Die alte katja

Ëîðà Ïðîêîôüåâà
Ich fuhr die Waldwege des Archangelsker Gebiets entlang. Der Wald lichtete sich. Zu beiden Seiten des Weges ergrünten die Felder. Hinter ihnen war wieder Wald. Es wurde Abend. Es begann dunkel zu werden. Wo ist hier ein Wohnhaus? Ich wollte nicht im Wald oder im Feld übernachten. Und plötzlich schimmerten da seltsame Lichter. Ich atmete erleichtert auf: ein Dorf! Ich ging ins erste Haus rein. Die Hausherrin, die Alte Katja mit ungefähr 75 Jahren, lächelte freundlich.
 - Komm, Töchterchen, komm, übernachte hier, bleib hier. Ich werde gleich Tee machen.
 Am Morgen machte ich mich fertig zur Arbeit, und die Alte Katja sagte mit leiser Stimme:
- Ich fühle mich irgendwie nicht gut. Der Magen tut weh. Ich bin doch alt. Du, Töchterchen, möchtest bei mir wenigstens noch 2 Tage länger bleiben. Mann muss Brot und Milch holen.
Das passte zwar nicht in meine Planung, aber ich stimmte zu. Ich pflegte den ganzen Tag die Alte Katja. Ich kochte ihr Milchbrei, dann wischte ich den Boden und auf ihre Bitte wusch ich sogar ihre Wäsche. Nach dem Abendessen sagte sie mir im vertrauen:
- Du bist gut, gutmütig. Wie eine Enkelin bist du zu mir. Und ich habe keine Verwandten. Wenn du willst, werde ich dich lehren, wie du über Menschen Macht haben wirst.
- Was werden Sie mich lehren? Welche Macht?  Ich verstand nicht.
Und die Alte Katja erzählte mir ihre Geschichte. In ihrer Jugend vertraute ihr irgendeine Zauberin ihr Geheimnis, ihre Kräfte an. Danach starb sie eines leichten Todes. Sie schlief ein und erwachte nicht mehr. Und wenn du das alles niemandem übergibst, wird der Tod schwer sein. Ein Bursche war zu ihnen ins Dorf gekommen, ein Geodät. Er versprach, noch einmal zu kommen und alles zu übernehmen. Aber er kam nicht. Und sie fügte überzeugt hinzu:
- Bleib hier. Ich werde dich lehren. Du wirst Herrin über Menschen werden.
- Nein, Alte Katja, seien Sie nicht gekränkt, aber an irgendwelche Zaubereien glaube ich nicht. Ich beschäftige mich mit Wissenschaften, studiere die Natur. Es ist Zeit zu gehen, sonst verspäte ich mich.
Ich nahm Abschied und fuhr fort. Mir gelang es nicht, bis zum nächsten Dorf zu kommen, als mein Auto stehen blieb und der Motor nicht ansprang. Ich musste um Hilfe bei einem entgegenkommenden Auto bitten. Der Mann begann, meinen Motor zu zerlegen, während ich mich mit seiner Frau unterhielt. Ich erzählte ihr von einer seltsamen Alten. Die Frau, die dabei ihre Stimme senkte, sagte beinahe flüsternd:
 - Sie kennen hier alle. Sie kam einmal zu uns und bat um Milch. Aber meine Mutter sagte ab. Sie sagte: „Die Milch reicht kaum für uns“. Im Hof stand eine Kuh. Die Alte schaute mit eindringlichem Blick die Kuh an. Am nächsten Tag fiel sie in einem Graben, brach sich das Bein und gab von da an keine Milch her.
Nach 2 Jahren kam ich wieder an diesen Ort. Das Haus der Alten Katja war verhagelt. Ich versuchte die Einwohner des Ortes zu befragen, was mit sie geschehen  ist und wie es passiert ist. Aber die Leute wandten sich ab, machten den Eindruck, als ob sie nicht verstehen und schwiegen. An einer Hütte unter dem Fenster saßen zwei junge Mädchen. Ich wandte mich an sie. Sie erzählten ungern, dass einmal die Alte Katja bei Regen zur Außentreppe ging. Es gewitterte. Gerade sie traf der Blitz. Im Sarg lag die ganz verkohlt.
- Kam denn zu ihr ein Bursche, ein Geodät? Sie wartete sehr auf ihn.
Die Mädchen schwiegen, schauten sich gegenseitig an, dann mich und fragten:
-  Und woher wissen Sie das?
Ich erzählte ihnen von meiner Bekanntschaft mit der Alte. Eine von ihnen sagte nachdenklich:        - Das heißt, von Ihnen hat man gesprochen. Der Geodät kam kurz, nachdem er weggefahren war. Es vergingen 3 Wochen. Aber haben Sie denn auch bei ihr gewohnt? Und hat sie Sie auch etwas gelehrt?
Ich sagte, dass ich dem nicht zugestimmt habe und dachte, dass sie sicherlich irgendwie mein Auto kaputt gemacht hat.
Ich bedankte mich bei den Mädchen für die Geschichte, verabschiedete mich und fuhr weg, um in dieses Dorf niemals mehr zurückkehren.