Altweibersommer

Âàñèëèé ×åøåíîâ
CESENOV
                ïåðåâîä N.Kostioutchenko

...Er ging Kaffee aufbrühen und ich dachte plötzlich: „Wie ist er eigentlich im Bett?“ Das schien unglaublich und unmöglich.

Warum eigentlich nicht? Wie lange kenne ich ihn schon? Fünf? Ja, fast fünf Jahre. Ein kluger, netter Mann. Seinen langen, nervösen Fingern nach, wahrscheinlich leicht verletzlich. Solche Typen und ich, genauer gesagt, es gab solche Typen noch nicht. Aber sie passen irgendwie nicht zu mir. Ich wollte immer, dass der Mann im Bett grob ist, ich mag es, wenn sie mir mit ihrer Grobheit ein bisschen wehtun. So eine Frau bin ich, halt, was willst du da machen? Aber dieser kann wahrscheinlich gar nicht wehtun – zu delikat. In der Zeitspanne, dass ich ihn kenne – hatte ich kein physisches Interesse an ihm, und was ist heute in mich gefahren – ich weiß nicht…

Ach was, ich belüge mich doch selbst. Ich hatte einfach schon lange niemanden mehr. Ich mag keine festen Sexpartner. Irgendwie ist es uninteressant und auch langweilig. Wenn es mehrere gibt, ist das Leben eben witziger. Vielleicht ist Beständigkeit für jemanden gut, aber nicht für mich. Deshalb sind wir auch mit meinem Ehemann getrennte Wege gegangen – ich konnte ihn sehr gut verstehen. Besonders wenn er in seine kurzen Dienstreisen fuhr, für zwei-drei Tage, vor denen er sich sorgfältig rasierte und seine ganze Männerparfümerie mitnahm und nach denen er immer ausschlafen musste. Der Kerl hat sich in den Dienstreisen kaputtgearbeitet.

Ich sah alles, aber das Gefühl der Eifersucht war nie da, vielleicht, weil ich ihn nicht so sehr liebte. Ja, so wird es wohl sein. Und eines Tages haben wir uns ehrlich ausgesprochen und jeder ist seinen Weg gegangen, Gott sei dank hatte er eine Unterkunft zum Wohnen. Getrennt haben wir uns, sind aber gute Freunde geblieben.

Schwerer war es, meiner Tochter und unseren Verwandten alles beizubringen, aber es ist schon gut gegangen. Ich war eine freie Frau, ich hatte eine Wohnung, eine Tochter, die im sechzehnten Jahr stand, und einen gut bezahlten Job. Meine Eltern waren in Rente, liebten und verwöhnten meine Tochter und die Kinder meines jüngeren Bruders, der mit seiner Familie bei ihnen lebte.

Alles ging gut, was soll ich sagen. Die Tochter fing an, für ihre Unabhängigkeit zu kämpfen, aber ich hatte es leicht mit ihr. Ich schätzte meine Freiheit und mit meinen vierzig Jahren kannte ich auch ihren Preis gut.

Obwohl, wenn ich ganz ehrlich sein soll, wollte ich einen Mann im Leben haben, der mich wie einen lieben und ihm sehr nahe stehenden Menschen behandeln würde. Es gibt sehr viele Bekannte um mich herrum – einige sind gut im Bett, mit den anderen ist es toll, zusammen zu arbeiten – solche mochte ich am liebsten, das Leben um sie herum kochte und sprudelte und sie hatten dieses Leben im Griff. Allerdings, konnten sich solche Liebhaber auch im Bett nicht entspannen. Einmal war es so, dass das Handy von einem Typen unter mir, das er neben dem Bett hinlegte, klingelte. Nach dem Telefongespräch konnte mein Kavalier gar nichts mehr, er lief bloß mit einer Zigarette im Zimmer herum, fuchtelte mit den Händen herum und erklärte mir, wie ihn jemand mit der Installation von irgendwelchen Geräten reingelegt hat. Und in meinen Ohren stand Lärm, das Herz pochte unten im Bauch und ich hatte den Wunsch ihn und den mit den Geräten totzuschlagen. Na ja, ich kenne dieses Leben – Geld, und zwar kein kleines – fällt ihnen nicht leicht zu. Also sind Sex und Business – zwei schwer zu kombinierende Sachen.

Ich verzichtete natürlich nie auf die Vertraulichkeit mit solchen Menschen, aber es war nicht spannend mit ihnen im Bett. Mit wem war es denn spannend? Das war für mich eine etwas schwierige Frage. Wenn ich auch so ein unregelmäßiges Verhältnis zu den Männern habe, gibt es eine Freundin, mit der ich mich schon seit ein paar Jahren mehrere Male im Monat treffe. Ich weiß nicht, wie man es erklären könnte, aber sie zieht mich an, ihr Körper und ich kann mir nicht genau sagen, was mir mehr Spaß macht – der Sex mit Männern oder mit ihr. Ich liebe den weiblichen Körper, die glatte Haut, den Busen, die Hüften. Ich mag diese Zärtlichkeit, die nur eine Frau geben kann, bin selbst sehr gern zärtlich – es gibt nicht solche Wörter, die das beschreiben könnten, was wir gemeinsam erleben.
Aber mit Kerlen erreiche ich auch den Zustand, wo ich schon ohnmächtig im Bett werden kann, was die Typen, die mich nicht kennen, in einen hysterischen Zustand versetzt.

Hm, und wie ist dieser? Ich weiß nicht… Je mehr ich an ihn denke, desto mehr zieht er mich an. Ich kann nicht erklären, warum, aber ich sehne mich nach seiner Aufmerksamkeit.
Hast du dich etwa in ihn verliebt?

Er hat endlich den Kaffee fertig! Er stellt sorgfältig die Tassen auf den Tisch. Seine Finger verzaubern mich. Mir wird schwindelig davon! Na klar, wir haben schon fast eine ganze Flasche Champagner ausgetrunken!
Gott, ist es schön!
Aber ich muss nach Hause.
Es ist rot.
Seine Frau liegt im Krankenhaus schon fast seit einem Monat. Ich kam um mich nach ihrem Zustand zu erkundigen. Ich kam am Mittag und jetzt ist es schon so dunkel draußen. Mein Gott, wie schnell die Zeit verging! Ach meine Liebe, was ist mit dir los? Da geschieht etwas Komisches. Weiß nicht… Vielleicht sitzt der Fortpflanzungsinstinkt wirklich irgendwo tief in einem drin, aber ich fühle es mit meiner Haut, dass er Hunger auf die Weiber hat. Er fühlt mich wahrscheinlich auch, denn seine Finger fummeln nervös an den Sachen herrum, die neben ihm liegen, und er merkt es nicht mal. Ich fange seinen starren, prüfenden Blick ab. Ok, ich muss gehen. Nur die Kopfschmerzen haben mir jetzt gefehlt. Wie banal!

Ein alleinstehender Mann, Champagner, leise Musik und Gemütlichkeit. Nur ist dieser alleinstehender Mann gar nicht allein, sondern auch noch der Ehemann meiner Freundin. Wieso habe ich ihn währen der Zeit, dass ich die beiden kenne, nie beachtet? Vielleicht, weil er nicht mein Typ ist?
Mensch, wie romantisch man alles arrangieren kann! Oder wirken die Musik und der Champagner so? Das ist irgendwie magisch. Ich kann ihm nicht in die Augen sehen, ich habe Angst, dass er darin mein Verlangen sieht. Sobald sich unsere Blicke treffen – werde ich zu einem Kaninchen, ich komme nicht von ihm weg. Seine Augen sind so grün, ich habe noch nie solche Augen gesehen, und die Wimpern sind so flauschig wie die Schneeflocken. Solche Augen haben wahrscheinlich nur gute Menschen. Und an den Seiten von ihnen sind kleine Fältchen. Wieso habe ich sie früher nicht beachtet?

Wozu bin ich denn hergekommen, ich dumme Kuh? Ich konnte doch einfach anrufen! Aber nein! Hab seiner Frau versprochen, dass ich vorbeikomme und nachsehe, wie er lebt, und ob er Hilfe braucht.
Aha, Hilfe!
Natürlich!
Kommen Sie, mein Lieber, ins Bett, wir zeigen Ihnen die französische Liebe erster Klasse, um Ihren physischen Zustand zu erleichtern.

Im Kopf dreht sich alles… Wie lange sitzen wir schon so? Ungefähr sechs Stunden, ich habe nicht mal bemerkt, dass wir die Flasche mit polnischem Amaretto fast leer haben.

Ach, verflucht noch mal, ich will bei ihm bleiben, ich hatte noch nie ein so starkes Verlangen! Na so was! Jetzt hast du den Salat, Fräulein! Wenn es jemand erzählen würde – würdest du es nicht glauben! Ja, meine Liebe, er hat dich von Anfang an, als ihr euch kennengelernt habt, interessiert, wozu sich selbst belügen? Du hattest Angst davor, hast dich für eine Business-Frau ausgegeben. Na und? Viele Kerle gefallen mir. Aber ich will, dass seine Hände mich berühren, streicheln, ich will die Bartstoppeln seiner unrasierten Wangen spüren…
So, richtig durchgedreht bist du jetzt…
Was tun?

Wie viel Zeit ist schon vergangen, das Gespräch fließt von selbst, einfach und ungezwungen.
Ich muss irgendwas tun. Ich muss irgendwie gegen dieses Zauber kämpfen.
Irgendwie peinlich…
Soll ich anrufen und ein Taxi bestellen?
Mein Gott, die Situation gerät aus der Kontrolle…
Ich geh ohne Taxi, auf dem Weg steige ich bei einem Privatfahrer ein. Wir müssen uns verabschieden, mein Lieber, guter Mensch.
Was soll ich dir sagen?
Vielleicht soll ich bleiben?
Nein, ich darf nicht, darf nicht, darf nicht!
Das Leben ist so kompliziert, wie kompliziert wir es machen.
Na endlich hat er sich getraut!
Er hat so weiche Haare, Lippen, Gott, wie lange habe ich darauf gewartet…!

2

Seit dieser Nacht vergingen ein paar Tage. Ich schämte mich nach dem, was zwischen uns war. Ich kann nicht erklären, warum.
Er rief am nächsten Tag an und mit einer sich irgendwie entschuldigenden Stimme fragte, ob alles in Ordnung wäre. Ich sagte, dass natürlich alles in Ordnung sei. Aber in Wirklichkeit – welche Ordnung, zum Teufel? Woher auch? Diese Nacht war irgendeine Grenze, die wir überschritten haben, ich fühlte es und hatte Angst davor. Warum?
Ich weiß nicht. Das kann man nicht erklären. Es ist so ein Gefühl, als ob du irgendeine Linie überschritten hättest und hättest plötzlich die ganze Welt irgendwie anders vor Augen. Dieses Gefühl hat sich irgendwo im Herzen festgesetzt, es schmerzte so sehr und es war kaum zu glauben, dass es in meinem Alter möglich ist, dass eine einzige Nacht dein ganzes Leben ändern kann. Obwohl, ich habe eigentlich nicht verstanden, wie der Kerl im Bett ist. Entweder war ich zu betrunken, oder etwas hat uns gehemmt. Doch zum ersten Mal in meinem Leben war das unwichtig für mich. Es war irgendwas an ihm, das mich dazu brachte, nicht daran zu denken.
Hast du dich etwa verliebt, meine Liebe? Solche Gefühle haben dir seit langem keinen Besuch mehr abgestattet.
Ach, ich weiß nicht… Und jetzt glaube ich, dass ich überhaupt nie diese Gefühle hatte.
…Und wieder stehe ich vor seiner Tür und drücke auf die Schelle. Hinter der Tür ist irgendeine Hymne zu hören. Komisch, früher habe ich nie bemerkt, dass seine Schelle so sonderbar ist.
Mein Gott, das Herz rast wie bei einem jungen Mädchen vor dem ersten Date! Da hast du es auf deine alten Tage! Ich hab darüber gelesen, auch Seifenopern gesehen, aber dass so was mir passieren würde… Ich will an nichts denken, reflektieren, mich selbst mit Komplexen quälen… Lass alles so sein, wie es sein wird.
Die Tür öffnete sich, Er lächelte, machte eine einladende Geste, half mir den Mantel auszuziehen. Im engen Flur seiner Wohnung war es irgendwie komisch und peinlich einander zu berühren. Schweigend hang er den Mantel auf und genauso schweigend umarmte er mich… Zum Teufel mit Allem! Wie schön ist es in diesen Armen zu liegen! Mein Zittern ist weg, und die Angst und die Zweifel und der Kopf denkt nicht mehr daran, was war, was sein wird, nur seine Lippen, nur seine Hände. Die Beine versagen mir, ich reiße mich los und gehe in die Küche. Da herrscht Chaos. Ich beginne mit der mich rettenden und gewöhnlichen Arbeit, aber es ist so schön, dass er bei mir ist! Bleib, bleib sitzen, ich brauche keine Hilfe, erzähl besser, was du in den letzten Tagen gemacht hast, wo du gewesen bist, wie es deiner Frau geht, rede, rede, lass alles seinen Gang gehen…

In seiner kleinen Wohnung herrscht Ordnung. Wir zündeten zwei Kerzen an, machten leise Musik an und setzten uns auf die Couch einander gegenüber. In seinen Pupillen spiegelt sich die Flamme der Kerzen, seine Augen sind irgendwie müde.
Bist du vielleicht krank? Ist alles in Ordnung mit dir?
Lege deinen Kopf auf meine Knie. Wunderbar, nicht wahr? Heute werden wir keinen Wein trinken, es geht uns auch so gut.

Draußen ist es schon dunkel geworden, die Musik spielt so, dass sich alles im Innersten wendet. Wir schweigen. Meine Hände gleiten über seine Haare. So schön und friedlich war es, glaube ich, noch nie. Wie haben wir denn ohne einander gelebt, Liebling? Und wieso ist alles so plötzlich?
Wahrscheinlich ist es alles nicht gut, es gibt doch die kranke Ehefrau, sie waren so viele Jahre zusammen, haben keine Kinder, das ist für beide qualvoll und schwer.
Ich weiß nicht, ich will nicht daran denken. Ich werde nicht daran denken.
Jetzt gibt es nur ihn, nur ihn, nur ihn!

Seine Finger gleiten über meinen Körper, und das wirkt auf mich unglaublich, das, was mit mir passiert – zum ersten Mal, mein Gott, ich konnte sterben, ohne dieses Glück erlebt zu haben!
Wir liebkosen einander langsam, finden auf unseren Körpern Partien, die besonders nachgiebig die Zärtlichkeiten erwidern, und zum ersten Mal in meinem Leben weinte ich bei der Intimität mit einem Mann, die Tränen strömten über meine Wangen und ich konnte nichts dagegen machen – du meine Güte, ein so langes Leben, so viele Beziehungen und keine Ahnung, dass es so schön, so wunderbar sein kann! Und ich hatte keine Kraft, weder die Beine, noch die Arme zu bewegen, ich war wie das zerflossene Wachs, ich konnte nicht verstehen, was er mit mir gemacht hat, aber ich wollte auch gar nichts mehr verstehen.
Ich schlief auf der Couch ein, mich an ihn angeschmiegt.

Am Morgen wachten wir gleichzeitig auf und während ich mich im Bad zum Bewusstsein brachte, kochte er Tee und machte Butterbrote. Wir schweigen, aber es ruft keine Peinlichkeit oder Spannung hervor.
Mein lieber Mann, niemals hätte ich gedacht, dass mir so etwas passieren würde. Ich möchte eine Frage stellen, weiß aber nicht, wie er darauf reagieren wird.
Er ist nicht beleidigt und hat mich überrascht – es gab nur wenige Frauen und alle sehr flüchtig.
Und… mit allen so wie mit mir?
Nein.
Und mit deiner Ehefrau?
Er zuckte die Achseln.
Er redet immer ungern über sie.

Es ist wahrscheinlich gut. Alle, mit denen ich zusammen war, klagten über ihre Frauen. Das war widerlich, weil ich wusste, dass sie trotzdem zu ihnen zurückkommen.
Wieso habe ich dann das Gefühl, dass du über eine Frau mehr weißt, als sie selbst?
Sind unsere Gefühle etwa so stark, dass sie uns helfen, einander kennen zu lernen?
Wie viele ich hatte?
Natürlich nicht viele, wozu brauchst du die Wahrheit? Deine männliche Eigenliebe wäre verletzt, wenn du erfahren würdest, dass es viele gab, aber ich liebe Sex und bevor ich dich traf, glaubte ich, alles darüber zu wissen.
Der Kaffee ist ausgetrunken, ich muss zur Arbeit.
Der Körper ist sehr angenehm und unglaublich entspannt, in meinem Inneren ist es ungewöhnlich ruhig und schön.
Im Taxi sitzen wir auf dem Rücksitz und halten Händchen. Ich stieg zuerst aus und küsste seine flaschenfarbenen Augen. Vor uns waren einige Stunden Arbeit und dann… ich weiß nicht, was danach kommt. Das Wichtigste ist, dass ich zum ersten Mal, obwohl ich geboren und wahrscheinlich mehr als die Hälfte meines Lebens hinter mir habe, mich als Frau fühlte und zum ersten Mal war ich froh, eine Frau zu sein.

3

Heute ist genau ein Monat, seit unserer ersten Intimität. Ich will diesen Abend gut feiern, ich will, dass du ihn dir merkst. Ich glaube, ich habe verstanden, wo der Grund dafür liegt, dass es bei uns so gut läuft. Ich habe verstanden, dass du es genießen kannst, dass ich mich bei dir gut fühle. Als ich es sah und verstand, begann ich auch das zu genießen, was ich, als Frau, dir geben kann und es erwies sich als ein sehr schönes Gefühl! Erinnerst du dich noch an die Gedichte von Andrej Wosnessensky über ein Mammutbaby? Da gibt es die Zeilen: „Je mehr du von sich wegnimmst, desto mehr bleibt dir übrig!“
Ach, es ist ja so wahr!
Ich weiß, du liebst Überraschungen, ich habe heute eine für dich und es bleibt ganz wenig Zeit bis dahin! Lass uns den Tisch decken, unsere Lieblingskerzen anzünden und Champagner aufmachen. Heute werden wir einen ungewöhnlichen Abend erleben, du wirst sehr überrascht sein, ich weiß, ich habe sogar Angst vor deiner Reaktion, doch du musst mir heute einfach vertrauen, ich weiß, dass alles gut sein wird. Hole ein drittes Sektglas heraus. Heute sind wir zu dritt, ich habe dir doch erzählt, dass es eine Freundin gibt, mit der ich mich manchmal getroffen habe, ich habe ihr von uns erzählt und sie gebeten, den Abend mit uns zu verbringen. Ach, du bist ja so aufgeregt! Sie wird dir schon gefallen, glaube mir, und wenn du mich liebst, vertraue mir, ich weiß, dass es ein Traum vieler Männer ist, und du hast doch auch davon geträumt, oder? Hab ich recht?
Mach dir keine Sorgen, du nimmst ja schon die vierte Zigarette! Ich weiß, dass du ein rarer Mann bist, ich habe solche nie in meinem Leben getroffen, du musst nicht mit uns klarkommen, du sollst dich einfach entspannen und genießen!
Da, die Hymne spielt an der Tür.
Komm, mach die Tür auf, mein Supermann!

4

Weißt du, ich kann nicht mal sagen, wie glücklich ich bin. Ich habe niemals gedacht, dass solches Glück in meinem Leben sein könnte. Ich sehe all unsere Probleme gut ein – du wirst nie ganz mir gehören, ich verstehe alles, es ist gemein, eine kranke Ehefrau allein zu lassen, das wird dich dein ganzes Leben lang quälen. Aber weißt du, ich habe gar keine Eifersucht ihr gegenüber. Lass mich die zweite Frau in deinem Harem sein, verlass mich nur nie, ich halte es nicht aus, ich überlebe es nicht, ich werde ohne dich nicht existieren können. Verzeihe mir diese Tränen, ich habe einfach Angst, dich zu verlieren, ich fürchte mein Weiberglück, du verstehst doch selbst, dass nicht jeder so was hat, verzeihe mir um Gottes willen. Ich werde nicht mehr weinen. Danke dir für mein Glück.

Hör mal, lass uns zum Schwarzen Fluss fahren. Du hast doch gesagt, dass du dort nie gewesen bist. Dieser Fluss fließt aus einer Höller heraus, er ist schon sehr alt. Man sagt, dort ist irgendein Wunder geschehen, seitdem hält man ihn für heilig. Einsiedler haben sehr lange in der Hölle gelebt. Jemand von den neuen russischen Millionären hat daneben eine Kapelle gebaut, nun ist da an Feiertagen Kirchendienst. Ein sehr guter Ort. Ich bin öfters da. Und jetzt möchte ich Kerzen für uns beide anzünden. Ich verstehe, dass im Leben alles passieren kann, aber unsere Liebe ist das Wichtigste, alles Andere ist nebensächlich, alles Andere kann einfach nicht ohne dich sein, ohne unsere Liebe…
Nimm drei Kerzen, lass uns sie anzünden und hier auf den Stein stellen, neben das Wasser. Auf deine Frau, auf uns beide und auf unsere Kinder. Wieso guckst du mich so an? Hast du etwas verstanden? Ich sehe an deinen Augen, dass du es erraten hast, aber wir reden später darüber.
Sieh, wie schön und ruhig es hier ist, nicht umsonst hält man diesen Ort für heilig. Die Blätter auf den Bäumen sind ganz gelb geworden, der Altweibersommer ist heute in aller Pracht, Gott, wie schön und friedlich es ist…
In sieben Monaten bekommen wir unser Baby, wie ich es will – kann man nicht in Worte fassen! Das ist ein Teil von dir, ein Teil von dir in mir drin, der dir ähnlich sehen wird!
Wenn es auch lächerlich aussieht – mir ist alles egal. Frauen können auch im späteren Alter Kinder kriegen. Du kannst es dir nicht mal vorstellen, was es für eine Frau bedeutet, ein Kind von dem geliebten Mann zu bekommen. Bist du froh? Schockiert. Ich verstehe alles, wir sind erwachsen, du kannst dich mir anvertrauen, genau wie ich mich dir anvertraue und mach dir keine Sorgen, wir werden leben, wie wir gelebt haben, nur wenn du zu uns kommst – werden zwei Menschen auf dich warten, das ist doch toll, was?
Ich weiß, dass es schwer sein wird, aber ich habe noch eine Tochter, sie wird alles verstehen und uns helfen, also wird alles gut, alles in Ordnung.

5

Danke euch, gute Menschen, dass ihr mich mitgenommen habt. Jetzt komme ich allein zurecht, es ist nicht mehr weit. Das Wetter ist schön, der Altweibersommer ist in dieser Gegend jedes Jahr so.
… Ein Jahr ist vergangen, seitdem wir hier waren.
… Bald ist es ein Jahr her, dass es dich nicht gibt.
… Ich weiß nicht, wie ich in dieser Zeit lebte, ich weiß nichts, ich erinnere mich an nichts. Im Inneren ist alles schwarz und zwar so, dass ich keine Kraft mehr habe. Ich stelle heute nur zwei Kerzen auf dem Steinchen neben dem Wasser auf. Wie viele zerschmolzene Kerzen hier stehen – viele Menschen kommen mit ihrem Glück und Unglück her. Vieles bewahren die verräucherten Wände der Hölle.
… Ich hatte immer Angst um mein Glück und war wahrscheinlich dafür bestraft. Ich weiß nicht, wie das, was damals geschehen ist, zu erklären ist. Man sagte, dass du einen jähen Tod von der Explosion in eurer Zeche gestorben wärst, und dein Körper in dieser Glut verbrannt wäre, sodass es nichts zu bestatten gäbe. Ich kann es nicht glauben. Es geht nicht in meine Seele rein. Vier Monate habe ich im Krankenhaus für Geistesgestörte verbracht, das Bewusstsein kehrte manchmal zu mir zurück, aber es wäre besser, wenn ich es gar nicht hätte, das ist nicht auszuhalten. Unser Kind habe ich auch verloren, ich weiß nicht mal, wann und wie es geschehen ist…

Nun werde ich oft hierher kommen, ich glaube, dass deine Seele unbedingt hier hinfliegt und du hier mit mir sein wirst, wir werden hier zusammen sein…
Ich weiß nicht, wie ich weiter leben soll. Und ich habe keine Kräfte mehr zu leben. Alles ist gleichgültig – sowohl meine Tochter, als auch meine Eltern. Alle haben ihr eigenes Leben und ich fühle mich an ihrer Seite nicht lebendig.

… Deiner Frau geht es gut, mach dir keine Sorgen. Ich glaube sie heiratet und das ist gut.

… Ich sehe dich lebendig in Träumen. Vielleicht, weil ich dich nicht bestattet habe? Und weißt du, der Tag geht wie im Traum vorbei, und ich warte ungeduldig auf die Nacht, damit ich dich wieder sehe und in deine grünen Augen schaue, deine sanften Hände spüre.
Und es wäre besser, ich würde nie aufwachen…



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