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Kein Zur;ck zur Vergangenheit
Der ehemalige Offizier und Scharfsch;tze Iwan Kostenko will Priester werden

Nein besonders harte Schicksalsschl;ge, die mich zum Glauben gebracht h;tten hatte es nicht gegeben, gibt der 27-j;hrige Iwan Kostenko aus Tscheliabinsk zur Antwort. "Wie alle anderen Jungen und M;dchen bin ich inde Kindergarten und in die Schule gegangen, sp;ter kamen die Armee und die Ausbildung in der Swerdlovsker KGB-Schule als Schaftsch;tze hinzu. Aber immer wieder gab es Situationen in meinem Leben die mich dazu anregten, Fragen auch an mich selbst zu stellen und mit mathematischer Exaktheit Antworten darauf zu suchen. Dass ich dann sp;ter ;ber Nacht in der Kirche landete, war eine 'unlogische Erg;nzung'. Nat;rlich hat dabei meine Bekanntschaft mit Pfarre Wilhelm Palesch, Vorsteher der katholischen Kirche in Tscheliabinsk, eine wichtige Rolle gespielt. Nach der ersten Begegnung entstand bei mir der Wunsch, noch mehr Kontakt mit dem Pfarrer Palisch zu pflegen und mich mit ihm zu unterhalten. So sind dir Schritt f;r Schritt einander sehr nahe gekommen".
Du sammelst Rosenkr;nze. Magst du dieses Gebet? Gibt es ein Geheimnis, das du besonders oft und gerne betest?
KOSTENKO: Ja, f;r mich sind das vor allem die schmerzhaften Geheimnisse, was einem vielleicht etwas seltsam vorkommt, denn es wird der Schmerz betrachtet, der Jesus zugef;gt wurde. Ich Glaube gerade durch diese Geheimnisse haben wir unser zweites neues Leben bekommen. Gerade hier verehren wir in besonderer Weise Jesus. Wir verehren ihn hier nicht als Person, aber gedenken vor allem seinen Trost, durch die er uns alle erl;st hat und die er f;r uns alle vollbracht hat.
Hast du schon besondere Erfahrungen mit dem Rosenkranz gemacht?
KOSTENKO: Ja, ich glaube schon. Ich mu; mich jetzt an meine Zeit in der Sondertruppe des KGB denken. Unsere Aufgabe war die Bek;mpfung der kriminellen Strukturen. Und jeder Kampf - wenn es kein inner geistlicher Kampf in weitem Sinne des wortes ist - mit Gewalt verbunden, was mir absolut fremd war und auch ist. Un da hat mir unser Bischof Joseph Wert, mit dem ich damals im Briefwechsel stand, den Rat gegeben, diese Arbeit aufzugeben. Sp;ter dann ich eine Stellung als Anrei;er in einem Betrieb, wo ich auch heute arbeite. Diese Arbeit ist zwar nicht besonders Intellektuell, aber hier habe ich wenigstens mehr Zeit zur Entspannung und zum Nachdenken. Meine gr;;te Genugtuung ist es aber, da; dies durch das Rosenkranz-Gebet m;glich geworden ist.
In der katholischen Kirche ist die Heiligenverehrung sehr verbreitet. Gibt es einen Heiligen, der dir als Beispiel im Glauben dient?
KOSTENKO: Ja, das ist Jesus und niemand sonst. Nat;rlich will ich das Verdienst aller anderen Heiligen nicht schm;ler: Sie haben ja viel zur Entwicklung des Glaubens und zum Evangelisieren der V;lker beigetragen. Wir erkennen sie an und feiern besondere Messen, in denen wir diese Heiligen gedenken, aber einen 'besonderen', einen Patron etwa, habe ich nicht und will ihn auch nicht haben. Denn Jesus ist f;r mich der 'Oberheilige'. Nat;rlich nehmen Marian und Josef in dieser Reihe einen besonderen Platz ein. Es ist von Gott so bestimmt worde, da; wir in unserer Kirche die Mutter Gottes ganz besonders verehren.
Der Umgang mit Gott ist in jedem einzelnen Fall eine pers;nliche, 'intime' Sache. Wie stellst du dir Gott vor? Was kannst du den Menschen sagen, die nicht an Gott glauben?
KOSTENKO: Ich mache mir keine bestimmten Bilder von Gott. Er ist einfach da, ich sp;re ihn und vertraue auf ihn. Die Menschen aber die nicht an Gott glauben, sind Atheisten. In der Regel k;nnen sie ihre Beweise gegen Gott nicht wissenschaftlich begr;nden. Ich w;rde diese Menschen vor allem auf die Geschichte, und die Geographie und die Arch;ologie hinweisen. Wenn man die Schriften genau studiert, die im Vatikan herausgegeben werden, wird da die Existenz der Arche Noah deutlich nachgewiesen, und auch die Existenz des bis vor kurzem so sehr umstrittenen Leichnam Jesu ruft keine Zweifel mehr hervor. Und: vom Jesus gibt es heute viel mehr Zeugnisse als von Julius Z;sar, das is absolut sicher. Auch die die zerstreuten B;cher der Bibel, die in den H;hlen von Beduinen gefunden wurden, und die Evangelien sprechen f;r Jesus, un das is in m;hevoller Arbeit gesammelt worden. Es kann kein Zweifel mehr bestehen, da; Christus als Mensch einmal hier auf Erden lebte.
Du bist noch jung. Kannst du denn schon jetzt behaupten, dass dein Leben mit der Kirche verbunden sein wird?
KOSTENKO: Nein, so bestimmt kann ich das noch nicht sagen, denn das Leben gestalte sich eben erst. Ich habe schon viele gesehen. Zu meiner Vergangenheit will ich nicht mehr zu sagen, aber mit noch mehr Angst blicke ich in die Zukunft.
Kannst du trotzdem etwas von deinen Zukunftspl;nen verraten?
KOSTENKO: Es ist heute kein Geheimnis mehr. Bald verlasse ich Tscheljabinsk, um ins Seminar einzutreten. Unser Bischof hat seinen Segen dazu gegeben. Das freut mich zwar, aber ich kann mir gut vorstellen, wie viel Neues mich da erwartet. Und daraufhin will ich leben.
Du hast vorhin gesagt, da; du eine Freundin hast. Warum Du bist doch ...
KOSTENKO: Ich hatte schon viele M;dchen, Geld und Macht. Ich war ein Gigolo. All das ist mir langweilig geworden. Jetzt will ich nur das genie;en, was an geistlichem Leben auf mich noch alles zukommt. Vielleicht wird es in dieser chaotischen Bewegung etwas geben, was mich besonders anzieht, dem wil ich dann mein Leben widmen. Denn oft ... ich meines bisherigen Lebens sch... . Aber wenn wir das Leben von Petrus betrachten, sehen wir da; uns nicht alle Heiligen ein positives Beispiel f;r unser Leben geben k;nnen.
Als ich einmal im Gespr;ch mit Pater Wilhelm sagte, da; ich doch unw;rdig w;re Priester zu werden, antwortete er: Wenn es Deine Berufung ist, dann wirst du es werden. Du sollst Dich nicht mit deiner Vergangenheit abfinden, sie aber auch nicht leugnen. Du sollst die ordnen und dies w;hlen, was es da a gutem und n;tzlichem gab. Als Priester soll Du dann die Menschen lehren, nicht so zu handeln, wie due es einmal getan hast. Da f;r Gott alle Menschen gut sind, wir Er schon selber entscheiden, warum er gerade dich zu seinem Werkzeug ausgew;hlt hat.
Hast du schon bei einer Predigt mitgeholfen?
KOSTENKO: Um den anderen zu predigen, mu; man erst das Mit-F;hlen und das Mit-Leiden lernen. Manchmal versuche ich auch das zu tun. Manchmal tue ich das vom Verstand her, manchmal mehr mit dem Herzen. Aber wenn wir abels manchmal mit den Priestern sitzen und ;ber das Evangelium des n;chsten Tages nachdenken, kommt es hin und wieder vor, da; jemand von den Priestern in seiner Predigt dann Worte sagt, die auch ich am Abend vorher sagte. Das freut mich viel mehr, als wenn ich das selbst gesagt h;tte.
Zur Zeit werden in der katholischen Kirche zwei Themen stark diskutiert. Das sind das Z;libat und die Priesterweihe der Frauen. Was kannst Du dazu sagen?
KOSTENKO: Zun;chst einmal zum Z;libat, um es Kurz zu fassen. Dieser ist ein entscheidender Schritt, ein Test, den die Mutter Kirche so weise vorgesehen hat. Es ist als Pr;fung f;r die Menschen und f;r ihre wahre Berufung gedacht. Es ist heute leider kein Geheimnis mehr, da; die Zahl der Piesterbewerber sehr gro; ist. Dabei werden viele von ihnen von rein merkantilen Interessen geleitet und von dem Wunsch, sich zu bereichern. Der Z;libat ist aber an un f;r sich eine sehr ernste Pr;fung. Die Priester sind ja auch nur Menschen und jeder hat seine bestimmten Schw;chen. Jedoch ein Priester, der seine eigen Familie hat, w;rde ihre auf jeden Fall viel mehr Aufmerksamkeit schenken, als allen anderen Mitgliedern der Gemeinde.
Was meinst Du, wirst du diesen Test bestehen k;nnen, falls dein Eintritt ins Seminar gelingt?
KOSTENKO: Das kann ich jetzt nich so eindeutig sagen. Als dies hinter mir lag, begriff ich pl;tzlich, da; noch Wichtigeres bevorsteht und zwar danach zu leben. Als Priesterstudent werde ich noch viel Zeit haben, mir noch einmal alles genau zu ;berlegen. Nat;rlich bin ich mir der Schwierigkeiten bewu;t, die mich noch erwarten. Ich will einfach danach streben, dass dies gelingt. Ich bin sicher: Wenn Gott es so will, wird alles gut gehen.
Was die weiblichen Priester angeht, so ist es meiner Meinung nach absolut unlogisch, die Ordnung zu brechen, die in der Kirche seit Christi Zeiten festgelegt wurde. Wenn wir in der Messe den PRiester und sein Wort h;ren, sehen wir darin das Bild Christi. Wenn uns aber eine Frau predigt und mit uns die heilige Eucharistie feiert, w;rden wir darin das Bild Christi nicht erkennen (denn Christus war und ist ein Mann). Jedoch w;re es falsch zu behaupten, da; die Frau in der Kirche diskriminiert w;rde. Im Gegenteil, ihre Rolle ist da sehr wichtig. Ich glaub, da; die ganze Kirche sich durch den Glauben der Frauen erh;lt. “Gebt mir ein Dutzend der wahren gl;ubigen Frauen und darauf werde ich meine Kirche bauen”, sagte einer unsere Kirchenv;ter und das stimmt wirklich. Wer hat Christus gegeben? Wer hat unterm Kreuz gestanden und sich von ihm sogar in den schwersten Stunden seinen Lebens nicht abgesagt? Das alles sind Frauen gewesen.
Deshalb bin ich fest ;berzeugt: Eine Frau in der Kirche ist mehr als ein Mann am Altar )bitte mit dem Priester am Altar nicht verwechseln). Eine Frau in der Kirche ist jenes Bindeglied, ohne das nichts mehr halten kann. Ich bin ;berzeugt, da; eine Frau mit ihrer Liebe sehr viel bewirken kann: Denn die Liebe der Frau ist viel offener und aufrichtiger als die Liebe des Mannes, die oft viel h;rter ist und oft auf Gewalt gr;ndet. Wir M;nner sch;men uns oft unserer Liebe und suchen sie zu begrenzen. Der Frau aber ist diese Liebe von Anbeginn gegeben worden. Sie wird mir ihr in diese Welt hineingeboren.
Die Priester nennen dich manchmal eine “Wildgans”, eine “M;we” oder einen “Jungen Adler”, was auf dein Temperament zur;ckzuf;hren ist. Mit wem von unseren “kleineren Br;dern” kannst du dich vergleichen?
KOSTENKO: Eigentlich wei; ich nicht, wie viel ich von einer “Wildgans” oder von einer “M;we” habe. Ich bin viel mehr ein “Sturmvogel”, weil ich halt chaotisch bin. ;berall, wo ich “hinfliege”, bringe ich viel Durcheinander mit. Zum Beispiel kann ich am Vorabend Pl;ne schmieden, diese aber schon am Morgen wieder verwerfen. Und ich sage immer einem auf den Kopf zu, was ich von ihm denke. Deshalb sagen meine Freunde von mir, ich sei gerade wie eine Eisenbahnschiene.
Wie haben deine Freunde reagiert, als sie erfuhren, da; du bei der Kirche bist?
KOSTENKO: Ich habe sehr viele Freunde, mit denen mich eine sehr bewegte Vergangenheit verbindet: wir unterhalten nach wie vor Beziehung zueinander. Nur kann ich nicht mehr so viel mit ihnen zusammen sein. Aber ich finde das ganz normal. Es gibt auch solche Freunde, die mir auch schon manchmal ihre Hilfe versagt haben. Ich will sie nicht verurteilen. Denn: “Freunde in der Not sind teurer als Brot”, hei;t es. Schlie;lich haben wir alle einen gemeinsamen treuen und verl;sslichen Freund, diesen Gott-Menschen Jesus, der uns niemals verl;sst und in uns immer gegenw;rtig ist.
Was macht der ehemalige brave Offizier gern in der Freizeit?
KOSTENKO: In der Freizeit werde ich von zwei Sachen halt verfolgt. Und diese sind: Die Liebe zum Schlafen und die geistliche Musik. Ich mag an und f;r sich weder Rock- noch Pop-Musik, ich brauche einfach einen musikalischen Hintergrund, in den ich mich versenken kann. Manchmal kann nat;rlich etwas dazwischen kommen. Oft mu; ich eine m;ndliche Pr;fung vor Pater Wilhelm bestehen, wenn ich mich auf die Messe vorbereite. Er gibt mir bestimmte aufgaben und Ratschl;ge, um mich auf das Leben im Seminar vorzubereiten. Da f;llt manchmal die ganze Freizeit aus, aber das macht auch viel Freude.
Interview: Igor KORENEW, Tscheljabinsk