Rede vor den Raczecks

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REX LUPUS DEUS

REDE VOR DEN TEILNEHMERN DES 27. SCHLESIENSEMINARS DER ALTEN BRESLAUER BURSCHENSCHAFT DER RACZEKS ZU BONN (GEGR. 1817) AM 23. NOVEMBER 2013

Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes! Amen.

Meine Damen und Herren!

Ich bin als Gast Ihrer altehrwuerdigen Burschenschaft zu Ihnen aus Moskau gekommen, um vor dieser ehrenwerten Versammlung kurz referieren zu duerfen, was ich als besonders grosse Ehre zu schaetzen weiss, da mein Herz schon immer fuer die Deutsche Burschenschaft mit ihren ruhmreichen freiheitlichen und patriotischen Traditionen geschlagen hat. Der Titel meines Referats ist ziemlich  allgemein formuliert, und zwar, “Russlands politische Landschaft”. Es erschien mir aber nach einigen Ueberlegungen als ratsam, dieses  weite und recht umfangreiche Thema unter einem etwas anderen Gesichtswinkel anzugehen, als viele von Ihnen (aber auch viele Menschen in anderen Laendern inklusive Russland, von wo ich herkomme) vielleicht aus den Medien gewohnt sind. Ich moechte solchen Allgemeinplaetzen wie die Verteilung der Parlamentssitze in den beiden Kammern der russischen Foederalen Versammlung (Foederationsrat und Staatsduma), der  Vormachtstellung der Partei “Das einige Russland” gegenueber allen anderen politischen Parteien, wie etwa dem “Gerechten Russland”, Vladimir Shirinovskis “Liberaldemokraten”, Grigorij Javlinskis “Jabloko”, geschweige denn Gennadij Sjuganovs Kommunistischer Partei der Russischen Foederation, Korruption innerhalb der russischen Beamtenschaft, Grosskundgebungen auf dem Moskauer Bolotnaja-Platz und anderswo, Kriminalitaet und Filz usw. nicht allzu viel Beachtung schenken. All das koennten Sie gegebenenfalls auch anderen Quellen entnehmen.  Viel wichtiger erscheint mir vielmehr etwas Anderes, was heutzutage im allgemeinen politischen Wirrwar leider Gottes haeufig uebersehen wird. Damit sich eine Nation voll entfalten und richtig entwickeln kann, bedarf es vor allen Dingen und zuallererst einer klaren nationalen Selbstidentifikation und eines klaren allgemein verbindlichen und von allen Teilen der Gesellschaft akzeptierten gemeinsamen Ziels vor den Augen, worauf sich die Nation hin zu entwickeln willens ist und worueber ein gesamtnationaler Konsens besteht. So ist es zur Zeit bei Ihnen der Fall, wo ein gesamtnationaler Grundkonsens ueber die Bundesrepublik Deutschland als einen freiheitlich-demokratischen Rechtsstaat im geeinten Europa besteht, dessen Traditionen in der Vergangenheit verwurzelt sind. Die Zeit des nationalsozialistischen Diktatur, des antidemokratischen  Unrechtstaates, als “das Dritte Reich” bekannt, die einen krassen Bruch mit dieser rechtlich-demokratisch-foederalen Kontinuitaet und Ueberlieferung darstellte, wurde ein fuer allemal von allen rechts- und demokratietreuen Kraeften entschieden verurteilt, weil die nationalsozialistische Diktatur von Hitlers Staatspartei NSDAP trotz aller Rhetorik de fakto antinational war und die ureigensten Interessen der deutschen Nation voellig abstrakten ideologischen Konstrukten der Vorherrschaft der arischen Rasse uam. voellig zu unterordnen und dafuer fast restlos ausbluten zu lassen wusste.

Dafuer (was haeufig fast vollkommen uebersehen wird) verdiente die grausame NS-Vergangenheit den Fluch vor allem der von der NSDAP geknechteten deutschen Nation.

Im Zuge der Entnazifizierung und (nach dem Fall des anderen ueber die leidgepruefte deutsche Nation hereingebrochenen Unrechtsystems  - der menschenverachtenden SED-Diktatur im Osten des Landes ; mit darauffolgender Wiedervereinigung) konnte die deutsche Einheit in jeder Hinsicht wiederhergestellt werden.

In Russland ist aber leider Gottes nach mehr als 70 Jahren kommunistischer Einparteien-Sowjetdiktatur desgleichen immer noch nicht passiert. Noch liegt Lenins Mumie im Mausoleum auf dem Roten Platz vor der Moskauer Kremlmauer (obwohl es seit langem schon ein gesellschaftliches Komitee fuer Lenins Entfernung vom Roten Platz gibt, das Unterschriften sammelt und sogar in den Staatsdumaraeumen unter der Schirmherrschaft von Vladimir Shirinovskis Liberaldemokratischer Partei Russlands regelmaessig tagt). Noch stehen vielerorts Denkmaeler, die Lenin, Sverdlov und anderen grausamen kommunistischen Machthabern zu Sowjetzeiten errichtet worden sind. Noch tragen viele Strassen, Plaetze, ja zum Teil sogar Betriebe und Siedlungen deren mit grausamen Repressalien gegen das russische Volk sowie andere jahrhundertelang neben den Russen im russischen Staatsverband lebenden Voelker verbundene Namen. Und eben das ist Russlands Grundproblem. Ohne nationale Selbstidentifikation, ohne Wiederherstellung der historisch bedingten Kontinuitaet ist keine wahre Weiterentwicklung Russlands vorstellbar und moeglich. Wohin soll es sich denn entwickeln, wo sich immer noch ein beachtlicher Teil seiner Buerger im Banne kommunistischer Wahnvorstellungen befindet. Das ideologische Zukunftsbild des Kommunismus, dieses gnostische Bild eines weltweiten Pleuromas, eines gottlosen Paradieses auf Erden, wo jede historische Entwicklung per se aufzuhoeren hat, scheint laengst ueberwunden zu sein – jedoch nicht in den Koepfen eines recht beachtlichen Teils der heutigen Buerger Russlands, die sich immer noch nicht als Russen, sondern als “Sowjets” oder zumindest als “Sowjetrussen” begreifen, obwohl nichts innerlich widerspruchsvoller sein kann, als dieser chimaerenhafte Begriff. Und was fuer eine Entwicklung kann das heutige Russland nehmen, solange das gesamte blutige totalitaere kommunistische “Sowjetexperiment” mit all seinen zahllosen unsaeglichen Verbrechen, Konstrukten und Ideologemen, nicht von allen Russen, auf allen Ebenen entschieden und bedingungslos verurteilt worden ist, so, wie das verbrecherische totalitaere NS-System in Deutschland verurteilt wurde?  Auf welches Ziel soll sich denn Russland hin entwickeln?
 
Bevor wir zu unseren weiteren Auslegungen uebergehen, eine These vorab, die zum Verstaendnis der Lage im heutigen Russland absolut notwendig erscheint.

Die groesste Luege unserer Zeit ist die Luege, das “Sowjetische” und das “Russische” waeren sinn-, inhalts- und wesensgleich. Das Sowjetische bedient sich natuerlich nach wie vor so mancher Attribute des Russischen, um letzteres fuer seine Ziele und Zwecke zu missbrauchen. Dabei handelt es sich eigentlich um ein wohlbekanntes Phaenomen, da ein Raeuber oder Moerder nach begangenem Raubueberfall oder Mord die Sachen seines Opfers nicht verkauft, sondern anzieht. Aehnlicherweise haben sich die Sowjetkommunisten seinerzeit, mitten im Zweiten Weltkrieg, verhalten, als der Unwille der durch den internationalistischen Kommunismus unterjochten Voelker der Sowjetunion klar geworden war, ihr Leben auf dem Schlachtfeld fuer die “proletarische Weltrevolution” und die “Kommunistische Internationale” hinzugeben. Da ersannen sich die damaligen Sowjetmachthaber im verzweifelten Versuch, sich an den letzten Strohhalm zu klammern, das von ihnen beherrschte Reich sei nicht etwa “das Vaterland der Werktaetigen der ganzen Welt” und nicht der “Stab der Weltrevolution”, sondern eben das altehrwuerdige Muetterchen Russland. Nicht von ungefaehr hiess es in einem Vers des leider zu frueh verstorbenen Dichters Sergej Danilko, Stalin sei Hitler deswegen ueberlegen gewesen, weil Hitler ein Fanatiker und ein Sklave seiner Ideen, Stalin jedoch ein “kreativer (dito: opportunistischer) Marxist” gewesen sei. Der opportunistische Sowjetkommunismus hat die geraubten Kleider des von ihm ermordeten historischen Russlands angezogen. Zur Zeit gibt es in Russland leider Gottes viel zu viele sogenannte “Ideologen des russischen Patriotismus”, die die grosse Luege von der angeblichen Identitaet des Sowjetischen mit dem Russischen durch ihre Reden und Schriften zu untermauern versuchen und es mitunter sogar schaffen, dies zur Erwerbsquelle zu machen. Infolge dieses bedauernswerten Umstandes sind im heutigen russischen Volksbewusstsein “alle Koordinatensysteme durcheinander gebracht, alle Weltanschauungsstrukturen verzerrt”. Diese an sich absolut richtige Einschaetzung stammt von Herrn Prof. Dr. Alexander Dugin. Dieser namafte und einflussreiche russische Ideologe entlarvt jedoch durch die Aufstellung dieser These in erster Linie sich selbst, weil gerade seinen Schriften die “alle Weltanschauungs-Koordinatensysteme  durcheinanderbringende”  Unfaehigkeit zutiefst wesenseigen ist, zwischen dem “Russischen” und dem "Sowjetischen” zu unterscheiden. Wenn Herr Prof. Dr. Dugin voller Pathos ueber das “nordische Eurasiatische Paradies” redet oder auch schreibt, wundert man sich ueber den hochgelehrten Philisophen, der anscheinend absolute vergessen hat, das Unvereinbares sich einfach nich vereinen laesst. Entweder “nordisch” oder “eurasiatisch”, entweder Russland oder Sowdepien (so hiess naemlich der Sowjetstaat in den ersten Jahren nach dem Oktoberumsturz 1917 und so wurde er noch lange von seinen ideologischen und politischen Rivalen bezeichnet), entweder Weisser Zar oder vielfarbiges Durcheinander (da moechte man unwillkuerlich Herrn Prof. Dr. Dugin an folgende klare These seines einstigen Lehrers und Meisters Jewgenij Golowin erinnern: “Stoesst euren gluehenden Nordismus tief in Sowdepiens Hirn!”). Wir nehmen uebrigens den casus Dugin nicht etwa aus persoenlicher Voreingenommenheit gegen diesen namhaften Denker (und uebrigens auch unseren Ordensbruder in St. Johannis) unter die Lupe, sondern ganz im Gegenteil. Herr Prof. Dr. Dugin unterscheidet sich von den meisten heutigen russischen “national gesinnten Intellektuellen” merklich durch seinen beachtenswert hohen Bildungs- und Wissensstand. Umso trister erscheinen vor diesem Hintergrund solche von ihm entwickelten Thesen wie etwa:  “Aus uns wurden die Innereien unserer nationalen Seele zusammen mit den Aprioria ausgeschuettet, in denen unser Nationalbewusstsein, unser Nationales Unbewusstes existiert. Fuer die Architekten der “Neuen Weltordnung” sind wir die Bevoelkerung eines ”Reiches des Boesen”, d.h., simpler ausgedrueckt, “Unmenschen”, “Eurasiens Daemonen”. Um der Errichtung des marktwirtschaftlichen Weltparadieses Willen machen sie uns zum Exorzismus-Gegenstand.  “Out, demon, out” –  schreit, hysterisch possenreisserisch, ein protestantischer Prediger zu den Klaengen einer leichtsinnigen MTV-Rap-Melodie.  “Out, Russian, out”. Es waere laecherlich, diesem Ansturm, dieser Endaggression irgendeinen Fetzen unserer Vergangenheit, irgendeine individuelle Phantasmogorie, irgendeinen laengst voellig ausgeschoepften, vergammelten, ueberlebten Dogmatismus entgegenstellen zu wollen (Àëåêñàíäð Äóãèí. “Ïðèãîâîðåííàÿ Ðîäèíà”, d.h. Alexander Dugin “Die verurteilte Heimat”, vgl. z. B.: http: //www.zavtra.ru/cgi/veil/data/zavtra/00/318/22.html). Es ist zwar mit viel “Elan’, mit viel “Leidenschaft”, viel “Pathos”, viel “Schmerz”, ja sogar “Hysterie” geschrieben, wobei jedoch alle Akzente vollkommen falsch gesetzt worden sind...Wer sind z.B. diese “wir”? Herr Prof. Dr. Dugin positioniert sich selbst als “Altglaeubigen”, jedem authentischen Altglaeubigen war indessen jegliche theologisierte Darstellung “des Westens” als Reich des Absoluten Boesen vollkommen fremd und keineswegs fuer die wahren russischen Altglaebigen kennzeichnend, die wir aus Russlands Geschichte kennen. In ihrem Fall war alles gerade umgekehrt: fuer die wahren russischen Altglaeubigen konzentrierte sich “die Finsternis” nicht im Westen, sondern, ganz im Gegenteil, im “Osten”.  Es sollte allein der Hinweis darauf genuegen, dass die “Belokrinizkaja” Altglaeubigen-Hierarchie  sich selbst lange Zeit als “oesterreichisch” bezeichnete, dass ihr Klerus und ihre Gemeinde es ganz offensichtlich vorzogen, Untertanen des “andersglaeubigen” oesterreichischen Kaisers, statt Untertanen des “rechtglaeubigen” Kaisers aller Russen zu sein, weil ihre Glaubensfreiheit in Oesterreich unangetastet blieb, im Russischen Kaiserreich jedoch lange Zeit unterdrueckt wurde. Oder ein anderes markantes Beispiel dieser Art: Im Verlauf des gesamten XVIII. Jahrhunderts suchten die  russischen Popowzen-Altglaeubigen-Gemeinden beharrlich nach Moeglichkeiten, die vollstaendige, dreiteilige Hierarche (Diakonen-Priester-Bischoefe) wiederherzustellen. Eines der Projekte dieser Wiederstellung wurde durch keinen Geringeren als Koenig  Friedrich den Grossen von Preussen (einen durch und durch “westlichen” Potentaten) unterstuetzt. Die Hierarchie wurde zwar nicht in vollem Umfang wiederhegestellt, doch das Beispiel der “Filipponen” (“Filippowzen”), die in Preussen Asyl und Glaubensfreiheit “nach eigener Facon” (um mit Freiedrich dem Grossen zu sprechen) finden konnten, spricht in dieser Hinsicht Baende. Natuerlich koennte man darauf erwidern, der preussische Koenig haette sich dabei von rein politischem Kalkuel leiten lassen, doch selbst wenn Letzteres tatsaechlich der Fall sein sollte, wuerde dies gar nichts an der beiderseitigen  grundsaetzlichen  positiven Komplimentaritaet zwischen dem “andersglaeubigen” Koenig von Preussen und den russischen Altglaeubigen aendern. Doch noch viel schaerfer und radikaler wurden die erwaehnten Kontroversen zwischen der “Finsternis im Osten” und dem “Licht im Westen” nach dem bolschewistischen Oktoberumsturz 1917 und der Errichtung der Sowjetherrschaft ueber Russland. Die Sowjetmacht (uebrigens, die einzige Staatsmacht und Regierungsform, die nach der Wende in Russland von dem durch die Russisch-Orthodoxe Kirche heiliggesprochenen Allerheiligsten Patriarchen Tichon 1918 gebannt wurde, dieser Kirchenbann bleibt immer noch in Kraft), war die (vom kurzen Vorspiel waehrend der Jakobinerdiktatur in Frankreich abgesehen) erste wahrhaftig zynisch-offene antichristliche Staatsmacht, eine offen gotteslaesterliche Autokratie, die nicht nur dem christlichen Glauben, sondern dem Glauben an Gott ueberhaupt ganz unverhohlen den Kampf angesagt hatte. Ohne Anerkennung dieses Hauptmerkmals der “Sowjetmacht” verliert das “Problem des Kommunismus” jegliche Bedeutung. Betrachtet man den bolschewistischen Kommunismus lediglich als eine der schlimmsten und grausamsten (oder selbst als die schlimmste  und grausamste) Diktaturformen, sehen wir in ihrem Fall keine besondere “geistige Krise der Menschheit” und ueberhaupt kein neues geistiges Problem. In diesem Fall wuerde es wohl genuegen, das Kommunismus-Phaenomen lediglich aus politischer, wirtschaftlicher, militaerischer oder “utilitaer-moralischer” Sicht (als eine Art “nur etwas schlimmere Version des zaristischen oder panslawistischen Imperialismus”, als “rotes Zarentum” und desgleichen) zu betrachten, wie es von der ueberwiegenden Mehrheit der Erdbewohner inklusive Politiker betrachtet und beurteilt wurde (ja, zum Teil auch heute noch betrachtet wird). Die finstere mystische Macht des Bolschewismus war bei weitem nicht jedermann im Westen klar – im Unterschied zu den russischen Emigranten, die nach verlorenem Buergerkrieg 1917-1922 im Westen Zuflucht gesucht und auch gefunden haben. Fuer diese war das gottlose Sowdepien, der “Rote Osten”, wahrhaftig “das Reich des Boesen”, von sowjetischen “Unmenschen” und “Eurasiens Daemonen” (um mit Herrn Prof. Dr. Dugin zu sprechen)  unterjocht, der Westen jedoch ein Ort, wo sich die (Weisse) Russische Armee, der frei gebliebene Teil der (nicht nur, aber auch) Russisch-Orthodoxen Kirche erhalten konnten, wo gewisse Ueberreste des alten, vom Bolschewismus verschonten, historischen Russlands Zuflucht und Asyl gefunden haben.  Ein Ort, der, obgleich zum Teil ebenfalls von den Maechten der Finsternis erfasst, dennoch genuegend Kraft aufzubringen wusste, um dem sowietischen Antichristen Paroli bieten zu koennen. Alles wie in Tolkiens genialen nordisch-christlichen Utopie “Der Herr der Ringe”:  Mordor, das Reich der Finsternis, liegt im Osten, der Westen, obgleich teilweise den Maechten der Finsternis unterlegen, bringt auserwaehlte mutige und kampfentschlossene Maenner zur Finsternisbekaempfung auf, und der wahre Herrscher kommt aus dem Norden...wie die historischen Normannen bzw. Waraeger, aus dem Norden nach Russland kamen, um das erste russische Herrscherhaus der Rurikiden zu gruenden (was 2013 in der Russischen Foederation nach jahrzehntelanger Dominanz des sowjetischen “Antinormannismus” endlich als historischer Fakt  anerkannt und durch die Errichtung eines Denkmals fuer den Begruender des russischen Staates Fuerst Rurik sozusagen offiziell bestaetigt wurde). Daher ist es nicht der Klang einer leichtsinnigen MTV-Rap-Melodie, sondern die gestrenge Stimme des wahren christlichen Russlands, die zu den Klaengen der (nich nur, aber auch) echten russischen Altglaeubigen-Kirchengesaenge machtvoll ertoent: “Out, demon, out! Out, soviet, out! Out, Eurasian, out! Out, demon, out!” Hebe dich hinweg, Sowjet! Hebe dich hinweg, Satan!  Wir sehen nur zu gut, das der authentische Alte Glaube mit dem, wenn auch kunstvoll, jedoch durch und durch stilisierten “Alten Glauben” in Herrn Prof. Dr. Dugins Stil, in Wirklichkeit gar nichts zu tun hat. Das gilt jedoch auch fuer alle anderen, im Lager der heutigen russischen “Nationalpatrioten” weit verbreiteten und immer wieder unternommenen Versuche,  “irgendeinen Fetzen unserer Vergangenheit, irgendeine individuelle Phantasmogorie, irgendeinen laengst voellig ausgeschoepften, vergammelten, ueberlebten Dogmatismus” zu einer Art altneuer Fetische hochzustilisieren. Historisch zaehlten die russischen Monarchisten stets zu den konsequentesten und unversoehnlichsten Feinden der Sowjetmacht. Heute sind wir jedoch Augenzeugen eines hoechst seltsamen Phaenomens: Sehr viele moderne russische “Monarchisten” verhalten sich gegenueber der Sowjetvergangenheit mehr als wohlwollend. Nicht genug damit! Wenn man den “Theorien” so mancher, mit Verlaub zu sagen, “Monarchisten” Glauben schenken wuerde, haette es keinen “besseren russischen Zaren” gegeben als Genossen Dshugaschwili, dito Stalin, dessen Herrschaftsperiode die wahre “Bluetezeit der russischen Volksmonarchie” gewesen sei. Historisch waren die Begriffe “Faschist” oder “Nationalsozialist” gleichbedeutend mit den Begriffen “extremer Antikommunist” und “konsequenter Sowjetfeind”. Heute sind wie jedoch Augenzeugen von sogenannten “Russischen Maerschen” oder anderen Aufmaerschen dieser Art, da sogenannte “russische Faschisten” neben rote Flaggen schwenkenden Linksradikalen zu den Klaengen von “Katjuscha” und anderer Sowjetlieder munter mitmarschieren, den “Roten Ersten Mai” und andere Feste aus Sowjetzeiten begeistert mitfeiern.  Solange es so weitergeht, wird die Situation in Russland und in den Koepfen seiner Buerger nur verworrener werden.

Natuerlich ist nicht alles so schwarz und finster, wie es vielleicht anmutet,  sondern es gibt zum Glueck auch gewisse Lichtpunkte. So leben wir das ganze laufende Jahr 2013 hindurch im Zeichen der grossangelegten Feierlichkeiten anlaesslich des 400-jaehrigen Jubilaeums des Machtantrittes des russischen Zarenhauses Romanov, wobei auch des durch die Bolschewisten 1918 ermordeten letzten unumstrittenen Autokraten Zar Nikolaus II, seiner Gattin Zarin Alexandra (geborene Prinzessin Alice von Hessen-Darmstadt), des Thronerben Zarewitsch Alexius, der Zarentoechter Olga, Maria, Tatjana und Anastassia, der Zarendiener und Grossfuersten gedacht wurde. Ja, im Alexandergarten vor der Moskauer Kremlmauer wurde sogar der Obelisk in seiner usrpruenglichen Form wiederhergetsellt, in der er 1913 zum 300-jaehrigen Jubilaeum des Zarenhauses Romanov errichtet worden war. Die Bolschewisten haben diesen Obelisk naemlich seinerzeit verunstaltet, den Heiligen Georg als Drachentoeter durch die kommunistische Weltrevolutions-Parole “Proletarier aller Laender, vereinigt euch”, die Namen der groessten Herrscher Russlands durch die Namen bekannter Kommunisten ersetzt. Nunmehr ist alles wieder so, wie es vor dem Oktoberumsturz 1917 war. Das Staatswappen der Russischen Foederation ist der allerdings etwas abgeaenderte dreifach gekroente Doppeladler des Russischen Kaiserreiches mit dem Drachenbezwinger St. Georg auf dem Brustschild. Die Staatsflagge der Russischen Foederation ist der weissblaurote Dreifarb des Russischen Kaiserreiches. Die Dienstgrade des Kreml- bzw. Praesidialregiments (die Leibwache des Staatspraesidenten der Russischen Foederation) tragen an ihren Dienstmuetzen die alte zaristische Kokarde ohne Stern. Schon vorher wurde die von den Kommunisten 1932 als Sinnbild der Konterrevolution gesprengte groesste orthodoxe Kathedrale Russlands – die zum Andenken an den Sieg ueber Napoleon I. im Vaterlaendischen Krieg 1812 erbaute Christi-Erloeser-Kirche wiederaufgebaut, wo das Oberhaupt der Russisch-Orthodoxen Kirche, der Allerheiligste Patriarch von Moskau und ganz Russland, Festgottesdienste zelebriert, wo auch der Staatspraesident und der Ministerpraesident bei den groessten Kirchenfesten, wie etwa zu Weihnachten oder Ostern, zugegen sind und wo der sattsam bekannte Pussy-Riot-Skandal stattgefunden hat. Zu vielen Feierlichkeiten wurden auch Angehoerige des Hauses Romanov aus vielen Laendern eingeladen, vor allen Dingen die Grossfuerstin Maria Vladimirovna  (1953 in Madrid geboren, 1989 von ihrem Vater Grossfuerst Vladimir Kyrillovitsch zur Thronverweserin des Russischen Kaiserreiches erklaert, seit 1992 von vielen Monarchisten als Chefin des Russischen Kaiserhauses betrachtet) mit ihrem Sohn Grossfuerst Georgij Michajlovitsch (1981 ebenda geboren, 1992 von seiner Mutter zum Kronprinzen und Thronerben erklaert), der ihrer Ehe mit dem Prinzen Franz-Wilhelm von Preussen entstammt. Maria Vladimirovna und ihr Gatte sind Geschwister in sechster Generation und Nachkommen  des Koenigst Friedrich-Wilhelm III. von Preussen und seiner Gattin Koenigin Luise (geborene Prinzessin von Mecklenburg-Strelitz). 1985 wurde diese Ehe geschieden und Prinz Franz-Wilhelm wurde wieder evangelisch-luherisch (waehrend der Ehe war er als Grossfuerst Michail Pavlovitsch voruebergehend zum Russisch-Orthodoxen Glauben konvertiert). Die Anhaenger  von Georgij Michajlovitsch (der vaeterlicherseits Angehoeriger des Hauses Hohenzollern ist), bezeichnen sich selbst als Legitimisten bzw. “Kyrillovzen”. Sie wurden so nach dem Urgrossvater von Prinz Georgij, dem Grossfuersten Kyrill Vladimirovitsch, Vetter des durch die Bolschewisten 1918 ermordeten Zaren Nikolaus II., benannt, der sich 1924 im Coburger Exil als Zar Kyrill I. kroenen liess (was allerdings nicht von allen Exilrussen als rechtmaessig anerkannt wurde).

Die seit 1929 bestehende, in Bruessel gegruendete, groesste legitimistische Organisation  heisst “Russischer Kaiserlicher Bund-Orden” (Russian Imperial Union-Order). Am 1. Oktober 2008 beschloss das Praesidium des Obersten Gerichtes der Russischen Foederation, die durch die Bolschewisten erschossenen Zar Nikolaus II., seine Familienangehoerigen und Diener zu rehabilitieren. Dies passierte allerdings in Missachtung einer vor Gericht erfolgten Erklaerung der Generalstaatsanwaltschaft der Russischen Foederation, die Forderung nach Rehabilitierung wuerde nicht den russischen Rechtsfestlegungen entsprechen, weil diese Personen nicht aus politischen Gruenden verhaftet worden seien und deren Hinrichtung nicht per Gerichtsbeschluss erfolgt sei. Am 30. Oktober des gleichen Jahres beschloss die Generalstaatsanwaltschaft der Russischen Foeduration jedoch, 52 ebenfalls von den Bolschewisten ermordete Personen aus dem naeheren Umkreis von Zar Nikolaus II. und seiner Familie dennoch zu rehabilitieren. Neben dem Russischen Kaiserlichen Bund-Orden (RIU-O) wird Maria Vladimirovna auch von der Russisch-Orthodoxen Kirche und von einer ganzen Reihe anderer gesellschaftspolitischer Organisationen, so z. B. von der Russischen Monarchischen Gesellschaftlichen Bewegung, der Gesamtrussischen Gesellschaftlichen Bewegung “Fuer Glaube und Vaterland”, der Gesamtrussischen Gesellschaftlichen Organisation “Bund der Nachkommen des Russischen Adels - Russische Adelsversammlung” und den Staatsbehoerden der (selbstausgerufenen) Transnistrischen Moldauischen Republik als Chefin des Russischen Kaiserhauses anerkannt. 2009 bekundete Grossfuerstin Maria Vladimirovna als Chefin des Russischen Kaiserhauses, Ihre Absicht nach Russland zurueckzukehren. Ihr  Anwalt erlaeuterte dazu folgendes& "Wir reden ueber die Wiederherstellung der Institution. Seit 1917 befindet sich das Kaiserhaus im Exil. Angesichts seiner historischen und kulturellen Rolle indessen koennte seine Beteiligung am Leben der russischen Gesellschaft groesser sein...Wir sollten uns am Status der Russisch-Orthodoxen Kirche ein Bespiel nehmen. Diese gesellschaftliche Organisation ist zwar vom Staat getrennt, partizipiert jedoch an allen gesellschaftlichen Veranstaltungen, hat Ansehen und Einfluss”. Im Zusammenhang mit diesem Statement erklaerte das Oberhaupt der Abteilung f;r das Zusammenwirken von Kirche und Gesellschaft der Synode der Russisch-Orthodoxen Kirche, Erzpriester Vsevolod Tschaplin: “Natuerlich ist der Status einer religioesen Organisation, den die Russisch-Orthodoxe Kirche geniesst,  wohl kaum fuer das Kaiserhaus geeignet. Anderseits koennte das Kaiserhaus per Dialog mit den Staatsbehoerden und der Gesellschaft jedoch eine Form seiner Praesenz in Russland finden”. Obwohl das Russische Kaiserhaus trotz mehrerer ergebnisloser Versuche, die zum Teil noch in die Regierungszeit des ersten Staatspraesidenten der Russischen Foederation Boris Jelzin fielen, immer noch keinen offiziellen Status im russischen Staat geniesst, hat Grossfuerstin Maria Vladimirovna z.B. 2008 die Russische Staatliche Handelswirtschaftliche Universitaet (Moskau) unter ihre Schirmherrschaft genommen. Am 25. April 2012 wurde sie als Oberhaupt des Russischen Kaiserhauses offiziell Chefin des russischen Kuestenschutzschiffes bzw. Fregatte “Jaroslaw der Weise”.  Man kann den zweiten Schritt nicht vor dem ersten tun, sagt ein altes Sprichwort. Wir werden sehen...