Sag niemals nie

Инна Чешская
In einer H;ngematte liegend, genoss ich die Einsamkeit, ein interessantes Buch, ein Glas Rotwein und die Ruhe des Landlebens. Mein junger Hund Lord jagte nach Insekten, dann nach seinem Schwanz, dann steckte er seine Schnauze durch eine Hecke und beobachtete mit Interesse die Datscha-Akrobatik der Nachbarn.
Im Allgemeinen war der Abend tr;ge, und nichts deutete auf ;rger hin, bis Lord auf mich zukam, etwas Schmutziges in den Z;hnen hielt und seine Troph;e neben meine Flip-Flops stellte. Freude und Stolz breiteten sich in meinem Hund aus, und seine Augen und sein Schwanz verrieten, dass ich ihn sofort bewundern sollte. Zuerst dachte ich, es sei eines der vielen Spielzeuge meines vierbeinigen Freundes, aber als ich mir Lords Geschenk genauer ansah, erkannte ich mit Schrecken, dass es sich um das einst wei;e Kaninchen Vincent, das Haustier unserer Nachbarn, handelte. Das arme Tierchen war eindeutig mehr tot als lebendig. In kalten Schwei; geh;llt, hypnotisierte ich das tote Kaninchen und hoffte auf seine Auferstehung.
Es ist aber kein Wunder passiert! Trotz meiner jahrelangen Erfahrung als Expertin f;r die L;sung schwieriger Probleme mit nicht standardisierten Ans;tzen und Techniken war ich offen gesagt nicht bereit, das Problem zu l;sen. Die Arbeit mit Leichen lag v;llig au;erhalb meines Aufgabenbereichs und ;berstieg eindeutig meine Kompetenzen.
Lord sah mich fassungslos an, und ich blickte in die Zukunft, und das, was ich sah, gefiel mir gar nicht. Wir hatten zu unseren Nachbarn ;ber die Jahre ein ausgezeichnetes Verh;ltnis aufgebaut, und ich wollte es nicht wegen dieses dummen Missverst;ndnisses ruinieren.
Nachdem ich den gutm;tigen Killer in seinem Zimmer eingesperrt hatte, zog ich meine Gummihandschuhe an, schnappte mir Vincents schmutzigen K;rper und schritt entschlossen in das Badezimmer. Ich f;llte die Sch;ssel mit Wasser und Shampoo und begann, das arme Kaninchen zu waschen. Die ;belkeit kam und ging in Wellen, und die Tr;nen kullerten in einem Hagel ;ber meine Wangen. Es waren einerseits die Tr;nen des Mitleids f;r das hilflose Tier, das in einem ungleichen Kampfspiel mit Lord gefallen war, und andererseits die Tr;nen des Grolls ;ber meinen dummen und gleichzeitig so geliebten besten Freund, der in einem Augenblick zum M;rder wurde. Der frisch gewaschene Vincent sah fast lebendig aus, aber es fehlte die ;bliche Flauschigkeit, also holte ich meinen F;hn heraus. Nachdem ich das Fell des toten Nagers gestylt hatte, bekamen die Worte „Sag niemals nie“ f;r mich eine heilige Bedeutung.
Tief in der Nacht schlich ich mich auf das Grundst;ck unseren Nachbarn und legte Vincent in sein Gehege. Die widerspr;chlichsten Gef;hle ;berw;ltigten mich in dieser Nacht. Ich f;hlte mich als T;ter und Opfer zugleich, war stolz auf meine Cleverness und meine Friseurk;nste und machte mir gro;e Sorgen, ob die Nachbarn durch den angenehmen Geruch von Vincents Leiche, vielleicht, einen Verdacht sch;pfen w;rden.
Um neun Uhr morgens l;utete es an der T;r. Meine nette Nachbarin, die Kaninchenherrin, stand leichenblass vor der T;re. Sie zitterte und fragte stotternd, ob ich ein paar Minuten f;r sie h;tte. Nat;rlich, hatte ich Zeit f;r sie und ihren Kummer! Ich lud sie ins Haus ein und fragte mit schlechtem Gewissen geplagten Herzen, was denn passiert sei? Nachdem die Nachbarin ein Glas Wasser in einem Schluck getrunken hatte, erz;hlte sie mir mit zitternder Stimme, dass Vincent gestern gestorben war und sie und ihr Mann ihn in ihrem Garten begraben hatten. Und heute Morgen fand sie Vincent, zwar leblos, aber sauber und flauschig in seinem Gehege wieder liegen, als w;re nichts gewesen...