Ich will nicht heiraten

Àíæåëèêà Ìèëëåð
*** ÒÎ×ÊÈ Ñ ÇÀÏßÒÎÉ â íåìåöêîì òåêñòå ÍÅ ÌÎÃÓ ÈÑÏÐÀÂÈÒÜ!!!

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Mari Schanson: „Diese Geschichte habe ich f;r Kammertheater (Gr;;er Hilfe von Carola) aus M;nster, Projekt hei;t „Erz;hl Deine Geschichte“, geschrieben.
Carola v. Seckendorff (Konzeption, Casting, Regie und Dramaturgie) ist seit 1996 Schauspielerin am Theater M;nster, zuvor war sie 3 Jahre am Wolfgang Borchert Theater engagiert. Seit 2006 f;hrt sie auch regelm;;ig Regie und verwirklicht eigene Projekte. 2015 hat sie ihr eigenes Label FreiFrau gegr;ndet und mit M;nsteraner Schauspielerinnen MUTTERHABENSEIN inszeniert, das 2017 in die 4. Wiederaufnahme geht“.

Ich will nicht heiraten

  Viele Frauen heiraten damit sie den Mann ausnutzen k;nnen. Er wird dich, deine Kinder versorgen und bei Scheidung muss er den gr;;ten Teil abgeben. Muss Alimente zahlen f;r beide. Das ist Gesetz. Die Frau heiratet nur, weil sie die Arbeit eines Mannes nicht machen kann. Ich kann auch ein Regal zusammenbauen, nach Anleitung M;bel zusammenbauen, und mein B;geleisen reparieren. Warum brauche ich einen Mann? Ich kann alles alleine machen. Und will niemanden ausnutzen. So wurde ich erzogen.

Drei S;tze meines Mannes nach 15 Jahren zusammenleben, ein halbes Jahr vor der Scheidung werde ich nie vergessen:

1. Du hast mich gef;ttert mit Larven.
2. Du konntest mein Leben nicht interessant machen.
3. Ich sage dir, dass ich dich nicht liebe und mit dir nicht zusammenleben will und du klammerst.

„Du hast mich mit Larven gef;ttert...“

Die Eltern haben mich streng erzogen. An erster Stelle kommt der Mann und seine Interessen. Erst danach kommt alles andere. Ich habe mir nie eine Serie angeschaut, wohlwissend, dass jeden Moment mein Mann nach Hause kommt und nichts Warmes zu essen da ist – kein ersten und zweiten Gang. Die Schwiegermutter ist nie aus der K;che rausgegangen. Der Schwiegervater hat ihr sogar einen Fernseher in die K;che gestellt. Und ein Sofa. Die Schwiegermutter konnte sehr gut kochen, backen und hatte noch einen Haufen anderer Talente, die nie ans Tageslicht gekommen sind. Und ich musste nach diesem Gesetz der Familie leben. Aber was blieb mir anderes ;brig? Ich habe mich gewehrt so gut es ging. Nur war ich alleine und sie waren ein ganzer Clan. Mafia. Wie die Schwiegermutter habe ich auch st;ndig irgendwas zubereitet, gebacken, habe G;ste empfangen, die Schwiegereltern und alle ihre Verwandten, habe sie bespa;t. St;ndig habe ich irgendwas sauber gemacht. Au;erdem habe ich wie eine Irre drei Jobs gleichzeitig gemacht. Die Hauptarbeit war bei der Siemens-Fabrik, zwei Mal in der Woche Putzen bei ;lteren Damen, und samstags Hochzeiten. Bin ersch;pft ins Bett gekrochen. Und das war mein Leben. Und als mein Mann mir gesagt hat, dass ich ihn nur mit Larven f;ttern w;rde, war ich so verletzt, dass ich mich hingesetzt und diese Geschichte geschrieben habe. Ich dachte mir, das f;r ein Schwachsinn M;nner von sich geben, obwohl sie selber Schuld sind. Damit sie ihre „Taten“ rechtfertigen k;nnen? Wenn ich schlecht kochen w;rde oder gar nicht, w;re unsere Ehe sofort im ersten Jahr zerbrochen. Mein Mann konnte nur zwei Gerichte: Bratkartoffeln und Spiegeleier.

„Du konntest mein Leben nicht interessant machen...“

Alle Freunde in Deutschland waren meine Freunde, Kunstkollegen und einfach gute Bekannte. Als ich angefangen hab, B;cher zu schreiben, und meine Texte gedruckt wurden, wurden wir oft zu Kunstabenden eingeladen. Ich habe meine Lieder mit Gitarrenbegleitung gesungen, habe Gedichte vorgetragen. Anfangs hat mich man Mann immer begleitet. Er mochte Feierlichten, mochte das Trinken und hat sich gut benommen. Alle Freundinnen habe mich beneidet und gesagt, was ich f;r einen tollen Mann habe. Auf dem R;ckweg mit dem Zug war er immer sehr angetrunken. Wenn wir mit dem Auto gefahren sind, hat er immer auf dem R;cksitz geschlafen. Wenn wir nach Hause gekommen sind, habe ich ihn ins Haus getragen, ihn auf die Couch gelegt, ihn ausgezogen, ihn mit der Decke zugedeckt und habe auf den Tisch eine Flasche Wasser hingestellt. Eines Tages sagte eine Freundin beobachtend: „Nicht schlecht... Ich h;tte ihn schon umgebracht...“ „Du musst verstehen, er ist gutherzig und charakterschwach. Die Eltern haben ihn dominiert.“ „Wer bist du? Seine Dienerin?“ „Seine Frau... aber an letzter Stelle... wahrscheinlich an erster Stelle der Sohn, Mutter und Vater an zweiter, Oma und Opa an dritter und ich ...“


„Ich sage dir, dass ich dich nicht liebe und mit dir nicht zusammenleben will und du klammerst.“

Die Schwiegermutter hat gesagt: du bist keine K;mpferin, hast deine Sachen gepackt und nicht um deinen Mann gek;mpft. Der Mann rief aus China an und sagte, ich sei an allem schuld. Ich h;tte schon immer viele Verehrer gehabt und habe ihn f;r 8 Monate allein gelassen um zu meinen Eltern zu fahren. Keine W;rme, kein Sex, genauso hat er es gesagt, was h;tte er machen sollen? Dabei bin ich nach seiner Aussage „Ich liebe eine andere“, gefahren. Ich hatte keine Kraft f;r einen Skandal.

Wir hatten eigentlich aus gro;er Liebe geheiratet, obwohl die Eltern immer schrecklich zu mir waren. Sie haben immer auf eine Einladung nach Deutschland gewartet. Und meine Anwesenheit im Leben ihres einzigen Kindes kam ihnen nicht gerade gelegen. Und als die Einladung endlich kam, waren wir schon l;ngst verheiratet und unser Sohn schon auf der Welt. Da ich in den Dokumenten nicht verzeichnet war, sind sie zu dritt nach Deutschland gefahren. Ich wurde mit einem S;ugling allein gelassen. Das war der erste Verrat. Es folgte aber schon bald der zweite und der dritte. Ein halbes Jahr waren sie weg ohne mir Geld da zu lassen.

Nach der Scheidung haben mir alle Verwandte gesagt, dass Andrej mich nur aus Berechnung geheiratet hat, obwohl ich an seine echten Gef;hle geglaubt habe. Er hat es mir auch immer wieder gesagt, dass er mich liebt.

Meine Eltern waren recht wohlhabend in Russland. (Hier werden die Eltern beschrieben und das was sie beruflich gemacht haben usw.)

Andrej war ein verw;hntes Einzelkind. Seine Probleme konnte er alleine nicht l;sen. Er war faul. Er hat vergn;gungss;chtig, hat geboxt, Bodybuilding betrieben – immer wohlwissen, dass seine Eltern in der N;he sind. Er war kein schlechter Partner aber zu jung f;r ein Familienleben.

Nach der Heirat haben ihn meine Eltern bei sich eingestellt. (Der Vater hatte eine Firma). Es ging ihm gut, er hat sein Autos regelm;;ig gewechselt, hatte Geld und war froh, dass seine Frau nichts als Liebe braucht.

(Hier wird nur kurz beschrieben, wie er vor den anderen mit seinen verschiedenen Autos angibt.) seit er Kind war, hat er von eigenen Autos getr;umt, aber seine Eltern waren einfache Arbeiter. So wie viele Russlanddeutsche, flei;ig, ehrlich und arm.

Und die R;ckkehr in die historische Heimat war wie ein Lottogewinn. (Hier wird beschrieben, wie gut das leben in Deutschland geworden ist... Autos, Urlaube, Haus etc.)
In Deutschland hat Andrej sehr lange studiert. Er war sehr faul. Ich habe jede Arbeit angenommen. (Putzfrau, Fabrik...)

Ich habe irgendwann den Wunsch ge;u;ert, dass ich auch studieren will. Schwiegervater: „Erst muss Andrej studieren, dann du. Zwei Studenten in der Familie sind zu viel“.

Als er mit dem Studium als Maschinenbau Ingenieur fertig war, ist er zur Kur in die Ukraine gefahren. Da hat er seine zuk;nftige zweite Frau kennengelernt. Zu der Zeit war ich schwach. Ich musste zur zweiten Chemotherapie. (Mit 16 hat mir ein Zahnarzt durch Blut Hepatitis C ;bertragen). Und in der Zeit hat die Liebhaberin ihm zwei Kinder geboren.

So habe ich es nicht geschafft, einen Beruf zu erlernen. Mein Mann hat mir meinen Sohn weggenommen und am Telefon gesagt: „Wenn du dich querstellst, mache ich dir das Leben schwer und du wirst den Kampf sowieso verlieren.“ So bin ich nach M;nster gekommen, wo Verwandte von mir gelebt haben. Mein Mann hat die Wohnung in W;rzburg aufgegeben, und ist mit seiner neuen Frau, seinen zwei kindern und meinem Sohn nach China umgezogen f;r 3 Jahre.

Nach der Scheidung sind ein paar meiner W;nsche wahr geworden: ich habe einen Beruf erlernt (als „Kauffrau und Verk;uferin in Einzelhandeln“ ). Ich habe ein paar B;cher rausgebracht, habe eine CD mit meinen Liedern aufgenommen, habe f;r’s Radio gearbeitet und eine ein kleines Grundst;ckchen gekauft. Ich fahre jedes Jahr ans Meer, lebe f;r mich alleine.

10 Jahre sind vergangen, f;hlt sich aber an wie ein Tag. Das waren die gl;cklichsten 10 Jahre meines Lebens. Und ich frage mich: Wof;r braucht man ;berhaupt M;nner? Nur f;r die Fortpflanzung?    

5. 02. 2016, Mari Schanson
Die ;bersetzung von Unbekannte, am 20. 01. 2017.