Êosaken zwischen Weiss und Rot

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1)Kosaken: Stand, Kriegerkaste, Waffengattung oder Volk?
 
Die meisten modernen Forscher auf dem Gebiet des Kosakentums stimmen darin ueberein, dass die im Russischen Kaiserreich (welches in seinen Grundzuegen bis zum Ende ein Staendestaat blieb),  lebenden Kosaken gegen Anfang des XX. Jh. eine Art Mittelding zwischen Volk und Stand darstellten. Das Bewusstsein ihrer eigenen ethnischen Verwandtschaft  war noch nicht vollkommen aus ihrem genetischen Gedaechtnis gewichen, doch die Kosaken eigneten sich immer mehr die Vorstellung an, vor allem ein besonderer Stand mit spezifischen Rechten und Pflichten gegenueber dem russischen Zarenreich zu sein. Von Moskau und St. Peterburg aus wurde wiederholt versucht, die Kosaken mal zu einer blossen Teilstreitkraft der russischen Zarenwehrmacht bzw. Waffengattung der Reichsarmee (Kosaken-Truppen), mal zu einer irregulaeren Truppe in ihrem Bestand, zu einer Art der leichten Reiterei (neben Ulanen und Husaren)/1/  bzw. zu einer Kriegerkaste (wie etwa die Sikhs in Britisch-Indien)  und schliesslich zu einem Reichsstand (neben dem Adels-, Priester-,  Kaufmanns-, Buergerstand und anderen Staenden) zu verwandeln.  Es fragt sich jedoch, inwieweit die Kosaken als ethnisch-staendisches Element der russischen Reichsgesellschaft lebens- bzw. ueberlebensfaehig waren. Bestand denn ueberhaupt die Moeglichkeit und Wahrscheinlichkeit des Ueberlebens der Kosaken im Bestand Grossrusslands als Volk oder Stand im Falle einer linearen Weiterentwicklung des Russischen Kaiserreiches  ohne  revolutionaere Katastrophen? Bestand fuer die in Russland lebenden Kosaken auch nur die geringste Aussicht, in welch besonderem Status auch immer ihre kosakische Identitaet zu bewahren?  Oder drohte ihnen vielmehr die unvermeidliche Perspektive, auch ohne revolutionaere Kataklysmen im Laufe der Zeit in der Gesamtmasse der russischen Reichsbevoelkerung aufzugehen, um am Ende spurlos zu verschwinden?
 
Obwohl die zumindest 200jaehrige Politik der russischen Zaren, die darauf gerichtet war, das eigenstaendige ethnische bzw. Volksbewusstsein der  Kosaken allmaehlich auszuloeschen und das Kosakenvolk in den Kosakenstand "umzuschmelzen" /2/, bei den Kosaken Unmut erweckte, spielten die durch diese Zarenpolitik geschaffenen Staendeschranken paradoxerweise die Rolle einer gewissen Barriere gegen die Assimilierung und Aufloesung der nicht besonders zahlreichen Kosaken in der Masse der uebrigen Zarenuntertanen. Die sozialwirtschaftliche Entwicklung des (gross)russischen Staates und die entsprechend fortschreitende rechtliche Gleichstellung aller Mitglieder der (gross)russischen Gesellschaft sollten aber frueh oder spaet alle staendischen Schranken und Unterschiede abschaffen, wie dies z. B. in Grossbritannien passierte.

Wenn es also den Kosaken beschieden sein sollte, auch weiterhin als Stand im fortbestehenden grossrussischen Zarenreich fortzubestehen, waere im Zuge des Verschwindens aller staendischen Schranken auch das Kosakentum als besondere Bevoelkerungsgruppe des Russischen Zarenreiches unvermeidlich in dessen gesamten Bevoelkerungsmasse aufgegangen. Folglich bot die Abkapselung im Rahmen des Kosakenstandes den Kosaken als Volksgruppe nicht die geringsten Zukunftschancen. Ihre einzige Ueberlebenschance bestand also in der Hinwendung zu ihrem historischen Gedaechtnis, Rueckbesinnung auf ihre ethnohistorische Vergangenheit und zur endgueltigen Selbstidentifizierung auf ethnischer Basis.
   
Die Moskauer und St. Petersburger Zarenbehoerden waren indessen jahrhundertelang eifrig darum bemueht, dagegen geistige und gesetzliche Barrikaden zu errichten, die vorher errichteten Schranken zu befestigen und zu restaurieren.

Die kosakischen Stammeseliten wurden in den (gross)russischen Reichs-Adelsstand erhoben und zu treuen Zarendienern erzogen, die mit der nichtkosakischen, recht multinationalen grossrussischen "Adelsnation" verschmolzen. Anderseits wurde die traditionelle Kosaken-Selbstverwaltung zielbewusst und systematisch abgeschafft. Waehrend die Kosaken-Atamane (Anfuehrer) vorher von den Kosakenversammlungen gewaehlt und auf das Kosakentum vereidigt worden waren, wurden sie nunmehr durch vom Zaren benannte hohe Militaers /3/ ersetzt, die meistens keine geborenen Kosaken waren und diese nur als dem Grossreich nuetzliche Wehrbauern betrachteten und behandelten.

2)Die Kosaken im 1. Weltkrieg und im Russischen Buergerkrieg

Zu Beginn des Ersten Weltkrieges bildeten die im Zarenreich lebenden Kosaken elf Kosaken-"Heere" bzw. Wehrbauerngebiete mit insgesamt 4 500 000 Einwohnern, die zwischen dem Schwarzen Meer und dem Stillen Ozean entlang Russlands Suedgrenzen lagen. Das zahlreichste unter den Kosakenheeren war das Don-Kosakenheer mit 1 400 000 kosakischen und fast ebensovielen nichtkosakischen Einwohnern, die als "Fremdstaedter" ("Inogorodnije") in ihren Rechten im Vergleich zu den Erb- bzw. Stammkosaken geschmaelert waren, worauf nachstehend noch ausfuehrlicher eingegangen werden soll. Zum Don-Kosakenheer gehoerten ausserdem noch 32 000 in den Kosakenstand erhobene Kalmueken (ein den Mongolen verwandtes, sich im Unterschied zu den christlichen Kosaken zur lamaistischen Form des Buddhismus bekennende Volk). Das zweitstaerkste Heer war das Kuban-Kosakenheer (1 214 000 Ew). Hinzu kamen die Kosaken-Heere von Terek (235 000 Ew), Astrachan, das Ural-, Orenburg-, Sibir(ien)-,  Semiretschje-, Sabajkalje- (Transbaikal-)  und Amur- sowie das in Aufstellung begriffene Jenissej-Kosaken-Heer. Ausserdem war in Jakutien ein 3000 Mann starkes Kosaken-Regiment stationiert. Von den 11 Kosaken-Heeres-Gemeinden waren historisch gesehen nur vier: das Don-, das Terek-, das Kuban- und das Ural-Kosaken-Heer (die sogenannten "aelteren Heere") als ethnisch-kulturelle Gruppen  im erwaehnten Sinn entstanden. Die uebrigen waren gemischter Abstammung und sollten korrekterweise eher als Sozialgruppen auf Kosakenbasis betrachtet werden. Nichtdestotrotz bildeten alle Kosakengemeinden geschlossene Erbkasten. Um Kosak zu sein, musste man in eine Kosakenfamilie hineingeboren werden. Nur die Zarenregierung konnte einen Nichtkosaken in den Kosakenstand erheben (aehnlich wie es um die Erhebung in den Adelsstand bestellt war).

Jeder Kosak war zum achtzehnjaehrigen Kriegsdienst verpflichtet  (wobei er nur die ersten drei Jahre kaserniert war). Als Gegenleistung fuer den Kriegsdienst genossen die Kosaken sowohl persoenliche als auch Kollektiv-Vorrechte. Jedes Kosaken-Heer war autonom und hatte ein eigenes Budget, woraus die Kosaken ihre Einnahmen bezogen und Steuern entrichteten. Jeder Kosak hatte Anrecht auf ein Grundstueck, das je nach Rang, Verdienst und Verantwortung unterschiedlich gross war. Nichtkosakische Zaren-Untertanen, die in die Kosaken-Stammgebiete einwanderten, durften dort als "Fremdstaedter" kein Land erwerben, sondern dieses bei Kosaken pachten (was stets fuer Unmut sorgte, der mit der besonders nach der Aufhebung der Leibeigenschaft, die die hoerigen Bauern an ihre Scholle band, 1861 steigenden Anzahl dieser Einwanderer immer staerker wurde und sich allmaehlich in eine Quelle innerer Instabilitaet der Kosakengebiete verwandelte).

Das erwaehnte Interesse der zaristischen Regierung am Erhalt des traditionellen Kosaken-Gemeindewesens erklaerte sich u.a. auch daraus, dass ein Kosaken-Rekrut billiger war als ein Normal-Rekrut. Jeder Kosak erschien zum Waffendienst mit eigenem Reitpferd und eigenem Zaumzeug. Die Kosaken galten als treue Zarendiener und furchtlose Krieger.

Zu Beginn des 1. Weltkrieges bildeten die Kosaken eine ansehnliche Streitmacht. Die 11 Kosaken-Heere stellten 164 Kosaken-Regimenter, 54 Artillerie-Batterien, 30 Infanterie-Bataillone und 119 einzelne Hundertschaften bzw. Sotnien (Reitereinheiten von 120  Mann zu Friedens- und 135 Mann zu Kriegszeiten). Neben diesen Armeeverbaenden bestanden im Rahmen der Zarengarde auch besondere kosakische Elite-Einheiten: das Kaiserliche Kosaken-Regiment, das Ataman-Regiment, das Kombinierte (Swodnyj) Kosaken-Regiment, die Leib-Garde-Don-Kosaken-Batterie der Reitenden Garde-Artillerie-Brigade, sowie die Kaiserliche Eskorte (Konvoi), welchletztere aus zwei Kuban- und zwei Terek-Kosaken-Hundertschaften betsand.
            
Zu Kriegsbeginn kamen die Kosaken an der Front als leichte Reiterei zum Einsatz. Es stellte sich jedoch sehr bald heraus, dass sich ihre hoechst beweglichen, zur Ermattung des Gegners bestimmten Einheiten, nur schlecht fuer den Stellungskrieg eigneten. Viele Kosaken-Reiterregimenter wurden zu Infanterieeinheiten umfunktioniert und fuellten die unendlich langen Weltkrieg-Schuetzengraeben, wo sie sich jedoch nicht minder tapfer schlugen als zu Pferde.
 
Da die Kosaken ihren Treueeid seit alters her dem Zaren (und nicht dem russischen Staat als solchem) schwuren, lockerten sich nach der Entmachtung von Zar Nikolaus II. durch die Februar-Revolution 1917 die Treuebande an Russland im Bewusstsein vieler Kosaken immer mehr.  Nach dem mit deutscher Hilfe erfolgten bolschewistischen Umsturz 1917 und Beginn des Buergerkriegs in Russland, wandten sich die meisten (obgleich bei weitem nicht alle) Kosaken gegen die Bolschewisten. Es waren ausgerechnet Don-Kosaken unter ihrem General und spaeterem Ataman Pjotr Krasnow, die Ende Oktober/Anfang November 1917 vergeblich versuchten, den von den Bolschewiken aus dem roten Petrograd nach Gatschina geflohenen Ministerpraesidenten und Chef der liberaldemokratischen Provisorischen Regierung Russlands A.F. Kerenskij wieder an die Macht zu bringen. Vor allem die Kosakenfuehrer erhofften sich von den antikommunistischen "grossrussischen" Weissen die Wiederherstellung der Kosaken-Autonomie bzw. Unabhaengigkeit, die seitens der autoritaer-zentralistischen roten Machthabern nicht zu erhoffen war.

In den Buergerkriegsjahren 1917-1921 bildeten die Kosaken das Rueckgrat und die Haupt-Stosskraft aller weissen antibolschewistischen Regierungen (allein das Kuban-Kosakenheer fuehrte gegen die Roten 110 000 Mann ins Feld) und kaempften mutig  an allen Fronten gegen die Bolschewiken. Die letzten weissen Truppen, die den Roten erbitterten Widerstand leisteten, waren Kosaken, und zwar, das Kosaken-Heer des Atamans G.M. Semjonow im Transbaikal-Gebiet sowie die Asiatische Reiterdivision des baltendeutschen Generalleutnants R.F. Freiherr von Ungern-Sternberg in der Mongolei.

All diese Jahre befanden sich die Kosaken jedoch in einer hoechst prekaeren und schwierigen Lage. Ihr Verhaeltnis zu den ausserordentlich autoritaer und grossrussisch denkenden weissen Generaelen (deren offizielles Motto "Fuer ein grosses, einiges und unteilbares Russland" lautete) blieb  stets gespannt. In den Gebieten, die traditionell den Kosaken gehoerten, fielen sie der bewaffneten Sowjetaggression zum Opfer, deren Folgen durch die Feindschaft der "fremdstaedtischen" nichtkosaksichen Bevoelkerung dieser Gebiete zusaetzlich erschwert wurden, welche den Kosaken nach Land und Besitz trachtete. Trotz all dieser Schwierigkeiten entstand 1918 in Gebiet des Don-Kosaken-Heeres der erste unabhaengige Kosaken-Staat auf den Truemmern des ehemaligen Russischen Kaiserreiches mit dem bereits erwaehnten Zarengeneral  Pjotr Krasnow an der Spitze. Ein zweiter Versuch erfolgte im Gebiet des Kuban-Kosakenheeres, dessen Unabhaengigkeit von der Kuban-Rada (Kosaken-Parlament) proklamiert wurde. 1920 schlossen die Don-, Kuban- und Terek-Kosaken einen Schutz- und Trutz-Dreibund ab. In den Jahren 1917-1918 versuchten die antibolschewistisch gestimmten kaukasischen Bergvoelker eine Foederation mit den Kosaken zu bilden.  Auch die unabhaengige Ukraine mit dem zum Hetman (Ataman)  gewaehlten, einem alten Kosakengeschlecht entstammenden Zarengeneral P.P. Skoropadskij an der Spitze versuchte (bis Ende 1918 unter Schutz der Besatzungsmaechte Deutschland und Oesterreich-Ungarn) das freie Kosakentum (Wilnoje Kosaztwo) in seiner einstigen Bedeutung wiederherzustellen. All diese Kosakenstaaten, die vergeblich auf ihre Anerkennung seitens der siegreichen Entente-Maechte und sogar die Aufnahme in den Voelkerbund hofften, erwiesen sich jedoch als kurzlebig und wurden teils durch die Bolschewiken teils durch grossrussisch-autoritaere weisse  Generaele eliminiert. So wurde z.B. der Kuban-Rada-Vorsitzende N.S. Rjabowol 1919 als "kosakischer Separatist" von einem grossrussischen weissen Offizier erschossen. Ein anderes Kuban-Rada-Mitglied, der Priester und Delegierte zur Pariser Friedenskonferenz A.I. Kulabuchow, der sich eifrig um ein Buendnis mit dem antibolschewistischen Medshlis (Parlament) der kaukasischen Bergvoelker bemuehte, wurde 1919 auf Weisung des Befehlshabers der weissen Streikraefte Suedrusslands General A.I. Denikin oeffentlich gehaengt.

Waehrend der fluchtartigen Evakuierung von Denikins weissen Truppen 1920 vom Schwarzmeerhafen Noworossijsk wurden grosse Teile der Kosakenverbaende im Stich gelassen. Die verratenen Kosaken sahen sich gezwungen, der Roten Armee beizutreten und am sowjetisch-polnischen Krieg 1920 teilzunehmen, vornehmlich in den Reihen der 1. Reiter-Armee des spaeteren roten Marschalls Semnon Budjonnyj (welcher selbst kein Kosak, sondern ein "Fremdstaedter" aus dem Dongebiet war). Im Buergerkrieg  (wie spaeter auch im 2. Weltkrieg) gab es allerdings auch andere rote Kosakenverbaende. Vor allem minderbemittelte Kosaken liessen sich durch die bolschewistische Gleichmacher-Parole "Expropriierung der Expropriierer"  (im Volksmund: "Beraubung der Raeuber") verlocken, um sich auf Kosten ihrer wohlhabender Standesgenossen zu bereichern.  So kaempften gegen die weissen Kosaken das Rote Kosakenkorps des Donkosaken F.K. Mironow sowie die zu einem beachtlichen Teil aus Kosaken bestehende rote 2. Reiterarmee des "Fremdstaedters" B.M. Dumenko. Die roten Kosaken rebellierten zwar spaeter gegen die bolschewistischen Machthaber, wurden jedoch von Lenin- und Trotzki-treuen Rotarmisten geschlagen, entwaffnet und dezimiert, ihre Kommandeure wurden erschossen. Das gleiche Schicksal ereilte auch den Kuban-Kosaken und Befehlshaber der roten 11. Sowjetarmee im Nordkaukasus I.L. Sorokin, der ebenfalls gegen die roten Machthaber rebellierte, den ihm aufgestuelpten bolschewistischen revolutionaeren Kriegsrat erschiessen liess, jedoch dann ueberrumpelt und 1918 als "Konterrevolutionaer" erschossen wurde.

Die allgemeine Niederlage der weissen Armeen bedeutete auch das endgueltige Ende der Kosaken-Gemeinden, deren ethnische Eigenart und Volksidentitaet von den Bolschewisten nie und nimmer anerkannt wurde. Alle autonomen Kosaken-Strukturen wurden von den roten Machthabern mit Rumpf und Stiel ausgerottet. Die Kosakengebiete wurden durch Sowjet-Russland und die Sowjet-Ukraine einverleibt, die dort wohnhaften Kosaken zuerst "entkosakisiert", danach "entkulakisiert" (zwangskollektiviert) und schliesslich durch Stalins Terrormaschine dezimiert/4/.

Kleine Kosaken-Einzelgruppen leisteten jedoch bis in die 20er und sogar 30er Jahre in schwer zugaenglichen Terek- und Kuban-Gebieten den Sowjets Widerstand. Einige dieser kosakischen Guerillakrieger sollen sich bis zum Vorstoss der deutschen Wehrmacht in die traditionellen Kosaken-Gebiete im Sommer 1942 dort gehalten haben.
 
3)Zweiter Versuch: An deutscher Seite

Am 23. Juni 1941, einen Tag nach Beginn des deutschen Feldzugs im Osten, rief der bereits vorher erwaehnte, nunmehr im deutschen Exil lebende General P.N. Krasnow, Oberster Ataman der Donkosaken im russischen Buergerkrieg (bis 1919, da er durch den deutschfeindlichen und Entente-freundlichen Generalleutnant A.P. Bogajewskij abgeloest wurde), die ueber ganz Europa verstreuten weissen Kosaken sowie die im Sowjetmachtbereich verbliebenen Kosaken zur Wiederaufnahme des bewaffneten Kampfes gegen den Bolschewismus an deutscher Seite auf. General Krasnow hatte sich durch seinen Kampf gegen die Mittelmaechte im 1. Weltkrieg sowie gegen die  Sowjets im "1." russischen Buergerkrieg unter den weissen Kosaken hohes Ansehen erworben.  Nicht minder bekannt war General Krasnow auch durch seine ausgesprochen deutschfreundliche Haltung 1917-1918 als Oberhaupt des Donkosakenheeres.  Daher fand der Aufruf Ataman Krasnows sowie anderer Kosakenaktivisten bei vielen Exil-Kosaken breiten Widerhall, welche auch andere weisse Exilrussen zur Wiederaufnahme  ihres Kampfes gegen die Roten ermunterten, die ihn als "2. Russischen Buergerkrieg" betrachteten. So schlug General M.F. Skorodumow, Chef der Russischen Vertrauensstelle im deutsch besetzten Serbien, wenige Tage nach Krasnows Appell den deutschen Besatzungsbehoerden vor, aus weissen Emigranten eine russische Freiwilligendivision fuer den Ostfronteinsatz aufzustellen. Skorodumow wurde deutscherseits die Aufstellung einer bewaffneten Schutzgruppe genehmigt, um die in Serbien wohnhaften weissen russischen Emigrantenfamilien vor dem Terror roter jugoslawischer Tito-Partisanen zu beschuetzen, welche  vom  Komintern von Moskau aus geleitet wurden (bis zum Beginn des Ostfeldzugs gegen die UdSSR hueteten sich die Deutschen selbst, dagegen einzuschreiten, weil der Hitler-Stalin-Pakt noch gueltig war). Im Kriegsverlauf wurde im Rahmen des russischen Balkan-Schutzkorps, das Ende 1942 in die deutsche Wehrmacht uebernommen wurde, ein Kosaken-Freiwilligenregiment unter dem Kommando des weissen Buergerkriegs-Veteranen General V.E. Sboroswkij aufgestellt. Dieses 1. Kosaken-Regiment erhielt gegen Ende 1944 mehr als 80 % aller an die weissen Balkan-Korpskaempfer verliehenen Kriegsauszeichnungen. Ausser dem 1. Kosaken-Regiment, dessen Dienstgrade sich zwar als Kosaken, jedoch zugleich auch als antibolschewistische  "grossrusische" Patrioten betrachteten, bestand im Schutzkorpsrahmen auch eine 380 Mann starke "Freikosaken-Kompanie"; deren Freiwillige sich nicht als Russen, sondern als Angehoerige einer selbstaendigen kosakischen Nation betrachteten und nicht fuer die Wiederherstellung des vorrevolutionaeren grossrussischen (Zaren-)Reiches, sondern fuer den Aufbau eines unabhaengigen Staates "Kasakia" ("Kosakien") mit deutscher Hilfe ins Feld zogen. Solche "Kosakisten" bzw. "Kosakier"  (russ. Kasakijzy) bildeten einen nicht unwesentlichen Teil der antibolschewistischen Exil-Kosaken. Auch die Kosakengeneraele Pjotr Krasnow, Andrej Schkuro u.a., die vor Kriegsbeginn eher grossrussisch-zaristisch agierten und propagierten, tendierten im Kriegsverlauf allmaehlich in Richtung dieses Kosaken-Autonomismus und spaeter -Separatismus.
   
Anfang 1943 kaempften folgende Kosakeneinheiten an deutscher Seite an der Ostfront :

I Im Operationsgebiet der Heeresgruppe A:
 
Kosakenregimenter "Platow" und "Kuban", das 1. und das 2. Kosaken-Korps bei der 97. Jaeger-Division;

II Im Operationsgebiet der Heeresgruppe Sued:

Kosaken-Regiment Jungschultz,  III (Kosaken-)Abteilung des Sicherungs-Regiments 57, Kosaken-Abteilungen 213, 403, I/444, II/444, I/454, II/454, Kosaken-Bataillone 557 (Don), 558 (Kuban), Kosaken-Ausbildungs-Bataillon, Kosaken-Korps (mot.) beim 3. Panzerkorps, Kosaken-Korps 404, Kosaken-Batterie 553;

III In Operationsgebiet der Heeresgruppe Nord:

Kosaken-Schwadron 655;

IV Im Operationsgebiet der Heeresgruppe Mitte:

Kosaken-Abteilungen 433, 600, 622, 623, Kosaken-Bataillone 622, 623, 624, 625, 631, 1. und 2. Kosaken-Kompanien 137, Kosaken-Korps 638./5/
 
Der wohl bekannteste an deutscher Seite kaempfende Kosakenverband war das XIV./XV. Kosaken-Kavallerie-Korps der deutschen Wehrmacht, das auf der Basis der 1. Kosaken-Kavallerie-Division entstand. Ihr Kommandeur war der deutsche Generalleutnant Helmuth v. Pannwitz. Er wurde am 14. Oktober 1898 auf der Domaene Botzanowitz im oberschlesischen Kreis Rosenberg geboren. In unmittelbarer Naehe des elterlichen Gutshauses bildete der kleine Fluss Lisswarthe die Grenze zum kaiserlichen Russland. Die Kindheit des spaeteren Kosakenbefehlshabers war gepraegt von Kontakten zu einer auf der russischen Flussseite liegenden Grenzkosakenabteilung, die den Jungen mit ihren Reiter- und Saebelvorfuehrungen begeisterte. Sein militaerischer Laufweg begann bereits 1910, als er 12jaehriger Zoegling der niederschlesischen Kadettenanstalt Wahlstatt wurde, von wo er Ostern 1914 in die preussische Hauptkadettenanstalt Lichterfelde wechselte. Als im August der 1. Weltkrieg ausbrach, war die Begeisterung des Jungen so stark, dass sein Vater ihm trotz seiner Jugend die Erlaubnis zum Eintritt ins Heer geben musste. An seinem 16. Geburtstag rueckte er als Fahnenjunker zur Ersatzschwadron des Ulanenregiments Kaiser Alexander III. von Russland (Westpr.) Nr. 1 in Lueben ein. Wegen hervorragender Bewaehrung vor dem Feinde wurde Faehnrich v. Pannwitz  bereits im Maerz 1915 zum Leutnant befoerdert. Im Anschluss an seine Teilnahme an der Sommerschlacht 1916 erhielt er im Folgejahr in den Karpaten das Eiserne Kreuz I. Klasse und kam schliesslich in die Quartiermeisterabteilung der 14. Armee.  Nach Kriegsende folgte der Einsatz in verschiedenen Freikorps zum Schutz der deutschen Ostgrenze.

Um mit Helmut Moeller, Veteran des Kosaken-Kavallerie-Korps v. Pannwitz, zu sprechen:

"Genauso wie mit uns die Kosaken Seite an Seite (gegen die Bolschewisten im 2. Weltkrieg – W.A.) kaempften,  haben unsere Vaeter in den Freikorps 1918-1923 gegen die Spartakisten gekaempft und uns somit vor einem kommunistischen System bewahrt. Sie haben nicht fuer Hitler-Deutschland, sondern gegen das bolschewistische System gekaempft. Sie wollten freie Buerger im ihrem Vaterland sein (…) So kaempfte v. Pannwitz an der Seite Erhardts in Berlin und Oberschlesien, mein Vater beim Stahlhelm Franz Seldte. Diese Maenner fuehrten einen Heldenkampf und verhinderten, dass die Weltrevolution von der roten Armee nach Deutschland getragen wurde. Zusammen mit der Reichswehr hatten sie 1923 die Ordnung wiederhergestellt und einen Umsturz verhindert und somit die Demokratie verteidigt."
 
Im Maerz 1920 musste v. Pannwitz wegen seiner schweren Verwundung den Abschied als aktiver Offizier nehmen. In der Folgezeit war er in Polen taetig  (u.a. als Gutsverwalter der Fuerstin Radziwill), bis ihn die Liebe zum Offiziersberuf im Sommer 1933 wieder ins deutsche Reichsgebiet zurueckfuehrte. Nachdem er beim Reiterregiment 7 in Breslau mehrere Reserveuebungen geleistet hatte, wurde er 1935 als Rittmeister und Schwadronchef im Reiterregiment 2 in Angerburg reaktiviert. Seine weitere militaerische Laufbahn fuehrte den inzwischen zum Major befoerderten v. Pannwitz 1938, nach erfolgtem Anschluss Oesterreichs an das Deutsche Reich, zum frisch aufgestellten Kavallerieregiment 11 nach Stockerau unweit Wien. Bei Kriegsbeginn zog er als Kommandeur der neugebildeten Divisionsaufklaerungsabteilung 45 nach Polen, wo er sich die Wiederholungsspangen des Eisernen Kreuzes verdiente.
 
Bereits zu Beginn des Feldzuges gegen die Sowjetunion stellte der kuenftige Feldataman aller Kosakenheere abermals seine Tapferkeit und Umsicht unter Beweis, so dass ihm am 4. September 1941 das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen wurde. Sein Fuehrungsstil war von der Maxime gepraegt, moeglichst grosse Erfolge mit moeglichst geringen Verlusten herbeizufuehren. Im November 1941 musste er das Kommando ueber seine Vorausabteilung wegen Ischiasleidens abgeben, und er wurde Anfang 1942 zur Ausarbeitung von Vorschriften fuer die Schnelle Truppe im OKH versetzt. Diese Zeit nutzte der im April 1942 zum Oberst befoerderte v. Pannwitz, um seinen Wunschtraum von einer eigenstaendigen Kosakeneinheit zu verwirklichen. Die Kosaken waren ja, wie wir schon wissen, bis zum Ende ihres "1." Buergerkrieges gegen die Sowjets eine Kerntruppe der weissen Streitkraefte, weswegen sie unter der Sowjetmacht nicht nur alle ihnen von den Zaren verliehenen Vorrechte verloren, sondern auch unter dem Motto "Entkosakisierung" und "Zwangskollektivierung"  grausam verfolgt, dezimiert, verbannt und ausgehungert wurden. Daher wurde der Einmarsch der deutschen Truppen in die Kosakengebiete an Don, Kuban, Terek und Wolga von sehr vielen dort verbliebenen Kosaken (und Nichtkosaken) al Befreiung empfunden. Daher waren nicht wenige Kosaken  (und Nichtkosaken) bereit, in den Reihen der deutschen Wehrmacht gegen die bolschewistischen Unterdruecker zu kaempfen. Sie waren weder "Nazis" noch "Faschisten", sondern hofften, sich dadurch eine Eigenstaendigkeit erringen zu koennen (die sie waehrend des 1917 ausgebrochenen "1." russischen Buergerkrieges kurzfristig schon einmal errungen hatten).

Helmuth v. Pannwitz, dem seit seiner Jugend im deutsch-russischen Grenzgebiet das Wesen der Kosaken gut vertraut war, erkannte (gleich anderen  weitsichtigen deutschen Offizieren und Generaelen) die grossen Moeglichkeiten, die sich daraus ergaben. Gegen den Widerstand des Reichsfuehrers-SS Heinrich Himmler, in dessen Rassenwahnideen diese Vorstellungen nicht passten (obwohl er spaeter, viel zu spaet, infolge der Kriegsereignisse umdenken musste), erhielt v. Pannwitz im September 1942 den Auftrag, sich im Kosakengebiet ueber die Aufstellung groesserer Kosaken-Freiwilligenverbaende zu informieren. Tatkraeftige Unterstuetzung erhielt er hier von den Generaelen Ernst Koestring, Kurt Zeitzler und Ewald v. Kleist. Waehrend v. Pannwitz im deutsch besetzten Kaukasus umherreiste, kam es zu einem sowjetischen Vorstoss in der Kalmuekensteppe /6/, dem keine deutschen Feld-Truppen entgegenstanden, weswegen er den Auftrag erhielt, einen Kampfverband mit Etappenangehoerigen aufzustellen. Mit dieser bunt zusammengewuerfelten Truppe gelang es v. Pannwitz als geborenes Fuehrernaturell eine gesamte sowjetische Kavalleriedivision zu vernichten. Fuer seine aussergewoehnliche und entscheidende Tat erhielt er am 23. Dezember 1942 das 167. Eichenlaub zum Ritterkreuz sowie den hoechsten rumaenischen Militaer-Orden Michael des Tapferen (Ordinul Mihaj Viteazul).

Inzwischen setzte sich in deutschen Wissenschaftlerkreisen die schon vorher haeufig vertretene Meinung durch,  die Kosaken waeren ein urspruenglich germanisches Mischvolk, das den im Zuge der Voelkerwanderung ins Schwarzmeergebiet ausgewanderten Goten entstammte, die sich dann mit ebenfalls ausgewanderten Teilen der Sachsen sowie mit den nomadisierenden iranischen Saken (Skythen) vermischt hatten und den Grundstock der spaeteren Kosaken gebildet haben sollen./7/ So konnte die deutsche Reichsregierung die Kosaken offiziell zu Verbuendeten erklaeren, die fuer ihren Waffendienst an deutscher Seite  Schutz und Fuersorge in Anspruch nehmen durften.

Im Januar 1944 erschien in Deutschland im SS-Leitheft der Artikel "Kosaken. Deutsche Spuren im Osten", worin ein anonymer "Reiter des Fuehrers" (A. Rosenberg?) mit der Behauptung russischer Historiker polemisierte, die Ostgoten seien nach dem Tod ihres Koenigs Ermenarich in den Westen gezogen und an den drei grossen Feldzuegen gegen die nomadisierenden Hunnen unbeteiligt gewesen seien. Nach der Meinung des "Reiters" sei ein beachtlicher Teil der Goten im Gebiet des Nordkaukasus geblieben. Sie seien allerdings dermassen geschwaecht gewesen, dass sie keinen eigenen Staat mehr gruenden konnten. Jedoch bestuenden anhand historischer Quellen direkte Hinweise darauf, dass die Tuerken nach der Inbesitznahme der Krim unweit der Stadt Kolechas eine Gotensiedlung vorfanden, deren Einwohner germanisch sprachen. Dies waere ein Beweis dafuer, dass nur ein Teil der Goten nach Ermanarichs Tod westwaerts abgezogen sei. Waraegische (normannische - W.A.) Wikinger haetten das Kiewer Reich gegruendet. Sie gruendeten wahrscheinlich im Jahr 1000 das Fuerstentum Tmutarakan am Schwarzen Meer. Die gleichen Normannen kamen dann auch ins Byzantinische Reich. Wir erfahren ueber den Fuersten Mstislaw von Tmutarakan, dass er 1022 die Kosohen (Kosaken) unterwarf, die sich dann mit den Einwohnern Tmutarakans vermishten. Zur gleichen Zeit entstand in diesem Gebiet oestlich des Schwarzen Meeres das Reich der Khazaren. In weiten Gebieten, wo mongoloide Voelker des Ostens gegen Arier des Westens kaempften, begegneten sich Vertreter der nordischen und der dinarischen Rasse. Russische Historiker glauben, alle Spuren germanischer Voelker (Bastarner, Skiren, Rugier, Goten, Normannen) waeren verloren. Dem sei jedoch nicht so. Im XI. Jh. erscheinen im Saporoger und im Don-Gebiet Kosaken. Wer deren Vorfahren waren, ist bis heute nicht bekannt. Obwohl russische Historiker Verschiedenes behaupten (mal halten sie die Kosaken fuer reine Slawen, mal fuer Nachkommen von Hunnen oder Petschenegen), deuten aeussere Rassenmerkmale eindeutig darauf hin, dass es sich bei den Kosaken un ein Produkt der Vermischung nordischer und dinarischer Voelkerschaften handelt. Es ist ganz offensichtlich, dass sich Reste der in den Steppen verlorenen germanischen Voelkerschaften mit Slawen und anderen arischen sowie auch kaukasischen Voelkerschaften vermischten. Daraus entstand die Gruppe kriegerischer Kasohen (spaeter als Kosaken bezeichnet). Dieser Artikel veranschaulicht kurz und buendig die rassisch-historische Konzeption, in deren Rahmen die Kosaken mit den Goten in Verbindung gebracht wurden. Obwohl die Goten im Rahmen dieser Konzeption nicht zu den alleinigen Vorfahren der Kosaken erklaert wurden, welchletztere immerhin als Mischvolk, wenn auch mit starken germanischen Bluteinschlag, bezeichnet werden./8/

Interessanterweise waren aehnliche Vorstellungen schon lange vorher unter den Kosaken verbreitet. So begruendete der ukrainische Kosakenhetman Iwan Masepa 1709 seinen Entschluss, von Zar Peter dem Grossen abzufallen und sich mit dem Schwedenkoenig Karl XII zu verbuenden mit dem Hinweis auf die "wohlbekannte" Abstammung der Kosaken von den alten Goten, so dass der Uebertritt auf die Seite Karls, der ja offiziell den Titel "Koenig der Schweden, Goten und Vandalen" fuehrte, nicht als Verrat gelten konnte./9/

Mit dem deutschen Rueckzug im Osten Anfang 1943 zogen Tausende Kosaken mit Familien in Richtung Westen. Gleichzeitig wurden in der deutschen Fuehrung Plaene zur Aufstellung einer ganzen berittenen Kosakendivision entworfen. Im Maerz 1943 wurde in Mielau mit der 1. Kosaken-Kavallerie-Division bzw. 1. Kosaken-Division, der erste kosakische Grossverband des deutschen Heeres aufgestellt./10/ Zur Fuehrung dieser Division war keiner besser geeignet als der im Juni 1943 zum Generalmajor befoerderte v. Pannwitz, der das Vertrauen seiner Kosaken wie des deutschen Rahmenpersonals sehr schnell gewann.

Hermann Moeller schrieb in seinen Erinnerungen:

"Wir kaempften Seite an Seite mit den Kosaken, der Bolschewismus hatte ihnen alles genommen. Sie wurden aus ihren Doerfern vertrieben. Vater verschossen, Mutter starb an Hungertod. Sehr viele von ihnen haben vorher in sibirischer Verbannung gelebt, und nun waren sie den Kommissaren des M.W.D./11/  (Ministerium fuer Innere Angelegenheiten spaetere Bezeichnung fuer das beruechtigte sowjetische NKWD/12/, Volkskommissariat fuer Innere Angelegenheiten – W.A.) Stalins hoffnungslos ausgeliefert. Die Kosaken lebten vor der kommunistischen Machtergreifung in ihren Doerfern in einer Art militaerischer Selbstverwaltung. Der Stamm der 6. Schwadron Kuban 4 (des Kuban-Kosaken-Reiterregiments 4 in der 1. Kosaken-Kavallerie-Division sowie im spaeteren  Kosaken-Kavallerie-Korps v. Pannwitz, wo Hermann Moeller diente – W.A.) bestand aus Kaempfern, die fast alle aus einem und demselben Dorf stammten. Sie suchten den Kampf gegen dieses barbarische System. Wie grauenhaft es wirklich war, haben wir selbst nach unserer Auslieferung durch die Englaender als Gefangene in Sibirien erfahren muessen…“

Im Herbst 1943 wurde Pannwitzs Kosaken-Grossverband in den Balkanraum verlegt. Das Einsatzgebiet der Kosaken wurde das mit Deutschland verbuendete  Kroatien, wo sie die Tito-Partisanen erfolgreich bekaempften und es am Kriegsende, nach dem jaehen Frontwechsel der vorherigen verbuendeten des Deutschen Reiches Rumaenien und Bulgarien sogar mit vordringenden Truppen der roten Sowjetarmee aufnahmen. Im Januar 1945 wurde der inzwischen zum Generalleutnant ernannte deutsche Kosakenbefehlshaber (dem vor allem der Oberste Don-Kosaken-Ataman General P.N. Krasnow,  der Kuban-Kosaken-Heeres-Ataman W.G. Naumenko und der Kuban-Kosakengeneral A.G. Schkuro als Inspiratoren und Berater beistanden) der vom Allkosaken-Ring (Wsekasatschij Krug), d.h. "Thing" bzw. "Kongress",  in Virovitica zum "Obersten Feldataman aller Kosakenheere" (Pochodnyj Ataman wsech Kasatschjich Wojsk) gewaehlt. Die Stellung eines Ataman aller Kosaken hatte im kaiserlichen Russland seit 1835 der Kronprinz (Zesarewitsch, Zarewitsch, d.h. "Zarensohn") inne. Nun aber wurde mit Generalleutnant von Pannwitz erstmalig  in der gesamten Geschichte des Kosakentums ein deutscher Offizier mit dieser hoechsten Kosakenwuerde bekleidet.  Durch diese Wahl kam die ganze Groesse der ihm von seinen Kosaken entgegengebrachten Verehrung zum Ausdruck. Seit dem 1. Februar 1945 unterstand dem derart ausgezeichneten v. Pannwitz als Kommandierenden General das in der Aufstellung begriffene  XIV. (kurz danach XV.) Kosaken-Kavallerie-Korps mit 2 berittenen Divisionen und 1 Plastun- (Infanterie-)Brigade (die bis zur 3. Division aufgestockt werden musste, wozu es jedoch wegen der Kriegsereignisse nicht kommen sollte).

Es wurde lange (und wird immer noch) ueber die angebliche Zugehoerigkeit des XV. Kosaken-Kavallerie-Korps zur Waffen-SS spekuliert. Derartige Behauptungen findet man auch heutzutage  ziemlich oft nicht nur in Medienberichten, Zeitungs- und- Magazinartikeln, sondern sogar in Fachbuechern und Lexika (auch im deutschsprachigen Raum).  Sieghard v. Pannwitz, General Helmuth v. Pannwitzs Sohn, schrieb dazu bereits im November 1994 folgendes:

"Das XV. Kosaken-Kavallerie-Korps sowie die vormalige 1. Kosakendivision stand unter dem Befehl meines Vaters, des Generalleutnants Helmuth v. Pannwitz, und hat vom ersten Tag seiner Aufstellung Mitte 1943 bis zur Kapitulation 1945 ausschliesslich der Wehrmacht angehoert. Es gab allerdings Bestrebungen von Hitler und Himmler, das K.K.K. in die Waffen-SS zu ueberfuehren. Aus Gruenden der historischen Wahrheit moechte ich im folgenden, unter Nennung von entsprechenden Quellen darlegen, warum anders lautende Berichte falsch sind und nicht der Wahrheit entsprechen.

Ursprung fuer falsche Behauptungen mag ein Fernschreiben des Oberkommando des Heeres sein, in dem folgende Anweisung gegeben wurde:

Fernschreiben vom 16.10.1944

Des OKH / GenStdH/Org. Abt. Nr. II/35661 / 44 geh., welches sich auf den Befehl des OKW / WFSt / Op (H) / Suedost Nr. 06248/44 bezieht und folgendes besagt:

1. Mit Bezug wird befohlen:
a) Die 1. Kos.-Division ist ab sofort zur Aufstellung eines SS-Kosaken-Korps in die Waffen-SS zu ueberfuehren;
b) Einzelheiten regelt OB Suedost.

Auf dem Stammblatt fuer die 1. Kosaken-Division, angelegt durch Verfuegung AHA Ia VI Nr. 16790/43 geh. V. 8.5.43, befindet sich weiter folgender Vermerk:

Gemaess SS-Fuehrungshauptamt, Amt II OrgAbt. Ia/II Nr. 4080/44 gK vom 4.11.44 (AHA 8938/44 gK) in die Waffen-SS ueberfuehrt.

Diese Befehle sind niemals zur Ausfuehrung gekommen. Juristisch gesehen ist dieser Befehl "eine auf die Zukunft gerichtete Weisung". Damit wird ausgedrueckt, dass ein Befehl allein noch kein Beweis fuer dessen tatsaechliche Ausfuehrung ist.
 
In seinem Buch "Der Freiwillige" (3/1970) stellt auch der ehemalige General der Waffen-SS (Gottlob - W.A.) Berger und Chef des SS-Hauptamtes  fest, dass der Uebernahmeerlass noch nicht die Uebernahme des Kosaken-Kavallerie-Korps in die Waffen-SS bedeutet hat.

Dieser Auffassung ist auch das OKW gewesen, insbesondere nachdem man sich der Tatsache bewusst geworden war, dass die ueberwiegende Mehrheit der befragten Offiziere nicht bereit war, Versetzungsantraege zur Waffen-SS, nach Ziff. IIc des besagten OKH-Befehl vom 16.10.44, zu stellen. Offensichtlich hat auch die SS-Fuehrung daraufhin von der Durchsetzung dieses Uebernahmebefehls abgesehen.
Die Tatsache, dass die 1. KosDiv, beziehungsweise das daraus hervorgegangene XV. Kos. Kav. Korps, immer Truppenteil der Wehrmacht war, wird auch eindeutig durch die Passagen im Kriegstagebuch des OKW aus dem fraglichen Zeitraum bestaetigt.
Bis Kriegsende werden die Kosaken immer ohne SS-Zusatz genannt, wogegen die Verbaende der Waffen-SS als solche stets benannt werden.

Zum Beispiel:

*1 x im Herbst 1944 als 1. KosDiv
Im Lagebuch des OKW (Suedosten) vom 3.1 bis 17.4.45
*21 x als Kosaken bzw. Kosakenraum
* 2 x als Kosakenbrigade
*1  x als 1. KosBrigade
*1  x als 2. KosBrigade
* 2 x als Kosakendivision
*10  x als 1- KosDiv und
* 2 x als 2- KosDiv.
Ab 8.2.45  3 x als Kosaken-Korps
Ab 3.3.45  3 x als XV. Kosaken-Kavallerie-Korps.

Weiter gibt es Eintragungen im Kriegstagebuch des OKW, Bd. IV, Teilband II, S. 1313:

Am 17.2 (1945) befanden sich folgende Verbaende des Heeres in der Neuaufstellung bzw. Umgliederung:

8 Divisionen 33. Welle…
Ferner waren in der Umgliederung bzw. Auffrischung begriffen...
Neu aufgestellt wurden: 2. Kosakendivision (Aufstellungsende 15.5.)

Unter dem 3.3. 45 befindet sich folgende Eintragung im Kriegstagebuch:

Durch Teilung der 1. Kosaken-Division wurde die 1. Und die 2. Kosaken-Division unter dem XV. Kosaken-Kavallerie-Korps gebildet.

Am 15.4.45 heisst es darin weiter: Die 1. Kosaken-Division hat sich gut geschlagen.

Weiterhin moechte ich einige Auszuege aus der vorliegenden schematischen Kriegsgliederung anfuehren:

*16.09.44   1. KosDiv beim LXIX Korps z.b.V.
*26.11.44   1. KosDiv beim LXIX Korps z.B.V.
*01.03.45  1. KosDiv beim LXIX Korps z.B.V.
*01.03.45   2. KosDiv in Kroatien
*30.04.45   XV. KosKavKorps mit 1. und 2. KosDiv und 11. LwFeldDiv

Das OKW hat die Kosaken-Division und ab Maerz 1945 das XV. Kosaken-Kavallerie-Korps, nachweislich als Heeresverband der Wehrmacht gefuehrt, was auch den Tatsachen entsprach.
 
Dem Kameradschaftsverband des K.K.K.s liegt ein Schreiben des Militaerischen Bundesarchivs in Freiburg vom 19.4. 1984 vor, in dem bestaetigt wird, dass "zwar die organisatorische Absicht der Ueberfuehrung vom Heer in die Waffen-SS bestanden hat, aber in der Praxis nicht durchgefuehrt wurde".

Es ist auch notwendig zu erwaehnen, dass Hunderte der noch lebenden ehemaligen Soldaten des K.K.K.s beeiden koennen, was ich dargelegt habe. Entsprechende eidesstattliche Erklaerungen, Tagebuecher, Soldbuecher, Befoerderungsurkunden und Unterlagen kann ich jederzeit vorlegen".
 
"DIE ZEIT" hat, mit Ausgabe vom 4. August 1995, einen Bericht veroeffentlicht, in dem es um das Schicksal  des Generals und Kosaken-Feldatamans Helmuth v. Pannwitz nach seiner Auslieferung an die Sowjetunion in Moskau ging. Darin wurden Gespraeche mit fuehrenden Offizieren im ehemaligen KGB-Zentralarchiv beschrieben, die bestaetigten, dass H. v. Pannwitz niemals  SS-General war, und dass sein Kosaken-Kavallerie-Korps auch niemals Teil der Waffen-SS war. Bei anders lautenden Mitteilungen aus der frueheren UdSSR habe es sich ausschliesslich um sowjetische Kriegspropaganda gehandelt, wie noch in H. v. Pannwitzs Todesurteil ausgefuehrt worden sei.
 
Im Schreiben von Dr. Horst Bieber, Chef vom Dienst der erwaehnten Wochenzeitung fuer Politik, Wirtschaft, Handel und Kultur "DIE ZEIT", vom 1. Dezember 1995, an den damaligen Vorsitzenden der Kameradschaft des XV. Kosaken-Kavallerie-Korps Dieter Klawonn, hiess es u.a.:

"Richtig ist, dass das Kosaken-Kavallerie-Korps nicht in Russland (als Grossverband - W.A.) eingesetzt und nicht der SS unterstellt war".
    
Dem deutschen Bundesarchiv/Militaerarchiv  in Freiburg liegen eindeutige Informationen ueber die Zugehoerigkeit des XV. Kosaken-Kavallerie-Korps nicht zur Waffen-SS, sondern zum deutschen Heer (REICHSHEER, unter RH 71 im Bestand des Bundesarchivs/Militaerarchivs in Freiburg) vor. Diese Unterlagen koennen von jedem Interessenten an der Geschichte des XV. Kosaken-Kavallerie-Korps eingesehen werden. Das Gleiche gilt fuer die dort vorliegenden persoenlichen Erklaerungen (Eidesstaatliche Erklaerungen etc.).
 
Im Unterschied zu Angehoerigen anderer vornehmlich aus ehemals Sowjetbuergern bestehender, an deutscher Seite kaempfender Ostfreiwilligenverbaende, deren Waffen-SS-Zugehoerigkeit als unbestritten gilt, wie z.B., die russischen Waffen-SS-Divisionen 29 "RONA"/13/ (auch als Brigade bzw. Division Kaminski oder "Russische Volksbefreiungsarmee" bekannt) und 30 (russische bzw. weissruthenische oder weissrussische Nr. 2), der "Osttuerkische Waffenverband der SS", die Russische SS-Brigade "Drushina", das Russische SS-Regiment "Warjag" ("Waraeger“), die Nordkaukasische und Armenische Legion der Waffen-SS u.a.m., wurden die Pannwitz-Kosaken nie aus Waffen-SS-Bestaenden besoldet, bewaffnet, ausgeruestet und verpflegt.  Sie wurden nie in den Waffen-SS-Listen gefuehrt. Die K.K.K.-Kosaken trugen nie SS-Uniformen, -Kragenspiegel, -Achselstuecke bzw. -klappen, Dienstgrad- und Kopfbedeckungsabzeichen bzw. -Kokarden, sondern nur ihre eigenen kosakischen, russisch-zaristischen bzw. die der deutschen Wehrmacht/14/.
 
Gegen Ende des 2. Weltkrieges (der von den weissen Kosaken sowie allen deutschfreundlichen weissen Russen bekanntlich zugleich als ihr "2. Buergerkrieg gegen den Bolschewismus" betrachtet wurde) lag  H. v. Pannwitzs stark angegriffene, jedoch immerhin gut 20 000 Mann umfassende Kosakeneinheit (die er im letzten Augenblick den KONR/15/-Streitkraeften zurechnen liess)  am Suedufer der Drau. Da der Kosakenkommandeur natuerlich wusste, was seinen Kosaken im Falle deren Gefangennahme durch die Sowjets bevorstand, versuchte er, das bereits von den  englischen Truppen besetzte oesterreichische Kaernten zu erreichen, wo er am 9. Mai auf die 11. Britische Panzerdivision traf.  Am 13. Mai kapitulierte v. Pannwitz nach Verhandlungen mit dem Kommando der 8. britischen Armee bei Voelkertmarkt in Kaernten. Vor der Entwaffnung liess er in Anwesenheit englischer Offiziere zum letzten Mal zu Klaengen des Prinz-Eugen-Marsches (Marsch des XV. KKK) seine Kosaken hoch zu Pferde an sich vorbeiziehen, um schliesslich seine Kosaken offiziell ihre Waffen den Briten uebergeben zu lassen.  In den folgenden Tagen eilte v. Pannwitz von Lager zu Lager, um seinen Kosaken beizustehen und ihre Interessen bei den britischen Militaerbehoerden zu vertreten. Am 24. Mai 1945 noch erhielt der deutsche General und Kosaken-Feldataman und von den Briten die feste Zusicherung, dass sie die Kosaken nicht an die Sowjets uebergeben wuerden. Es sollte sich bald herausstellen, wie "gentlemanlike" dieses britische Ehrenwort eingeloest werden sollte. Einen Tag zuvor hatten die Englaender naemlich mit den Sowjets ein Uebereinkommen zur "Repatriierung", also zur Auslieferung, der Kosaken getroffen. Die englischen Bewacher begannen entgegen jeder Menschlichkeit am 27. Mai 1945 unter voelliger Missachtung der getroffenen Vereinbarung und unter offensichtlicher Verletzung der Bestimmungen der Genfer Konvention,  mit der Umzingelung der einzelnen Kosakenlager und dem gewaltsamen Abtransport der gefangenen Kosaken (viele von denen mitten aus dem christlich-orthodoxen Gottesdienst brutal herausgegriffen wurden) nach Graz, wo die verzweifelten Kosaken unter Anwendung groebster Gewalt an die Bolschewisten ausgeliefert wurden. Viele Kosaken wurden sofort auf dem Gelaende des nahegelegenen Huettenwerks erschossen. Zur gleichen Zeit wurden bei Lienz rund 20 000 Kosaken der von den Generaelen A.G. Schkuro, P.N. Krasnow und T.N. Domanow befehligten Ersatzformationen (XV. K.K.K.– Kosakenreserve) sowie des Kosaken-Feldlagers (Kasatschij Stan), die sich samt Frau, Kind, Hab und Gut aus den ihnen zugewiesenen norditalienischen Siedlungsgebieten gerettet hatten, und fast ebenso viele Zivilisten, die bei Kriegsende im gemaess einem deutsch-italienischen Regierungsabkommen den vor der Roten Armee gefluechteten Kosaken als Siedlungsgebiet zugewiesenen Norditalien lagen, von den Briten an die Sowjets ausgeliefert (nicht viel anders wurden die gefluechteten Kosaken auch von den Amerikanern in Bayern behandelt).  Auch hier spielten sich erschuetternde Szenen ab. Viele Kosaken, deren Frauen, Kinder und Greise, zogen den Freitod dem ansonsten bevorstehenden Sowjetterror vor und stuerzten sich zu Hunderten in die Drau. Noch vorher wurden die Kosakengeneraele und -offiziere mit Ataman P.N. Krasnow an der Spitze von den Briten zu einer angeblichen Lagebesprechung nach Judenburg gelockt, wo sie alle entwaffnet und den Bolschewisten uebergeben wurden (einschliesslich des mit dem britischen Kommandeurskreuz des Bath-Ordens dekorierten Kosakengenerals und somit englischen Ritters Sir Andrej Schkuro). Dieses Unrecht stellt einen Schandfleck in der Geschichte der britischen Armee dar. Als deutscher Staatsbuerger koennte General  v. Pannwitz der Auslieferung an die Bolschewisten entgehen und im britischen Kriegsgefangenenlager landen. Als Ehrenmann zog er es jedoch vor, bei seiner Kosakentruppe zu bleiben. Das deutsche Rahmenpersonal wurde von ihm vor die freie Wahl gestellt, folgte jedoch groesstenteils seinem geliebten Kommandeur.

Im Sommer 1945 wurden sowohl die kosakischen als auch die meisten deutschen Soldaten des Kosaken-Kavallerie-Korps von den Sowjets nach dem Ural sowie nach Workuta in Sibirien abtransportiert, wo sehr viele von ihnen umkamen. Von der rund 1000  ausgelieferten Angehoerigen des deutschen Rahmenpersonals  des XV. K.K.K. ueberlebten nur 250 die sowjetische Kriegsgefangenschaft.

Generalleutnant  v. Pannwitz wurde zusammen mit anderen Kosakengeneraelen ins beruechtigte Moskauer Lubjanka-Gefaengnis gebracht. Das Militaerkollegium des Obersten Gerichts der UdSSR befand ihn sowie 5 weitere Kosakengenerale (P.N. Krasnow, dessen Neffen S.N. Krasnow, A.G. Schkuro, Sultan Keletsch-Girej und T.I. Domanow) der "Spionage-, Diversions- und Terroraktivitaeten gegen die Sowjetunion"  fuer schuldig und verurteilte alle "Staatsverraeter"  (obwohl alle Angeklagten ausser Domanow nie sowjetische Staatsbuerger waren und nie auf die Sowjetfahne Treue geschworen hatten)  zum Tode durch den Strang. Das (zumindest hinsichtlich des deutschen Staatsbuergers Helmuth v. Pannwitz voellig ungerechte und absurde) Todesurteil wurde am 16. Januar 1947 im Lubjanka-Gefaengnis vollstreckt. Damit endete das Leben des tapferen Kosakenatamans H. v. Pannwitz, das gepraegt war vom gelebten deutschen Patriotismus und zugleich Freundschaft zu den Kosaken. Dieser deutsche General hat stets nicht nur Tapferkeit, sondern auch Besonnenheit und Ruecksichtnahme bewiesen.  Um mit dem Kosaken-Veteranen Sergej von Spakowsky, ehem. Rittmeister des Kosaken-Reiter-Regiments 2 im XV. K.K.K. zu sprechen:

"Generalleutnant Helmuth von Pannwitz stand an massgeblicher Stelle im letzten Krieg als Kommandierender General des XV KOSAKEN-KAVALLERIE-KORPS und von den Kosaken zu Beginn des Jahres 1945 auf dem All-Kosaken-Kongress zu Virovitica zum Obersten FELDATAMAN (Hauptfuehrer) aller Kosaken-Heere auserwaehlt. Da er fuer dieses Ziel starb, deswegen gilt fuer ihn das Bibelwort:

"Ist aber unsere Stunde gekommen, so wollen wir ritterlich sterben, um unserer Brueder willen und unsere Ehre nicht lassen zu Schanden werden".

Am 16. Januar 1947 wurde an General von Pannwitz das Urteil eines sowjetischen Militaergerichts vollstreckt, aber in unseren Herzen bleibt er unsterblich. Seine ehemaligen Kameraden werden ihn nie vergessen und immer ehren.

Buenos Aires 1973".

(Als Nichtdeutscher sprach Rittmeister Spakowsky zwar fliessend Deutsch, schrieb jedoch nicht immer fehlerfrei - W.A.).

Durch diese Eigenschaften und durch sein tiefes Verstaendnis fuer das kosakische Wesen gewann Helmuth von Pannwitz die Herzen seiner Kosaken, die ihn liebevoll "Batka Pannwitz" ("Papa Pannwitz"), "nasch Panko"  ("unser Panko", eine schmeichelnde Verballhornung von "Pannwitz") und "Batjuschka General" ("Vaetercher General") nannten und denen er selbst bis zum Tode treu ergeben blieb. So wie dieser Kosaken-Ritter ohne Angst und Tadel zu Beginn seines Lebens Freundschaft mit den Grenzkosaken geschlossen hatte, so starb er nun den Opfertod fuer die deutsch-kosakische Soldatenkameradschaft.

Die weissen Kosaken haben sich aber als selbststaendiger Faktor in der Weltgeschichte anscheinend fuer immer abgemeldet... Oder?

ANMERKUNGEN

/1/ Daher die Versuche auch in anderen Staaten, wie z.B. in Preussen und sogar in England, eigene Kosakentruppen einzufuehren, die jedoch stets misslangen.
 
/2/ Urspruenglich waehlten die Kosaken ihre Priester selbst. Die Moskauer Zaren haben sie jedoch kirchlich dem Patriarchen von Moskau und ganz Russland, spaeter dem St. Petersburger Heiligen Synod der Russisch-Orthodoxen Kirche (RPZ) und deren Klerus unterordnet.

/3/Darunter viele Deutschstaemmige wie z.B. v. Winzengerode, Grabbe, Miller, Loewenstern, Brueggen, Wrubel, Lindiner, Voss, Zeimern, Hasenkampf u.a.m.

/4/Dem russischen Historiker Leonid Reschetnikow zufolge wurden waehrend der sogenannten "Entkosakisierung" ueber 1 Million Kosaken vernichtet. 1926 verblieben im Don-Gebiet hoechstens 45% der ehemaligen Kosaken-Bevoelkerung, in anderen "Heeres"-Gebieten nicht mehr als 25%, im Gebiet des Ural-Heeres kaum 10 % (die Ural-Kosaken verliessen ihr Gebiet fluchtrtig im Versuch, den Bolschewiken zu entkommen).  Waehrend der Zwangskollektivierung ("Entkulakisierung") wurden 1930-31 mindestens 300 000 Kosaken aus verschiedenen "Heeres"-Gebieten, in erster Linie aus dem Ural-Gebiet und aus dem Nordkaukasus enteignet, verhaftet (und meistens danach hingerichtet) bzw. verbannt. Besonders hart betroffen waren Kosaken im Alter von ueber 50 Jahren, als Hueter kosakischer Volkstraditionen.
 
/5/Stand: 25.3.1943; Quelle: Anlage zu OKH/GenStdH./Org.-Abt. II. Nr. 1630/43 g. Kdos. Vom 25.3.1943; BA/MA RH 2/v, 1412. Siehe dazu Naeheres: Peter Schuster, Harald Tiede. Die Uniformen und Abzeichen der Kosaken in der Deutschen Wehrmacht // Uniform und Ausruestung deutscher Streitkraefte – Band 7. Verlag Klaus D. Patzwall. Norderstedt 1999.
 
Es gab aber auch viele andere Kosakeneinheiten im Dienst der Deutschen Wehrmacht, z.B.  Kosaken-Ausbildungs-und Ersatzregiment (spaeter Freiwilligen-Kosaken-Stammregiment 5) samt Jungkosaken-Schule (Gesamtstaerke: 10 000 bis 15 000 Mann), Reiterverband "Trubtschewski", 5. (schwere) Schwadron des Reiterverbandes Boeselager, Reiter-Regiment 7, Kosaken-Abteilung 69, 1. und 2. Kosaken-Schwadron 82 beim XXXX Panzerkorps, 1. Ost/131 und 2. Ost/131 bei der 131. Inf.- Div. ("Ostreiter"), Ost-Reiter Abteilung 285 (Sicherungs-Division 285), Reiter-Regiment 360 (zuletzt Gren. Rgt. 360), Kosaken-Abteilungen 428 und 669, Bat. 570, Don-Kosaken-Schwadron 583, Kosaken-Bataillone 126 und 161, 9. Kosaken-Schwadron des Radfahrer-Regiments 4,1. und 2. Kosaken-Schwadron 82 der 3. Pz. Div., 1. Sinegorskij-Atamanen-Regiment, motorisierte Kosaken-Kompanie des III. Panzer-Korps, Kosaken-Aufklaerungs-Abteilung der 97. Jaeg- Div., Kosaken-Schwadron 287 des Generalkommandos z.b.V. (Sonderverband 287) u.a.m.

/6/An deutscher Seite kaempfte auch ein aus dem Verband Dr. Doll hervorgegangenes freiwillges Kalmueken-Korps.

/7/ Im Dezember 1942 erklaerte das deutsche Reichsministerium fuer die besetzten Ostgebiete mit dem ehemaligen russischen Untertanen Alfred Rosenberg als Reichsminister an der Spitze die Kosaken offiziell zu Nachkommen des altgermanischen Stammes der Goten. Aus diesem Grunde wurden die Kosaken zum germanischen Volk und fuer wuerdig erklaert, eigene Streitkraefte zur Bekaempfung des Bolschewismus an deutscher Seite aufzustellen sowie in Zukunft einen eigenen Staat unter grossdeutschem Protektorat zu bilden. Als unmittelbarer Anlass diente die Verschlechterung der Lage am Suedfluegel der deutschen Front sowie der Wunsch, ein sicheres, freundliches Hinterland zu haben. Was waren jedoch die historischen Gruende fuer diese Erklaerung? Im III/IV Jh. u.Z. lebte in den Schwarzmeersteppe das germanische Volk der Goten, das diesen Raum beherrscht und ein maechtiges Reich gegruendet hatte. Genauer gesagt, waren es zwei Reiche. Die Goten gliederten sich naemlich in Westgoten (Wisigoten) und Ostgoten (Ostrogoten). Die Westgoten lebten im Raum zwischen der Donau und dem Unterlauf des Dniepr, die Ostgoten oestlich des Dniepr-Unterlauf. Die Ostgrenze des Ostgoten-Siedlungsraumes ist nicht genau bekannt, dazu gehoerte jedoch sicherlich das Einzugegebiet des Asowschen Meeres. Folglich besiedelten die Ostgoten auch einen Teil des spaeteren Don-Kosaken-Gebietes. Ausserdem wurde Rosenbergs Doktrin durch die Tatsache begruendet, dass waehrend des Siebenjaehrigen Krieges in der preussischen Armee Friedrich des Grossen Saporoger Kosaken (Vorfahren der Kuban-Kosaken) gegen Russland kaempften, deren traditionelle Vorrechte und Freiheiten ducrh die russische Regierung vernichtet wurden. In guter Erinnerung behielten die Deutschen auch das Kriegsjahr 1918, als sie ins Dongebiet einmarschierten und General P.N. Krasnows Donkosaken bei der Bekaempfung des Bolschewismus unterstuetzten, die Kosaken aber eine Zeitlang einen wichtigen stretegischen Faktor der Ostpraesenz des deutschen Heeres bildeten. Seit 1941 traten die mit der Sowjetmacht unzufriedenen Kosaken erneut auf den Plan. Am 22. August 1941 trat der sowjetische Major I.N. Kononow (der seine Kosakenabstammung vor den Sowjets zu verheimlichen verstand und so den Repressalien entkommen konnte)  mit seinem Schuetzenregiment 436 auf deutsche Seite ueber. Kononow wurde eine Art "Kosaken-Wlassow", bevor Sowjetgeneral A.A. Wlassow in deutscher Gefangenschaft mit der Aufstellung seiner Russischen Befreiungsarmee ROA begonnen hatte. Kononow erhielt von den Deutschen die Genehmigung, Kosakenstaemmige in russischen Kriegegefangenenlagern fuer den Freiwilligen-Dienst anzuwerben. Bereits am 19. Dezember 1941 bestand im Dienst der deutschen Wehrmacht das Kosakenregiment 120 mit 77 Offizieren und 1799 Soldaten. Erst im April 1942, im Vorfeld der Kaukasus-Offensive, genehmigte A. Hitler offiziell die Existenz von Kosakeneinheiten im Bestand der Wehrmacht. Nach dem Einmarsch ins Nordkaukasus-Gebiet begann endlich das deutsche Experiment mit kosakischen Staatsbehoerden, kosakischer lokaler Selbstverwaltung und Kosakenpolizei. Im Dezember 1942 kam dann Rosenbergs bereits erwaehnte Erklaerung ueber die Kosaken als Gotennachkommen.

/8/woertlich zitiert:

"Die Geschichte der Russen ist oft lueckenhaft, weil ihre Geschichtsschreiber an die Befehle und Weisungen entweder der zaristischen Herrscher oder der sowjetischen Machthaber gebunden waren. So behaupten russische Geschichtslehrer, die Ostgoten seien nach dem Tode des (von den Hunnen geschlagenen - W.A.) Gotenkoenigs Ermannerich nach dem Westen abgezogen. Von den drei nachfolgenden Schlachten der Goten und Kolcher gegen die Hunnen im Kolcherlande ist ihnen nichts bekannt. Tatsache ist, dass ein grosser Teil der Goten noch weiter im Raume des noerdlichen Kaukasus und im Kaukasus verblieben war. Sie waren jetzt so geschwaecht, dass sie keinen eigenen Staat mehr gruendeten. Eine Aufzeichnung der Kolcher besagt, dass ein Gote spaeter in dem Gebiete des Kolcherlandes Bischof der orthodoxen Kirche war. Auch Melanchthon berichtet, dass ihm Gewaehrsmaenner erzaehlt haben, dass die Tuerken bei der Einnahme der Krim in der Naehe von Kolchis ein Gotien finden. Er berichtet weiter, dass die Bewohner dieses Landes eine germanische Sprache sprechen. Damit ist wohl bewiesen, dass die Goten nach dem Tode Ermannerichs nur zum geringen Teil nach dem Westen gezogen sind".

/9/  Neben den schwedentreuen ukrainischen Kosaken Hetman Iwan Masepas (denen sich auch die Saporoger Kosaken unter Ataman Konstantin Gordijenko anschlossen) gab es auch zarentreue Kosaken unter Hetman Iwan Skoropadskij (Vorfahr des Zarengenerals und spaeteren deutschfreundlichen ukrainischen Hetmans Pawel bzw. Pawlo Skoropadskij 1918). Auch die Don-Kosaken rebellierten wiederholt gegen die Zaren, so z.B.  unter Ataman Stepan Rasin gegen Zar Alexius (Vater Peters des Grossen) 1670-1671 und unter Ataman Kondratij Bulawin 1708 gegen Zar Peter. Der Don-Kosak Jemeljan Pugatschow rebellierte an der Spitze der Jajik- (Ural-) Kosaken 1773-1775 gegen Zarin Katharina die Grosse. Anfang des XVII. Jh. verhalfen aufstaendische Saporoger und Don-Kosaken dem von Polen-Litauen aus agierenden "falschen Demetrius" auf den Thron des Moskowiter Zarenreiches usw. All diese Kosakenaufstaende wurden blutig niedergeschlagen, deren Anfuehrer wurden von der Russisch-Orthodoxen Kirche gebannt.

/10/In der deutschen Wehrmacht gab es zwar schon vorher zahlreiche Kosaken-Schwadronen und- Abteilungen sowie einzelne Kosakenregimenter (von Renteln, Kottulinsky u.a.m.), jedoch keine Kosaken-Grossverbaende, waehrend im Rahmen der Streitkraefte des deutschen Kriegsverbuendeten Italien der Kosakenverband "Savoya" kaempfte.

/11/Ministerstwo Wnutrennich Del.

/12/Narodnyj Komisasariat Wnutrennich Del.

/13/"Russkaja Oswoboditelnaja Narodnaja Armija", nicht zu verwechseln mit der "Russischen Befreiungsarmee" (ROA, "Russkaja Oswoboditelnaja Armija") des ehemaligen Sowjetgenerals A.A. Wlassow.

/14/In Einzelfaellen auch die von Wlassows ROA und sogar sowjetische Uniformteile.

/15/KONR (Komitet Oswoboshdenija Narodow Rossii), "Befreiungskomitee der Voelker Russlands" unter ROA-Befehlshaber General A.A. Wlassow.

NACHTRAG (10. Dezember 2018)

NACHSPIEL ODER NEUBEGINN?

Kuerzlich verkuendete die Vereinigung der Kosakenorganisationen Russlands "Gesellschaftliches Allkosaken-Zentrum" (Wsekasatschij Obschtschestwennyj Zentr, WOZ) die Wiederherstellung des von der Russisch-Orthodoxen Kirche unabhaengigen autokephalen Orthodoxen Apostolischen Kosaken-Kirche (Kasatschja Prawoslawnaja Apostolskaja Zerkow, KPAZ). Der in Moskau veranstaltete KPAZ-Gruendungskongress fand am 30. November 2018, St. Andreas-Gedenktag, statt. WOZ betrachtet den Apostel Andreas als Taeufer der im Kaukasus- und Schwarzmeergebiet wohnhaften Vorahnen des Kosakenvolkes. WOZ zufolge bestand die auf die alten Goten zurueckgehende selbstaendige Kosakenkirche bis zum XVIII. Jh., als Peter I, und Katharina II. die Souveraenitaet des Kosakenvolkes eliminiert haben. Der WOZ-Richter K. Kosubskij erklaerte der Zeitung "NGR" gegenueber, der von der RPZ gebannte Kosaken-Hetman Iwan Masepa sei fuer die Kosakenkirche ein Held. Es bestuenden auch Gruende fuer die Heiligsprechung des ukrainischen Kosaken-Hetmans Bogdan Chmelnizkij, des Patriarchen der Kroatischen Orthodoxen Kirche Hermogenes Maximow (ehemaliger Erzpriester von P.N. Krasnows Armee). WOZ bestuende auf der Rehabilitierung der Kosaken-Atamane G.M. Semjonow, G.A. Wdowenko, P.N. und S.N. Krassnow, A.G. Schkuro. H. v. Pannwitz und anderer Kosakenhelden. WOZ hofft auf den Erhalt der KPZ-Autokephalie nach ukrainischem Beispiel von dem Oekumenischen Patriarchen Bartholomaeus von Konstantinopel.  WOZ zufolge bestuende "der Grundstock der ukrainischen Bevoelkerung aus ethnischen Kosaken (…) Die Kosakenkirche mische sich jedoch in die ukrainischen kirchlichen Angelegenheiten nicht ein. Der Wiederbelebungsprozess der Kosakenkirche startete auf dem Territorium der Russischen Foederation, wo die kirchliche Situation der ukrainischen nicht symmetrisch ist", betonte K. Kosubskij.

Was das wohl alles zu bedeuten hat?