Merks Wien

Âîëüôãàíã Àêóíîâ
Vortrag in Wien

ARMENIEN UND BERGKARABACH

Land und Leute

Der Landesname "Àrmenien" entstammt der hurritischen Bezeichnung des an Melitena grenzenden Gebietes "Armi", dessen Grenzen ungefaehr denen des Armenischen Berg- bzw. Hochlandes entsprechen. Dieser Name ist ueber das aramaeische (altsyrishe) "arminaye" in die altpersische Sprache uebergegangen und figuriert in der persischen Form "Arminiyaiy" sechsmal in der Behisutuner Felseninschrift des altpersischen Grosskoenigs Dareios I. aus dem Geschlecht der Achaemeniden (552 v. Chr.), der die aufsaessigen Armenier unterwarf.
 
Nach der Meinung des christlichen altarmenischen Historikers Movses Chorenazi (Moses von Choren) stammen der Landesname "Armenien" sowie die entsprechenden altpersischen und altgriechischen Toponyme von dem Personennamen "Aram“, den ein Koenig des altorientalischen Reiches Urartu (Ararat, Biajni, Biaynili) trug, welches auf dem Gebiet des spaeteren Armenien bestand.

Die alten Armenier selbst nannten ihr Land "Hayk". Als Armenien spaeter in Abhaengigkeit von Persien (Iran) geriet, wurde das armenische toponymbildende Suffix "-k" durch das uebernommene iranische Suffix "-stan" (Land, Reich) verdraengt, sodass "Armenien" spaetestens seit dem fruehen Mittelalter aus Armenisch "Hayastan" genannt wird. Angeblich soll dieser Landesname vom sagenhaften Stammvater der Armenier namens Hayk stammen, der im Jahr 2492 v. Chr. das Heer des altbabylonischen Koenigs Belos besiegt und den ersten armenischen Staat gegruendet haben soll. Daher gilt das Siegesjahr 2492 v. Chr. als das erste Jahr im traditionellen armenischen Kalender. Eine andere Version verbindet jedoch den Landesnamen mit dem in altassyrischen Chroniken erwaehnten altorientalischen Reich "Hayasa"./1/

Urspruenge

Im Stadtteil Schengavit der heutigen armenischen Metropole Jerevan wurde eine Bronzezeit-Siedlung ausgegraben, die im V-III. Jahrtausend v.u. Z. existierte. Spaeter entstand dort die urartische Festung Erebuni, deren Name bis heute im Namen der armenischen Hauptstadt Jerevan (Erewan) deutlich nachklingt. Archaeologische Funde besagen, dass die Bewohner des Armenischen Hochlandes bereits im fruehen Altertum mit zahlreichen Handwerken vertraut waren. So konnten sie bereits im V-IV. Jahrtausend v. Chr. Kupfer und im II. Jahrtausend auch Eisen schmelzen.

Im XII. Jh. v. Chr. begann auf dem Gebiet des Armenischen Hochlandes der Bildungsprozess des armenischen Volkes, der im VI. Jh. v. Chr. Seinen Abschluss fand. Die wichtigsten Bestandteile des spaeteren armenischen Volkes waren die Voelker der Urarten bzw. Biajnen, Hurriten, Luvier sowie namentlich unbekannte Traegerstaemme der protoarmenischen Sprache (zu denen moeglicherweise phrygische Auswanderer gehoerten). Etwa im IV-II. Jahrhundert v. Chr. gingen die Urarten im armenischen Volk endgueltig auf.

Nach dem Fall des Reiches Urartu  unter den Schlaegen der skythischen Nomaden und assyrischen sowie medischen Eroberer Anfang des VI. Jh. v. Chr. wurde das Armenische Hochland lange von Assyrien, Medien und schliesslich (VI-IV Jh. v. Chr.)von dem altpersischen Grossreich der Achaemeniden beherrscht. Im Bestand des Achaemeniderreiches bildete das aufgeteilte Armenien zwei Satrapien (Provinzen), die XIII (Westarmenien mit Melitene als Hauptstadt) und die XVIII (Nordostarmenien).

Im Altertum

Manche Historiker halten die Existenz eines selbstaendigen armenischen Koenigreiches unter Mediens Aegide auf dem ehemaligen Gebiet Urartus bereits Anfang des VI. Jh., v. Chr., andere sogar das Bestehen eines selbstaendigen Reiches Armenien noch vor Beginn der medischen Eroberungszuege fuer moeglich. Jedenfalls gilt der Ursprung des armenischen Staates von vor dem Anfang des VI. Jhr. v.Chr. als unbestritten.

Nach der Zerschlagung des altpersischen Achaemenidenreiches durch Alexander den Grossen von Makedonien entstand 331 v. Chr. der armenischen Staat der Orontiden (Jervandiden), der als "Armenien" bzw. "Reich Ayrarat" bezeichnet wurde und bis 220 v.Chr, bestand. Die Hauptstadt dieses seit 316 v.Chr. voellig unabhaengigen Koenigreiches war Armavir (in der Naehe der heutigen Hauptstadt Jerevan).
 
Nach der kurzfristigen Eroberung durch das Syrische Seleukindenreich erlangte Armenien wieder seine Unabhaengigkeit, als Artasches I. 189 v.Chr. das Reich Grossarmenien gruendete. Strabo zufolge sprach bereits unter Artasches I. die gesamte Bevoelkerung Armeniens eine einheitliche armenische Sprache, obwohl das von zahlreichen persischen Entlehnungen durchwirkte Aramaeische (Altsyrische) Hof- und Reichssprache bis Anfang des II. Jh. v.Chr.  blieb.  163 v.Chr. loeste sich auch "Kleinarmenien" (Commagene) aus dem multinationalen seleukidischen Staatsverband heraus. Als unabhaengiger Staat konnte Kleinarmenien seine Unabhaengigkeit bis 115 v.Chr. behaupten, wonach es zuerst durch Mithradates VI. von Pontos und spaeter durch die Roemer erobert wurde.

Unter Koenig Tigranes II. dem Grossen aus dem Haus der Artaschesiden (80—70 v.Chr.) reichten die Grenzen Grossarmeniens vom Kaspischen Meer bis Palaestina und Aegypten. Nach zahlreichen Erfolgen und Misserfolgen im Krieg gegen Rom wurde Tigranes von den R;mern bei Artaxate (Artaschat) und Tigranakert 65. v.Chr. vernichtend geschlagen, Armenien von den Roemern besetzt. Der zum "Freund und Verbuendeten des roemischen Volkes" erklaerte Tigranes verlor all seine Eroberungen. Sein ehemaliges Grossreich blieb auf das einheitliche (Gross-)Armenien sowie einige Gebiete beschraenkt, die er seinerzeit dem iranischen Partherreich entrissen hatte, welches die Nachfolge des altpersischen Achaemenidenreiches angetreten hatte.

Im Jahr 1 n. Chr. wurde der unabhaengige armenische Staat von den Roemern vernichtet. So endete die etwa 200jaehrige Geschichte des Artaschesidenreiches.
Mit der Zeit verwandelte sich Grossarmenien in eine Art Pufferzone und Zankapfel zwischen Rom und dem Partherreich, spaeter (seit dem III. Jh. n. Chr.) zwischen Rom und dem auf Parthiens Truemmern entstandenen Neupersischen Sassanidenreich.
Seit der Antike fuehrten ueber Armenien zahlreiche Handelsstrassen, die Rom mit dem Iran, Indien und China verbanden.

1 bis 63 n. Chr. wurde Armenien nominell durch roemische und parthische Strohmaenner  regiert.  58—63 n. Chr. kaempften Rom und Parthien und die Kontrolle ueber Armenien. Nach Roms Niederlage mu;ten die Roemer Tiridates I, Bruder des Parther-Grosskoenigs Vologeses aus dem parthischen Geschlecht der Arsakiden (Arschakiden) als unabhaengigen Koenig Armeniens und Armenien in dessen alten Grenzen anerkennen. Seitdem herrschten die Arschakiden nicht nur ;eber Parthien (sowie ueber das mittelasiatische Kuschanenreich) als auch ueber Armenien.

Bis Anfang des III Jh. fielen die Roemer dreimal in Armenien ein, ohne jedoch den unabhaengigen armenischen Staat vernichten zu koennen. Die iranische Bedrohung Armeniens erwies sich als viel gefaehrlicher.

Um das Jahr 225 wurde Armenien durch den neupersischen Sassaniden-Grosskoenig Shapur (Sapores) I. erobert. Dieser benannte seinen Sohn zum Regenten Armeniens mit dem Titel Vazurg Shah Arminan (Grosskoenig der Armenier). Die Herrschaft der Arschakiden ueber Armenien wurde erst 298 n.Chr. nach dem roemisch-persischen Friedensvertrag von Nisibis wiederhergestellt-

Taufe und Folgen

Zu einem hoechst wichtigen historischen Ereignis wurde die Erhebung des Christentums (in monophysitischer Form) zum  Staatsglauben von Grossarmenien unter dem Arschakidenkoenig Tiridates III. Anfang des IV. Jh./2/

Dadurch konnte Armenien  als erster Staat, der das Christentum als Staatsreligion annahm, seine Beziehungen zu Rom verbessern.

Doch infolge der sowohl durch das persische Sassanidenreich als auch durch Rom betriebenen Eroberungspolitik wurde Armenien 387 zwischen diesen beiden Grossreichen aufgeteilt. Freilich verblieben die Arschakiden im persisch gewordenen Ostarmenien als Klientel-Koenige bis 428 an der Macht. Danach wurde Armenien durch persische Statthalter (Marspane) regiert, die manchmal dem armenischen Hochadel entstammten, der am Sassanidenhof auch weitere Vorrechte besass.

Ein weiteres aeusserst wichtiges kulturhistorisches Ereignis war die Erfindung der armenischen Schrift durch Mesrop Maschtots. Dadurch wurde das armenische Gefuehl der nationalen Zusammengehoerigkeit verstaerkt und die geistige Unabhaengigkeit der Armenier von den Nachbarvoelkern und –staaten endgueltig gesichert.

Nach dem Fall des unabh;ngigen armenischen Reiches erstarkte, besonders ab Mitte des V. Jh. der von den in st;ndige Kriege mit dem nunmehr endg;ltig christlich gewordenen Rom verwickelten Sassaniden ausgeuebte religioese Druck auf die als "fuenfte Kolonne des christlichen Roemischen Reiches" betrachteten armenischen Christen, um ihnen den zoroastristischen Staatsglauben des Neupersischen Reiches aufzuzwingen. Diesen wiederholten persischen Versuchen, das armenische Volk auf diese Art und Weise "gleichzuschalten" und zu assimilieren  war jedoch kein Erfolg beschieden. Nach mehreren Aufstaenden der Armenier gegen die Sassaniden erfolgte 451 die Schlacht bei Avarayr. Sie wurde f;r die Perser zum Pyrrhussieg und vereitelte deren Plan, Armenien zu "entchristianisieren".

Im Mittelalter

In den Jahren 481—484, wurde im Zuge eines neuen Armenieraufstandes gegen den vom Perserreich ausgeuebten Glaubendruck versucht, den unabhaengigen armenischen Staat wiederherzustellen. Dieser Versuch misslang, doch die Armenier vermochten es, nach deren Sieg ueber die Perser bei Nersechapat ihre religioese Autonomie zu behaupten. Nach dem Friedensvertrag von Nvarsak musste Persien den halbunabhaengigen Status Armeniens und die voellige Freiheit des armenischen christlichen Glaubens zugestehen. Diese Selbstaendigkeit erstarkte nach dem 2. Konzil der armenischen Apostolischen Kirche von Dvin 554, der sich endgueltig zum Monophysitentum bekannte und die armenische apostolische Kirche somit sowohl der uebrigen oestlichen als auch der westlichen christlichen Kirche entfremdete. 572 schlugen armenische Rebellen die persischen Besatzungstruppen, wonach sich ein beachtlicher Teil des vorher durch Persien beherrschten "Marspan-Armeniens" dem ostroemischen (byzantinischen) Reich anschloss.  591 wurde Armenien zwischen Persien und Ostrom bzw. Byzanz aufgeteilt. Der groessere Teil Armeniens wurde als Vasallenstaat von Byzanz einverleibt. Die neue innerarmenische Grenze verlief  vom Fluss Asat im Norden bis zum Van-See im S;den. Bis Anfang des VII. Jh. kaempften Ostrom und Persien erbittert um die Kontrolle ueber Armenien.

Mitte des VII. Jh. wurde der persisch verbliebene Teil Armeniens durch die moslemischen  Araber erobert. Neben Georgien, Arran und dem Derbent-Gebiet bildeten die arabisch besetzten Gebiete die Provinz "Arminia" des Arabischen Khalifats, die von der armenischen Stadt Dvin aus regiert wurde. 653 schlo; Armenien, von eigenen Fuersten (Ischchanen) unter Oberhoheit der arabischen Statthalter (Vostikane) beherrscht, ein Abkommen mit dem Khalifat, wonach Armenien zwar politisch nach wie vor von dem Khalifen abhing, de-facto jedoch Selbstverwaltung und Glaubensfreiheit erhielt. Im VII—IX Jh. wurde die Araberherrschaft infolge zahlreicher Armenieraufstaende immer lockerer.

Seit Anfang des IX. Jh. nahm Armenien eindeutig Kurs auf die Wiederherstellung seiner Unabhaengigkeit. 885 mussten sowohl das moslemische Arabische Khalifat als auch das christliche Kaiserreich von Byzanz die Unabh;ngigkeit des Armenischen K;nigreiches unter dem Szepter der Bagratiden (Bagratuni) anerkennen (das nicht der einzige, jedoch der staerkste damalige armenische Feudalstaat war).  Im Herzen des Armenischen Koenigreiches befand sich das im Becken des Flusses Achurian gelegene Gebiet Schirak. Die in Mittelarmenien entstandene neue Monarchie schlo; ganz Unterarmenien sowie das Gros des transkaukasischen Armeniens ein. Diese politische Entwicklung wurde von den damaligen Historikern als "die dritte Erneuerung des Armenischen Koenigreiches" gefeiert. Infolge zunehmender feudalen Zersplitterungsprozesse sowie innerpolitischer Fehlschlaege der Bagratiden bildeten sich auf dem Gebiet Armeniens Teilstaaten: 908 das Koenigreich Vaspurakan, 963 das Koenigreich Kars, 978 das Koenigreich Taschir-Dsoraget 978 das Koenigreich Siunik. Deren Koenige galten zwar als Vasallen des grossarmenishen Bagratidenreiches, waren jedoch weitgehend unabhaengig. Nach dem Tod des grossarmenischen Bagratidenkoenigs Gagik I wurde der armenische Hauptstaat infolge des Kampfes der Kronprinzen um die Thronfolge 1022 zwischen zwei Prinzen zeitweilig aufgeteilt. 1044  wurde einer von ihnen, Ovanes-Smbat (Johann-Sabbat) unter byzantinischem Druck gezwungen, in seinem Testament sein Reich nach seinem Tod Ostrom zu vermachen. 1045 nahmen die Byzantiner den armenischen Koenig Gagik II. gefangen. Bald darauf eroberten sie dessen Reichshauptstadt Ani, um danach das Gebiet Schirak zu besetzen und somit das Koenigreich Armenien zu vernichten. In den darauffolgenden Jahrzehnten setzten die Byzantiner ihre armenienfeindliche Machtpolitik weiter fort./3/

Anfang des XI Jh. begannen die Einfaelle der moslemischen seldshukischen Tuerken ins byzantinische Armenien ein, die dem armenischen Volk gro;en Schaden zuf;gten. 1048 fiel der Sultan Togrul-bek, 1064 dessen Sohn Alp-Arslan in Armenien ein. Nach der Zerschlagung das zu einem beachtlichen Teil aus Armeniern bestehenden byzantinischen Heeres  durch die Seldshuken bei Manzikert (Manaskert) 1071 kamen die meisten armenischen Gebiete, ausser den Koenigreichen Siunik und Taschir-Dsoraget sowie dem Hatschener Fuerstentum (im armenischen Gebiet Arzakh, sp;ter als Karabach bekannt, wovon noch die Rede sein wird) unter seldshukische Herrschaft. 1072 erhielt das tuerkische Fuerstengeschlecht der Scheddadiden von dem Seldshuken-Sultan das ehemalige armenische Koenigreich von Ani als Lehen (Emirat von Ani). Ab 1100 gehoerte das Gros Westarmeniens zum Staat der Schah-Armeniden. Der Verlust der staatlichen Unabhaengigkeit nach der Eroberung Armeniens durch Byzanz sowie die verheerenden Seldshuken-Einfaelle hatten die Massenflucht der armenischen Bevoelkerung aus dem vom Feind besetzten Heimatland  nach Kilikien, Georgien, Polen, Litauen, Italien sowie in andere sichere Gebiete.

Gegen Ende des XI Jh. verschob sich der armenische Nationalstaat westwaerts, ins historische "Kleinarmenien", nach Kappadokien, Kilikien und ins Euphrates-Gebiet. Dort wurden von armenischen Umsiedlern der Staat von Philaretes Varashnuni, die Fuerstentuemer Kesun, Edessa, Melitene, Pir sowie das Fuerstentum und spaetere Koenigreich Kilikien gegruendet. Besondres beachtenswert war der 1080 gegr;ndete armenische Staat Kilikien, das sich 300 Jahre lang (zum Teil in Bund mit den levantinischen Kreuzfahrerstaaten und sogar mit den Mongolen) gegen Seldshuken und Byzanz behaupten konnte. 1198 wurde das armenische Fuerstentum Kilikien ins Koenigreich verwandelt. "Alle Armenier jubelten, weil sie die Wiederherstellung und Erneuerung ihres Koenigreiches durch  den tugendhaften und gottgef;lligen armenischen Koenigs Levon  erleben durften", schrieb ein zeitgen;ssischer Chronist. Das armenische Koenigreich Kilikien wurde durch den Kaiser des Heiligen Roemischen Reiches Heinrich IV, durch Papst Coelestin III und durch den byzantinischen Kaiser anerkannt. Dort wurden zahlreiche Burgen der westlichen Moenchzsritterorden gegruendet. K;nig Levon von Armenien trat dem Deutschen Orden als Confrater bei. Das kilikische Koenigreich der Armenier, dessen Hauptstadt Sis und dessen Haupthafen Hayas (Layas) war, ueberlebte alle Kreuzfahrerstaaten im Orient und erlag erst 1375 dem Ansturm der aegyptischen Mameluken.

Ende des XII bis Anfang des XIII Jh., in der Regierungszeit der georgischen Koenigin Thamar (die dem urspruenglich armenischen Koenigshaus der Bagratiden, oder, auf Georgisch, Bagrationi, entstammte), wurde ein beachtlicher Teil der armenischen Gebiete durch das erstarkte Koenigreich Georgien einverleibt. In diesem Zeitabschnitt wurde Ostarmenien durch das Herrscherhaus der Sakarian (Zachariden) regiert, die am georgischen Koenigshof hoch angesehen waren. 1207 fiel das Gebiet der Schah-Armeniden an das moslemische kurdische Herrscherhaus der Ajubiden, Sultane von Syrien und Aegypten. 1225 wurde Armenien durch das vor Dshenghis-Khans Mongolen aus Mittelasien fliehende Heer Dshelal-ed-Dins, Sultan von Choresm, verheert. 1236 fielen die mongolischen Verfolger in Dshelal ed-Dins Fusstapfen ins ohnehin leidgepruefte Armenien ein. 1386 erfolgte der erste Einfall der gewaltigen Heeresmacht des mittelasiatischen Eroberers Tamerlan (Timur-Leng) in Armenien ein (dem mehrere weitere folgten). Im Zuge all dieser folgenschwerer Ereignisse des XIII—XIV Jh. wurde in Armenien der armenische Uradel allmaehlich durch Angeh;rige fremder, tuerkischer, kurdischer und mongolischer Nomaden-Adelsgeschlechter verdraengt und ersetzt.

Infolge jahrhundertelanger fremder Invasionen wurden zahlreiche armenische Gebiete durch nomadisierende Turkstaemme besiedelt. Nach Tamerlans Tod 1405 fielen Armeniens Ostregionen an den Stammesverband der Ogusen (Turkmenen) vom Schwarzen Hammel (Kara-Kojunlu) mit Hauptstadt in Tebriz. Fuenfzig Jahre danach wurde das gesamte Gebiet der Schwarzhammel-Turkmenen durch deren Rivalen, die Turkmenen vom Weissen Hammel (Ak-Kojunlu), erobert. Die von den rivalisierenden, einander bekaempfenden Nomaden beraubte und dezimierte einheimische armenische Bev;lkerung  hatte die Wahl zwischen physischer Vernichtung, Versklavung und Massenauswanderung in die Nachbarlaender zu treffen. Im Zuge der Nomadeneinfaelle wurden die Produktionsmittel und Produktivkraefte unterwandert. Eine der Ursachen der Unmoeglichkeit, den unabhaengigen armenischen Staat wiederherzustellen, bestand in der permanenten Vertreibung der Einheimischen durch die tuerkischen Nomaden, welche die landwirtschaftlichen Nutzflaechen in Waidplaetze fuer ihre Vieh- und Pferdeherden verwandelten.

Im XV-XVI Jh. blieben armenische nationalstaatliche politische Strukturen lediglich im Gebiet von Berg-Karabach erhalten, wo das armenische Fuerstentum Chatschen fortbestand, wovon noch die Rede sein wird.

Im XVI—XVIII Jh.

1510 schlug der persische Schah Ismael I, Gr;nder der Sefewidendynastie, die Turkmenen vom Weissen Hammel und eroberte deren Gebiet einschlie;lich Ostarmeniens. Diese Eroberung bildete den Auftakt zum jahrhundertelangen Kampf  zwischen dem schiitischen persischen Sefewidenreich und dem sunnitischen  t;rkischen Ottomenen- bzw. Osmanenreich um die Vorherrschaft im Kaukasus und in Transkaukasien. Zum wiederholten Mal verwandelte sich Armenien ins Schlachtfeld zweier m;chtiger Nachbarreiche. Mitte des XVI Jh. trafen das Osmanenreich und Persien nach 40 Jahren Krieg eine Vereinbarung ueber die Aufteilung ihrer Einflussgebiete. Ostarmenien fiel an die persischen Sefewiden, Westarmenien an die osmanischen Tuerken. Es handelte sich jedoch um einen kurzen Waffenstillstand, wonach weite Gebiete Transkaukasiens wiederum zum Gegenstand erbitterter persisch-tuerkischer Kriege werden mussten.

1603 eroberte der persische Schah Abbas I fast ganz Armenien, Als sich seine Truppen dann dem Osmanen-Druck weichen mu;ten, hinterliessen sie nur verbrannte Erde und trieben am Leben gebliebene etwa 300 000 armenische Familien im Laufe von 8 Jahren nach Persien, wo die Zwangsausgesiedelten im Raum Isfahan angesiedelt wurden.
 
Die Sefewiden verwandelten das ihnen zugefallene armenische Gebiet in eine Beglerbgschaft (Gouvernement) mit Erivan als Verwaltungszentrum.

Mitte des XVIII. Jh. zerfiel das Perserreich faktisch in einzelne fast unabhaengige Teilfuerstent;mer. Auf armenischem Territorium erschienen zu dieser Zeit die Chanate Nachitschevan und Erivan (Jerevan). Die Macht lag in den Haenden des muslimischen Nomaden-Adels.

Ende des XVII— Anfang des XVIII Jh. wurde der armenische Freiheitsk;mpfer Israel Ori zur Hauptfigur der nationalen Erneuerung, der zuerst in Westeuropa und danach in Ru;land politische Verbuendete suchte. Waehrend des Persischen Feldzuges des russischen Zaren Peter des Gro;en brach unter den Armeniern von Siunik und Berg-Karabach ein bewaffneter Aufstand gegen die Perser aus. An dessen Spitze standen David-Bek und Jesan Hasan-Dshalalian /4/, die die Iraner fuer einige Jahre zu vertreiben vermochten. Mitte des XVIII Jh. bestanden in den Bergen Karabachs immer noch halbautonome armenische Herrschaftsgebiete. Die dort gelegenen Melikschaften von Hamsa und Sangesur  wahrten die Reste armenischer politischer und staatlicher Strukturen. Ein russisches Dokument des XVIII Jh. berichtet ueber: "das Gebiet von Karabagh, den einzigen Rest Alt-Armeniens, der seine Unabh;ngigkeit seit Jahrhunderten bewahrt…". Die armenische nationale Befreiungsbewegung erstarkte in der 2. Haelfte des XVIII. Jh. 1786 versuchte der Aufklaerer Jossif Emin, von den armenischen Fuersten bzw. Meliken Karabachs unterstuetzt, die persische und tuerkische Herrschaft zu stuerzen. 1773 entwickelte Movses Bagramian das erste armenische politische Programm, das die Befreiung Armeniens durch Waffengewalt, die Einfuehrung einer konstitutionellen Monarchie sowie parlamentarischer Herrschaft vorsah. 1788 legte Schaamir Schaamirian in seinem Traktat "Falle der Selbstsucht" die republikanischen Grundsaetze des kuenftigen unabhaengigen armenischen Staates dar. Er sah auch die Schaffung einer provisorischen armenischen Exilregierung in Suedrussland vor, die dann sp;ter siegreich in Armenien (mit russischer Hilfe) einziehen sollte.

Im XIX Jh.

Bereits Anfang des XVIII Jh. verkuendete ein drittes Grossreich, das Russische Kaisertum, neben Persien und der Tuerkei, ihre Interessen im Transkaukasus. 1801 wurde das georgische Koenigreich von Kartli und Kacheti samt deren Vasallensultanaten, zu denen auch die historischen Gebiete Armeniens Lori und Schirak gehoerten, an Russland angeschlossen. Formell blieb dort die Macht oertlicher Feudalherren fortbestehen, in Wirklichkeit hatten jedoch russische Militaerbeamte das Sagen. So begann der Anschluss der historischen Gebiete Ostarmeniens, wo Anfang des XX Jh. der selbstaendige armenische Staat wiederhergestellt wurde, an das Russische Kaiserreich.  Im Ergebnis des russisch-persischen Krieges (1826—1828) eroberte Russland die Chanate Erivan undf Nachitschevan sowie den Kreis Ordubad. 1828 wurde auf deren Territorium das Armenische Gebiet mit Zentrum in Erivan gebildet. Es wurden aus dem Transkasus nach Persien zwangsausgesiedelte Armenier repatriiert und zahlreiche Armenier aus dem osmanischen Westarmenien umgesiedelt. Der Anschluss Ostarmeniens an Russland bildete die Grundlage fuer das Wiederaufbluehen der armenischen Kultur.

1863 liess die osmanische Regierung eine spezielle Armenische Nationalverfassung fuer die "tuerkischen" Armenier zu, welche jedoch trotzdem weiter diskriminiert wurden. Nach dem russisch-tuerkischen Krieg (1877—1878), an dem "russische" Armenier aktiv beteiligt waren, wurde die Armenische Frage zum Brennpunkt internationaler Diplomatie. Im Kriegsergebnis wechselten weite Gebiete des historischen Westarmenien von den Tuerken zu den Russen ueber. Zahlreiche "tuerkische" Armenier wurden von den russischen Beh;rden in den Transkaukasus umgesiedelt. Ende des XIX Jh. entstanden die ersten armenischen politischen Parteien (1885 die Partei Armenakan, 1887 die sozialdemokratische Partei Gntschakan, 1887 die besonders militante nationalrevolutionaere Partei Daschnakzutiun, die fuer die Wiederherstellung des historischen Grossarmeniens mit unbestimmten Grenzen eintrat und vor Terroranschlaegen nicht zurueckschreckte). Deren rege Beteiligung an revolutionaeren Aktivitaeten fuehrte zu Repressalien gegen Armenier, 1894—1896 kam es im Îsmanischen Reich zu massiven armenischen Pogromen mit zahlreichen Menschenopfern. Im Russischen Kaiserreich liessen die Zaren Alexander III, sowie dessen Sohn Nikolaus II. zahlreiche armenische Schulen sowie Bibliotheken und Zeitungen schliessen. 1903 liess Zar Nikolaus II, sogar das Eigentum der armenischen Kirche wegen Unterstuetzung armenischer Nationalrevolutionaere konfiszieren, die es jedoch 1905, nach Abebben der revolutionaeren Welle zurueck erhielt.

Zwischen Tuerken und Sowjets

Im Ersten Weltkrieg beschloss die an die Macht im osmanischen Reich gekommene jungtuerkische Regierung  zwecks Regelung der schwierigen innerpolitischen Lage "die armenische Frage endgueltig zu loesen". Die Folge war der Voelkermord an etwa 1,5 Millionen "tuerkischer" Armenier. Im Zuge der K;mpfe an der Kaukasusfront drangen russische Zarentruppen tief  ins Gebiet des Osmanischen Reiches ein, wobei sie die groessten und wichtigsten Staedte Westarmeniens Erzerum, Trapezund, Van (ehemals Tuschpa, Hauptstadt von Urartu), Erzinjan und Musch besetzten.

Der Sturz der Zarenmonarchie und der liberaldemokratischen Provisorischen Regierung in Ru;land 1917 sowie der Machtantritt der Bolschewiken und der ausgebrochene Buergerkrieg fuehrten jedoch zum Zusammenbruch der russischen Kaukasusfront und zum Zerfall des russischen Reichsgebietes. Am 28. Mai  1918 auf dem Gebiet des "russischen" Armeniens von armenischen Nationalrevolution;ren (die den Bolschewiken feindlich gesinnt waren) die unabhaengige Republik Armenien proklamiert (zu der das ehemalige Gouvernement Erivan, das Gebiet Kars und ein Teil des Gouvernements Jelisawetpol des zerfallenen Russischen Kaiserreiches gehoerten), die sehr bald wegen Gebietsstreitigkeiten in bewaffnete Konflikte mit ihren ebenso frischgebackenen Nachbarstaaten Georgien, Aserbaidshan sowie mit den Tuerken geriet. Nach dem 1920 von der siegreichen Entente mit dem im Ersten Weltkrieg unterlegenen Osmanischen Reich in Sevres abgeschlossenen Friedensvertrag sollten bedeutende Teile Westarmeniens (Van, Biltis, Erzrum,Trapezund) samt Schwarzmeerkueste an den neuen unabhaengigen Staat Armenien als Entente-Verbuendeten fallen. Doch die an die Macht gekommene sultanfeindliche nationalrevolution;re Regierung Mustafa Kemal Atatuerks weigerte sich, den Vertrag zu ratifizieren. Im 1920 ausgebrochenen tuerkisch-armenischen Krieg trugen die Kemalisten, von den sowjetischen Bolschewiken tatkraeftig unterstuetzt, den Sieg davon. In der Nacht des 3. Dezember 1920 musste die von der nationalrevolutionaeren Partei Daschnakzutiun regierte unabhaengige Republik Armenien kapitulieren.

Indessen drang bereits am 29. November 1920 die rote Sowjetarmee ins Gebiet der Republik Armenien ein (unter den Sowjets galt dieser Tag als Verk;ndungstag der Armenischen Sozialistischen Sowjetrepublik durch die aufstaendischen Volksmassen Armeniens). Am 2. Dezember 1920 musste die  Regierung der unabhaengigen Republik Armenien das durch den bolschewistischen Politischen Vertreter (Botschafter) Boris Legran vorgelegte Ultimatum annehmen. Danach wurde der von den T;rken verschonte, von roten Sowjettruppen besetzte Restteil Armeniens zur Sozialistischen Sowjetrepublik unter der Schirmherrschaft der Russischen Sozialistischen Sowjetrepublik (RSFSR) erklaert.

Am 16. Maerz 1921 wurde im roten Moskau der Vertrag "Ueber Freundschaft und Bruderschaft" zwischen der kemalistischen Regierung der Grossen Nationalversammlung der Tuerkei und der RSFSR-Regierung unterzeichnet. Nach diesem Vertrag (zu dessen Eroerterung Sowjet-Armenien nicht zugelassen wurde) fielen die von den Kemalisten im tuerkisch-armenischen Krieg 1920 eroberten Gebiete Kars und Surmali an die Tuerkei, die tuerkisch besetzte Stadt Alexandropol (spaeter Leninakan und schliesslich Giumri) an die Armenische SSR. Die armenischen gebiete Nachitschevan sowie Scharur-Daralagaes gingen als autonome Bezirke unter das Protektorat der neugeschaffenen Aserbaidshanischen Sozialistischen Sowjetrepublik.
 
Ab 12. Maerz 1922 war Sowjet-Àrmenien (neben Sowjet-Aserbaidshan und Sowjet-Georgien) Teilrepublik der Transkaukasischen Foederativen Sozialistischen Sowjetrepublik. Ab ñ 30. Dezember 1922 gehoerte Armenien im Bestand  dieser Foederativen Republik der UdSSR an. Schliesslich wurde Armenien nach Aufl;sung der Transkaukasischen Foederation am 5. Dezember 1936 unmittelbare Teilrepublik der UdSSR.

Am 23. August 1990 verabschiedete der Oberste Sowjet (Parlament) der Armenischen SSR im Zuge der fortschreitenden UdSSR-Aufl;sung die "Erklaerung ueber die Unabhaengigkeit Armeniens" als Beginn der Wiederherstellung des unabh;ngigen Staates Armenien. Laut dieser Erklaerung wurden UdSSR-Verfassung und UdSSR-Gesetze  auf dem Territorium der Armenischen SSR ausser Kraft gesetzt, die in "Republik Armenien“ umbenannt wurde.
 
Am 17. Maerz 1991 verhinderten die armenischen Staatsbehoerden auf dem Republikgebiet die Durchfuehrung des Volksentscheids ueber den Erhalt der UdSSR.
Am 21. September 1991folgte ein Referendum ueber Armeniens Austritt aus dem UdSSR-Staatsverband und Armeniens staatliche Unabhaengigkeit. Die meisten Wahlberechtigten stimmten fuer beide Punkte.

Am 23. September 1991 bestaetigte der Oberste Sowjet Armeniens anhand der Volksbefragungsergebnisse Armeniens staatliche Unabh;ngigkeit und verabschiedete 1 Tage danach ein entsprechendes Verfassungsgesetz.

Indessen tobte in der armenischen Enklave Berg-Karabach auf dem Gebiet der ebenfalls in die Unabhaengigkeit entlassenen, vor kurzem noch sowjetischen und sozialistischen Nachbarrepublik Aserbaidshan seit langem schon ein erbitterter bewaffneter Konflikt, der tief in der Geschichte beider Nationen verwurzelt war.

Der Konflikt in und um Bergkarabach-

Als Bergkarabach wird eine im Ostteil des Armenischen Hochlandes gelegene transkaukasische Region bezeichnet, das zur Zeit groesstenteils durch die selbstausgerufene Republik Berg-Karabach kontrolliert, von der Republik Aserbaidshan jedoch als ihr Bestandteil betrachtet wird. Neben dem nicht nur de jure sondern auch de facto zur Republik Aserbaidshan gehoerenden Tiefland-Karabach bildet es das geografische Gebiet Karabach aus.
 
Der fruehestens im XIV Jh. anzutreffende Landesname "Karabach" ist eine Zusammensetzung des tuerkischen "kara" (in diesem Fall: "ueppig" und nicht "schwarz", wie manchmal falsch uebersetzt wird) und des persischen "bag" ("Garten"). Die Armenier nennen das Land "Arzakh", nach dem entsprechenden Teilgebiet des antiken gro;armenischen Koenigreiches.
 
Die Urbev;lkerung dieses Gebietes geh;rte meistens nicht zur indogermanischen Sprachfamilie. Sie vermischten sich jedoch mit den Armeniern nach der Einverleibung ihres Siedlungsgebiets durch Armenien im IV. Jh. v. Chr. Manche Historiker behaupten jedoch, auf klassische Quellen wie Xenophontes oder Herodotes gestuetzt,  dieses Gebiet sei bereits im VII. Jh. v. Chr. von Armeniern besiedelt worden.

Im IV.-II. Jh. V.Chr. gehoerte das Gebiet von Berg-Karabach zum armenischen Koenigreich der Jervandiden. Anfang des II. Jh. v. Chr. wurde es als Provinz Arzahk Bestandteil Grossarmeniens. Das Gebiet des heutigen Berg-Karabachs verblieb in den Grenzen Grossarmeniens, dessen Nordostgrenze den Fluss Kura entlang verlief, bis etwa 390 n. Chr. Nach dem Fall Grossarmeniens fiel Arzakh an Kaukasus-Albanien, einen Klientel-Staat des sassanidischen Perserreiches. W;hrend seines langen Bestandes im Rahmen Grossarmeniens wurde Kaukasus-Albanien (Alvank, Agvank) stark armenisiert. Seitdem treibt die armenische Kultur im Gebiet Berg-Karabach ueppige Blueten.
   
Im VI-IX Jh. wurde der kaukasische Vielvoelkerstaat Albanien von der iranischen Michraniden-Dynastie beherrscht. Letztere waren Vasallen der persischen Sassaniden und danach der moslemischen arabischen Khalifen. Herrscher wie Untertanen waren stark armenisiert. Einer Quelle aus dem Jahr 700 zufolge sprach die Bevoelkerung der altarmenischen Provinz Arzakh nicht das gewoehnliche Armenisch, sondern eine eigene Mundart der armenischen Sprache.

Der arabische Autor des X. Jh. al-Istakhri berichtet:

"Jenseits von Berdaa und Schamkur lebt ein Volk vom Stamme der Armenier…

"Der Weg von Berdaa nach Dabil fuehrt durch armenische Lande, und all diese Stadte liegen im Reiche Sanbats, des Sohnes von Aschot"

Anfang des IX Jh. gruendete der Armenier Sahl Smbatian (Sahl ibn Sunbat al Armani), vom Historiker Kagankatvazi "Sahl vom Geschlecht Hayk" genannt, im Gebiet von Berg-Karabach das vorher erwaehnte armenische feudale Fuerstentum Chatschen. Im IX—XI. Jh. gehoerte das Territorium Berg-Karabachs  zum wiederhergestellten Armenischen Reich unter dem Szepter der Bagratiden (Bagratuni)- Seit Anfang des XIII Jh. herrschten dort die amenischen Fuerstendynastien Hasan-Dshalalian und Dopian, die beide Sahl Smbatians Nachkommen waren.  Den Verfassern der russischen akademischen "Geschichte des Orients" ("Istorija Wostoka"), des "Orthodoxen Lexikons" ("Prawoslawnaja Enziklopedija") sowie anderen angesehenen Historikern zufolge gehoerte das von Armeniern bewohnte Berg-Karabach im XII-XIII Jh. mit zu den Zentren der armenischen mittelalterlichen Kultur. Nach der Eroberung Armeniens durch die seldshukischen Tuerken blieb Chatschen nach wie vor unter armenischer Herrschaft und bildete den Mittelpunkt des armenischen politischen Lebens.

Chatschen zerfiel an der Schwelle des XVI—XVII Jh. An dessen Stelle entstanden allm;hlich fuenf einzelne armenische Fuerstentuemer (Chatschen, Disak, Varanda, Dshraberd und Giulistan), die mit dem Sammelbegriff "Hamsa" ("die Fuenf") bezeichnet wurden. 1743 schrieb die russische Zeitung "St. Petersburger Nachrichten" ("Sankt-Peterburgskije Wedomosti") schrieb darueber folgendes:

"Karabagh heisst das Land, welches zwischen dem linken Ufer des Araxes und dem rechten Ufer der Kura, oberhalb des Muganer Feldes, in den Bergen liegt. Liegt. Seine Hauptbewohner sind Armenier, die von ihren 5 Erb-Meliken oder angestammten F;rsten regiert werden, deren Anzahl der ihrer Signage, oder Kantone, entspricht, und zwar: 1. Tscharapert, 2. Igermadar, 3. Dusakh, 4. Varand, 5. Chatschen."
Nach der Meinung vieler Historiker waren diese armenischen Melikschaften dem persischen Beglerbek von Karabach (mit Residenz in Giandsha) unterordnet, und bestanden bis zur 2. Haelfte des XVIII Jh.

Andrere Forscher behaupten indessen, dass die armenischen Melike Karabachs unmittelbar dem Schah von Persien bzw. Iran unterstanden. Die kirchlichen Angelegenheiten der Karabacher Christen wurden durch den oertlichen Patriarchen bzw. Katholikos von Albanien (Agvank) geregelt, der von dem Oberhaupt der gesamten armenischen apostolischen Kirche benannt wurde, welcher in Etschmiadsin (in der Naehe Jerevans) residierte.
 
Das Institut der armenischen Melikschaften in Berg-Karabach und deren Verhaeltnis zum Schah von Persien wurden endgueltig unter Schah Abbas I. geregelt.

Sowohl russische als auch westliche Quellen einschliesslich des Grossen Russischen Lexikons" ("Bolschaja Rossijskaja Enziklopedija") und des "Islam-Lexikons", bestanden nach dem Zerfall des armenischen Koenigreichs Kilikien Ende des XIV. Jh. nur in Karabach Reste der armenischen Staatsordnung weiter fort. In einem russischen Dokument des ausklingenden XVIII Jh. hiess es z.B.:

"Im Gebiet Karabagh, diesem einzigen Rest des alten Armeniens, welches im Laufe vieler Jahrhunderte seine Unabhaengigkeit unter dem Regiment seiner natuerlichen (armenischen - W.A.) Herrscher zu erhalten vermochte, sah diese (armenische – W.A.) Nation ihre Hoffnung (auf Befreiung – W.A.) mit Gottes Hilfe unter der unabdingbar damit verknuepften festen Schirmherrschaft des Allrussischen Kaiserreiches…2

Anfang des IX Jh. gr;ndete der Armenier Sahl Smbatian (Sahl ibn Sunbat al Armani), vom Historiker Kagankatvazi "Sahl vom Geschlecht Hayk" genannt, im Gebiet von Berg-Karabach das vorher erwaehnte armenische feudale Fuerstentum Chatschen. Im IX—XI. Jh. gehoerte das Territorium Berg-Karabachs  zum wiederhergestellten Armenischen Reich unter dem Szepter der Bagratiden (Bagratuni), Seit Anfang des XIII Jh. herrschten dort die amenischen Fuerstendynastien Hasan-Dshalalian und Dopian, die beide Sahl Smbatians Nachkommen waren.  Den Verfassern der russischen akademischen "Geschichte des Orients", des "Orthodoxen Lexikons" ("Prawoslawnaja Entiklopedija") sowie anderen angesehenen Historikern zufolge geh;rte das von Armeniern bewohnte Berg-Karabach im XII-XIII Jh. mit zu den Zentren der armenischen mittelalterlichen Kultur. Nach der Eroberung Armeniens durch die seldshukischen Tuerken blieb Chatschen nach wie vor unter armenischer Herrschaft und bildete den Mittelpunkt des armenischen politischen Lebens.

In der 1720er Jahren gehoerte Berg-Karabach zu den Mittelpunkten des nationalen Befreiungskampfes der Armenier gegen die persische und osmanische Fremdherrschaft. In diesem Kampf wurden die Armenier u.a. durch den vorher erw;hnten Feldzug Zar Peter des Grossen gegen Persien ermutigt.
 
Seit Beginn der Regierungszeit Peter des Grossen standen die armenischen Melike von Karabach, der im Karabacher Gandsassar-Kloster residierende Katholikos von Agvank Jesai Hasan-Dshalalian  u.a. im geheimem Briefwechsel mit Russlands gekroenten Haeuptern, einschliesslich Katharina der Grossen.  Dieser rege Briefwechsel dauerte bis zum Anschluss des Gebietes von Karabach an das Russische Kaiserreich. Die Katholikose Jesai (Jesse), Nerseh und die Melike von Karabach schrieben an Peter den Grossen u.a. folgendes:

"Es verneigen sich ehrfuerchtig vor Ihnen all Ihre Dienstmannen, Ihre ergebenen Diener, die heutigen Oberhaeupter des armenischen Landes Karabach, deren obergeordneten und untergeordneten Machthaber, Befehlshaber und Befehlsempfaenger, Krieger zu Pferde sowie Krieger zu Fuss sowie das gesamte gemeine Volk.
 
Ihre Kaiserliche Majestaet!

Wir haben schon mehrmals unsere Leute in Ihr Reich gesandt. Auch haben wir Ihre Majestaet durch unsere Bittschriften belaestigt und Sie um Hilfe erbeten, weil wir schon seit drei Jahren keinen Anfuehrer und keinen Herrn ueber uns haben. Indessen sind wir von unbarmherzigen Feinden umgeben, von Persern, von osmanischen Tuerken, von Dagestanern /5/ und von anderen…"

1747 wurde auf dem Gebiet von Tiefland-Karabach auf Geheiss des Schahs von Persien das Chanat Karabach gegruendet. Dieser von Moslems beherrschte und groesstenteils von Moslems bewohnte Klientelstaat breitete seine Herrschaft sehr bald auch auf das von armenischen Christen regierte und vornehmlich von christlichen Armeniern bewohnte Berg-Karabach aus. Diee ersten beiden Chane von (Tiefland-)Karabach, Panach und Ibrahim (die zwar im Dienst des Schahs von Persien standen, jedoch keine Iraner, sondern Tuerken waren) unterwarfen die christlichen armenischen Melike und bemaechtigten sich Stadt  Schuscha, Zentrum der armenischen Melikschaft Varand, wo Chan Panach eine starke Festung errichten liess. So kam das christliche Bergkarabach infolge von Fehden zwischen den armenischen Meliken zum ersten Mal in seiner langen Geschichte unter die Herrschaft eines tuerkischen Regenten. Nach diesem Machtwechsel begann etwa ab Mitte des XVIII. eine massive Auswanderung der armenischen Bevoelkerung aus Berg-Karabach sowie eine parallel dazu ablaufende massive Einwanderung von islamischen Turkvoelkern in dieses seit alters her armenisierte und christianisierte Gebiet. Es blieb bis 1805 unter persischer Oberhoheit, die aber danach durch die russische Oberhoheit abgeloest wurde. Nach dem fuer Russland erfolgreichen Krieg mit Persien kam das durch russische Truppen besetzte Chanat Karabach kraft des Friedensvertrags (Traktats) vom 14. Mai 1805 unter russische Schirmherrschaft.

Nach dem russisch-persischen Friedensvertrag von Giulistan wurde das Chanat Berg-Karabach als russischer Vasallenstaat auch formell zum Bestandteil des Russischen Kaiserreiches.

Nach der Abschaffung des Chanats im Jahre 1823 bildete Berg-Karabach zuerst einen Teil der russischen Provinz Karabach und danach einen Teil mehrerer Regierungsbezirke des russischen Gouvernements Jelisawetpol.

Heutzutage wird die heutige selbstausgerufene armenische Republik Berg-Karabach als "Berg-Karabach" bezeichnet, obwohl das von ihr proklamierte und tatsaechlich kontrollierte Territorium nur zum Teil dem des historischen Gebietes Berg-Karabach entspricht.

Zum ersten Mal wurde Karabach (urart. Urteche bzw. Adahuni, arm. Arzakh, griech. Orchistene) zum Zankapfel zwischen den auf den Truemmern des russischen Zarenreiches entstandenen nationalen Republiken Armenien und Aserbaidshan in den Jahren des armenisch-aserbaidshanischen Krieges 1918-1920. Die armenische Konfliktseite war durch die Volksregierung Karabachs bzw. den Armenischen Nationalrat Karabachs vertreten. Ende September 1918 konnten die aserbaidshanischen  und die mit ihnen verbuendeten tuerkischen Truppen /6/ Karabach zum Teil unter ihre Kontrolle bringen. Im Januar 1919 akzeptierte das britische Militaerkommando im Kaukasus die provisorische Besetzung Karabachs durch Aserbaidshan bis zur Entscheidung der Pariser Friedenskonferenz. Die Armenier waren zwar unzufrieden, doch der Armenische Nationalrat Karabachs musste sich angesichts der aeusserst kritischen Frontlage im Sommer 1919 fuegen. Nach dem armenisch-aserbaidshanischen Vertrag vom 22. August 1919 erhielt Karabach Territorialautonomie  und kulturelle Autonomie fuer die dortigen Armenier. Anfang 1920 wurde Karabach von der die Pariser Friedenskonferenz Aserbaidshan zugesprochen. Nach der Sowjetisierung Armeniens und Aserbaidshans wurde vom Kaukasischen Buero der Russischen Kommunistischen Partei der Bolschewiki vom 4. Juli 1921 beschlossen, Bergkarabach (38 Prozent des Territoriums von Gesamtkarabach mit armenischem Bevoelkerungsanteil von 90 Prozent) /7/ Armenien zu uebergeben, die endgueltige Entscheidung jedoch dem kommunistischen Partei-Zentralkomitee in Moskau zu ueberlassen. Durch einen neuen Beschluss vom 5. Juli 1921 wurde Karabach als weitgehend autonomes Gebiet jedoch im Bestand Sowjet-Aserbaidshans belassen. Hach Samuel Huntingtons Meinung wurde das armenische Bergkarabach Aserbaidshgan uebergeben, weil die sowjetische Zentralregierung in Moskau darauf bedacht war, die Grenzen zu veraendern, um in sich gespaltene UdSSR-Teilrepubliken ohne inneren Zusammenhalt zu bilden (wobei u.a. die russische Krim an die Sowjet-Ukraine fiel).

1923 wurde auf dem Gebiet des armenisch besiedelten Teils von Bergkarabach (doch ohne die ebenfalls armenisch besiedelten Rayons Schaumian und Chanlar) im Bestand der Aserbaidshanischen SSR das Autonome Gebiet von Bergkarabach gebildet, das 1937 in das Bergkarabachische Autonome Gebiet umbenannt wurde.

Eine neue Zuspitzung des armenisch-aserbaidshanischen Konfliktes um Bergkarabach fiel in die Jahre von Michael Gorbatschows "Perestroika" (1987-1988), auf der Welle der nationalen Erhebung in Armenien wie in Aserbaidshan. Im November-Dezember 1988 sind die meisten Buerger beider Republiken in diesen Konflikt einbezogen worden, der faktisch die Grenzen des Lokalproblems Berg-Karabach ueberschritt und in eine offene nationale Konfrontation hinueberwuchs, die durch das verheerende Erdbeben im armenischen Spitak nur zeitweilig gestoppt werden konnte. Die Nichtbereitschaft der sowjetischen Staatsspitze zu entsprechendem politischen Handeln, die Widerspruechlichkeit der ergriffenen Massnahmen, versuche der UdSSR-Zentralbehoerden, sowohl Armenien wie Aserbaidshan gleicherma;en fuer die Krisenlage verantwortlich zu machen, fuehrten zum Erstarken radikaler antikommunistischer Oppositionsbewegungen in beiden Republiken. 1991-1992 fuehrte diese Konfrontation zu einem regelrechten bewaffneten (auch mit schweren Waffen inkl. Luftwaffe) Kampf um die Kontrolle ueber Berg-Karabach und einigen Anrainergebieten. Von der Schaerfe und vom Masstab der militaerischen Konfrontation her stand der Karabach-Konflikt nur dem Tschetschenien-Konflikt nach. Von allen Konflikten im Kaukasus ist der Karabach-Konflikt jedoch  von groesster strategischer sowie gesamtregionaler Bedeutung.  Es ist der einzige Konflikt im Ex-UdSSR-Gebiet, worin zwei unabhaengige Staaten unmittelbar verwickelt wurden. Mehr noch, Ende der 1990er trug der Karabach-Konflikt entscheidend zur Formierung miteinander konfronierter Staatengruppierungen. Am 5. Mai 1994 wurde zwischen der Republik Armenien und der selbstausgerufenen armenischen Republik Berg-Karabach, einerseits,   und der Republik Aserbaidshan, anderseits, das Protokoll von Bischkek ueber Waffenstillstand und Feuereinstellung unterzeichnet, wogegen seitdem jedoch immer wieder verstossen wurde. Die russische Politikerin Galina Starovoitova schrieb dazu folgendes:

"Aus voelkerrechtlicher Sicht ist dieser Konflikt ein Beispiel von Widerspruechen zwischen zwei Grundprinzipien: dem des Volks-Selbstbestimmungsrechtes, einerseits, und  dem Grundsatz der territorialen Integritaet, wonach nur eine friedliche Grenzveraenderung auf  gegenseitiger  Vereinbarungsbasis moeglich ist, anderseits“.

Besser laesst es sich wohl nicht formulieren.

Anmerkungen

/1/ Diese Chroniken erwaehnen uebrigens auch das an "Hayasa" grenzende Reich
"Armina" bzw. "Aramina" oder "Aramena".

/2/ Nach armenischer Ueberlieferung wurde das Christentum zuerst von Apostel Thaddaeus (arm. Tatevos), einem der Juenger Jesu, im I. Jh. nach Armenien gebracht (weshalb sich die armenische Kirche traditionell als "apostolische Kirche" bezeichnet); die offizielle Taufe Armeniens erfolgte 301 n.Chr. durch den ersten Patriarchen (Katholikos) Gregor (Grikor) Parthev ("Parther"), waehrend das Roemische Reich erst 380 unter Kaiser Theodosius I. offiziell christlich wurde.

/3/ Sowohl die Armenier als auch die Byzantiner waren zwar Christen, doch den Byzantinern galten die Armenien als Ketzer, soweit sie ihrem monophysitischen Glauben treu blieben; andernfalls wurden die Armenier rasch in den byzantinischen Nationaliaetenstaat integriert, wurden Feldherren, weltliche und geistliche W;rdentraeger und sogar  ostroemische Kaiser, buessten dabei jedoch sehr bald ihre nationale armenische Identitaet und Sprache ein.

/4/ Dieser kirchliche Wuerdentraeger der Karabacher Armenier war ebenfalls von fuerstlichem Gebluet.

/5/ Alle in der Bittschrift erwaehnten Voelker waren moslemischen Glaubens.

/6/ Die Aserbaidshaner (von den Russen zumindest bis 1917 amtlich als "Kaukasus-Tataren" oder blo; als "Tataren" bezeichnet) waren als Turkvolk ohnehin mit den osmanischen Tuerken verwandt.

/7/ In ganz Karabach machten die Armenier nur 38 Prozent der Bevoelkerung aus, in Bergkarabach war jedoch war deren Anteil fast dreimal so hoch. Dies erklaerte sich aus der historischen Tatsache, dass die von dem Moslems bedraengten christlichen Armenier in schwer zugaengliche Berggebiete verdraengt wurden. Andere Karabach-Armenier, die sich zum Islam bekehren liessen, blieben im Tiefland, wurden  jedoch schnell islamisiert und tuerkisiert.