Der onkel

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Nelja stand in der Mitte des Gemüsegartens mit dem Gefühl der Eigenwürde überfüllt. Der Kopf etwas nach oben, die Brust  vorwärts. Der Vater rief:
- Komm her, näher.
Er war auch stolz auf die Tochter: sie hat Doktordissertation verteidigt, schreibt ein Buch, vor ihr, kann sein, Inauguraldissertation! Alles sang irgendwo in Inneren: in mich, das ist mein! Die Augen blitzten vor Freude, und die Wangen erröteten sich. Aber warum will sie nicht Kostja besuchen?
Kostja, der jüngere Bruder des Vaters, wohnte mit der Familie nebenan. Nelja in vorige Ankunft besuchte sie nicht. Und jetzt, auf drei Tage gekommen, geht zu ihnen wieder nicht, morgen nach Moskau. Auf die Frage: „Wirst du Kostja besuchen?“ antwortet ausweichend: „Ja, später.“ Er verstand nicht, wo die Sache ist. Warum die Tochter ihre nahe Verwandten offensichtlich nicht besuchen will?
Jetzt sah er im  Fenster den jüngeren Bruder auf der Beete. Bei ihnen zwischen den Gründstücken war die verabgeredete Grenze, ohne den Zaun. Rief Nelja, in Gemüsegarten zu kommen. Sie kam näher, streckte die Hand, schmeichelte gespannt. Kostja drückte die gestreckte Hand und sagte etwas. Er war schwer krank, Krebs des Magens. Es ist unbekannt, ob er zu nächster Neljas Ankunft noch am Leben bleiben wird. Sie blickte auf ihn mit irgendwelchem merkwürdigen, unbegreiflichen gemischten Gefühl und Mitleid und Schadenfreude. Er veränderte sich sehr. Wurde furchtbar mager, war ganz gelb-grün. Und sie schmeichelte, sich jung und stark fühlend.
Sie war zufrieden, dass diesen schwarzen Anzug mit weißem Rollkragenpullover, der ihr sehr passte und machte sie schön und stattlich, angezogen hatte. Irgendeine Stimme aus Innerem sagte: “Man darf nicht so. Verzeihe ihn, vergesse. Er war doch ein Bube zwanzig Jahre.“ Und eine andere, böse und grausame, antwortete: „Nein! Kein Verzeihen. Was daraus, dass er zwanzig Jahre alt war. Und ich war sieben… kein Verzeihen für ihn…“
So stand sie mit künstlichem Schmeicheln auf dem Gesicht und zwei bekämpfen Stimmen im Inneren.
- Verzeih ihn im Namen des Vaters. Sie sind doch leibliche Brüder!
- Nein. Kein Verzeihen! Niemals vergesse ich es!
Und in ihr rannten die Bilder weiter Vergangenheit. In Zeiten des Krieges, im Jahre 1944, Mama brachte sie hierher zur Großmutter. In Leningrad ließ man Kinder nicht. Und sie selbst fuhr in die Heimatstadt. Papa und Kostja waren Kriegskämpfer. Die Großmutter und der Großvater warteten bis ihr liebster jüngerer Sohn zurückkommt. Dieses ungeduldige Warten erfasste auch es, siebenjähriges Mädchen. Sie lief mit Freundinnen in den Wald und träumte: „Plötzlich komme ich und Kostja ist schon da! Kann sein, dass er mir ein Fahrrad gebracht hat!“ Die Freundinnen fragten: „Es ist rot oder der Steuer hellblau?“ In ihren Träumen ließ sie sogar Papa außer Acht. Die Großmutter sprach nur über Kostja und Nelja träumte über ihn auch. Eines Tages kommt sie nach Hause gelaufen und – im Hause Lärm, die Großmutter weint und lacht, und in der Mitte der Küche steht ein Soldat.  Nelja erstarrte: das ist Kostja! Und er irgendwie ließ sie ohne Acht: Und später…
Am anderen Tag versammelten sich alle Verwandten, die im Bezirk wohnten. Die Kinder kamen auch – Cousinen zwei Schwester Alja und Rimma und Cousin Löscha. Kostja saß die Verwandtschaft bei großem Tisch. Kostja war im Zentrum der Beachtung. Kostja – Soldat, ein Held. Kostja ist erwachsen und klug. Und plötzlich fragt die Großmutter:
- Kostja, wer ist für dich Rimma?
Kostja eine lange Zeit dachte nach, kratzte den Nacken und sagte sicher:
- Cousine.
-Und Alja?
Nach langem Nachdenken:
- Auch Cousine.
- Und Löscha?
Der kluge Kostja dachte lange Zeit.
- Cousin.
-Und Nelja?
Ohne Nachdenken, schnell:
- Nelja  ist eine Kotcousine.
Es entstand allgemeiner Gelächter. Alle lachten, und Großmutter und Großvater. Und Nelja wußte nicht, wohin sie sich verstecken konnte… Und dass alles vergessen?





Nachher untereließ dieser Onkel keinen einzigen Zufall, um ihr ins Ohr zu zischen „Sara, Judin!“
Von ihm lahngewarteten hörte sie zum ersten Mal das Liedchen: „Eine Jüdin ohne Eile ging den Weg über…“  Kostja verhöhnte sie lustig lachend. Und Großvater, ihm zuhörend, lachte auch. Die Großmutter schüttelte mit dem Kopf und … schwieg. Konnte sie ihrem Abgott, ihrem Liebling widersprechen? Damals zum ersten Mal hörte Nelja, dass ihre Mutter eine Judin ist und sie selbst eine kleine Judin, was sehr schlecht ist. Nelja lief oft in die Scheune, versteckte sich im Heu, aber Kostja hartnäckig fand sie und, lachend, schrie: „Sara, wie geht es Abram?“
Nachdem kam ihre Mama an, um sie abzuholen und brachte sie nach Leningrad. Auf Mamas Frage ob ihr hier gut war, antwortete kurz: „Ja“. Und die Großmutter fügte hinzu:
- Konnte es schlecht sein? Bei uns hat sie Milch reichlich getrunken, und Eier sind von unseren Hühner und Gurken unsere und Mohrrüben von der Beete hat sie gegessen. Und zum Fluss hat sie gelaufen, mit Freundinnen der Nachbarn gebadet. Im Sommer kommen sie jetzt an.
Nelja erzählte nichts nicht der Mutter nicht dem Vater. Der Schmerz war groß.
In der Schule, als man sagte, dass die nächste Stunde russische Sprache ist, bei dem Wort „russische“ zitterte sie und blickte nach unten. Das däuerte einige Jahre. Später verging das alles, hörte auf zu zittern, aber zur Großmutter, wo mit der Familie wohnte jetzt Kostja, fuhr sie nicht. Später die Eltern trennten sich. Der Vater fuhr zu seiner Mutter. Nelja liebte sehr den Vater und besuchte ihn jeden Sommer. Mit Kostja treffend, schmeichelte ihm kalt und karg. Und Vater sagte:      - Man muss zu ihm wärmer sein. Er ist doch – dein Onkel.
… Zum Begräbnis kam sie nicht an. Nach Halbjahr schrieb der Vater ihr, dass Galja, Kostjas Tochter, blind wird. Hier im Rjasaner Gebiet wird man sie nicht heilen. Es ist zweckmäßig, sie in Leningrad zu nehmen, bis sie erheilt wird. Lange Zeit Nelja drehte den Brief in den Händen, beabsichtigend zu antworten: „Lass sie kommen.“ Aber antwortete nicht. Ein zweiter Brief kam, wo der Vater schrieb, dass der Arzt eine Operration empfiehlt, aber es gibt keine Ausrüstung. Es wäre schön, in Filatowklinik nach Leningrad zu fahren.
Setzte sich zum Schreitisch. Was schreiben? Galja ist doch nicht schuld daran, dass ihr Vater noch als Bube verhöhnte das Kind - Nelja. Und überhaupt die Kinder sind für die Eltern nicht verantwortlich. Ja, nicht verantwortlich und Galja ist im Nichts schuld, aber das ist seine Tochter, seine Blut!
Der Vater Nelja strahlt. Glänzen und funkeln seine Augen, wie bei dem Jungen. Nicht ging, aber lief zum Kostjas Haus. Freudig, lustig begrüßte er die Frau, öffnete tochters  Brief:
– Hier, lesen sie. Machen sie sich zur Reise nach Petersburg fertig. Und mit Bezahlung Nelja wird helfen. Also viel Glück!