интервью на немецком 1- Gespr ch

Игорь Коренев 2
Wir singen, um den Menschen Freude zu bereiten»

 Das  Volksensemble  „Kristall" aus der kleinen uraler Berg-arbeiierstadt Kopejsk ist bei den Sowjetdeutschen sehr beliebt. ;berall, wo „Kristair'hinkonimt, werden seine Konzerte warm aufgenommen. Leider aber wird der Name dieses talentvollen r;h¬rigen Kollektivs in der deutschsprachigen Presse nur fl;chtig erw;hnt. IGOR KORENEW, unser ehrenamtlicher Korrespondent aus Tscheljabinsk beschlo;, diese L;cke einigerma;en zu schlie;en. Er traf sich mit den Ensemblemitgliedern im Kulturpalast der Bergarbeiter .in Kopejsk" und fragte die leidenschaftlichen Laien¬k;nstler aus. Seine Fragen beantworten ALBERT BERNS, Leiter des Ensemblesund IRINA STAUCH, Solistin.

? Albert Iwanowitsch, wir haben uns seit 1986 nicht mehr gesehen. Sagen Sie bitte, haben Sie in diesen vier Jahren viel gastiert?

A.B: Nat;rlich. Besonders das vorige Jahr war reich an Gastreisen. Im Juli 1991 beteiligten wir uns am Gebietsfestival der deutschen Kultur und Kunst in Kustanai. Im August desselben Jahres -am Unionsfestival der Volkskunst in Omsk.
Weiter ging es nach Moskau. Im Dezember nahmen wir dort am Allunionsfestival und an den Weinachtskonzerten  teil. Auch in diesem Jahr kann  "Kristall" in seine Biographie schon eine Gastreise buchen. Im Februar 1992 wurden wir nach Ufa eingeladen, wo eine Presentation des Ufaer deutschen Kulturzentrums stattfand.

? Irina Vladimirowna,wie werden "Kristal"-Auftritte auf Ihren Gastreisen aufgenommen?

I. S: Man lobt uns, man sagt, wir seien gut, jedoch f;r uns ist es viel lieber, wenn wir uns selbst loben k;nnen. Das aber kann nur dann geschehen, wenn die Zuschauer auf jede Nummer mit lautem Beifall und strahlendem L;cheln antworten. Geschieht dies, so sind wir zufrieden. Denn:  jedes Konzert ist f;r uns eine Pr;fung und Ansporn dazu, unsere F;higkeiten weiterzuvervollkommnen.

? Ende 1991 ver;ffentlichte die "ZfD" ein ganz kurzes Interview mit dem Vorsitzenden der Slawgoroder "Wiedergeburt" -Zweigstelle Viktor Pfeifer unter dem Titel "Die Jugend ist passiv". Was k;nnen Sie dazu sagen? Besuchen ihre Konzerte viele Jugendlichen?

I.S: Ich m;chte niemandem meine Meinung aufzwingen. Vielleicht hat Herr Viktor Pfeifer auch recht. Aber w;hrend unserer Konzerte in anderen St;dten sind neben den ;lteren Menschen immer auch viele junge Leute im Saal. Manche entdecken die deutsche nationale Kunst und Kultur neu f;r sich und sind uns daf;r sehr dankbar. Auch wenn wir zu Hause singen, kommen die Jugendlichen gerne zu uns. Man muss einfach das Interesse der Jugend f;r das Nationale wecken. Wie? Das ist schon eine andere Frage, die nicht wir zu beantworten haben. Die Musikgruppen im Ganzen Lande tun ja alles, was in Kr;ften steht. Mehr kann man von ihnen nicht fordern.

? Gibt es auch im "Kristall" junge Mitglieder?

A. B: Ja, und das freut uns. Statt Johannes M;ngel, der aus den gesundheitlichen Gr;nden das Ensemble verlassen musste, kam Olga Jungheim, Sch;lerin der 10. Klasse zu uns. Das M;dchen ist talentiert und sehr flei;ig. Jetzt besch;ftigt sie sich viel mit der deutschen Sprache, um ihre Kenntnisse zu verbessern.

? Jedes Programm schlie;en sie mit den scherzhaften Versezeilen: "Bei uns ist s gut, bei uns ist s gut! Wir leben ohne Sorgen...."

? Auch jetzt, in unserer schweren Zeit?

A.B(l;chelt): Nein, schon lange nicht mehr! Scherz hin, Scherz her, aber Sorgen und Probleme gibt es immer. Sie sehen doch, dass wir heute zur Probe nur zu zweit gekommen sind. Die Leute sind aber nicht Schuld daran. Der eine muss in der Schacht ;berstunden machen, bei einem anderen ist die Frau krank. Das Leben ist heute schwer, so kommt es selten vor, dass wir uns alle zusammen verlassen k;nnen. Auch werden wir von niemandem finanziell unterst;tzt. Da der Ausreisestrom leider immer mehr zunimmt, will sich niemand eine 5 Mann starke Gruppe aufhalsen. Deshalb sind wir nur auf unseren Enthusiasmus angewiesen, und die Konzerte geben wir auch auf eigene Kosten. Die meisten sind jetzt um die eigene Kopeke besorgt. Auch uns ist dieses Problem nicht fremd, aber wenn wir auftetten, denken wir am wenigsten an den Gewinn, denn wir singen, um den Menschen Freude zu bereiten.
"ZfD"№ 13, 1992