Nationale Frage

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Ivan Gaudi

Nationale Frage

Von allen Lebensproblemen der Welt gestaltet sich gerade dieses am allerschwierigsten, und die Versuche zu seiner L;sung sind die undankbarsten Aufgaben ;berhaupt.
Gegens;tze, die aus der Nationalit;tenfrage hervorgehen, sind ein ewiges Thema, das f;r immer fortbestehen wird, solange auf unserem Planeten Menschen leben mit unterschiedlichem Glauben und unterschiedlicher Hautfarbe, mit unterschiedlicher Kultur und unterschiedlichen Traditionen, in wissenschaftlicher Sprache gesagt: Unterarten des homo sapiens, die sich hinsichtlich ihrer unterschiedlichen Ph;notypen voneinander unterscheiden.
So ist der Mensch von jeher geschaffen, dass jedes Volk sich f;r ein besonderes h;lt; eines gilt sich selbst als das ;lteste, ein anderes als das kl;gste, ein weiteres als das st;rkste und wiederum eines als das auserw;hlte!
Im Laufe der Jahrtausende f;hrten die Menschen grausame Kriege aus ethnischem oder religi;sem Anlass und versuchten so jeweils, ihre ;berlegenheit zu beweisen. Allerdings ist es auch keinem von ihnen so gelungen, den Beweis tats;chlich zu erbringen. Und niemals hat irgendwer erkl;ren k;nnen, warum – geschichtlich – die Engl;nder die Franzosen nicht ertragen, die Franzosen nicht die Deutschen, die Polen nicht die Russen, sie alle zusammen aber die T;rken, die Araber und die Juden hassen.
Mit anderen Worten, es wurden viele Tr;nen vergossen und viel Blut, doch zwischen Toleranz und Xenophobie, ist nach wie vor, ebenso wie zwischen Liebe und Hass, nur ein einziger Schritt zu tun geblieben. Und mehr noch, die heutigen politischen Analytiker bekr;ftigen, dass konfessionelle und nationale Gegens;tze in j;ngster Zeit einen besonders verworrenen, ausweglosen und explosiven Charakter angenommen haben und dass gerade sie in der Lage sind, einen Dritten Weltkrieg auszul;sen.
Schwer ist es, dem nicht zuzustimmen, allerdings braucht man gar nicht so tief zu sch;rfen...
***
In diesem Zusammenhang kommt mir eine beispielhafte Episode aus dem Leben ins Ged;chtnis – damals habe ich am eigenen Leib erfahren, was eifernder Nationalismus eigentlich ist, mit allen aus ihm hervorgehenden Folgen. Sie ereignete sich in nunmehr ferner Kindheit, als in meinem Kopf das Wissen um die grausame Wirklichkeit der Erwachsenen, unter anderem auf dem Gebiet des real existierenden Nationalismus, gerade erst begann, Gestalt anzunehmen.
Ich wurde in der UdSSR geboren und geh;re zu jener Generation, die lange nach Kriegsende geboren wurde und in der sich alle als Russen ansahen, niemand jedoch dabei seine tats;chliche Volkszugeh;rigkeit verbarg. Damals kamen uns, den jungen Erbauern des Kommunismus, Rassen, Nationen und Religionen nicht in den Sinn, da wir als ;berzeugte Atheisten erzogen waren, und lebendige Chinesen oder Afrikaner nur auf Fotografien in exotischen Zeitschriften sehen konnten.
Ich selbst war ein netter, dunkelhaariger Knabe von einem Aussehen, das au;erordentlich weit entfernt war vom „Arischen“, doch hatte ich meiner Haarfarbe, Augenfarbe, meinem ;u;eren ;berhaupt niemals Aufmerksamkeit geschenkt, weil mir nur Z;rtlichkeit begegnet war – von Seiten meiner Eltern und Verwandten und der Freundesgesellschaft der Nachbarn rund um unseren Hinterhof.
Ich hatte, wie die Mehrheit der sowjetischen Kinder auch, den Kindergarten mit Freude besucht, aber mit sieben Jahren war ich auf die Schule gekommen, was mir bedeutend weniger gefiel. Im Gegensatz zum Kindergarten musste man in der Schule nicht nur den K;rper trainieren, sondern auch mit dem Kopf denken, kurz gesagt, den Gebrauch des Verstandes erlernen.
Doch f;gte ich mich in der Schule harmonisch ins Kollektiv ein, und mit der Zeit gewann ich viele Freunde, Autorit;t bei den Klassenkameraden und Respekt unter den Gleichaltrigen. Es war eine sorglose Zeitspanne meiner Jugend, die ohne besondere Komplikationen andauerte bis zum Abschluss der f;nften Klasse.
Allerdings traten eben in der sechsten Klasse Probleme auf, welche mir das einstmals sorgenfreie Leben sehr stark erschwerten.
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Am ersten September erfuhr ich, dass in unserer Klasse ein neuer Sch;ler erscheinen sollte.
Dieser stellte sich heraus als hochgewachsener Sch;nling mit dem Namen Roman Kopylov, der vor dem Hintergrund der ;brigen Burschen aussah wie ein echter Gulliver im Land der Liliputaner. Dieser Kraftprotz besa; ein sympathisches Gesicht von rosiger Farbe, eine hellblonde B;rstenfrisur und eine pr;chtige Preisboxerfigur.
Von der ersten Minute seines Erscheinens an beeindruckte Roman unsere M;dels zutiefst, die sogleich begannen, ihm sch;ne Augen zu machen und ihn sanft anzul;cheln. Damals wussten diese Dummchen noch nicht, dass das Hirn des Mannes wichtiger ist als seine Bizepse!
Bei unseren Jungs rief Kopylovs athletischer K;rperbau ebenfalls Begeisterung hervor, gemischt mit einem naturgem;;en Gef;hl von Angst und Neid. Bekanntlich stehen in diesem Alter die Jungen hinsichtlich ihrer K;rperma;e merklich hinter den M;dchen zur;ck, und im Vergleich zu diesen erscheinen sie wie mickrige Winzlinge. Aber Roman war allen seinen Altersgenossen im physischen Entwicklungsstand weit voraus und wirkte wie ein Sch;ler h;herer Klasse inmitten der Kleinen.
Ich gebe zu, dass mir dieser hochm;tige Muskelprotz, warum auch immer, von Anfang an nicht gefiel. Aber, wie aus Bosheit, setzte man ihn an ein freies Sch;lerpult hinter meinem – womit auch alle meine Leiden begannen.
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Zuerst kniff und schubste er mich nur unbemerkt, doch bald schon begann er, mich ;ffentlich zu qu;len. Etwas Gleichartiges tat er den anderen an, aber unsere Burschen ertrugen alle seine R;peleien schweigend, in Furcht vor Vergeltung von seiner Seite. Roman brauchte blo; an irgendeinen Unzufriedenen heranzutreten und diesem seine kr;ftige Faust vor die Nase zu halten, mit den Worten „Pass auf, wie ich dir schaden kann...“, und sofort verlor sich bei dem Angesprochenen der Wunsch, Widerstand zu leisten.
Wenn ich ehrlich sein soll – auch ich hatte panische Angst vor ihm und duldete die Dem;tigungen schweigend. Aber mir, im Unterschied zu den anderen, drohte Roman nicht nur mit k;rperlicher Bestrafung, sondern er machte es sich zur Gewohnheit, meine pers;nliche W;rde zu verletzen.
Anfangs trat er dicht an mich heran, beugte sich herab und fl;sterte mir ins Ohr: „Uh, dreckige Judensau...“ – oder: „Hallo, du Judenfresse...“
Doch bald begann dieser Unversch;mte, mich im Beisein anderer zu reizen.
Zun;chst begriff ich den wahrhaften Sinn seiner Worte nur verschwommen, da in unserem Kinderkreis das russische Wort æèä – tats;chlich ein ;bles Schimpfwort f;r Juden, dem deutschen Ausdruck Judensau vergleichbar – als Bezeichnung eines kleinen V;gelchens, des Spatzen, verwendet wurde. Ich dachte, Kopylov spiele auf meinen niedrigen Wuchs an und, sozusagen, auf die fragile Struktur meines K;rpers.
Nur wenig sp;ter aber verstand ich, was er konkret meinte...
Da begann ich, Kopylov mit meiner ganzen jugendlichen Seele zu hassen und in ihm einen Todfeind zu sehen, der mein Leben in einen ununterbrochenen Albtraum verwandelte. Aber aus objektiven Gr;nden konnte ich mich seiner Kraft nicht widersetzen: Vor dem Hintergrund von Romans muskul;sem Torso erschien ich wie ein kn;chriger Kleinw;chsiger, und mein Lockenkopf reichte ihm kaum bis zur Brust.
Ja, und wer ;berhaupt konnte sich eine Schlacht liefern mit dem unbesiegbaren Kopylov – dem Anw;rter auf einen Meistertitel im Boxsport, dem Stolz der Schule, dem Liebling der Lehrer, dem Idol zahlreicher Verehrerinnen?
***
Mein Vater sagte mir seit meiner fr;hen Kindheit, das h;chste Gl;ck f;r den Menschen sei die Freiheit, und es gebe kein gr;;eres Ungl;ck als die Erniedrigung seiner Pers;nlichkeit.
Ich f;rchtete mich davor, meinen Eltern davon zu erz;hlen, was mit mir in der Schule geschah, aber f;r mich entschied ich unumst;;lich, es sei besser, in ehrlichem Kampf zu sterben, als die Kr;nkungen durch diesen selbstverliebten Dummkopf zu erdulden!
Also begann ich heimlich ein Boxtraining zu besuchen.
***
Unser Duell war unausweichlich, aber es ereignete sich spontan, ohne vorherige Vereinbarungen. Roman und ich stie;en zuf;llig nach dem Unterricht zusammen – im Tiefparterre der Schule, in der N;he der Umkleider;ume. Wie immer kam er auf mich zu, l;chelte heuchlerisch und schrie laut:
„Hallo, du Judenfresse!“
Nach diesen Worten ergriff er mich am Hemdkragen und setzte b;se hinzu:
„Richte allen dreckigen Judenschweinen sch;ne Gr;;e aus!“
Roman genoss seine Straflosigkeit und seine unbegrenzte Macht ;ber mich. Aus seinem Blick gl;nzte das Feuer des Siegers, der ob seiner ;berlegenheit frohlockt, und seine schmalen Lippen hatten sich zu einem L;cheln gebogen, das vollst;ndige Verachtung meiner Person ausdr;ckte – daf;r, dass ich mich in die Situation ergab und jegliche Antwort schuldig blieb.
Ich wei; nicht, was in diesem Moment in mir vorging, aber pl;tzlich schlug ich Roman heftig in den Bauch.
Sein Blick erstarrte in einem Ausdruck von Schrecken und Angst...
Er kr;mmte sich vor Schmerz, aber ich...
Mit aller Kraft schlug ich ihm meine Faust in den Unterkiefer...
Kopylovs Gesicht verzerrte sich zu einer Leidensgrimasse, und aus seinem Mund schoss Blut heraus...
Aber danach geschah das Allerunwahrscheinlichste!
Er st;rzte mit dem ganzen K;rper auf den Kachelboden und blieb reglos liegen.
***
In vollkommener Fassungslosigkeit stand ich vor dem Liegenden.
Aber Roman kam nicht wieder zu Bewusstsein.
Um uns herum sammelte sich eine Menge von Sch;lern und Lehrern.
Irgendwer rief den Notarzt.
Als man Kopylov wegtrug, war er noch immer ohnm;chtig.
***
Die Folgen unseres Duells waren f;r mich unvorhersagbar.
Roman hatte einen ;beraus grausamen Knockout erlitten.
Sein Kiefer war in drei St;cke gebrochen.
Die Mutter Kopylovs stellte beim Direktor der Schule einen offiziellen Antrag auf meinen Schulverweis.
Ich war im Schockzustand, igelte mich ein und konnte keine nachvollziehbaren Erkl;rungen bez;glich unseres Konfliktes abgeben...
Meine Eltern verstanden ganz und gar nichts...
Das Lehrerkollegium entr;stete sich...
Viele Sch;ler standen zu meiner Verteidigung bereit und sahen in mir den Helden des Tages...
Die Schule teilte sich in zwei einander bek;mpfende Lager: eines auf meiner Seite, ein zweites auf der Seite seines gest;rzten Idols...
Alle erwarteten mit Ungeduld die Entscheidung des Lehrerrats...
Zu diesem waren Vertreter der Polizeiabteilung f;r Kinderkriminalit;t, meine Eltern, Kopylovs Mutter, Roman und ich eingeladen...
***
An diesem Tag herrschte auf den Korridoren der Schule eine ungewohnte Stille, wie im Wald vor einem Gewitter.
An den T;ren des B;ros des Direktors sammelte sich viel Volk.
Innen aber befand sich niemand, der nicht dazugeh;rt h;tte.
Die Interessen des gesch;digten Kopylov vertraten: der Direktor der Schule, die  stellvertretende Schulleiterin, der Klassenlehrer, der Sportlehrer, der Inspektor der Polizeiabteilung f;r Kinderkriminalit;t und Romans Mutter. Sie alle waren bereit, mich in St;cke zu rei;en.
Niemand von ihnen verbarg seine Gef;hle, und jeder d;rstete nach Blut.
Neben mir sa;en meine Eltern, die auf den schlechtesten m;glichen Ausgang gefasst waren, aber auf jeden Fall an meiner Seite blieben – und das wusste ich genau.
Der Schulleiter er;ffnete die Sitzung: Er war ja der h;chste Richter und der Ankl;ger in einer Person. Von ihm wurde der Antrag von Kopylovs Mutter vorgelesen, und ebenso der Arztbericht. Hiernach kam das Gericht zur Befragung der Parteien.
Der Vorsitzende des Gerichts stellte mir die erste Frage, da Roman aufgrund seiner Kieferverletzung nicht sprechen konnte, aber allen daran lag, die Motive des begangenen Verbrechens aufzukl;ren:
„Warum habt ihr euch geschlagen?“, fragte der Direktor, mich mit seinem Mentorenblick in Asche verwandelnd.
Ich starrte auf den Boden und schwieg, wie ein Partisan beim Verh;r.
„Wof;r hast du, Niedertr;chtiger, meinen Sohn so zugerichtet?“, kreischte Kopylovs Mutter, die von ihrem Platz aufgesprungen war.
„Ruhig, kommen Sie, ohne Beleidigungen...“, ;berredete sie der Direktor und wiederholte die Frage:
„Sag bitte: Welcher Anlass f;hrte zu der Schl;gerei zwischen euch?“
Ich sa; da mit eingefrorenem Blick und war stumm wie ein Fisch.
„Lieber Sohn“, vernahm ich die heisere Stimme meines Vaters, „sag uns die Wahrheit, wie bitter sie auch sein mag!“
Ich schaute ihn an, aber die Zunge klebte mir gleichsam am Gaumen.
„In der Tat“, unterst;tzte ihn die stellvertretende Schulleiterin, „du hast das Verbrechen begangen, also sei in der Lage, es zu verantworten!“
„Du hast diesen Jungen so zugerichtet?“, mischte sich der Sportlehrer ein. „Den besten Sportler der Schule!“
„Komm, rede schon – f;r ein ehrliches Gest;ndnis eine mildere Strafe!“, br;llte mich der Polizeiinspektor an.
„Also, lieber Sohn, warum hast du Roman geschlagen?“, fragte meine neben mir sitzende Mutter und streichelte mir z;rtlich ;bers Haar.
Die Ber;hrung durch die warme Hand meiner Mutter und der zuverl;ssige Beistand meines Vaters halfen mir, mich ein wenig zu entspannen, und ich sagte, oder besser gesagt – ich murmelte:
„Er...“
„Was, was?“, rief der Direktor aus.
„Er...“, stie; ich unartikuliert hervor und verlor erneut die Gabe der Rede.
„Nun, pack schon aus!“, zischte der Schulleiter.
„Er hat mich st;ndig gereizt!“, presste ich schlie;lich aus mir hervor.
„Wie hat er dich gereizt?“, interessierte sich der Direktor.
„Er hat mich st;ndig als dreckige Judensau beschimpft!“, stie; ich schnell hervor, und Tr;nen rannen ;ber meine Wangen.
„Judensau?“, fragte der Schulleiter nach.
„Dreckige Judensau...!“, wiederholte der Sportlehrer und schlug fassungslos die H;nde ;ber dem Kopf zusammen.
„Wieso... – Judensau...?“, wunderte sich meine Mutter.
„Mein Sohn hat dich Judensau genannt...“, sprach Kopylovs Mutter leise und wandte sich an Roman:
„Ist das die Wahrheit?“
Roman blickte seine Mutter erschrocken an, antwortete jedoch nichts.
„Ist das die Wahrheit?“, wiederholte Frau Kopylova mit drohender Stimme, und ihre Unterlippe bebte.
Roman nickte zur Best;tigung mit seinem verbundenen Kopf und senkte den Blick.
Daraufhin geschah etwas Unvorhergesehenes...
Kopylovs Mutter verbarg zuerst ihr Gesicht hinter den H;nden, dann wandte sie sich mit einer heftigen Bewegung ihrem Sohn zu, holte weit aus und schlug ihn mit der flachen Hand auf den Hals.
„Du kleiner Drecksack!“, schrie sie erbittert. Dann ging sie auf den Direktor zu, hob ihren Antrag von dessen Schreibtisch auf und zerriss ihn vor den Augen aller Anwesenden. Hiernach schaute sie mich in furchtbarer Erregung an und sprach:
„Du hast alles richtig gemacht, Junge!“
Schon im Herausgehen aus dem B;ro, den v;llig fassungslosen Roman an der Hand haltend, wandte sie sich an alle mit den Worten:
„Ich nehme alle meine Anklagen zur;ck und bitte um Verzeihung.“ Sie blickte meine Eltern an: „Besonders Sie!“ Dann setze sie hinzu:
„Sie haben einen guten Sohn erzogen – im Gegensatz zu diesem kleinen Widerling!“
***
Nach diesem Zwischenfall kam Roman an eine andere Schule, ich aber blieb an meiner. Mein pers;nliches Rating schnellte nach oben, so wie unter den Sch;lern, so auch unter den Lehrern. Infolgedessen beendete ich die Schule erfolgreich und dann ein Medizinstudium, nach welchem ich an einem gro;en Onkologie-Zentrum arbeitete.
Viele Jahre sp;ter nahm ich an einer internationalen medizinischen Konferenz teil, die in den USA stattfand. Dort traf ich unter den Vortragsrednern zuf;llig Roman Kopylov. Es stellte sich heraus, dass er schon lange in den USA lebte, wohin er vor vielen Jahren emigriert war. Ebendort hatte Roman seine medizinische Ausbildung erhalten, den Doktorgrad erlangt und war zu einem Chirurgen von Weltrang geworden. In den Staaten leitete er eine der privaten Kliniken, und seine Kollegen „am Skalpell“ nannten ihn den russischen Spinoza.
Nat;rlich erkannten Roman und ich uns sofort, und nach dem Ende der Konferenz betranken wir uns in einem gem;tlichen kleinen russischen Restaurant. Dort sangen wir zusammen russische und j;dische Lieder, im Ged;chtnis die armseligen Jahre unserer fernen Jugend betrachtend. Nat;rlich verga;en wir nicht, unserer Eltern zu gedenken und der verstorbenen Lehrer, aber ebenso erinnerten wir uns an diese Schl;gerei in der Schule, die uns beiden im R;ckblick auf die durchlebten Jahre als trauriges und unw;rdiges Ereignis erschien...
PS: An diesem Abend erz;hlte Roman mir, dass sein Gro;vater m;tterlicherseits, was er als Kind nicht gewusst hatte, Rabbiner gewesen war, w;hrend sein Vater geb;rtig aus Sibirien stammte.
Was meinen Stammbaum anbetrifft, so gab es unter meinen Verwandten niemals Juden, denn mein Vater war Donkosake und meine Mutter Ukrainerin.
; Ivan Gaudi 2011 – Publikationszeugnis (russischer Originaltext) Nr. 21108120680