Стихи с золотыми птицами

Лорена Доттай
Lorena Dottai, Gedichte

Ich bin heimatloses Blatt

der goldene Tag ist vorbei
die Voegel sind alle im Sueden
nur heimatloses Blatt ist
mit Erde in laesslicher Suende

was nahmst du von diesen Tagen
was nimmt er – der letzte – von uns
er will von dir keine Gabe
er will nur von mir

bevor du gehst Liebste fuer immer
den himmlischen Voegeln nach
das heimatlose Blatt
gehoert nun zur welkenden Pracht

ich hoere mehr keine Schritte
ich hoere mehr keine Lieder
ich bin – heimatloses Blatt
gehoere der Erde -
                lieber
werd ich die Suende begehen
und sich nach Goldenem sehnen
mach mir die Augen zu
                Liebste
es gibt fuer uns kein Wiedersehen


    *   *   *

An einem schoenen Tag

an einem schoenen Tag
es tat mir alles weh
ich ging durch die alten Strassen
durch die eilender Menschen Armee

bisher verborgenen Traenen
liessen sich nicht mehr verschlingen
sie drangen, drangen heraus
zu Eilenden und zu Blinden

Leb wohl, Schmerz
habe ich ihm gesagt
leb wohl, du
dein Name ist jetzt Abschied
ich suche jemanden, der keinen Namen hat
und der kein Herz besitzt





Geige

bin eine Geige
ein kostbares Instrument
lasst mich singen
beruehren ist verboten
der elfte und der letzte der Geboten
nicht anfassen
noli me tangere
sagt man noch
bin ein Singendes
noli me tangere
und macht die Haende weg


*   *   *

In venezianischen Strassen des Gedenkens
wandre ich halb verwirrt
wandre und langsam sterbe

Die Ariadnes Faden sind vergoldet
Und der Himmel singt
Ich Blindes schwaerme fuer den Flug
Mit M;wen und mit dir zum Himmel
Das goldne Haar verspricht mir Liebe
Amen!

In dunklen Strassen des Gedenkens gibt es keinen Ausweg
Einen endlosen Irrgarten verspricht mein Leben
Ich geb es dir umsonst

Es klingt und singt und schmerzt
Dein Name auf den Lippen
Sie werden endlos kalt
In der Pracht des Lebens
Wo singst du, lachst und liebst?
Dein Name herrlich klingt
Vincenzo!

Die Seele fliegt so weit von hier mit Moewen
Verl;sst ihr Labyrinth f;r immer – so erfuellt sich Traum
Und blitzen gold die Ariadnes Faden
Und so verschmelzen sich die Traenen in der Sonne



*   *   *


Der Faden meines Lebens ist verloren -
Das ist mein Bericht
Bin auf der Suche nach
Und stehe vor der Tuer

Man sagt
Die Tuere oeffnen sich
Sehr langsam
Gut
Ich warte

Man sagt
Sie machen es
Sehr langsam
Und wenn nicht?

Bin auf der Suche nach
Erfuellung meiner Treume
Lasst mich rein!
Ich lernte auch verlieren

Ich bin verloren
Vor der T;r verloren
So schmerzhaft war Da-Sein
Und Hier-Sein tut mir weh

Der Faden meines Lebens ist verloren
Und die Zeit ist um
Die Tueren bleiben so, wie sie es immer waren
Es bleibt mir schweigen lernen


Rotes Buch

Nach Erhalten des roten Buchs von Olga

Meine ertrunkene Freundin
Liegt auf dem Schreibtisch rot
Wer nicht rechtzeitig starb
war schon seit langem tot

Blaettere ihre Gedanken
Auf der Suche nach eigenem Ich
Kuess mich, du, traurige Muse
Ich brauche heute dein Gift

Und die Voegel singen ihr Bla-bla-bla
Der Fruehling war vor kurzem vergiftet

Das ist mein Wort: ich bleibe, bleibe da
Die trotzige hat eine Hoffnung gestiftet

Kuess mich, betrunkene Muse,
Ich werd es nicht mehr versuchen
Ich werd bis tief in die Nacht
Mich im G;ttlichen suchen

Und die Voegel singen ihr Bla-bla-bla
Der Fruehling war vor kurzem vergiftet
Der Fruehling riecht immer nach Virginia
Nach tiefem Wasser und traurigen Geschichten


*   *   *

Du hast die ganze Ewigkeit vor sich
Ich habe ihre Haelfte
Du hast am Tag den Himmel leuchtend
Ich – den Mond

Und wenn am Himmel Sterne blitzen
Bist du trotzdem Sonne
Ich suche nachts
Die Paare fuer die Sterne
Durch die Reime
Will ich dich erreichen

Bist meine Sonne
Ich bin bloss dein Schatten
Die Reime paaren uns
In der Nacht aeons

Hast du gedacht
Wir sind nun die Medaille
In ihrer zweien Seiten unzertrennlich
Nur ein Planet
Mit Ewigkeit in sich



Stille

an A. Makine

die Menschen reden weil...
sie haben Angst vor Stille
er sagte, sie haben Angst...


SchweigenStille, SchweigenStille
stille, stille mich, Stille!

langen Faden durch die Steppen
bis zum Eiffeleisen - ziehe!
Rosenkr;nze der Gedanken
durch den Himmel – ziehe!

meine Haende – durch
den Kalender langer Tage
Fehlens – streck ich aus!



Vor dem Spiegel

I

Zum Beispiel, Du
mit himmlischen Augen, in denen
entweder Dunkel oder Sterne
entweder fallen oder auffliegen
entweder liegen
im herbstlichen Blaettergraben

mit schreienden Augen, in denen
entweder in Brocken zerfallen
oder verbrennen
entweder Eis oder Blut
bis zur letzteren Flut
ist mein Lebensgefaess entkraftet

warte Du, gelaehmter Beispiel
unter mehreren anderen Du-s
eine winzige Kleinigkeit
Allgemeinheit des Schmerzens


II

sehe dich im Spiegel, zwar jeden Tag
bonjour, madame Unbekannte!
Sehe madame im Eisglas
mal mit himmlischen Augen
mal mit schreienden
mal sehe nichts
wenn sie blind sind

denn

sie fallen durch Dunkel ins Eis
denn
Schmerz ist kein Schmerz
denn
schmerzt nicht

er beruehrt so zart mit seinen Zweigen
kleinere und groessere
du weisst doch – Wunde -
du hast doch -
denn der Spiegel
entweder spiegelt oder spielt
verallgemeinten Schmerz
einen Beispiel des verlaufenden Ichs
in seinem inneren Du



Die Antwort: Herbst

wie klingt die Stille,
kannst du mir sagen?
warum meine Augen nach Himmel streben,
und diese Stimmen
im gelben Lauben
sie koennen nicht
mich nach oben heben