Die Schule

Маргарита Винс
Ja, ich liebte die Schule. Die Grundschule war mein eins und alles. Gefuehlt - gehoerte sie mir. Das laesst sich leicht erklaeren: die lag praktisch auf unserem Grundstueck und meine Mutter verwaltete sie.

Es war eine kleine Dorfschule mit ca. 25-30 Kindern (in den 70-80 er Jahren), frueher waren es bis zu 100 Schulkinder. Es gab zwei Unterrichtsr;ume: in einem waren die Vorbereitungsklasse „0“* und die 1. Klasse, in dem Zweiten – die 2. und 3. Klasse. Eine Klasse bekam Aufgaben zum Ueben und die Andere wurde unterrichtet usw. der Reihe nach. Ich kann mich nicht erinnern, dass es jeweils gestoert hat.

Aus den Klassenzimmern kam man in einen riesigen Raum, der bis auf ein paar Baenken und einer Wandgarderobe, ganz leer war. Nur die Waende waren mit Fotos von Kosmonauten und Bildern von Pionieren-Helden und W.I. Lenin, bedeckt. Der Raum war im Winter oft etwas dunkel, wegen der Hecke, vor den Fenstern. In diesem grossen Flur haben wir im Winter in der Pause gespielt. Nach draussen gingen wir nur, wenn es trocken und warm war.

Es gab noch ein kleines Lehrerzimmer, das zugleich auch eine Bibliothek und Aufbewahrungsraum fuer alle Lernmittel war. Das war meine Schatzkammer. Die besuchte ich ab und zu am Wochenende, einfach um mir die verschiedenen Sammlungen von Steinen und anderen Lernmaterialien fuer den Sachunterricht anzuschauen, manchmal um ein Heft zu holen. Ich spielte gerne Schule und brauchte dafuer ein neues Heft, von den sauberen Seiten ging fuer mich eine Faszination aus.

Der Donnerstag war der Bibliothekstag, an diesem Tag koennten wir uns Buecher ausleihen oder zurueckbringen. Die Bibliothek war fuer mich der groesste Reichtum der Schule.

Das war meine Grundschule, erbaut im Jahre 1971. An die alte Grundschule konnte ich mich auch noch erinnern, von der ist nur ein Schutthaufen geblieben, den wir im Winter als Rutsche benutzten.

Die neue Schule wurde verputzt und gekalkt. Sie war weiss von innen und aussen und hatte grosse Fenster. Eine saubere gemuetliche warme Schule, die auch von aussen eine passable Erscheinung war.

Die Schulmoebel kam zum Teil aus der alten Schule: alte Schulbaenke mit abdeckbarer Tischplatte, mit einer Vertiefung fuer das Tintenfaesschen. Ob die heutigen Tische bequemer sind? Eins weiss ich genau: die Tafel war beispielhaft sauber, so sorgfaeltig geputzte Tafeln habe ich in meinem Leben nie wieder gesehen.
Draussen, gab es nur Blumenbeete, den Obstgarten und zwei Ahornalleen. Wir hatten etwa sieben lange Parkbaenke, mit Platz fuer ca. 7-8 Kinder.
Irgendwie kein Konzept fuer die Grundschule oder ein sehr veraltetes. Uns war es nicht bewusst, wir vermissten auch nichts. Diese Kindheit hat noch eine Menge Platz und Zeit zum Spielen gehabt. Und auch den Schulhof nutzten wir dafuer, auch in der Ferienzeit.

Ich war jeden Tag in der Schule, meist nur auf dem Schulgelaende, auch im Sommer, in den langen Ferienmonaten. Es war einfach schoen und friedlich dort, man konnte im Gras liegen oder vor den Baenken spielen.
 

*Die Vorbereitungsklasse wurde wegen der Sprachvorbereitung eingefuehrt, weil es in der kleinen Ortschaft keinen Kindergarten gab und die Kinder zu Hause deutsch sprachen. Deshalb lernten die meisten Kinder Russisch erst in der Klasse „O“.