtes Bild hineinzuf;hlen und es kunstvoll in Worte zu fassen. Sie ist auch rhythmisch begabt, was sehr wichtig ist, sie sp;rt die Musik. Katharina besitzt, wenn man das so sagen kann, eine Ader der Moderne und sie hat Sinn f;r Humor. Alles zusammen erm;glicht ihr die Freiheit und Sch;nheit f;r die k;nstlerische Verwandlung ihrer Ideen in poetische Texte.“
Seit 2017 ist Katharina Peters Mitglied der LITO (Literarische Verein Russlanddeutscher Autoren.) Vor einigen Jahren hat sie „Das Lied vom Falken" ("Ïåñíÿ î Áóðåâåñòíèêå") von M. Gorkij ;bersetzt. Artur B;pple, Leiter der LITO, scheibt ;ber sie: „Deutsche Gedichte von Katharina Peters kenne ich nur wenige, aber einige ;bersetzungen, die recht gut sind. Auf jeden Fall hat sie Talent!  Einige russische Gedichte von ihr habe ich als m;ndlichen Vortrag geh;rt und war sehr angetan. Gerade damals beim Festival in Detmold. Ja, seit damals kenne ich sie, und seit damals kommen zu uns immer mehr neue, vor allem j;ngere begabte Menschen.  Das freut mich sehr, weil sie ja unser Anliegen weitertragen. Nur schade,
dass wir zurzeit Pandemiebedingt keine Festivals oder Lesungen organisieren k;nnen.“


Ìãíîâåíèå âìåñòå ìû áûëè
Íî âå÷íîñòü íè÷òî ïåðåä íèì
Âñå ÷óâñòâà ìû âäðóã èñòîùèëè
Ñîæãëè ïîöåëóåì îäíèì

Ïðîñòè, íå æàëåé áåçðàññóäíî
Î êðàòêîé ëþáâè íå æàëåé
Ðàññòàòüñÿ êàçàëîñü íàì òðóäíî
Íî âñòðåòèòüñÿ áûëî á òðóäíåé

(Ì. Þ. Ëåðìîíòîâ)

Sind uns Augenblicke geblieben,
dagegen die Ewigkeit kurz.
Versiechte dann unsere Liebe,
verbrannte im einzigen Kuss.

Zage nicht nach, unbesonnen,
verzeih mir die K;rze des Gl;cks,
sind Tr;nen des Abschieds verronnen,
schau nie in die Ferne zur;ck...

(ins Deutsche von K. Peters)

Seit 2018 versucht sich Katharina Peters im ;bersetzen aus dem Russischen ins Deutsche. So ist auch das Lied f;r Josef Klassner "Lass uns fahren nach Paris" entstanden.
Auch f;r mich pers;nlich hat Katharina einige Geschichten und Essays ;bersetzt.  "Der Inhalt deiner Texte, - schreibt sie mir. - die ich aus einer in die andere Sprache ;bertrug, war mir sehr nah, ich konnte deinen Gef;hlen und Gedanken sehr gut folgen. Es hat mir gro;en Spa; gemacht, auch wenn es nicht immer glatt von der Feder ging. Als ;bersetzer muss man doch viel mehr bedenken, als ich anf;nglich gedacht habe. Aber es hat mir gro;es Vergn;gen bereitet. Die Arbeit mit deinen Texten hat mich ermutigt am Internationalen Deutsch-Russischen ;bersetzerwettbewerb, der in Moskau stattfand, teil zu nehmen. Der Wettbewerb wurde zum achtj;hrigen Bestehen des Kulturvereins durchgef;hrt, der unter der Leitung von Elena Seifert in wenigen Jahren sehr erfolgreich wurde. Als ich auch noch den dritten Platz belegte, war das f;r mich, als absoluter Neuling auf dem Gebiet der Literarischen ;bersetzung, ein gro;es Erfolgserlebnis."
Das Leben geht weiter. Die S;hne von Katharina und Viktor sind erwachsen geworden, gehen eigene Wege. Sie haben anst;ndige Berufe gelernt, den Wehrdienst abgeleistet. Sie haben sichere Arbeitspl;tze, wohnen in eigenen vier W;nden. "Inzwischen haben wir zwei wunderbare Enkelkinder, eine Generation, die sich kein anderes Leben vorstellen kann und Russland nur als schwaches Echo wahrnimmt. Aber wenn sie vielleicht mal mehr dar;ber wissen wollen, dann k;nnen sie uns fragen, und wir geben ihnen viele Antworten..."
Auf meine Frage: „W;rdest du dein Leben wiederholen wollen, wenn es diese M;glichkeit gebe? " antwortete Katharina: "Ich wei; es nicht ... Ehrlich gesagt, nein, ich w;rde nicht noch mal leben wollen. Ich finde, ich habe bisher ein erf;lltes Leben gehabt. Reich an Erfahrung, an Freuden und Niederlagen. Aber doch viel mehr an Freuden! Ich habe Wichtiges und auch weniger Wichtiges geschafft, und habe noch vor einiges zu schaffen. Wenn ich manche Fehler wieder gut machen k;nnte ... Aber dann wiederum, w;rden mich die darauffolgenden Erfahrungen nicht bereichern!  Es ist gut so, wie es ist, gut dass wir nicht immer unser Schicksal bestimmen k;nnen. Wir k;nnen es nur mehr oder weniger beeinflussen. Wir haben ein eigenes Haus, damit wir ein Zuhause – gleich Heim – gleich Heimat haben, f;r uns und unsere Kinder, die im Elternhaus immer willkommen sind! Wir haben unsere Hobbys neu entdeckt und leben sie mit Freuden aus. Wir wandern und campen, entdecken Deutschland immer wieder aufs Neue, erkunden unsere Geschichte aus einer anderen Perspektive. Und ich w;nsche der j;ngeren Generation nicht den Mut am Leben zu verlieren. Es ist alles zu schaffen. Vielleicht sollte man die Schwierigkeiten als Herausforderung ansehen, die zu meistern der erste Schritt zum Erwachsenwerden sein k;nnte."

2021