Pummelland

Лидия Огурцова
                Lidija Ogurzowa
                Deutsch von Barbara Wiegel, Valery Gusak

Im Kindergarten "Pummell;tt"
Es war einmal ein Land, das war so winzig, dass es auf keiner Landkarte zu finden war. Dieses Land hie; Pummelland und war trotzdem ein richtiges Land. In ihm wohnten drollige kleine, rundliche Menschlein - die Pummelaner. Der K;nig von Pummelland, Seine Pummellenz, begleitete jeden Morgen seine Kinder - Prinzessin Pummelinchen und Prinz Pummelino - zu den Palasttoren. Diese marschierten alsdann frohen Mutes in Begleitung ihrer Kinderfrau zum Kindergarten. Und wenn die Kinder anderswo auf der Welt gar nicht gerne in den Kindergarten gingen und vielleicht sogar auf dem Weg dorthin pl;rrten und bockig waren, so tr;umten in Pummelland alle Kinder davon, im Kindergarten zu sein. Es war n;mlich so, dass der K;nig seine Kinder so lieb hatte, dass er, als es an der Zeit war, sie zu erziehen, folgenden Befehl erlie;:
"Im Namen des K;nigs!
Vom heutigen Tage an m;ssen alle W;nsche der Kinder im Kindergarten 'Pummell;tt' unverz;glich erf;llt werden. Wer meinem Befehl nicht Folge leistet, wird hingerichtet."
Nach einigem Nachdenken f;gte er noch hinzu "unverz;glich".
Die kleine Prinzessin wusste nicht, was das Wort "unverz;glich" bedeutet. Das ist auch nicht weiter verwunderlich, da sie gerade erst begonnen hatte, silbenweise das Lesen zu lernen. Als aber die alte Kinderfrau Fr;ulein Pummelmeier das Wort vernahm, entgegnete sie, dass sie um keinen Preis in diesem Kindergarten arbeiten wolle. Das muss wohl bedeuten, dachte die kleine Prinzessin, dass das Wort "unverz;glich" sehr wichtig und entscheidend sein muss. Hatte nicht die Kinderfrau gesagt, dass die Erziehung von kleinen Prinzessinnen und Prinzen eine sehr wichtige und verantwortungsvolle Aufgabe sei?
Der Hund Pusso lief neben der Prinzessin her und wedelte munter mit dem Schwanz. Er war klein und rundlich und hatte winzige, weiche Tatzen. Als die Kinderfrau, die Kinder und der Hund am Eingang des Kindergartens "Pummell;tt" angekommen waren, h;rte man von drinnen heraus bereits die lauten Rufe der ;lteren Z;glinge:
"Wir wollen Coca-Cola, Coca-Cola!"
Sie verlangten von den Erziehern, dass man ihnen die s;;e Limonade zum Fr;hst;ck gebe. Irgendwo von weiter oben h;rte man die l;rmenden Stimmen der Kinder aus der Mittleren Gruppe:
"Eis-creme! Eis-creme!"
Und das ohrenbet;ubende Gebr;ll der Kleinen:
"Lol-li-pops! Lol-li-pops!"

Pl;tzlich trippelte die Kindergartenleiterin auf ihren kleinen dicken Beinchen schnell an ihnen vorbei, ein feuchtes Tuch um den Kopf geschlungen. Pusso wedelte munter mit dem Schwanz und schl;pfte durch die offene T;r. Der Prinz und die Prinzessin liefen fr;hlich hinter ihm her.
 
Kapitel 2
Der Tagesablauf
Jeder echte Kindergarten braucht einen geregelten Tagesablauf. Dieser unterschied sich im Kindergarten "Pummell;tt" in nichts von dem anderer, gew;hnlicher Kinderg;rten. Es gab Fr;hsport, es wurden Spazierg;nge mit den Erziehern gemacht und es wurde sogar Mittagsschlaf gehalten. Weil aber wegen des Befehls des K;nigs die Erzieher den Kindern nicht widersprechen durften, waren die Kinder, ach diese unvern;nftigen Kinder…! Zum Fr;hst;ck verlangten sie Coca-Cola anstelle von Tee mit Milch und statt Grie;brei wollten sie Eiscreme. Den ganzen Tag riefen sie nur: Ich will! Ich will! Ich will! Und ihre W;nsche erf;llten sich sofort - wie von Zauberhand.
An der T;r zur Mittleren Gruppe traf Pummelinchen den kleinen Pummelplatsch. Er hielt drei Kugeln Eiscreme in der Hand und schleckte mit seiner rosa Zunge eifrig nacheinander die drei schmelzenden Kugeln ab. "Harro, Pummerinchen", sagte Pummelplatsch und wurde rot dabei. Er konnte das "L" noch nicht so gut sprechen und war deshalb der kleinen Prinzessin gegen;ber etwas sch;chtern. "Gr;; Dich", erwiderte Pummelinchen l;chelnd. Pl;tzlich st;rzte Pusso wie vom Blitz getroffen in das Zimmer und stie; mit Pummelplatsch zusammen. Der stolperte und lie; eine Kugel Eis auf den Boden fallen. "Tja, so ist das immer. Sogar die Hunde schubsen mich", dachte er betr;bt und machte sich auf, eine neue Kugel Eis zu holen.
Die Prinzessin blieb mitten im Zimmer stehen. Sie suchte ihre Freundin. Es war ganz ruhig, weil alle Kinder noch damit besch;ftigt waren, die letzten Reste Eis aus ihren Sch;lchen zu schlecken. Die klebrigen, verschmierten Eish;nde wischten sie an der schneewei;en Tischdecke ab. Den Erziehern juckte es in den H;nden beim Anblick der bekleckerten Kindergesichter, aber sie durften die Kinderlein unter Androhung der Todesstrafe nicht ohne deren Erlaubnis sauber machen. Und so schauten sich die Erzieher diese Zust;nde weiterhin schweigend an.
"Wo ist nur Pummelette? Ich muss ihr was erz;hlen", fragte sich sie Prinzessin und schaute sich nach allen Seiten um.
"Pummelinchen, ich bin hier!", rief die schwarzhaarige Pummelette ihrer Freundin mit heiserer Stimme zu. Sie lief auf die Prinzessin zu, bahnte sich einen Weg durch die Kinder und stie; dabei ein paar St;hle zu Boden. "Willst Du etwas Eiscreme mit N;ssen?", kr;chzte sie. Pummelinchen mochte Nu;eis ;berhaupt nicht, wollte aber ihre beste Freundin auch nicht vor den Kopf sto;en. Pummelette reichte ihr zwei riesengro;e, s;;e Kugeln Eis. Die Prinzessin schaute den Eisbecher freudlos an und begann, das Eis zu l;ffeln.

Kapitel 3
Ein Spaziergang an der frischen Luft
Nach dem Fr;hst;ck zogen die Kinder aus der Mittleren Gruppe sich etwas ;ber und machten sich zu einem Spaziergang auf. Hinter ihnen watschelte mit seinen kurzen Beinchen der beleibte Dr. Tut-nich-weh, der vorsichtig eine gro;e Flasche Jodtinktur in seinen H;nden trug.
Pummelinchen setzte sich mit einem soeben gepfl;ckten Kamillenstr;u;chen auf eine Bank. Pummelette lie; sich neben ihr nieder und steckte ihre Stupsnase in den Blumenstrau;.
"Wie das duftet", schw;rmte sie.
"Pummelette, Pummelette - hast Du die blauen Ratten gesehen?", begann die Prinzessin, ihre Freundin auszufragen.
"Ratten? Was f;r Ratten?", wunderte sich Pummelette.
"Erinnerst Du Dich etwa nicht? Du hast Teller und Untertassen nach ihnen geworfen. Dann haben wir uns an den H;nden gefasst, sind los geflogen und lange um das Schloss gekreist."
"Wir sind geflogen?", fragte Pummelette und sch;ttelte voller Zweifel den Kopf, "Das war doch ein Traum."
"Ein Traum?"
"Nat;rlich, ein Traum. Ich erinnere mich n;mlich an nichts. Das kann nur hei;en, dass Du es getr;umt hast."
Die Prinzessin wandte sich beleidigt ab.
"Sind die Teller denn kaputt gegangen?", fragte Pummelette vers;hnend.
"Nein", antwortete die Prinzessin, ohne sich umzudrehen.
"Na, da siehst Du's - dann war es ein Traum. Der Pummelplatsch hat gestern einen Teller fallen lassen, der dabei in tausend St;cke zersprungen ist."
"Ja, das stimmt." Die Prinzessin drehte sich zu ihrer Freundin um, "Erinnerst Du Dich wirklich an nichts?"
Pummelette sch;ttelte den Kopf.
"Das bedeutet, dass es wirklich ein Traum war", fl;sterte die Prinzessin kaum h;rbar und atmete auf.
"Ha, ha, ha - Du hast eine gelbe Nase", brach pl;tzlich der direkt hinter ihnen stehende Pummelplatsch in Gel;chter aus. Er streckte seinen kurzen Finger aus und stupste Pummelette damit fast an die Nase.
"Sie ist gar nicht gelb", erwiderte Pummelette beleidigt, "Warum schleichst Du ;berhaupt hinter uns her?"
"Gelbnase, Gelbnase", neckte Pummelplatsch weiter.
Die mit Bl;tenstaub bedeckte Nase von Pummelette erschien pl;tzlich noch gelber in ihrem Gesicht, das vor Unmut ganz rot geworden war.
"Neck uns nur weiter", kr;chzte die ver;rgerte Pummelette und jagte hinter dem ungeschickten, dicklichen J;ngelchen her.
Als sie ihn am Sandkasten erwischte, schlug sie mit ihren kleinen F;usten auf ihn ein. Und pl;tzlich fielen sie beide in den feuchten Sand. Das freundschaftliche Gebr;ll der Kleinen verk;ndete allen anwesenden Personen, dass der Kindergarten "Pummell;tt" gerade seinen Spaziergang machte. Die erschrockenen Erzieher versuchten, die Kinder auseinander zu bringen und der Arzt begann mit der f;r ihn allt;glichen Arbeit, die Schrammen in den Gesichtern und Kratzer an den Knien der ausgelassenen Kindergartenkinder mit seinem Mittelchen zu versorgen.
"Aua, aua - oh weh, oh weh", war ;berall zu h;ren. Alles war wie immer. Am Ende des Spaziergangs sahen die Kinder nicht mehr wie normale, anst;ndige Kinderlein aus, sondern vielmehr wie angemalte Clowns.

 
Kapitel 4
Gesangsunterricht in der Gro;en Gruppe
Es war langsam Zeit f;r das Mittagessen. In der Gro;en Gruppe fing der Musikunterricht an. Der Musiklehrer Herr Pummelkowski war ein gro;er Mann. Er sah ;berhaupt nicht wie die anderen Pummelaner aus. Seine langen Beine und d;nnen Arme waren auch der Grund, warum die rundlichen Pummelaner ihn verspotteten.
Der Musikunterricht in der Gro;en Gruppe fing unmittelbar vor dem Mittagessen an.
"F-Dur, bitte", wandte sich Herr Pummelkowski an den Kapellmeister. Die Finger des Pianisten tanzten ;ber die Tasten und Musik schwang durch das ganze Zimmer. Die Kinder fingen an zu singen, allerdings nicht sehr sch;n.
"Stopp, stopp", der Lehrer klatschte in die H;nde, "Ihr singt nicht richtig. Ab hier noch mal, bitte", und er sang eine Zeile richtig vor. Er drehte sich zum Prinzen um und sagte: "Ihr singt unrein, mein Herr. Probiert es noch einmal…"
Er hatte schon den Arm geschwenkt und Musik begann, den Raum zu erf;llen, als er pl;tzlich h;rte:
"Ich werde nicht singen. Ihr unterrichtet uns falsch!"
Die R;te schoss dem Prinzen ins Gesicht. Pummelino blickte Herrn Pummelkowski mit b;se funkelnden Augen finster an.
"Falsch unterrichten? Ich?", erwiderte best;rzt Herr Pummelkowski.
"Ja, Ihr", rief der Prinz und zeigte mit dem Finger auf ihn.
"Falsch, falsch", fingen nun auch die anderen Kinder der Gro;en Gruppe an zu rufen. Sie wollten nicht mehr singen. Sie schrieen und stampften mit den F;;en.
"Entfernt diesen Lehrer von uns, er unterrichtet uns falsch!"
Die Kindergartenleiterin schaute ;ngstlich durch die spaltbreit ge;ffnete T;r.
"Er macht nicht das, was wir wollen", br;llten die Kinder.
"Er muss hingerichtet werden", schlussfolgerte der Prinz unbarmherzig.
"Hinrichten, hinrichten", wiederholten die Anderen.
"Hinrichten? Weswegen? Ich mache doch nur meine Arbeit. Ich wollte ihnen die wunderbare Welt der Musik nahe bringen. Aber vielleicht bin ich ja wirklich ein schlechter Lehrer", dachte Herr Pummelkowski und lie; den Kopf niedergeschlagen h;ngen.
Die Wache war augenblicklich zur Stelle und f;hrte den vom Ungl;ck verfolgten Musiklehrer ab. Er ging mit niedergeschlagenem Blick und verbarg seine langen Arme auf dem R;cken.
Die Musikstunde war vorbei, bevor sie ;berhaupt angefangen hatte.

Kapitel 5
"Stille Stunde" im Kindergarten
"Das ist wirklich sonderbar", fl;sterte Prinzessin Pummelinchen ihrer Freundin ins Ohr. Sie lagen nebeneinander auf ihren Bettchen und schmiegten sich eng aneinander. Im Kindergarten "Pummell;tt" war gerade "Stille Stunde".
"Der Musiklehrer ist wirklich ein guter Lehrer. Wie sie es nur wagen konnten, die Wache zu rufen", entr;stete sie sich weiter.
"Ja, er ist ein guter Lehrer. Er hat uns doch das feine Liedchen beigebracht", erwiderte Pummelette und fing mit ihrer erk;lteten Stimme an zu singen:
Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum,
wie gr;n sind deine Bl;tter!
Du gr;nst nicht nur zur Sommerszeit,
nein auch im Winter, wenn es schneit
Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum,
wie gr;n sind deine Bl;tter!
Fr;hlich stimmte Prinzessin Pummelinchen ein und sang mit:
Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum,
du kannst mir sehr gefallen!
Wie oft hat nicht zur Weihnachtszeit,
ein Baum von dir mich hoch erfreut.
Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum,
du kannst mir sehr gefallen!
Sie verga;en vollkommen, dass gerade "Stille Stunde" war und neben ihnen die Kinder schliefen. Sie richteten sich auf ihren Bettchen zu voller Gr;;e auf und sangen zu zweit lauthals weiter. Um sie herum wurden die Kinder wach. Erst waren sie etwas verstimmt, aber dann sangen alle gemeinsam das Lied zu Ende:
Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum,
dein Kleid will mich was lehren:
Die Hoffnung und Best;ndigkeit
gibt Trost und Kraft zu jeder Zeit.
Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum,
dein Kleid will mich was lehren.
Als die Kinder alle Strophen des bekannten Weihnachtsliedes gesungen hatten, sprangen sie auf ihren Betten auf und ab, bewarfen sich mit Kissen und schlugen Purzelb;ume auf dem Boden. Die "Stille Stunde" in der Mittleren Gruppe ging ihrem Ende entgegen.
"Wir werden ihn retten", verk;ndete die Prinzessin unerfindlicherweise fl;sternd.
"Nat;rlich werden wir das!", rief Pummelette und schmiss mit einem Kissen.

Kapitel 6
Der Palastkerker
Es war Nacht geworden. Wie kleine Laternen blinkten die Sterne am samtenen Himmelsgew;lbe. Eine Sichel des zunehmenden Mondes schaute hinter dem alten Palastturm hervor. Im Kerker war es kalt. Der Musiklehrer schlief, den Kopf auf seine H;nde gebettet, auf einem Lumpensack. Ein Kerzenstummel erleuchtete die Zelle des Gefangenen nur sp;rlich. Eine gro;e, finstere Ratte hatte es sich am Eingang zu ihrem Loch gem;tlich gemacht und erwartete den Moment, an dem die Kerze endg;ltig erl;schen w;rde. Im Schl;sselloch der T;r drehte sich ein Schl;ssel, dann ;ffnete sie sich knarrend. Der Lehrer wischte sich die schlaftrunkenen Augen und rief ;berrascht aus:
"Eure Hoheit!"
Auf der Schwelle der Kerkerzelle stand der K;nig von Pummelland. Aber was war das? Der K;nig wurde pl;tzlich immer kleiner. Er wurde vollkommen winzig. Die Krone auf seinem Kopf geriet ins Wackeln und plumpste auf den Boden. Und aus dem k;niglichen Mantel heraus blickten zwei grinsende Gesichter. Es waren die Prinzessin Pummelinchen und ihre beste Freundin Pummelette!
"Ach, kleine Prinzessin!", wunderte sich der Lehrer noch mehr, "Ich muss wohl tr;umen."
"Nein, Ihr tr;umt nicht", kr;chzte Pummelette erk;ltet.
"Schnell, schnell, raus hier", trieb die Prinzessin zur Eile an.
Herr Pummelkowski verlor keine Zeit mehr mit leerem Gerede und schl;pfte durch die ge;ffnete T;r. Die alte Ratte piepste unzufrieden und verbarg sich wieder in ihrem Loch.

Von den Wachen war drau;en nichts zu sehen. Die Kinder versteckten sich im Schatten der Palastmauer und liefen schnell zu den Toren. Schon nach einigen Minuten standen die Prinzessin Pummelinchen, ihre Freundin Pummelette und der Musiklehrer vor den Toren des Palastes.
"Was passiert denn jetzt? Der K;nig wird sowieso erfahren, was passiert ist und dann…", der Lehrer kam nicht dazu, auszureden, weil ihn die Prinzessin unterbrach.
"Beeilt Euch, Herr Pummelkowski. Ihr m;sst Euch in der H;tte im Wald verstecken und d;rft Euch keine Sorgen machen. Ich werde mir schon was einfallen lassen."
Der Lehrer dr;ckte die zerzausten K;pfe der M;dchen f;r einen Moment an sich und rannte in Richtung Wald davon. "Diese feinen Kinderlein! Wenn nur der K;nig auch weiterhin nichts davon erf;hrt!", dachte er, als er sich im Gestr;pp eines Busches versteckte.
"Komm, wir gehen in den Palast - wir m;ssen noch den Mantel und die Krone zur;ck bringen", stellte die kleine Prinzessin fest.

Kapitel 7
Die Verkleidungsaktion
Eine Stunde fr;her, nachdem sie aus dem Kindergarten nach Hause gekommen war, hatte sich die Prinzessin den Plan f;r die Befreiung des Musiklehrers ausgedacht. Der Plan war ziemlich einfach: man brauchte sich nur als K;nig zu verkleiden, den Kerkerschl;ssel zu beschaffen und die T;r zu ;ffnen, hinter der der Lehrer schmachtete. Die Prinzessin schl;pfte unbemerkt in das k;nigliche Schlafzimmer und ging in den geheimen Wandschrank hinein. Hinter dem war die T;r, die zu den Geheimg;ngen des Palastes f;hrte. Nachdem sie einige Meter durch diese gelaufen war, stie; sie auf eine weitere T;r. Sie f;hrte zu einer Kammer, in der alte, ausgemusterte Sachen aufbewahrt wurden. In der Kammer war es dunkel. Der schwache Schein einer Kerze flackerte in der Hand der Prinzessin.
"Pummelette hat gesagt, dass es nur ein Traum war. Dann gibt es also gar keine blauen Ratten", dachte Pummelinchen und erinnerte sich an ihr morgendliches Gespr;ch mit der Freundin.
"Manchmal kann ein Traum schrecklich sein", fl;sterte die Prinzessin und schaute sich nach allen Seiten um. Aber es war ganz ruhig um sie herum und nichts Au;ergew;hnliches passierte.
Mitten in der Kammer stand ihr kleines Kinderbettchen mit der rosafarbenen, weichen Decke. Auf dem Boden lag eine blau;ugige Puppe mit abgebrochener Nase herum. In der Ecke stand das kaputte Schaukelpferd des Prinzen. Und dann erblickte Pummelinchen die gro;e Krone ihres Gro;vaters in der Ecke. Die Edelsteine, die sie einst zierten, waren l;ngst heraus gefallen und an ihrer Stelle klafften gro;e schwarze L;cher in der Krone.
"Nun", ;berlegte Pummelinchen und probierte die Krone auf, "das wird schon niemand merken. Drau;en ist es ja dunkel." Nachdem sie noch etwas in den alten Sachen herum gekramt hatte, fand sie einen alten, unmodernen k;niglichen Umhang. Sie versteckte die alte Krone und den Mantel in ihrem Rucks;cklein und schl;pfte durch die T;r hinaus. Den Schl;ssel zum Kerker, in dem der Musiklehrer sa;, zu beschaffen und die Wache abzulenken, w;rde wesentlich schwieriger werden.
Pummelette und der treue Hund Pusso warteten am Eingang des Turmes bereits auf die Prinzessin.
Es waren drei Wachen dort.
"Sie klopfen die ganze Zeit Karten auf den Tisch und rufen 'Reh'", fl;sterte die Freundin der Prinzessin ins Ohr. Sie hatte auf Bitten der Prinzessin die letzte halbe Stunde die Wachen beobachtet. Pummelette hatte die durch das Kartenspiel abgelenkten Wachen aufmerksam beobachtet. Aber ein Reh hatte sie nirgendwo gesehen.
"Ein komisches Spiel", erwiderte die Prinzessin, "Wir m;ssen sie mit irgendetwas ablenken." Direkt am Rand des Tisches lag ein Beutel mit M;nzen, um den die Wachen spielten. Die Prinzessin streichelte den vor Freude winselnden Pusso, zeigte auf den Beutel und fl;sterte "Fass!" Was dann passierte, dauerte nur ein paar Sekunden. Pusso verbiss sich st;rmisch in dem Beutel, riss ihn zu Boden und rannte damit weg. Die ;berraschten Wachleute liefen hinter ihm her und br;llten "Haltet den Dieb!" Nun war der Weg in das Verlies frei. Die Prinzessin setzte die Krone auf, hielt sie mit den H;nden fest und stieg auf die Schultern ihrer Freundin. Sie hatte sich einen Schnurrbart ins Gesicht gemalt, der sie ihrem Vater ;hnlich sehen lie;. Sie warf den Umhang um, versteckte Pummelette darunter und wandte sich der Stube des Hauptmanns der Wache zu.
"Wache! Wo ist die Wache?", kr;chzte Pummelette auf Gehei; der Prinzessin unter dem Mantel hervor, "Warum ist der Gefangene ohne Bewachung?"
"Eure Hoheit", stotterte der Hauptmann erschrocken und kam ihnen entgegen, "Ich werde sofort, auf der Stelle…"
"Raus hier!", befahl Pummelette kr;chzend und stampfte w;tend mit den F;;en.
Die Krone auf dem Kopf der Prinzessin begann zu wackeln. Vor lauter Angst, sie k;nne ihr herunterfallen, blickte Prinzessin Pummelinchen finster drein. Der Hauptmann sagte kein Sterbensw;rtchen mehr und schoss wie eine Kugel aus seiner Wachstube.
Die kleine Prinzessin griff sich den Schl;ssel, der an der Wand hing. Am anderen Ende des Palasthofes war Pussos w;tendes Gebell und das Geschrei der Wachen zu h;ren. Als Pummelinchen die T;r ;ffnete, wusste sie, dass ihr Plan gegl;ckt und der Musiklehrer so gut wie befreit war.

Kapitel 8
Die Krankheit der kleinen Prinzessin
Die ersten Sonnenstrahlen erhellten das Gemach der kleinen Prinzessin. Pummelinchen, die noch schlief, hatte im Schlaf ihre Decke weggestrampelt. Ihre wundersch;nen blonden Haare lagen ;ber das ganze Kissen verteilt. Schwei;tr;pfchen standen ihr auf der Stirn. Wie kleine B;chlein rannen sie die gl;henden Wangen der kleinen Prinzessin hinunter. W;hrend sie mit ihrer Zunge ;ber die ausgetrockneten Lippen fuhr, fl;sterte sie etwas. Die alte Kinderfrau beugte sich g;hnend ;ber Pummelinchens K;pfchen:
"Durst, Durst", fl;sterte die Prinzessin.
"Sofort, sofort", erwiderte die Kinderfrau gesch;ftig. Und die Prinzessin fuhr fort:
"Wache, wo ist die Wache? Schnell, Pummelette - wir m;ssen ihn retten!"
"Sie fantasiert", erschrak sich die Kinderfrau, "Einen Doktor! Schnell, schickt einen Doktor! Prinzessin Pummelinchen ist krank!"
Die Nachricht ;ber die Erkrankung der Prinzessin verbreitete sich wie ein Lauffeuer im ganzen Palast. Der erschrockene K;nig kam als erster ins Schlafgemach der Prinzessin gerannt. Hinter ihm, auf seinen kurzen Beinen heftig hin und her schwankend, trippelte Dr. Tut-nicht-weh. Dieses Mal hatte er anstelle der gro;en Flasche Jodtinktur einen kleinen Koffer dabei. Aus diesem zog er ein Thermometer, Hustensaft sowie einige Pillen und beugte sich ;ber die Prinzessin:
"Rettet ihn!", fl;sterte die Prinzessin, "Schnell, rettet ihn!"
"Sie gl;ht ja. Ach, was f;r ein Ungl;ck!"
"Sie hat zuviel Eis gegessen", mutma;ten die Hofdamen, die um das Bett der Prinzessin herumstanden.
"Pummelette, hilf, Pummelette," fl;sterte die Prinzessin mit v;llig trockenen Lippen.
"Ich bin schon bei Dir, Pummelinchen", dr;ngte sich Pummelette, vollkommen au;er Atem, durch die Menge an das Bett der Prinzessin. Sie nahm die hei;e Hand der Prinzessin in die ihre und versicherte ihr: "Ich bleibe bei Dir. Ich gehe nirgendwo hin."
Aber die kleine Prinzessin h;rte nichts. Sie hatte wieder einen Alptraum. Im Traum versuchte sie, die T;r zum Kerker zu ;ffnen. Aber diese ging irgendwie ;berhaupt nicht auf. Und pl;tzlich zog die alte Ratte, die sich im Mantel verbissen hatte, die treue Freundin Pummelette weg.
"Pummelette, rettet Pummelette!", fl;sterte die kleine Prinzessin im Fieberwahn.
Der K;nig blickte niedergeschlagen auf seine Tochter herab. Da wurde pl;tzlich die Zimmert;r aufgerissen.
"Eure Hoheit, jemand hat den Gefangenen frei gelassen. Die T;r zum Kerker steht offen. Der Gefangene ist geflohen."
Auf der T;rschwelle stand Pummellands Erster Minister. Der K;nig warf dem Minister einen zornigen Blick zu.
"Ich befehle, den Palast zu umstellen und alle Erzieher des Kindergartens 'Pummell;tt' zu verhaften!"
Einige Minuten sp;ter leerte sich das Schlafgemach der Prinzessin. Fr;ulein Pummelmeier sa; schnaufend in einem tiefen Sessel. Durch das Fenster h;rte man, wie der Hauptmann der Wache seinen Soldaten Befehle entgegenbr;llte.
Die ver;ngstigte Pummelette schmiegte sich an ihre Freundin.
"Was wohl jetzt wird?", fragte sie fl;sternd.
Die Sonne hatte sich verzogen. ;ber dem Palast hingen bleigraue Wolken. Es war kalt und unangenehm geworden. Aus dem Kaminrost im Schlafgemach der Prinzessin lugte eine gro;e blaue Ratte hervor.

Kapitel 9
Das K;nigreich der Blauen Ratten
Tief unten in den Kellern des k;niglichen Schlosses war es k;hl und feucht. Lange, dunkle Tunnel erstreckten sich in Richtung des Waldes und endeten an einem verlassenen Schacht. In einem dieser d;steren unterirdischen Flure befand sich eine quadratische, ;ber und ;ber mit Gr;nschimmel ;berzogene Halle. In der Mitte dieser Halle stand ein steinerner Thron, auf dem eine abscheuliche schnurrb;rtige Ratte sa;. Mit ihren schwarzen Augen, gro; wie Untertassen, schaute sie feindselig drein. Die Ratte hatte eine komische blaue Farbe. Zu F;;en des Throns hatten sich, auf den Hinterl;ufen sitzend und die Vorderl;ufe ;ber der Brust verschr;nkt, ihre Untertanen niedergelassen. Wahrhaftig, diese grausige Ratte war die K;nigin der Blauen Ratten.
"Alle mal herh;ren!", hob sie an zu sprechen. Sie streckte ihre Rattenschnauze in die H;he und schaute ;ber die Versammelten hinweg. Die schwarzen Untertassen-Augen blitzten so, als ob sie alle Umstehenden verhexen und ihnen ihren Willen aufzwingen wollten.
"Alle mal herh;ren! Ich, Eure K;nigin, befehle Euch, diese ungeschickten Pummelaner zu vernichten. Diese widerlichen, kleinen dicken Menschlein. Nur wir, die Blauen Ratten, sind wahrhaft weise. Wir, die gro;artigen Ratten! Wir sind im Krieg unbesiegbar! Wir sind die Boten des B;sen! Wir selbst sind das B;se und wir ;berbringen diese Botschaft auf direktem Wege. Wir tun nicht so, als ob wir gut w;ren, so wie sie. Wir richten die Erzieher unserer Kinder nicht hin. Unsere Kinder sind K;mpfer, die wissen, was das Wort 'Disziplin' bedeutet. Deshalb sind wir unbesiegbar!"
Die Horde Ratten jaulte vor Freude auf.
"Wir sind gro;artig!", erschallte es durch die Gew;lbe der Halle.
"Wir sind weise!", t;nten die Ratten wie ein Echo.
"Wir sind das B;se!", fauchte die K;nigin.
Einige Minuten sp;ter marschierten die Blauen Ratten in Reih und Glied ;ber die steinernen Stufen des K;nigsschlosses. Das Heer der blauen Untiere vernichtete alles, was sich ihm in den Weg stellte. Die vollkommen ;berraschten armen Pummelaner flohen entsetzt in alle Himmelsrichtungen. Sie versteckten sich in Kleiderschr;nken, unter Fensterb;nken und sogar in den gro;en Kamin;ffnungen im Palast. Aber alle diese M;hen waren vergeblich – die Ratten fanden sie dennoch ;berall. Bis zum Abend war bereits der gr;;te Teil der Bewohner des K;nigreiches im Kerker des K;nigspalastes gefangen.
Nur im Schlafgemach der Prinzessin Pummelinchen passierte rein gar nichts. Dort war es ganz still. Die Prinzessin schlief und neben ihr schlummerte ihre treue Freundin Pummelette.

Kapitel 10
Die erste Begegnung
Der Kaminrost schepperte und eine gro;e blaue Ratte schaute in die Kammer. Sie schnupperte, wackelte mit ihren Barthaaren und trippelte auf das Bett zu, in dem die kleine Prinzessin schlief. Wie auf ein Kommando ;ffnete Pummelinchen pl;tzlich ihre Augen. Die blaue Ratte starrte sie ohne zu Blinzeln mit ihren Untertassen-Augen an.
"Was f;r ein schrecklicher Traum", fl;sterte Pummelinchen.
Die Ratte rannte auf das Bett zu und steckte ihre Schnauze in die Decke. Pummelinchen wollte schreien, aber es kam kein Ton aus ihrem Mund. Sie war vor Schreck wie versteinert und starrte auf die Ratte. Da bewegte sich unter der Decke pl;tzlich etwas. Einen Moment sp;ter kam das verschlafene Gesichtchen von Pummelette zum Vorschein. Sie l;chelte die Prinzessin an, r;kelte sich und erblickte im gleichen Augenblick direkt neben dem Bett die gewaltige blaue Ratte.
"A-A-A-A-A-H-H-H-H", erschallte ihr Schrei durch den gesamten Palast. Pummelette heulte wie die Sirene eines Krankenwagens, der gerade zu einem Notfall unterwegs war.
Die Ratte zuckte zusammen, zog den Schwanz ein und tauchte durch den Kaminrost ab. Die kleine Prinzessin fiel in Ohnmacht und die verschreckte Pummelette verschwand wieder unter der Decke.

Kapitel 11
Flucht aus dem Palast
Das Gemach der Prinzessin war in abendliches D;mmerlicht getaucht. Aus weitab gelegenen S;len des Schlosses war L;rm zu vernehmen. Pummelette sa; nachdenklich auf dem gro;en Bett der Prinzessin und hatte sich ein orangefarbenes Kissen unter den Kopf gelegt. Die Prinzessin schlief. Die blaue Ratte war weit und breit nicht zu sehen. "Was geht hier nur vor? Wo sind der K;nig und die Hofdamen? Woher kommen blo; diese Ratten?", fragte sich Pummelette.
"Und wo ist nur die Kinderfrau geblieben?", emp;rte sie sich, warf die Decke zur;ck und sprang auf den Boden.
"Pummelette", l;chelte die Prinzessin und ;ffnete die Augen, "Wo ist mein Vater? Ich f;hle mich wieder ganz gesund. Ich habe so einen Hunger! Ruf sofort Fr;ulein Pummelmeier!"
"Die Kinderfrau ist weg", entgegnete Pummelette nachdenklich.
"Du wirst nicht glauben, was ich f;r einen merkw;rdigen Traum hatte", fuhr die Prinzessin fort. Sie r;kelte sich gen;sslich und achtete ;berhaupt nicht auf ihre Worte.
"Das war kein Traum", kl;rte Pummelette sie auf, w;hrend sie auf Zehenspitzen zur T;r schlich. Da ;ffnete die T;r sich unvermittelt und der vollkommen au;er Atem geratene Pummelplatsch st;rzte herein. Ihm folgte die durch und durch ver;ngstigte Kinderfrau.
"Kleine Prinzessin – Gott sei dank seid Ihr am Leben!", lamentierte Fr;ulein Pummelmeier.
Pummelplatsch, der noch kein einziges Wort gesprochen hatte, rannte zum Bett und versuchte, hinauf zu klettern. Er war aber so klein und ungeschickt, dass es ihm nicht gelang und er zu Boden fiel. Die Wolldecke fiel auf ihn drauf.
"Ja, was ist denn nur passiert? Erkl;rt es mir doch endlich. Pummelplatsch! H;r blo; auf, Dich in meine Decke einzuwickeln!", verlangte die Prinzessin und plapperte dabei so schnell, dass man sie kaum verstand.
"Es ist schrecklich, sie sind ;berall, im ganzen Palast", schluchzte die Kinderfrau.
"Ja wer denn, wer denn nur?", lie; die Prinzessin keine Ruhe.
"Die Ratten", erwiderte Pummelette.
"Die Blauen Ratten", t;nte die Kinderfrau wie ein Echo.
"Das hei;t also, es war gar kein Traum", stellte die kleine Prinzessin niedergeschlagen fest.
"Wir m;ssen fl;chten!", verk;ndete Pummelette und begann eifrig, der Prinzessin das Nachthemd vom Leib zu ziehen.
"H;r auf, Pummelette, ich kann mich selbst anziehen!", setzte Pummelinchen sich zur Wehr.
"Ja genau, wir m;ssen fl;chten", stimmte auch die Kinderfrau zu, "Sie sind im ganzen Palast. Es sind Tausende. Sie marschieren in Reih und Glied und sperren jeden in den Kerker, sogar die Kinder! Ich konnte Pummelplatsch gerade noch retten. Wenn ich nicht Kopfschmerztabletten in der k;niglichen Apotheke h;tte holen wollen, dann h;tten ihn die Ratten gefunden. Schaut, wie er zittert."
Pummelplatsch zitterte wirklich wie Espenlaub. Nachdem sie ihn unter der Decke hervorgezogen hatten, klammerte er sich an der Hand der Kinderfrau fest und wich ihr keinen Schritt mehr von der Seite.
In der Kammer war es schon ziemlich dunkel. Fr;ulein Pummelmeier z;ndete eine Lampe an und trat als erste zur T;r heraus. Nach ihr, wie an ihr festgewachsen, trippelte Pummelplatsch. Die kleine Prinzessin und ihre treue Freundin Pummelette, beide in M;ntel geh;llt, folgten ihnen auf dem Fu;.
Nachdem sie die Palasttore wohlbehalten hinter sich gelassen hatten, strebten unsere Fl;chtenden in den Wald. Hin und wieder stie;en sie auf ebenso Vertriebene, wie sie es waren. Aber im Dunkeln wichen die Leute einander aus und so erkannte niemand die Prinzessin oder ihre Kinderfrau. Alle liefen tiefer in den Wald, um den unheimlichen Blauen Ratten zu entkommen.

Kapitel 12
Gefangene des B;sen
Die Palastkerker waren voll mit Menschen. Einige von ihnen sa;en auf den kalten, feuchten Steinen, einige standen, an die Wand gelehnt. Man h;rte Kindergeschrei und das verhaltene Schluchzen einiger Hofdamen. Die Pummelaner sahen einander nicht an. Sie sch;mten sich. Wie hatten sie nur zulassen k;nnen, dass eine Horde Ratten sie in diesen schrecklichen Kerker wirft? Wo war denn die Armee, auf die sie so stolz waren? Und wo war ihr weiser K;nig, ihre Hoffnung und ihr Halt?
Der K;nig war gleich nebenan. Er sa; auf einem umgest;lpten alten Eimer. Sein Mantel war mit Dreckspritzern ;bers;t. Er unterschied sich in nichts vom Rest seiner Pummelanischen Untertanen. Seine Gedanken waren weit weg von diesem finsteren Kerker. Er hatte seine Kinder verloren, sein K;nigreich und er hatte sogar seine Krone eingeb;;t.
"Durst, wir haben Durst", verlangten die ;lteren Gefangenen.
"Hunger, wir haben Hunger", schluchzten die Kinder.
"So unternehmt doch irgendwas", jammerten die Frauen.
Aber von woher sollte denn Hilfe kommen? Die gesamte Armee mit dem General an der Spitze sowie der K;nig waren auch hier gefangen – in diesem Kellerloch. Die Blauen Ratten hatten gewonnen.
In der T;r flackerte ein Lichtschein. Auf der Schwelle stand die K;nigin der Blauen Ratten an der Spitze ihres Heeres. Es wurde ganz still. Alle starrten entsetzt auf das gewaltige schnurrb;rtige Monster.
"Alle mal herh;ren!", befahl die Ratte, "Ihr alle seid erb;rmliche, nichtsnutzige Menschlein. In Euren Herzen ist keine Liebe mehr. Eure Augen sind voller Hass. Ihr bringt Eure Lehrer um. Ihr seid Handlanger des B;sen. Und jetzt ist das B;se zu Euch gekommen. Wir hassen die Menschen. Wir sind das B;se, das aus Euren Herzen gewachsen ist. Wenn sich unter Euch einer findet, dessen Herz noch voller Liebe ist, k;nnt Ihr gerettet werden." Die Blaue Ratte lie; ihre tellergro;en schwarzen Augen durch das Gew;lbe schweifen. Es schien, als ob sie sie auslachte. Mit h;ngenden K;pfen schwiegen die Pummelaner. Es gab nichts, das sie erwidern konnten. In ihren Herzen gab es keine Liebe mehr. Die Ratte sprach die Wahrheit.
"Dann ist ;ber Euer Schicksal entschieden – m;ge es so sein!" Das eiserne Gitter schob sich krachend vor den Eingang. Nun war es klar – es gab niemanden, der sie retten konnte.

Kapitel 13
Verborgen im Wald
Die kleine Prinzessin und ihr Gefolge eilten auf einem schmalen Pfad voran und versuchten, sich unter den dichten Baumkronen zu verstecken. Im Wald war es dunkel. Der schwache Schein der Lampe erleuchtete gerade so den Weg. Von allen Seiten brachen die Ger;usche des Waldes auf sie ein. Pummelplatsch, der sich immer noch an der Kinderfrau festklammerte, lie; ihre Hand immer noch nicht los.
"Bis Mitternacht werden wir es bis zur H;tte des F;rsters schaffen", sch;tzte Pummelette.
"Dort ist Herr Pummelkowski, der wird uns helfen", erwiderte, fr;stelnd vor K;lte, Prinzessin Pummelinchen.
"Er muss uns helfen. Schlie;lich ist er sehr klug", stimmte auch die Kinderfrau zu.
"Diese widerlichen Ratten m;ssen verjagt und die Pummelaner befreit werden", entschied die kleine Prinzessin und hielt die Kapuze ihres Mantels fest.
Alle schwiegen zustimmend. Um Mitternacht erreichten sie tats;chlich eine gro;e Lichtung. Die F;rsterh;tte stand mitten darauf. Ihr einziges Fenster, nur wenige Schritte von den Fl;chtenden entfernt, war schwach erleuchtet. Die T;r war nicht verschlossen. Nur eine Sekunde sp;ter st;rzten Pummelinchen, Pummelette und die Kinderfrau, die Pummelplatsch nach sich zog, in die dunkle H;tte.
"Eure Hoheit, seid Ihr das?", h;rte man eine bekannte Stimme aus dem Inneren und der Lehrer erschien zur Begr;;ung der Prinzessin. Die Prinzessin lie; die Kapuze fallen und fing unvermittelt an zu weinen.
"Ist ja schon gut. Beruhigt Euch, Eure Hoheit", tr;stete Herr Pummelkowski die Prinzessin und strich ihr ;ber das K;pfchen, "Es gibt nichts Traurigeres als die Tr;nen einer kleinen Prinzessin."
Pummelinchen schluchzte weiter. Und dann fing pl;tzlich, f;r alle unerwartet, Pummelplatsch an zu heulen.
"Also nein, das hilft doch alles ;berhaupt nichts", entgegnete der Lehrer und wurde allm;hlich unruhig, "Erz;hlt endlich, was Euch passiert ist."
Pummelette und die Kinderfrau fingen gleichzeitig und einander ins Wort fallend an zu erz;hlen. Vor dem inneren Auge des Lehrers zog das Heer Blauer Ratten vorbei. Seine Augen weiteten sich vor Schreck. Nach dem Ende der Geschichte, lie;en sich die G;ste auf einer alten Strohmatratze nieder. Nach einer Weile h;rte man nur noch das Prasseln der Holzscheite im Herd und das friedliche Atmen schlafender Kinder. Herr Pummelkowski sa; auf dem einzigen Stuhl. Mit dem Kopf in den H;nden dachte er nach.
"Guter Rat kommt ;ber Nacht", sprach er und wandte sich der Kinderfrau zu, "Mir ist da ein Gedanke gekommen. Aber erst mal lasst uns schlafen. Wir werden morgen all unsere Kr;fte brauchen."

Kapitel 14
Die Liebe der kleinen Prinzessin
Am Morgen war es d;ster und regnerisch. Es schien fast so, als ob das Wetter auch gegen die Fl;chtenden w;re. Die T;r zur H;tte ;ffnete sich knarrend und auf der Schwelle erschien ein langhaariger J;ngling. Er schaute fl;chtig zur Prinzessin und wandte sich dann dem Lehrer zu:
"Sie haben mich gerufen, Maestro?"
"Darf ich vorstellen, Eure Hoheit", wandte sich Herr Pummelkowski an die Prinzessin, "Das ist Kalio, der Sohn des F;rsters und mein Sch;ler. Er spielt wunderbar Geige."
Kalio verneigte sich h;flich vor der Prinzessin. Wie sch;n er war! Volle schwarze Locken umrandeten sein blasses Gesicht. Seine grauen Augen schauten klug und melancholisch drein. Die Prinzessin err;tete und senkte ihren Blick, aus Angst, ihre Gedanken zu verraten.
Es war tats;chlich so, dass die kleine Prinzessin sich auf den ersten Blick in den J;ngling verliebt hatte. Ihr Herz schlug wild in ihrer Brust, wie ein V;gelchen in Gefangenschaft. Keine Ahnung, wie lange sie noch wie erstarrt dagestanden h;tte, w;re da nicht Pummelette gewesen, die ihr zufl;sterte:
"Oh, was f;r ein sch;ner Bursche! Ich glaube, ich habe mich in ihn verliebt."
"Kalio wird uns helfen", gab der Lehrer bekannt, "Er wird uns auf jeden Fall helfen. Er kann Geige spielen und hat ein reines Herz."
"Ich verstehe ;berhaupt nichts", hob die Kinderfrau an zu sprechen, "Was haben denn die Geige und ein reines Herz damit zu tun?"
"Nun ganz einfach, die Blauen Ratten k;nnen nur von jemandem besiegt werden, der ein reines Herz hat und die Zaubergeige spielen kann."
Herr Pummelkowski ging zum Herd und begann seine Erz;hlung.

Kapitel 15
Das Geheimnis der Zaubergeige
"Es gibt eine alte Legende, die folgenderma;en lautet", begann der Lehrer seine Geschichte mit ruhiger Stimme, "Eines Tages, wenn die Liebe aus den Herzen der Menschen verschwindet, werden riesengro;e Blaue Ratten aus den Kellern aufsteigen und gro;es Leid wird ;ber alle Einwohner Pummellands kommen. Bleigraue Wolken werden am Himmel aufziehen, die V;gel werden aufh;ren zu singen und die Blumen verwelken. Alle Menschen werden dann Gefangene des B;sen sein."
"Und wie kann man das B;se besiegen?", rief Pummelette erschrocken aus.
Herr Pummelkowski schaute seine Zuh;rer eindringlich an:
"Das B;se zu besiegen, wird nur einem Menschen mit reinem Herzen gelingen. Ich glaube, dass Kalio dieser Mensch ist", fuhr der Lehrer fort, "In den alten Aufzeichnungen fand sich noch ein weiterer Hinweis. Dort wird ein junger Mann erw;hnt, eine Zaubergeige und die Liebe. Nur die Liebe kann ;ber das B;se siegen. Das Licht der Liebe erf;llt die Seele eines jeden Menschen. Die Blauen Ratten f;rchten sich vor dem Licht. Die Blauen Ratten f;rchten sich vor der Liebe."
"Aber wo finden wir blo; diese Zaubergeige?", fragte die Kinderfrau beunruhigt, "Die Ratten k;nnen jeden Augenblick im Wald auftauchen."
"Ja, wir m;ssen uns beeilen", stimmte der Lehrer zu, "Die Geige befindet sich in einer H;hle auf dem Gipfel des Berges. Der Weg dorthin ist voller Gefahren. Wir m;ssen dazu das Tal der Gespenster durchqueren."
"Das Tal der Gespenster!", fl;sterte Pummelplatsch bange und ergriff erneut die Hand der Kinderfrau.
"Ach, Du ;ngstlicher kleiner Fettsack!", fiel Pummelette w;tend ;ber ihn her, "Wir lassen Dich hier, damit die Ratten ihre Freude an Dir haben!"
Pummelplatsch sagte kein Sterbensw;rtchen mehr und schaute sie eingeschnappt an. Der pummelige Pummelplatsch hatte in den letzten Tagen vor lauter Aufregung abgenommen, so dass man ihn kaum noch erkannte. Pummelettes Ausbruch ihm gegen;ber war also nicht gerechtfertigt gewesen.
"Wir werden alle gemeinsam aufbrechen", mischte sich der Lehrer ein. Zu der Kinderfrau gewandt fuhr er mit einem tiefen Seufzer fort: "In den Herzen dieser kleinen Kinder ist ;berhaupt keine Liebe mehr ;brig geblieben."

Kapitel 16
Das Tal der Gespenster
Das Tal der Gespenster befand sich auf halbem Wege zum Gipfel des Schwarzen Berges. Auf dem schmalen Fu;weg konnte man nur hintereinander gehen. Pummelplatsch musste nun zu seinem Bedauern die Hand der Kinderfrau frei geben. Herr Pummelkowski drehte sich zu der merkw;rdigen Wandertruppe um:
"Was auch immer passiert, kommt nicht vom Pfad ab!", forderte er eindringlich, "Derjenige, der vom Weg abkommt, wird sich augenblicklich in einen Haufen Steine verwandeln."
"F;rchtet Euch nicht vor den Gespenstern", f;gte Kalio hinzu, "Sie k;nnen uns nichts antun. Die Geister wohnen in der Welt der Schatten und wenn ihnen langweilig wird, kommen sie in die unsrige. Sie k;nnen Kinder erschrecken oder zum Lachen bringen. Manchmal singen sie. Die Lieder der Gespenster sind gef;hrlich, weil sie die Menschen dazu bringen, den Sinn ihres Lebens zu vergessen. H;rt nicht auf die Lieder der Gespenster und verlasst auf keinen Fall den Fu;weg!"
"Schon viele haben versucht, die Zaubergeige zu finden", hob der Lehrer wieder an zu sprechen, "Aber alle sind in diesem Tal geblieben."
Er wies mit der Hand in die Ferne. Vor den Augen der kleinen Wanderer lag ein bezauberndes Bild. Steinformationen erstreckten sich in den bleigrauen Himmel. Sie sahen fast aus wie menschliche Skulpturen. Ein silberner Schein umgab jede der Figuren. Roter Mondschein fiel durch bedrohlich wirkende Wolken. Es war kalt und unangenehm. Nebelschwaden waberten immer wieder den Boden entlang. Es sah aus, als ob die Fl;chtenden direkt ;ber Wolken laufen w;rden. Die Prinzessin zog die Schultern fr;stelnd hoch und wickelte sich enger in ihren Mantel ein.
"Der Weg ist ganz vom Nebel bedeckt", war wieder die beunruhigte Stimme des Lehrers zu h;ren.
"Ich kenne den Weg", erwiderte Kalio, "Haltet Euch aneinander fest. Dieses Tal erscheint nur so gro;. Folgt mir."
Pummelette schmiegte sich an Prinzessin Pummelinchen. Hinter ihr schnaufte Pummelplatsch, der sich am G;rtel festhielt. Die Prozession bewegte sich langsam in das Tal hinab. Die st;ndig vor sich hin brabbelnde Kinderfrau bildete ihren Abschluss.

Kapitel 17
Die Begegnung mit den Gespenstern
Nach und nach gew;hnten sich die Augen der Kinder an das komische Licht im Tal. Gespenster waren nirgendwo zu sehen, obwohl die Kinder nach allen Seiten Ausschau hielten und sich die Steinformationen genau anschauten. Auf einmal ert;nte eine Art Pfeifen und danach eine leise, bezaubernde Melodie.
"Haltet Euch die Ohren zu!", warnte der Lehrer.
Die Prozession stoppte. Die Kinder bedeckten ihre Ohren mit den H;nden und schauten sich langsam um. Wie aus dem Nichts erschienen pl;tzlich direkt vor ihnen Meerjungfrauen in der Luft, die sich an den H;nden hielten, im Kreis tanzten und wundervolle Laute von sich gaben. Ihre Kleidung bestand aus Schuppen und schillerte im r;tlichen Mondlicht. Gr;ne Algen umrahmten ihre wei;en Gesichter. Ihre langen Fischschw;nze verloren sich in den Nebelschwaden.
Pl;tzlich lachte Pummelplatsch laut auf. Eine Meerjungfrau hatte den Knirps umschlungen und hochgehoben. Die kurzen Beinchen des kleinen Jungen baumelten in der Luft.
"Stopp!", rief die Kinderfrau und griff nach den ;ber ihr schwebenden Schuhen Pummelplatschs. Nach der Kinderfrau schrieen auch Pummelette und die kleine Prinzessin. Erschrocken von dem pl;tzlichen Geschrei, zuckte die Meerjungfrau zusammen und lie; Pummelplatsch fallen, der direkt auf Fr;ulein Pummelmeier landete.
Und dann geschah das gro;e Ungl;ck. Die Kinderfrau verlor das Gleichgewicht und geriet vom Weg ab. Im selben Augenblick verwandelte sie sich in eine Statue aus Stein. Das alte Fr;ulein Pummelmeier sah nun genauso aus wie die anderen Steinbrocken, die entlang des Weges standen. Die Wanderer blieben wie erstarrt stehen und r;hrten sich vor lauter Angst nicht mehr.
"Fr;ulein Pummelmeier, meine Kinderfrau!", weinte die Prinzessin.
Der Lehrer seufzte traurig und wies auf den Gipfel des Schwarzen Berges. Sie mussten weiter marschieren. Sie mussten die Zaubergeige finden und die Einwohner Pummellands retten.
Die Meerjungfrauen verschwanden so pl;tzlich wie sie aufgetaucht waren. Aber unsere Freunde waren keine zwei Schritte gelaufen, als sie erneut auf weitere Einwohner des Tales trafen. Es waren Schlossgespenster, mit einer Meute gewaltiger Hunde im Schlepptau. ;ber den K;pfen der Fl;chtenden kreisten Flederm;use in Schw;rmen. Aber weder die Prinzessin noch ihre treue Freundin Pummelette schauten weiter um sich.
"Immer auf dem Weg bleiben, immer sch;n auf dem Weg bleiben", fl;sterte die kleine Prinzessin.
Nach und nach nahm ihre Angst ab. An der Spitze marschierte mit festem, sicherem Schritt der der sch;ne Kalio. Schon bei dem Gedanken an den Tod ihrer Kinderfrau traten Prinzessin Pummelinchen die Tr;nen in die Augen. Die Gespenster kreisten um die Kinder. Sie riefen, kreischten, schlugen mit den Fl;geln und sangen ihre seltsamen Lieder - in der Hoffnung, damit die Gef;hrten vom Weg abzubringen. Aber da waren der Lehrer Pummelkowski, die treue Freundin Pummelette, der ungeschickte Pummelplatsch und nat;rlich er, der liebe, nette Kalio. In diesem Augenblick wurde der Prinzessin klar, dass sie alle Widrigkeiten ;berkommen und den K;nig und die Pummelaner befreien w;rden.

Kapitel 18
Die H;hle der alten Hexe
Die alte Hexe Pummelante wartete auf ihren Besuch. Eine gro;e Glaskugel, die von der H;hlendecke baumelte und aussah wie eine kleine Sonne, hatte ihn ihr schon lange vorher angek;ndigt. Die Kugel schwang in der Luft hin und her, mal von der Hexe weg, mal auf sie zu.
"Ich sehe schon, ich sehe schon", begann die Alte mit ihren H;nden vor der Kugel zu gestikulieren, "Was zum Teufel wollen ungebetene G;ste hier? Wegen der Geige werden sie wohl kommen. Soll ich sie ihnen geben? Ach was, da k;nnt Ihr lange warten!"
Die Alte fing die pendelnde Kugel ein und begann, aufmerksam in sie hineinzuschauen.
"Da sieh mal einer an! Was f;r ein sympathisches M;dchen. Das muss die Prinzessin sein", redete die Hexe mit sich selbst, als sie Pummelinchen sah.
Eigentlich war sie eine gute Hexe und noch dazu sehr einsam. Sie unterhielt sich gerne mit Menschen. Da sie aber niemanden hatte, mit dem sie plaudern konnte, f;hrte sie h;ufig Selbstgespr;che.
"Und wer schreitet da an der Spitze voran? Ist das etwa Kalio?", regte sich die Alte auf, "Nat;rlich ist es Kalio, der Holzkopf, er w;rde auch das ganze Dorf mit hierher bringen."
Die alte Hexe wusste nicht, ob sie sich ;ber den Besuch des unvern;nftigen Burschen freuen oder sich ;ber ihn ;rgern sollte. Vor langer Zeit hatte Pummelante Mitleid mit dem kleinen Kalio und rettete ihn vor einer w;tenden B;rin. Seither besuchte er die Alte regelm;;ig. Zuerst war sie ver;rgert dar;ber, aber dann gew;hnte sie sich daran und gewann den Kleinen sogar lieb. Eines Tages zeigte sie ihm die Zaubergeige. Und von diesem Tag an hatte Kalio keine Ruhe mehr - er musste unbedingt das Geigenspiel erlernen. Und weil er beim Lernen sehr flei;ig war, gelang ihm dies sehr schnell.
Kalio kam jeden Tag zur Hexe und sie reichte ihm die wertvolle Geige. Und sobald er anfing zu spielen, gingen merkw;rdige Ver;nderungen mit der Alten vor. Sie brach in Tr;nen aus, strich Kalio ;ber den Kopf und wurde so gutherzig, dass die Schlangen, Skorpione und sonstiges Ungeziefer in ihrer H;hle nach dem ersten Konzert des talentierten J;nglings flugs das Weite suchten.
"Kalio, es ist tats;chlich Kalio", emp;rte sich die Hexe erneut und ging zum H;hleneingang.
Die Prozession kam langsam n;her. Die Wanderer schauten ;ngstlich zu der alten Hexe, wie sie am Eingang ihrer H;hle stand.

Kapitel 19
Aufkl;rung der Verh;ltnisse
Kalio hatte keine Angst vor der alten Hexe. In all den Jahren, die er sie kannte, hatte sie ihm nie etwas zuleide getan. Aber jetzt, als er ihren finsteren Blick und die b;se funkelnden Augen bemerkte, verlangsamte er seinen Schritt.
"Sie mal einer an, ist das, wie Du Dich bei mir f;r meine G;te bedankst?", warf ihm die Alte vorwurfsvoll entgegen, "Ich wusste doch, dass man den Menschen nicht vertrauen darf, ich wusste es. Warum hast Du sie hierher gebracht?", zischte sie ihn zornig an und lief vor dem H;hleneingang auf und ab.
Unsere Wanderer waren sehr m;de. Angst hatte sie die vergangenen Tage verfolgt. Erst die unheimlichen Blauen Ratten, dann die Geister aus dem Tal der Gespenster. Und jetzt erschien auch noch eine aufgebrachte Hexe - das verhie; nichts Gutes.
"Schau mich nicht so an", fuhr Pummelante die Prinzessin an.
"Helft uns, bitte helft uns", flehte die kleine Prinzessin.
"Die Blauen Ratten werden bald hier sein. Pummelland ist in Gefahr", f;gte der Lehrer hinzu, w;hrend er einen Schritt nach vorn ging und sich vor die Kinder stellte.
"Ratten? Schon wieder diese ekelhaften Ratten", verzog die Alte das Gesicht und machte langsam den H;hleneingang frei.
Sie mochte Ratten ;berhaupt nicht. Und ihre Freunde - die Schlangen, Skorpione und Flederm;use - hatten schlichtweg Angst vor ihnen.
"Ich hasse die Ratten", brummte die Hexe, "Besonders ihre K;nigin, diese glotz;ugige, schnurrb;rtige Angeberin. An allem sind nur die Menschen schuld! Die Blauen Ratten verk;rpern das B;se. Sie tauchen dort auf, wo das Gute verschwunden ist. Sie erobern neue L;nder und f;hren dort ihre Ordnung ein. Sie sind schlimmer als die Pest, weil man sie nicht besiegen kann!"
"Du hast die Geige vergessen, unsere Zaubergeige", unterbrach Kalio sie.
"Geige? Ach ja, die Geige! Aber wer soll sie denn spielen? Etwa Du, kleiner Landstreicher?", schnaubte die Hexe ver;chtlich, "Wei;t Du, dass die Blauen Ratten nur von einem Menschen mit reinem, liebendem Herzen besiegt werden k;nnen? Bist Du Dir sicher, dass Du ein solcher bist? Oder hast Du vor, Dich um Deines eigenen Vergn;gens willen den Ratten auszuliefern?"
"Ich werde es versuchen", erwiderte Kalio leise, umarmte die alte Hexe und zog sie zu der Truhe, in der die Geige lag.
Seufzend und ohne ein weiteres Wort zu verlieren, reichte ihm die Alte die Geige. Kalio nahm den Bogen und begann zu spielen. Der alten Pummelante traten Tr;nen in die Augen.
"Vielleicht hast Du Recht, mein Junge, Du wirst sie tats;chlich besiegen."

Kapitel 20
Der Sieg ;ber die Blauen Ratten
Der R;ckweg zum Palast war wesentlich schneller. Die Hexe hatte den Fl;chtenden nicht nur die Zaubergeige gegeben, sondern sie auch in nur einem Augenblick durch das Tal der Gespenster bef;rdert. Nur eine Sache betr;bte unsere Wanderer, und das war die Tatsache, dass Pummelante den kleinen Pummelplatsch bei sich behalten hatte.
"Wenn Ihr die Blauen Ratten verjagt und mir die Geige zur;ckgegeben habt, dann bekommt Ihr auch Euren Dreik;sehoch zur;ck", sprach die Hexe und nahm Pummelplatsch an die Hand.
Der Kleine leistete keinen Widerstand. Beim Abschied gab die Prinzessin Pummelplatsch einen Schmatzer in sein schmutziges Gesichtchen und fl;sterte:
"Sei nicht traurig, wir sind bald zur;ck."
Pummelplatsch l;chelte und hielt seine eingefallenen B;ckchen den Freunden f;r Abschiedsk;sse hin.
"Denkt daran", erinnerte die Hexe Pummelante beim Abschied, "Die Blauen Ratten m;ssen in dem alten verlassenen Schacht eingemauert werden. Die Zaubergeige hilft dabei, die Liebe in den Herzen der Menschen wieder zu erwecken. Und dann bleibt nicht mehr viel zu tun ;brig - eine Wand zu mauern ist ;berhaupt nicht schwierig."

Als sie vor dem Palast standen, begann Kalio zu spielen. Der zarte Klang der Zaubergeige ert;nte und drang in die Seele eines jeden Menschen ein. Die Leute h;rten der Musik zu. Sie l;chelten. In ihren Herzen wurde die Liebe wieder geboren. Mit jedem Klange wurde die Natur lebhafter. Die bleigrauen Wolken ;ber dem Palast l;sten sich auf. Die V;gel stimmten wieder ihren Gesang an. Die purpurroten Rosen im Palastgarten begannen wieder zu bl;hen und zu duften. Die Musik erf;llte das gesamte Schlossgel;nde. Als Echo schallte sie durch die G;nge des Schlosses und erf;llte die R;ume. Es waren keine Ratten zu sehen. Als sie in den finsteren Keller herabstiegen, bemerkten die Freunde eine offene T;r.
Der ver;ngstigte K;nig und sein Gefolge standen auf den untersten Stufen der Treppe.
"Vater!", warf sich die Prinzessin Pummelinchen in seine Arme.
Dem alten K;nig fehlten die Worte, die Tr;nen schossen ihm in die Augen. Er dr;ckte das K;pfchen der kleinen Prinzessin an sich und weinte lautlos.
"Vater, mein liebster Vater", fl;sterte die kleine Prinzessin und k;sste ihn.
"Eure Hoheit, wo sind denn die Ratten?", fragte der besorgte Lehrer.
"Kaum erklang diese zauberhafte Musik, fingen die Ratten an, panikartig in den Keller zu fl;chten", antwortete der K;nig, nachdem er seine Tr;nen getrocknet hatte, "Dort ist der Durchgang zu dem alten verlassenen Schacht."
"Eure Hoheit", hob Herr Pummelkowski wieder an zu sprechen, "Der Schacht muss zugemauert werden."
An der Spitze eines Trupps Soldaten bewegten sich der Lehrer und Kalio zum Durchgang, der zu dem alten Schacht f;hrte. Ein Teil des Schachts war mit Steinen zugesch;ttet. Durch einen schmalen Spalt klaffte ein schwarzes Loch. Daneben sa; auf den Steinen die K;nigin der Blauen Ratten. Mit gl;henden Augen blickte sie hasserf;llt auf die Menschen.
"Ihr glaubt, dass Ihr gewonnen habt?", zischte das blaue Monster, "Dem ist ;berhaupt nicht so! Die Menschen werden wieder grausam werden, sie werden einander wieder beneiden, sich betr;gen und die Liebe wird verschwinden. Wir werden zur;ckkehren und das B;se wird erneut auf der Welt triumphieren. Das B;se wird ewig leben!"
"Nein", unterbrach sie der Lehrer, "So wird es nie wieder sein. Nur die Liebe kann ewig leben! Ja, die Menschen machen Fehler, aber sie lernen aus ihnen und lehren ihre Kinder entsprechend. Es gibt nichts auf der Welt, das st;rker als die Liebe ist. Im Namen der Liebe halten wir alle Pr;fungen aus, im Namen der Liebe ist Fr;ulein Pummelmeier gestorben und im Namen der Liebe zerst;ren wir das B;se."
Kalio fuhr mit dem Bogen ;ber die Saiten der Geige. Die Blaue Ratte begann zu zittern. Aus ihren gewaltigen Augen stie;en Flammen. Kalio spielte lauter. Die Musik war wundersch;n. Die K;nigin der Blauen Ratten begann, sich zu drehen, schrumpfte zusammen und fauchte. Es schien, als ob sie unertr;gliche Schmerzen h;tte. Noch einen Augenblick und sie war verschwunden.

Als sie zur;ckgekehrt waren, begannen die mutigen Wanderer dem K;nig aufgeregt und durcheinander ihre Abenteuer zu erz;hlen. Der K;nig wurde nicht m;de, die Tapferkeit und Findigkeit seiner Untertanen zu bewundern. Er war gl;cklich - seine Kinder, sein Hofstaat und sein Volk waren zur;ck. Nachdem er sich beruhigt und ausgiebig nachgedacht hatte, verfasste der K;nig eine Menge weiser Befehle. Der erste davon bezog sich auf den alten Schacht. Der Eingang zu ihm wurde f;r immer zugemauert. Und damit die Einwohner Pummellands niemals vergessen m;gen, welche gro;e Kraft die Liebe besitzt, sollte ihnen Kalio jeden Abend auf der Geige vorspielen. Jedoch nicht auf der Zaubergeige, sondern auf einer gew;hnlichen. Die Zaubergeige musste n;mlich der alten Hexe zur;ckgegeben werden, damit der als Pfand bei ihr verbliebene Pummelplatsch ausgel;st werden konnte.
Der kleine Pummelplatsch kehrte nicht mit leeren H;nden von der Hexe Pummelante zur;ck. Die Hexe hatte ihm ein Geschenk gemacht - ihre Glaskugel, mit deren Hilfe er in die Sterne schauen konnte. Nachdem sie die Zaubergeige wieder in ihrer Truhe verstaut und sich der leidigen Glaskugel entledigt hatte, sperrte sie sich in ihrer H;hle ein und wollte niemanden mehr sehen.
Im Land gab es einige ;nderungen. Der Kindergarten "Pummell;tt" wurde ein gew;hnlicher Kindergarten, in dem die Erzieher die Kinder erzogen und die Kinder h;ren mussten. Der Lehrer Pummelkowski komponierte weiter Musik. Und der junge Geiger Kalio trug diese mit gro;em Erfolg vor.
Und die Prinzessin? Die kleine Prinzessin und ihre treue Freundin Pummelette gehen seit Anfang des Jahres in die Schule. Aber das ist bereits eine andere Geschichte. Und diese hier endet gut. Das Gute hat das B;se besiegt und die Herzen der Menschen sind wieder voller Liebe. 

               
                Deutsch PUMMELLAND Lidija Ogurzowa

Im Kindergarten "Pummell;tt"
Es war einmal ein Land, das war so winzig, dass es auf keiner Landkarte zu finden war. Dieses Land hie; Pummelland und war trotzdem ein richtiges Land. In ihm wohnten drollige kleine, rundliche Menschlein - die Pummelaner. Der K;nig von Pummelland, Seine Pummellenz, begleitete jeden Morgen seine Kinder - Prinzessin Pummelinchen und Prinz Pummelino - zu den Palasttoren. Diese marschierten alsdann frohen Mutes in Begleitung ihrer Kinderfrau zum Kindergarten. Und wenn die Kinder anderswo auf der Welt gar nicht gerne in den Kindergarten gingen und vielleicht sogar auf dem Weg dorthin pl;rrten und bockig waren, so tr;umten in Pummelland alle Kinder davon, im Kindergarten zu sein. Es war n;mlich so, dass der K;nig seine Kinder so lieb hatte, dass er, als es an der Zeit war, sie zu erziehen, folgenden Befehl erlie;:
"Im Namen des K;nigs!
Vom heutigen Tage an m;ssen alle W;nsche der Kinder im Kindergarten 'Pummell;tt' unverz;glich erf;llt werden. Wer meinem Befehl nicht Folge leistet, wird hingerichtet."
Nach einigem Nachdenken f;gte er noch hinzu "unverz;glich".
Die kleine Prinzessin wusste nicht, was das Wort "unverz;glich" bedeutet. Das ist auch nicht weiter verwunderlich, da sie gerade erst begonnen hatte, silbenweise das Lesen zu lernen. Als aber die alte Kinderfrau Fr;ulein Pummelmeier das Wort vernahm, entgegnete sie, dass sie um keinen Preis in diesem Kindergarten arbeiten wolle. Das muss wohl bedeuten, dachte die kleine Prinzessin, dass das Wort "unverz;glich" sehr wichtig und entscheidend sein muss. Hatte nicht die Kinderfrau gesagt, dass die Erziehung von kleinen Prinzessinnen und Prinzen eine sehr wichtige und verantwortungsvolle Aufgabe sei?
Der Hund Pusso lief neben der Prinzessin her und wedelte munter mit dem Schwanz. Er war klein und rundlich und hatte winzige, weiche Tatzen. Als die Kinderfrau, die Kinder und der Hund am Eingang des Kindergartens "Pummell;tt" angekommen waren, h;rte man von drinnen heraus bereits die lauten Rufe der ;lteren Z;glinge:
"Wir wollen Coca-Cola, Coca-Cola!"
Sie verlangten von den Erziehern, dass man ihnen die s;;e Limonade zum Fr;hst;ck gebe. Irgendwo von weiter oben h;rte man die l;rmenden Stimmen der Kinder aus der Mittleren Gruppe:
"Eis-creme! Eis-creme!"
Und das ohrenbet;ubende Gebr;ll der Kleinen:
"Lol-li-pops! Lol-li-pops!"

Pl;tzlich trippelte die Kindergartenleiterin auf ihren kleinen dicken Beinchen schnell an ihnen vorbei, ein feuchtes Tuch um den Kopf geschlungen. Pusso wedelte munter mit dem Schwanz und schl;pfte durch die offene T;r. Der Prinz und die Prinzessin liefen fr;hlich hinter ihm her.
 
Kapitel 2
Der Tagesablauf
Jeder echte Kindergarten braucht einen geregelten Tagesablauf. Dieser unterschied sich im Kindergarten "Pummell;tt" in nichts von dem anderer, gew;hnlicher Kinderg;rten. Es gab Fr;hsport, es wurden Spazierg;nge mit den Erziehern gemacht und es wurde sogar Mittagsschlaf gehalten. Weil aber wegen des Befehls des K;nigs die Erzieher den Kindern nicht widersprechen durften, waren die Kinder, ach diese unvern;nftigen Kinder…! Zum Fr;hst;ck verlangten sie Coca-Cola anstelle von Tee mit Milch und statt Grie;brei wollten sie Eiscreme. Den ganzen Tag riefen sie nur: Ich will! Ich will! Ich will! Und ihre W;nsche erf;llten sich sofort - wie von Zauberhand.
An der T;r zur Mittleren Gruppe traf Pummelinchen den kleinen Pummelplatsch. Er hielt drei Kugeln Eiscreme in der Hand und schleckte mit seiner rosa Zunge eifrig nacheinander die drei schmelzenden Kugeln ab. "Harro, Pummerinchen", sagte Pummelplatsch und wurde rot dabei. Er konnte das "L" noch nicht so gut sprechen und war deshalb der kleinen Prinzessin gegen;ber etwas sch;chtern. "Gr;; Dich", erwiderte Pummelinchen l;chelnd. Pl;tzlich st;rzte Pusso wie vom Blitz getroffen in das Zimmer und stie; mit Pummelplatsch zusammen. Der stolperte und lie; eine Kugel Eis auf den Boden fallen. "Tja, so ist das immer. Sogar die Hunde schubsen mich", dachte er betr;bt und machte sich auf, eine neue Kugel Eis zu holen.
Die Prinzessin blieb mitten im Zimmer stehen. Sie suchte ihre Freundin. Es war ganz ruhig, weil alle Kinder noch damit besch;ftigt waren, die letzten Reste Eis aus ihren Sch;lchen zu schlecken. Die klebrigen, verschmierten Eish;nde wischten sie an der schneewei;en Tischdecke ab. Den Erziehern juckte es in den H;nden beim Anblick der bekleckerten Kindergesichter, aber sie durften die Kinderlein unter Androhung der Todesstrafe nicht ohne deren Erlaubnis sauber machen. Und so schauten sich die Erzieher diese Zust;nde weiterhin schweigend an.
"Wo ist nur Pummelette? Ich muss ihr was erz;hlen", fragte sich sie Prinzessin und schaute sich nach allen Seiten um.
"Pummelinchen, ich bin hier!", rief die schwarzhaarige Pummelette ihrer Freundin mit heiserer Stimme zu. Sie lief auf die Prinzessin zu, bahnte sich einen Weg durch die Kinder und stie; dabei ein paar St;hle zu Boden. "Willst Du etwas Eiscreme mit N;ssen?", kr;chzte sie. Pummelinchen mochte Nu;eis ;berhaupt nicht, wollte aber ihre beste Freundin auch nicht vor den Kopf sto;en. Pummelette reichte ihr zwei riesengro;e, s;;e Kugeln Eis. Die Prinzessin schaute den Eisbecher freudlos an und begann, das Eis zu l;ffeln.

Kapitel 3
Ein Spaziergang an der frischen Luft
Nach dem Fr;hst;ck zogen die Kinder aus der Mittleren Gruppe sich etwas ;ber und machten sich zu einem Spaziergang auf. Hinter ihnen watschelte mit seinen kurzen Beinchen der beleibte Dr. Tut-nich-weh, der vorsichtig eine gro;e Flasche Jodtinktur in seinen H;nden trug.
Pummelinchen setzte sich mit einem soeben gepfl;ckten Kamillenstr;u;chen auf eine Bank. Pummelette lie; sich neben ihr nieder und steckte ihre Stupsnase in den Blumenstrau;.
"Wie das duftet", schw;rmte sie.
"Pummelette, Pummelette - hast Du die blauen Ratten gesehen?", begann die Prinzessin, ihre Freundin auszufragen.
"Ratten? Was f;r Ratten?", wunderte sich Pummelette.
"Erinnerst Du Dich etwa nicht? Du hast Teller und Untertassen nach ihnen geworfen. Dann haben wir uns an den H;nden gefasst, sind los geflogen und lange um das Schloss gekreist."
"Wir sind geflogen?", fragte Pummelette und sch;ttelte voller Zweifel den Kopf, "Das war doch ein Traum."
"Ein Traum?"
"Nat;rlich, ein Traum. Ich erinnere mich n;mlich an nichts. Das kann nur hei;en, dass Du es getr;umt hast."
Die Prinzessin wandte sich beleidigt ab.
"Sind die Teller denn kaputt gegangen?", fragte Pummelette vers;hnend.
"Nein", antwortete die Prinzessin, ohne sich umzudrehen.
"Na, da siehst Du's - dann war es ein Traum. Der Pummelplatsch hat gestern einen Teller fallen lassen, der dabei in tausend St;cke zersprungen ist."
"Ja, das stimmt." Die Prinzessin drehte sich zu ihrer Freundin um, "Erinnerst Du Dich wirklich an nichts?"
Pummelette sch;ttelte den Kopf.
"Das bedeutet, dass es wirklich ein Traum war", fl;sterte die Prinzessin kaum h;rbar und atmete auf.
"Ha, ha, ha - Du hast eine gelbe Nase", brach pl;tzlich der direkt hinter ihnen stehende Pummelplatsch in Gel;chter aus. Er streckte seinen kurzen Finger aus und stupste Pummelette damit fast an die Nase.
"Sie ist gar nicht gelb", erwiderte Pummelette beleidigt, "Warum schleichst Du ;berhaupt hinter uns her?"
"Gelbnase, Gelbnase", neckte Pummelplatsch weiter.
Die mit Bl;tenstaub bedeckte Nase von Pummelette erschien pl;tzlich noch gelber in ihrem Gesicht, das vor Unmut ganz rot geworden war.
"Neck uns nur weiter", kr;chzte die ver;rgerte Pummelette und jagte hinter dem ungeschickten, dicklichen J;ngelchen her.
Als sie ihn am Sandkasten erwischte, schlug sie mit ihren kleinen F;usten auf ihn ein. Und pl;tzlich fielen sie beide in den feuchten Sand. Das freundschaftliche Gebr;ll der Kleinen verk;ndete allen anwesenden Personen, dass der Kindergarten "Pummell;tt" gerade seinen Spaziergang machte. Die erschrockenen Erzieher versuchten, die Kinder auseinander zu bringen und der Arzt begann mit der f;r ihn allt;glichen Arbeit, die Schrammen in den Gesichtern und Kratzer an den Knien der ausgelassenen Kindergartenkinder mit seinem Mittelchen zu versorgen.
"Aua, aua - oh weh, oh weh", war ;berall zu h;ren. Alles war wie immer. Am Ende des Spaziergangs sahen die Kinder nicht mehr wie normale, anst;ndige Kinderlein aus, sondern vielmehr wie angemalte Clowns.

 
Kapitel 4
Gesangsunterricht in der Gro;en Gruppe
Es war langsam Zeit f;r das Mittagessen. In der Gro;en Gruppe fing der Musikunterricht an. Der Musiklehrer Herr Pummelkowski war ein gro;er Mann. Er sah ;berhaupt nicht wie die anderen Pummelaner aus. Seine langen Beine und d;nnen Arme waren auch der Grund, warum die rundlichen Pummelaner ihn verspotteten.
Der Musikunterricht in der Gro;en Gruppe fing unmittelbar vor dem Mittagessen an.
"F-Dur, bitte", wandte sich Herr Pummelkowski an den Kapellmeister. Die Finger des Pianisten tanzten ;ber die Tasten und Musik schwang durch das ganze Zimmer. Die Kinder fingen an zu singen, allerdings nicht sehr sch;n.
"Stopp, stopp", der Lehrer klatschte in die H;nde, "Ihr singt nicht richtig. Ab hier noch mal, bitte", und er sang eine Zeile richtig vor. Er drehte sich zum Prinzen um und sagte: "Ihr singt unrein, mein Herr. Probiert es noch einmal…"
Er hatte schon den Arm geschwenkt und Musik begann, den Raum zu erf;llen, als er pl;tzlich h;rte:
"Ich werde nicht singen. Ihr unterrichtet uns falsch!"
Die R;te schoss dem Prinzen ins Gesicht. Pummelino blickte Herrn Pummelkowski mit b;se funkelnden Augen finster an.
"Falsch unterrichten? Ich?", erwiderte best;rzt Herr Pummelkowski.
"Ja, Ihr", rief der Prinz und zeigte mit dem Finger auf ihn.
"Falsch, falsch", fingen nun auch die anderen Kinder der Gro;en Gruppe an zu rufen. Sie wollten nicht mehr singen. Sie schrieen und stampften mit den F;;en.
"Entfernt diesen Lehrer von uns, er unterrichtet uns falsch!"
Die Kindergartenleiterin schaute ;ngstlich durch die spaltbreit ge;ffnete T;r.
"Er macht nicht das, was wir wollen", br;llten die Kinder.
"Er muss hingerichtet werden", schlussfolgerte der Prinz unbarmherzig.
"Hinrichten, hinrichten", wiederholten die Anderen.
"Hinrichten? Weswegen? Ich mache doch nur meine Arbeit. Ich wollte ihnen die wunderbare Welt der Musik nahe bringen. Aber vielleicht bin ich ja wirklich ein schlechter Lehrer", dachte Herr Pummelkowski und lie; den Kopf niedergeschlagen h;ngen.
Die Wache war augenblicklich zur Stelle und f;hrte den vom Ungl;ck verfolgten Musiklehrer ab. Er ging mit niedergeschlagenem Blick und verbarg seine langen Arme auf dem R;cken.
Die Musikstunde war vorbei, bevor sie ;berhaupt angefangen hatte.

Kapitel 5
"Stille Stunde" im Kindergarten
"Das ist wirklich sonderbar", fl;sterte Prinzessin Pummelinchen ihrer Freundin ins Ohr. Sie lagen nebeneinander auf ihren Bettchen und schmiegten sich eng aneinander. Im Kindergarten "Pummell;tt" war gerade "Stille Stunde".
"Der Musiklehrer ist wirklich ein guter Lehrer. Wie sie es nur wagen konnten, die Wache zu rufen", entr;stete sie sich weiter.
"Ja, er ist ein guter Lehrer. Er hat uns doch das feine Liedchen beigebracht", erwiderte Pummelette und fing mit ihrer erk;lteten Stimme an zu singen:
Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum,
wie gr;n sind deine Bl;tter!
Du gr;nst nicht nur zur Sommerszeit,
nein auch im Winter, wenn es schneit
Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum,
wie gr;n sind deine Bl;tter!
Fr;hlich stimmte Prinzessin Pummelinchen ein und sang mit:
Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum,
du kannst mir sehr gefallen!
Wie oft hat nicht zur Weihnachtszeit,
ein Baum von dir mich hoch erfreut.
Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum,
du kannst mir sehr gefallen!
Sie verga;en vollkommen, dass gerade "Stille Stunde" war und neben ihnen die Kinder schliefen. Sie richteten sich auf ihren Bettchen zu voller Gr;;e auf und sangen zu zweit lauthals weiter. Um sie herum wurden die Kinder wach. Erst waren sie etwas verstimmt, aber dann sangen alle gemeinsam das Lied zu Ende:
Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum,
dein Kleid will mich was lehren:
Die Hoffnung und Best;ndigkeit
gibt Trost und Kraft zu jeder Zeit.
Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum,
dein Kleid will mich was lehren.
Als die Kinder alle Strophen des bekannten Weihnachtsliedes gesungen hatten, sprangen sie auf ihren Betten auf und ab, bewarfen sich mit Kissen und schlugen Purzelb;ume auf dem Boden. Die "Stille Stunde" in der Mittleren Gruppe ging ihrem Ende entgegen.
"Wir werden ihn retten", verk;ndete die Prinzessin unerfindlicherweise fl;sternd.
"Nat;rlich werden wir das!", rief Pummelette und schmiss mit einem Kissen.

Kapitel 6
Der Palastkerker
Es war Nacht geworden. Wie kleine Laternen blinkten die Sterne am samtenen Himmelsgew;lbe. Eine Sichel des zunehmenden Mondes schaute hinter dem alten Palastturm hervor. Im Kerker war es kalt. Der Musiklehrer schlief, den Kopf auf seine H;nde gebettet, auf einem Lumpensack. Ein Kerzenstummel erleuchtete die Zelle des Gefangenen nur sp;rlich. Eine gro;e, finstere Ratte hatte es sich am Eingang zu ihrem Loch gem;tlich gemacht und erwartete den Moment, an dem die Kerze endg;ltig erl;schen w;rde. Im Schl;sselloch der T;r drehte sich ein Schl;ssel, dann ;ffnete sie sich knarrend. Der Lehrer wischte sich die schlaftrunkenen Augen und rief ;berrascht aus:
"Eure Hoheit!"
Auf der Schwelle der Kerkerzelle stand der K;nig von Pummelland. Aber was war das? Der K;nig wurde pl;tzlich immer kleiner. Er wurde vollkommen winzig. Die Krone auf seinem Kopf geriet ins Wackeln und plumpste auf den Boden. Und aus dem k;niglichen Mantel heraus blickten zwei grinsende Gesichter. Es waren die Prinzessin Pummelinchen und ihre beste Freundin Pummelette!
"Ach, kleine Prinzessin!", wunderte sich der Lehrer noch mehr, "Ich muss wohl tr;umen."
"Nein, Ihr tr;umt nicht", kr;chzte Pummelette erk;ltet.
"Schnell, schnell, raus hier", trieb die Prinzessin zur Eile an.
Herr Pummelkowski verlor keine Zeit mehr mit leerem Gerede und schl;pfte durch die ge;ffnete T;r. Die alte Ratte piepste unzufrieden und verbarg sich wieder in ihrem Loch.

Von den Wachen war drau;en nichts zu sehen. Die Kinder versteckten sich im Schatten der Palastmauer und liefen schnell zu den Toren. Schon nach einigen Minuten standen die Prinzessin Pummelinchen, ihre Freundin Pummelette und der Musiklehrer vor den Toren des Palastes.
"Was passiert denn jetzt? Der K;nig wird sowieso erfahren, was passiert ist und dann…", der Lehrer kam nicht dazu, auszureden, weil ihn die Prinzessin unterbrach.
"Beeilt Euch, Herr Pummelkowski. Ihr m;sst Euch in der H;tte im Wald verstecken und d;rft Euch keine Sorgen machen. Ich werde mir schon was einfallen lassen."
Der Lehrer dr;ckte die zerzausten K;pfe der M;dchen f;r einen Moment an sich und rannte in Richtung Wald davon. "Diese feinen Kinderlein! Wenn nur der K;nig auch weiterhin nichts davon erf;hrt!", dachte er, als er sich im Gestr;pp eines Busches versteckte.
"Komm, wir gehen in den Palast - wir m;ssen noch den Mantel und die Krone zur;ck bringen", stellte die kleine Prinzessin fest.

Kapitel 7
Die Verkleidungsaktion
Eine Stunde fr;her, nachdem sie aus dem Kindergarten nach Hause gekommen war, hatte sich die Prinzessin den Plan f;r die Befreiung des Musiklehrers ausgedacht. Der Plan war ziemlich einfach: man brauchte sich nur als K;nig zu verkleiden, den Kerkerschl;ssel zu beschaffen und die T;r zu ;ffnen, hinter der der Lehrer schmachtete. Die Prinzessin schl;pfte unbemerkt in das k;nigliche Schlafzimmer und ging in den geheimen Wandschrank hinein. Hinter dem war die T;r, die zu den Geheimg;ngen des Palastes f;hrte. Nachdem sie einige Meter durch diese gelaufen war, stie; sie auf eine weitere T;r. Sie f;hrte zu einer Kammer, in der alte, ausgemusterte Sachen aufbewahrt wurden. In der Kammer war es dunkel. Der schwache Schein einer Kerze flackerte in der Hand der Prinzessin.
"Pummelette hat gesagt, dass es nur ein Traum war. Dann gibt es also gar keine blauen Ratten", dachte Pummelinchen und erinnerte sich an ihr morgendliches Gespr;ch mit der Freundin.
"Manchmal kann ein Traum schrecklich sein", fl;sterte die Prinzessin und schaute sich nach allen Seiten um. Aber es war ganz ruhig um sie herum und nichts Au;ergew;hnliches passierte.
Mitten in der Kammer stand ihr kleines Kinderbettchen mit der rosafarbenen, weichen Decke. Auf dem Boden lag eine blau;ugige Puppe mit abgebrochener Nase herum. In der Ecke stand das kaputte Schaukelpferd des Prinzen. Und dann erblickte Pummelinchen die gro;e Krone ihres Gro;vaters in der Ecke. Die Edelsteine, die sie einst zierten, waren l;ngst heraus gefallen und an ihrer Stelle klafften gro;e schwarze L;cher in der Krone.
"Nun", ;berlegte Pummelinchen und probierte die Krone auf, "das wird schon niemand merken. Drau;en ist es ja dunkel." Nachdem sie noch etwas in den alten Sachen herum gekramt hatte, fand sie einen alten, unmodernen k;niglichen Umhang. Sie versteckte die alte Krone und den Mantel in ihrem Rucks;cklein und schl;pfte durch die T;r hinaus. Den Schl;ssel zum Kerker, in dem der Musiklehrer sa;, zu beschaffen und die Wache abzulenken, w;rde wesentlich schwieriger werden.
Pummelette und der treue Hund Pusso warteten am Eingang des Turmes bereits auf die Prinzessin.
Es waren drei Wachen dort.
"Sie klopfen die ganze Zeit Karten auf den Tisch und rufen 'Reh'", fl;sterte die Freundin der Prinzessin ins Ohr. Sie hatte auf Bitten der Prinzessin die letzte halbe Stunde die Wachen beobachtet. Pummelette hatte die durch das Kartenspiel abgelenkten Wachen aufmerksam beobachtet. Aber ein Reh hatte sie nirgendwo gesehen.
"Ein komisches Spiel", erwiderte die Prinzessin, "Wir m;ssen sie mit irgendetwas ablenken." Direkt am Rand des Tisches lag ein Beutel mit M;nzen, um den die Wachen spielten. Die Prinzessin streichelte den vor Freude winselnden Pusso, zeigte auf den Beutel und fl;sterte "Fass!" Was dann passierte, dauerte nur ein paar Sekunden. Pusso verbiss sich st;rmisch in dem Beutel, riss ihn zu Boden und rannte damit weg. Die ;berraschten Wachleute liefen hinter ihm her und br;llten "Haltet den Dieb!" Nun war der Weg in das Verlies frei. Die Prinzessin setzte die Krone auf, hielt sie mit den H;nden fest und stieg auf die Schultern ihrer Freundin. Sie hatte sich einen Schnurrbart ins Gesicht gemalt, der sie ihrem Vater ;hnlich sehen lie;. Sie warf den Umhang um, versteckte Pummelette darunter und wandte sich der Stube des Hauptmanns der Wache zu.
"Wache! Wo ist die Wache?", kr;chzte Pummelette auf Gehei; der Prinzessin unter dem Mantel hervor, "Warum ist der Gefangene ohne Bewachung?"
"Eure Hoheit", stotterte der Hauptmann erschrocken und kam ihnen entgegen, "Ich werde sofort, auf der Stelle…"
"Raus hier!", befahl Pummelette kr;chzend und stampfte w;tend mit den F;;en.
Die Krone auf dem Kopf der Prinzessin begann zu wackeln. Vor lauter Angst, sie k;nne ihr herunterfallen, blickte Prinzessin Pummelinchen finster drein. Der Hauptmann sagte kein Sterbensw;rtchen mehr und schoss wie eine Kugel aus seiner Wachstube.
Die kleine Prinzessin griff sich den Schl;ssel, der an der Wand hing. Am anderen Ende des Palasthofes war Pussos w;tendes Gebell und das Geschrei der Wachen zu h;ren. Als Pummelinchen die T;r ;ffnete, wusste sie, dass ihr Plan gegl;ckt und der Musiklehrer so gut wie befreit war.

Kapitel 8
Die Krankheit der kleinen Prinzessin
Die ersten Sonnenstrahlen erhellten das Gemach der kleinen Prinzessin. Pummelinchen, die noch schlief, hatte im Schlaf ihre Decke weggestrampelt. Ihre wundersch;nen blonden Haare lagen ;ber das ganze Kissen verteilt. Schwei;tr;pfchen standen ihr auf der Stirn. Wie kleine B;chlein rannen sie die gl;henden Wangen der kleinen Prinzessin hinunter. W;hrend sie mit ihrer Zunge ;ber die ausgetrockneten Lippen fuhr, fl;sterte sie etwas. Die alte Kinderfrau beugte sich g;hnend ;ber Pummelinchens K;pfchen:
"Durst, Durst", fl;sterte die Prinzessin.
"Sofort, sofort", erwiderte die Kinderfrau gesch;ftig. Und die Prinzessin fuhr fort:
"Wache, wo ist die Wache? Schnell, Pummelette - wir m;ssen ihn retten!"
"Sie fantasiert", erschrak sich die Kinderfrau, "Einen Doktor! Schnell, schickt einen Doktor! Prinzessin Pummelinchen ist krank!"
Die Nachricht ;ber die Erkrankung der Prinzessin verbreitete sich wie ein Lauffeuer im ganzen Palast. Der erschrockene K;nig kam als erster ins Schlafgemach der Prinzessin gerannt. Hinter ihm, auf seinen kurzen Beinen heftig hin und her schwankend, trippelte Dr. Tut-nicht-weh. Dieses Mal hatte er anstelle der gro;en Flasche Jodtinktur einen kleinen Koffer dabei. Aus diesem zog er ein Thermometer, Hustensaft sowie einige Pillen und beugte sich ;ber die Prinzessin:
"Rettet ihn!", fl;sterte die Prinzessin, "Schnell, rettet ihn!"
"Sie gl;ht ja. Ach, was f;r ein Ungl;ck!"
"Sie hat zuviel Eis gegessen", mutma;ten die Hofdamen, die um das Bett der Prinzessin herumstanden.
"Pummelette, hilf, Pummelette," fl;sterte die Prinzessin mit v;llig trockenen Lippen.
"Ich bin schon bei Dir, Pummelinchen", dr;ngte sich Pummelette, vollkommen au;er Atem, durch die Menge an das Bett der Prinzessin. Sie nahm die hei;e Hand der Prinzessin in die ihre und versicherte ihr: "Ich bleibe bei Dir. Ich gehe nirgendwo hin."
Aber die kleine Prinzessin h;rte nichts. Sie hatte wieder einen Alptraum. Im Traum versuchte sie, die T;r zum Kerker zu ;ffnen. Aber diese ging irgendwie ;berhaupt nicht auf. Und pl;tzlich zog die alte Ratte, die sich im Mantel verbissen hatte, die treue Freundin Pummelette weg.
"Pummelette, rettet Pummelette!", fl;sterte die kleine Prinzessin im Fieberwahn.
Der K;nig blickte niedergeschlagen auf seine Tochter herab. Da wurde pl;tzlich die Zimmert;r aufgerissen.
"Eure Hoheit, jemand hat den Gefangenen frei gelassen. Die T;r zum Kerker steht offen. Der Gefangene ist geflohen."
Auf der T;rschwelle stand Pummellands Erster Minister. Der K;nig warf dem Minister einen zornigen Blick zu.
"Ich befehle, den Palast zu umstellen und alle Erzieher des Kindergartens 'Pummell;tt' zu verhaften!"
Einige Minuten sp;ter leerte sich das Schlafgemach der Prinzessin. Fr;ulein Pummelmeier sa; schnaufend in einem tiefen Sessel. Durch das Fenster h;rte man, wie der Hauptmann der Wache seinen Soldaten Befehle entgegenbr;llte.
Die ver;ngstigte Pummelette schmiegte sich an ihre Freundin.
"Was wohl jetzt wird?", fragte sie fl;sternd.
Die Sonne hatte sich verzogen. ;ber dem Palast hingen bleigraue Wolken. Es war kalt und unangenehm geworden. Aus dem Kaminrost im Schlafgemach der Prinzessin lugte eine gro;e blaue Ratte hervor.

Kapitel 9
Das K;nigreich der Blauen Ratten
Tief unten in den Kellern des k;niglichen Schlosses war es k;hl und feucht. Lange, dunkle Tunnel erstreckten sich in Richtung des Waldes und endeten an einem verlassenen Schacht. In einem dieser d;steren unterirdischen Flure befand sich eine quadratische, ;ber und ;ber mit Gr;nschimmel ;berzogene Halle. In der Mitte dieser Halle stand ein steinerner Thron, auf dem eine abscheuliche schnurrb;rtige Ratte sa;. Mit ihren schwarzen Augen, gro; wie Untertassen, schaute sie feindselig drein. Die Ratte hatte eine komische blaue Farbe. Zu F;;en des Throns hatten sich, auf den Hinterl;ufen sitzend und die Vorderl;ufe ;ber der Brust verschr;nkt, ihre Untertanen niedergelassen. Wahrhaftig, diese grausige Ratte war die K;nigin der Blauen Ratten.
"Alle mal herh;ren!", hob sie an zu sprechen. Sie streckte ihre Rattenschnauze in die H;he und schaute ;ber die Versammelten hinweg. Die schwarzen Untertassen-Augen blitzten so, als ob sie alle Umstehenden verhexen und ihnen ihren Willen aufzwingen wollten.
"Alle mal herh;ren! Ich, Eure K;nigin, befehle Euch, diese ungeschickten Pummelaner zu vernichten. Diese widerlichen, kleinen dicken Menschlein. Nur wir, die Blauen Ratten, sind wahrhaft weise. Wir, die gro;artigen Ratten! Wir sind im Krieg unbesiegbar! Wir sind die Boten des B;sen! Wir selbst sind das B;se und wir ;berbringen diese Botschaft auf direktem Wege. Wir tun nicht so, als ob wir gut w;ren, so wie sie. Wir richten die Erzieher unserer Kinder nicht hin. Unsere Kinder sind K;mpfer, die wissen, was das Wort 'Disziplin' bedeutet. Deshalb sind wir unbesiegbar!"
Die Horde Ratten jaulte vor Freude auf.
"Wir sind gro;artig!", erschallte es durch die Gew;lbe der Halle.
"Wir sind weise!", t;nten die Ratten wie ein Echo.
"Wir sind das B;se!", fauchte die K;nigin.
Einige Minuten sp;ter marschierten die Blauen Ratten in Reih und Glied ;ber die steinernen Stufen des K;nigsschlosses. Das Heer der blauen Untiere vernichtete alles, was sich ihm in den Weg stellte. Die vollkommen ;berraschten armen Pummelaner flohen entsetzt in alle Himmelsrichtungen. Sie versteckten sich in Kleiderschr;nken, unter Fensterb;nken und sogar in den gro;en Kamin;ffnungen im Palast. Aber alle diese M;hen waren vergeblich – die Ratten fanden sie dennoch ;berall. Bis zum Abend war bereits der gr;;te Teil der Bewohner des K;nigreiches im Kerker des K;nigspalastes gefangen.
Nur im Schlafgemach der Prinzessin Pummelinchen passierte rein gar nichts. Dort war es ganz still. Die Prinzessin schlief und neben ihr schlummerte ihre treue Freundin Pummelette.

Kapitel 10
Die erste Begegnung
Der Kaminrost schepperte und eine gro;e blaue Ratte schaute in die Kammer. Sie schnupperte, wackelte mit ihren Barthaaren und trippelte auf das Bett zu, in dem die kleine Prinzessin schlief. Wie auf ein Kommando ;ffnete Pummelinchen pl;tzlich ihre Augen. Die blaue Ratte starrte sie ohne zu Blinzeln mit ihren Untertassen-Augen an.
"Was f;r ein schrecklicher Traum", fl;sterte Pummelinchen.
Die Ratte rannte auf das Bett zu und steckte ihre Schnauze in die Decke. Pummelinchen wollte schreien, aber es kam kein Ton aus ihrem Mund. Sie war vor Schreck wie versteinert und starrte auf die Ratte. Da bewegte sich unter der Decke pl;tzlich etwas. Einen Moment sp;ter kam das verschlafene Gesichtchen von Pummelette zum Vorschein. Sie l;chelte die Prinzessin an, r;kelte sich und erblickte im gleichen Augenblick direkt neben dem Bett die gewaltige blaue Ratte.
"A-A-A-A-A-H-H-H-H", erschallte ihr Schrei durch den gesamten Palast. Pummelette heulte wie die Sirene eines Krankenwagens, der gerade zu einem Notfall unterwegs war.
Die Ratte zuckte zusammen, zog den Schwanz ein und tauchte durch den Kaminrost ab. Die kleine Prinzessin fiel in Ohnmacht und die verschreckte Pummelette verschwand wieder unter der Decke.

Kapitel 11
Flucht aus dem Palast
Das Gemach der Prinzessin war in abendliches D;mmerlicht getaucht. Aus weitab gelegenen S;len des Schlosses war L;rm zu vernehmen. Pummelette sa; nachdenklich auf dem gro;en Bett der Prinzessin und hatte sich ein orangefarbenes Kissen unter den Kopf gelegt. Die Prinzessin schlief. Die blaue Ratte war weit und breit nicht zu sehen. "Was geht hier nur vor? Wo sind der K;nig und die Hofdamen? Woher kommen blo; diese Ratten?", fragte sich Pummelette.
"Und wo ist nur die Kinderfrau geblieben?", emp;rte sie sich, warf die Decke zur;ck und sprang auf den Boden.
"Pummelette", l;chelte die Prinzessin und ;ffnete die Augen, "Wo ist mein Vater? Ich f;hle mich wieder ganz gesund. Ich habe so einen Hunger! Ruf sofort Fr;ulein Pummelmeier!"
"Die Kinderfrau ist weg", entgegnete Pummelette nachdenklich.
"Du wirst nicht glauben, was ich f;r einen merkw;rdigen Traum hatte", fuhr die Prinzessin fort. Sie r;kelte sich gen;sslich und achtete ;berhaupt nicht auf ihre Worte.
"Das war kein Traum", kl;rte Pummelette sie auf, w;hrend sie auf Zehenspitzen zur T;r schlich. Da ;ffnete die T;r sich unvermittelt und der vollkommen au;er Atem geratene Pummelplatsch st;rzte herein. Ihm folgte die durch und durch ver;ngstigte Kinderfrau.
"Kleine Prinzessin – Gott sei dank seid Ihr am Leben!", lamentierte Fr;ulein Pummelmeier.
Pummelplatsch, der noch kein einziges Wort gesprochen hatte, rannte zum Bett und versuchte, hinauf zu klettern. Er war aber so klein und ungeschickt, dass es ihm nicht gelang und er zu Boden fiel. Die Wolldecke fiel auf ihn drauf.
"Ja, was ist denn nur passiert? Erkl;rt es mir doch endlich. Pummelplatsch! H;r blo; auf, Dich in meine Decke einzuwickeln!", verlangte die Prinzessin und plapperte dabei so schnell, dass man sie kaum verstand.
"Es ist schrecklich, sie sind ;berall, im ganzen Palast", schluchzte die Kinderfrau.
"Ja wer denn, wer denn nur?", lie; die Prinzessin keine Ruhe.
"Die Ratten", erwiderte Pummelette.
"Die Blauen Ratten", t;nte die Kinderfrau wie ein Echo.
"Das hei;t also, es war gar kein Traum", stellte die kleine Prinzessin niedergeschlagen fest.
"Wir m;ssen fl;chten!", verk;ndete Pummelette und begann eifrig, der Prinzessin das Nachthemd vom Leib zu ziehen.
"H;r auf, Pummelette, ich kann mich selbst anziehen!", setzte Pummelinchen sich zur Wehr.
"Ja genau, wir m;ssen fl;chten", stimmte auch die Kinderfrau zu, "Sie sind im ganzen Palast. Es sind Tausende. Sie marschieren in Reih und Glied und sperren jeden in den Kerker, sogar die Kinder! Ich konnte Pummelplatsch gerade noch retten. Wenn ich nicht Kopfschmerztabletten in der k;niglichen Apotheke h;tte holen wollen, dann h;tten ihn die Ratten gefunden. Schaut, wie er zittert."
Pummelplatsch zitterte wirklich wie Espenlaub. Nachdem sie ihn unter der Decke hervorgezogen hatten, klammerte er sich an der Hand der Kinderfrau fest und wich ihr keinen Schritt mehr von der Seite.
In der Kammer war es schon ziemlich dunkel. Fr;ulein Pummelmeier z;ndete eine Lampe an und trat als erste zur T;r heraus. Nach ihr, wie an ihr festgewachsen, trippelte Pummelplatsch. Die kleine Prinzessin und ihre treue Freundin Pummelette, beide in M;ntel geh;llt, folgten ihnen auf dem Fu;.
Nachdem sie die Palasttore wohlbehalten hinter sich gelassen hatten, strebten unsere Fl;chtenden in den Wald. Hin und wieder stie;en sie auf ebenso Vertriebene, wie sie es waren. Aber im Dunkeln wichen die Leute einander aus und so erkannte niemand die Prinzessin oder ihre Kinderfrau. Alle liefen tiefer in den Wald, um den unheimlichen Blauen Ratten zu entkommen.

Kapitel 12
Gefangene des B;sen
Die Palastkerker waren voll mit Menschen. Einige von ihnen sa;en auf den kalten, feuchten Steinen, einige standen, an die Wand gelehnt. Man h;rte Kindergeschrei und das verhaltene Schluchzen einiger Hofdamen. Die Pummelaner sahen einander nicht an. Sie sch;mten sich. Wie hatten sie nur zulassen k;nnen, dass eine Horde Ratten sie in diesen schrecklichen Kerker wirft? Wo war denn die Armee, auf die sie so stolz waren? Und wo war ihr weiser K;nig, ihre Hoffnung und ihr Halt?
Der K;nig war gleich nebenan. Er sa; auf einem umgest;lpten alten Eimer. Sein Mantel war mit Dreckspritzern ;bers;t. Er unterschied sich in nichts vom Rest seiner Pummelanischen Untertanen. Seine Gedanken waren weit weg von diesem finsteren Kerker. Er hatte seine Kinder verloren, sein K;nigreich und er hatte sogar seine Krone eingeb;;t.
"Durst, wir haben Durst", verlangten die ;lteren Gefangenen.
"Hunger, wir haben Hunger", schluchzten die Kinder.
"So unternehmt doch irgendwas", jammerten die Frauen.
Aber von woher sollte denn Hilfe kommen? Die gesamte Armee mit dem General an der Spitze sowie der K;nig waren auch hier gefangen – in diesem Kellerloch. Die Blauen Ratten hatten gewonnen.
In der T;r flackerte ein Lichtschein. Auf der Schwelle stand die K;nigin der Blauen Ratten an der Spitze ihres Heeres. Es wurde ganz still. Alle starrten entsetzt auf das gewaltige schnurrb;rtige Monster.
"Alle mal herh;ren!", befahl die Ratte, "Ihr alle seid erb;rmliche, nichtsnutzige Menschlein. In Euren Herzen ist keine Liebe mehr. Eure Augen sind voller Hass. Ihr bringt Eure Lehrer um. Ihr seid Handlanger des B;sen. Und jetzt ist das B;se zu Euch gekommen. Wir hassen die Menschen. Wir sind das B;se, das aus Euren Herzen gewachsen ist. Wenn sich unter Euch einer findet, dessen Herz noch voller Liebe ist, k;nnt Ihr gerettet werden." Die Blaue Ratte lie; ihre tellergro;en schwarzen Augen durch das Gew;lbe schweifen. Es schien, als ob sie sie auslachte. Mit h;ngenden K;pfen schwiegen die Pummelaner. Es gab nichts, das sie erwidern konnten. In ihren Herzen gab es keine Liebe mehr. Die Ratte sprach die Wahrheit.
"Dann ist ;ber Euer Schicksal entschieden – m;ge es so sein!" Das eiserne Gitter schob sich krachend vor den Eingang. Nun war es klar – es gab niemanden, der sie retten konnte.

Kapitel 13
Verborgen im Wald
Die kleine Prinzessin und ihr Gefolge eilten auf einem schmalen Pfad voran und versuchten, sich unter den dichten Baumkronen zu verstecken. Im Wald war es dunkel. Der schwache Schein der Lampe erleuchtete gerade so den Weg. Von allen Seiten brachen die Ger;usche des Waldes auf sie ein. Pummelplatsch, der sich immer noch an der Kinderfrau festklammerte, lie; ihre Hand immer noch nicht los.
"Bis Mitternacht werden wir es bis zur H;tte des F;rsters schaffen", sch;tzte Pummelette.
"Dort ist Herr Pummelkowski, der wird uns helfen", erwiderte, fr;stelnd vor K;lte, Prinzessin Pummelinchen.
"Er muss uns helfen. Schlie;lich ist er sehr klug", stimmte auch die Kinderfrau zu.
"Diese widerlichen Ratten m;ssen verjagt und die Pummelaner befreit werden", entschied die kleine Prinzessin und hielt die Kapuze ihres Mantels fest.
Alle schwiegen zustimmend. Um Mitternacht erreichten sie tats;chlich eine gro;e Lichtung. Die F;rsterh;tte stand mitten darauf. Ihr einziges Fenster, nur wenige Schritte von den Fl;chtenden entfernt, war schwach erleuchtet. Die T;r war nicht verschlossen. Nur eine Sekunde sp;ter st;rzten Pummelinchen, Pummelette und die Kinderfrau, die Pummelplatsch nach sich zog, in die dunkle H;tte.
"Eure Hoheit, seid Ihr das?", h;rte man eine bekannte Stimme aus dem Inneren und der Lehrer erschien zur Begr;;ung der Prinzessin. Die Prinzessin lie; die Kapuze fallen und fing unvermittelt an zu weinen.
"Ist ja schon gut. Beruhigt Euch, Eure Hoheit", tr;stete Herr Pummelkowski die Prinzessin und strich ihr ;ber das K;pfchen, "Es gibt nichts Traurigeres als die Tr;nen einer kleinen Prinzessin."
Pummelinchen schluchzte weiter. Und dann fing pl;tzlich, f;r alle unerwartet, Pummelplatsch an zu heulen.
"Also nein, das hilft doch alles ;berhaupt nichts", entgegnete der Lehrer und wurde allm;hlich unruhig, "Erz;hlt endlich, was Euch passiert ist."
Pummelette und die Kinderfrau fingen gleichzeitig und einander ins Wort fallend an zu erz;hlen. Vor dem inneren Auge des Lehrers zog das Heer Blauer Ratten vorbei. Seine Augen weiteten sich vor Schreck. Nach dem Ende der Geschichte, lie;en sich die G;ste auf einer alten Strohmatratze nieder. Nach einer Weile h;rte man nur noch das Prasseln der Holzscheite im Herd und das friedliche Atmen schlafender Kinder. Herr Pummelkowski sa; auf dem einzigen Stuhl. Mit dem Kopf in den H;nden dachte er nach.
"Guter Rat kommt ;ber Nacht", sprach er und wandte sich der Kinderfrau zu, "Mir ist da ein Gedanke gekommen. Aber erst mal lasst uns schlafen. Wir werden morgen all unsere Kr;fte brauchen."

Kapitel 14
Die Liebe der kleinen Prinzessin
Am Morgen war es d;ster und regnerisch. Es schien fast so, als ob das Wetter auch gegen die Fl;chtenden w;re. Die T;r zur H;tte ;ffnete sich knarrend und auf der Schwelle erschien ein langhaariger J;ngling. Er schaute fl;chtig zur Prinzessin und wandte sich dann dem Lehrer zu:
"Sie haben mich gerufen, Maestro?"
"Darf ich vorstellen, Eure Hoheit", wandte sich Herr Pummelkowski an die Prinzessin, "Das ist Kalio, der Sohn des F;rsters und mein Sch;ler. Er spielt wunderbar Geige."
Kalio verneigte sich h;flich vor der Prinzessin. Wie sch;n er war! Volle schwarze Locken umrandeten sein blasses Gesicht. Seine grauen Augen schauten klug und melancholisch drein. Die Prinzessin err;tete und senkte ihren Blick, aus Angst, ihre Gedanken zu verraten.
Es war tats;chlich so, dass die kleine Prinzessin sich auf den ersten Blick in den J;ngling verliebt hatte. Ihr Herz schlug wild in ihrer Brust, wie ein V;gelchen in Gefangenschaft. Keine Ahnung, wie lange sie noch wie erstarrt dagestanden h;tte, w;re da nicht Pummelette gewesen, die ihr zufl;sterte:
"Oh, was f;r ein sch;ner Bursche! Ich glaube, ich habe mich in ihn verliebt."
"Kalio wird uns helfen", gab der Lehrer bekannt, "Er wird uns auf jeden Fall helfen. Er kann Geige spielen und hat ein reines Herz."
"Ich verstehe ;berhaupt nichts", hob die Kinderfrau an zu sprechen, "Was haben denn die Geige und ein reines Herz damit zu tun?"
"Nun ganz einfach, die Blauen Ratten k;nnen nur von jemandem besiegt werden, der ein reines Herz hat und die Zaubergeige spielen kann."
Herr Pummelkowski ging zum Herd und begann seine Erz;hlung.

Kapitel 15
Das Geheimnis der Zaubergeige
"Es gibt eine alte Legende, die folgenderma;en lautet", begann der Lehrer seine Geschichte mit ruhiger Stimme, "Eines Tages, wenn die Liebe aus den Herzen der Menschen verschwindet, werden riesengro;e Blaue Ratten aus den Kellern aufsteigen und gro;es Leid wird ;ber alle Einwohner Pummellands kommen. Bleigraue Wolken werden am Himmel aufziehen, die V;gel werden aufh;ren zu singen und die Blumen verwelken. Alle Menschen werden dann Gefangene des B;sen sein."
"Und wie kann man das B;se besiegen?", rief Pummelette erschrocken aus.
Herr Pummelkowski schaute seine Zuh;rer eindringlich an:
"Das B;se zu besiegen, wird nur einem Menschen mit reinem Herzen gelingen. Ich glaube, dass Kalio dieser Mensch ist", fuhr der Lehrer fort, "In den alten Aufzeichnungen fand sich noch ein weiterer Hinweis. Dort wird ein junger Mann erw;hnt, eine Zaubergeige und die Liebe. Nur die Liebe kann ;ber das B;se siegen. Das Licht der Liebe erf;llt die Seele eines jeden Menschen. Die Blauen Ratten f;rchten sich vor dem Licht. Die Blauen Ratten f;rchten sich vor der Liebe."
"Aber wo finden wir blo; diese Zaubergeige?", fragte die Kinderfrau beunruhigt, "Die Ratten k;nnen jeden Augenblick im Wald auftauchen."
"Ja, wir m;ssen uns beeilen", stimmte der Lehrer zu, "Die Geige befindet sich in einer H;hle auf dem Gipfel des Berges. Der Weg dorthin ist voller Gefahren. Wir m;ssen dazu das Tal der Gespenster durchqueren."
"Das Tal der Gespenster!", fl;sterte Pummelplatsch bange und ergriff erneut die Hand der Kinderfrau.
"Ach, Du ;ngstlicher kleiner Fettsack!", fiel Pummelette w;tend ;ber ihn her, "Wir lassen Dich hier, damit die Ratten ihre Freude an Dir haben!"
Pummelplatsch sagte kein Sterbensw;rtchen mehr und schaute sie eingeschnappt an. Der pummelige Pummelplatsch hatte in den letzten Tagen vor lauter Aufregung abgenommen, so dass man ihn kaum noch erkannte. Pummelettes Ausbruch ihm gegen;ber war also nicht gerechtfertigt gewesen.
"Wir werden alle gemeinsam aufbrechen", mischte sich der Lehrer ein. Zu der Kinderfrau gewandt fuhr er mit einem tiefen Seufzer fort: "In den Herzen dieser kleinen Kinder ist ;berhaupt keine Liebe mehr ;brig geblieben."

Kapitel 16
Das Tal der Gespenster
Das Tal der Gespenster befand sich auf halbem Wege zum Gipfel des Schwarzen Berges. Auf dem schmalen Fu;weg konnte man nur hintereinander gehen. Pummelplatsch musste nun zu seinem Bedauern die Hand der Kinderfrau frei geben. Herr Pummelkowski drehte sich zu der merkw;rdigen Wandertruppe um:
"Was auch immer passiert, kommt nicht vom Pfad ab!", forderte er eindringlich, "Derjenige, der vom Weg abkommt, wird sich augenblicklich in einen Haufen Steine verwandeln."
"F;rchtet Euch nicht vor den Gespenstern", f;gte Kalio hinzu, "Sie k;nnen uns nichts antun. Die Geister wohnen in der Welt der Schatten und wenn ihnen langweilig wird, kommen sie in die unsrige. Sie k;nnen Kinder erschrecken oder zum Lachen bringen. Manchmal singen sie. Die Lieder der Gespenster sind gef;hrlich, weil sie die Menschen dazu bringen, den Sinn ihres Lebens zu vergessen. H;rt nicht auf die Lieder der Gespenster und verlasst auf keinen Fall den Fu;weg!"
"Schon viele haben versucht, die Zaubergeige zu finden", hob der Lehrer wieder an zu sprechen, "Aber alle sind in diesem Tal geblieben."
Er wies mit der Hand in die Ferne. Vor den Augen der kleinen Wanderer lag ein bezauberndes Bild. Steinformationen erstreckten sich in den bleigrauen Himmel. Sie sahen fast aus wie menschliche Skulpturen. Ein silberner Schein umgab jede der Figuren. Roter Mondschein fiel durch bedrohlich wirkende Wolken. Es war kalt und unangenehm. Nebelschwaden waberten immer wieder den Boden entlang. Es sah aus, als ob die Fl;chtenden direkt ;ber Wolken laufen w;rden. Die Prinzessin zog die Schultern fr;stelnd hoch und wickelte sich enger in ihren Mantel ein.
"Der Weg ist ganz vom Nebel bedeckt", war wieder die beunruhigte Stimme des Lehrers zu h;ren.
"Ich kenne den Weg", erwiderte Kalio, "Haltet Euch aneinander fest. Dieses Tal erscheint nur so gro;. Folgt mir."
Pummelette schmiegte sich an Prinzessin Pummelinchen. Hinter ihr schnaufte Pummelplatsch, der sich am G;rtel festhielt. Die Prozession bewegte sich langsam in das Tal hinab. Die st;ndig vor sich hin brabbelnde Kinderfrau bildete ihren Abschluss.

Kapitel 17
Die Begegnung mit den Gespenstern
Nach und nach gew;hnten sich die Augen der Kinder an das komische Licht im Tal. Gespenster waren nirgendwo zu sehen, obwohl die Kinder nach allen Seiten Ausschau hielten und sich die Steinformationen genau anschauten. Auf einmal ert;nte eine Art Pfeifen und danach eine leise, bezaubernde Melodie.
"Haltet Euch die Ohren zu!", warnte der Lehrer.
Die Prozession stoppte. Die Kinder bedeckten ihre Ohren mit den H;nden und schauten sich langsam um. Wie aus dem Nichts erschienen pl;tzlich direkt vor ihnen Meerjungfrauen in der Luft, die sich an den H;nden hielten, im Kreis tanzten und wundervolle Laute von sich gaben. Ihre Kleidung bestand aus Schuppen und schillerte im r;tlichen Mondlicht. Gr;ne Algen umrahmten ihre wei;en Gesichter. Ihre langen Fischschw;nze verloren sich in den Nebelschwaden.
Pl;tzlich lachte Pummelplatsch laut auf. Eine Meerjungfrau hatte den Knirps umschlungen und hochgehoben. Die kurzen Beinchen des kleinen Jungen baumelten in der Luft.
"Stopp!", rief die Kinderfrau und griff nach den ;ber ihr schwebenden Schuhen Pummelplatschs. Nach der Kinderfrau schrieen auch Pummelette und die kleine Prinzessin. Erschrocken von dem pl;tzlichen Geschrei, zuckte die Meerjungfrau zusammen und lie; Pummelplatsch fallen, der direkt auf Fr;ulein Pummelmeier landete.
Und dann geschah das gro;e Ungl;ck. Die Kinderfrau verlor das Gleichgewicht und geriet vom Weg ab. Im selben Augenblick verwandelte sie sich in eine Statue aus Stein. Das alte Fr;ulein Pummelmeier sah nun genauso aus wie die anderen Steinbrocken, die entlang des Weges standen. Die Wanderer blieben wie erstarrt stehen und r;hrten sich vor lauter Angst nicht mehr.
"Fr;ulein Pummelmeier, meine Kinderfrau!", weinte die Prinzessin.
Der Lehrer seufzte traurig und wies auf den Gipfel des Schwarzen Berges. Sie mussten weiter marschieren. Sie mussten die Zaubergeige finden und die Einwohner Pummellands retten.
Die Meerjungfrauen verschwanden so pl;tzlich wie sie aufgetaucht waren. Aber unsere Freunde waren keine zwei Schritte gelaufen, als sie erneut auf weitere Einwohner des Tales trafen. Es waren Schlossgespenster, mit einer Meute gewaltiger Hunde im Schlepptau. ;ber den K;pfen der Fl;chtenden kreisten Flederm;use in Schw;rmen. Aber weder die Prinzessin noch ihre treue Freundin Pummelette schauten weiter um sich.
"Immer auf dem Weg bleiben, immer sch;n auf dem Weg bleiben", fl;sterte die kleine Prinzessin.
Nach und nach nahm ihre Angst ab. An der Spitze marschierte mit festem, sicherem Schritt der der sch;ne Kalio. Schon bei dem Gedanken an den Tod ihrer Kinderfrau traten Prinzessin Pummelinchen die Tr;nen in die Augen. Die Gespenster kreisten um die Kinder. Sie riefen, kreischten, schlugen mit den Fl;geln und sangen ihre seltsamen Lieder - in der Hoffnung, damit die Gef;hrten vom Weg abzubringen. Aber da waren der Lehrer Pummelkowski, die treue Freundin Pummelette, der ungeschickte Pummelplatsch und nat;rlich er, der liebe, nette Kalio. In diesem Augenblick wurde der Prinzessin klar, dass sie alle Widrigkeiten ;berkommen und den K;nig und die Pummelaner befreien w;rden.

Kapitel 18
Die H;hle der alten Hexe
Die alte Hexe Pummelante wartete auf ihren Besuch. Eine gro;e Glaskugel, die von der H;hlendecke baumelte und aussah wie eine kleine Sonne, hatte ihn ihr schon lange vorher angek;ndigt. Die Kugel schwang in der Luft hin und her, mal von der Hexe weg, mal auf sie zu.
"Ich sehe schon, ich sehe schon", begann die Alte mit ihren H;nden vor der Kugel zu gestikulieren, "Was zum Teufel wollen ungebetene G;ste hier? Wegen der Geige werden sie wohl kommen. Soll ich sie ihnen geben? Ach was, da k;nnt Ihr lange warten!"
Die Alte fing die pendelnde Kugel ein und begann, aufmerksam in sie hineinzuschauen.
"Da sieh mal einer an! Was f;r ein sympathisches M;dchen. Das muss die Prinzessin sein", redete die Hexe mit sich selbst, als sie Pummelinchen sah.
Eigentlich war sie eine gute Hexe und noch dazu sehr einsam. Sie unterhielt sich gerne mit Menschen. Da sie aber niemanden hatte, mit dem sie plaudern konnte, f;hrte sie h;ufig Selbstgespr;che.
"Und wer schreitet da an der Spitze voran? Ist das etwa Kalio?", regte sich die Alte auf, "Nat;rlich ist es Kalio, der Holzkopf, er w;rde auch das ganze Dorf mit hierher bringen."
Die alte Hexe wusste nicht, ob sie sich ;ber den Besuch des unvern;nftigen Burschen freuen oder sich ;ber ihn ;rgern sollte. Vor langer Zeit hatte Pummelante Mitleid mit dem kleinen Kalio und rettete ihn vor einer w;tenden B;rin. Seither besuchte er die Alte regelm;;ig. Zuerst war sie ver;rgert dar;ber, aber dann gew;hnte sie sich daran und gewann den Kleinen sogar lieb. Eines Tages zeigte sie ihm die Zaubergeige. Und von diesem Tag an hatte Kalio keine Ruhe mehr - er musste unbedingt das Geigenspiel erlernen. Und weil er beim Lernen sehr flei;ig war, gelang ihm dies sehr schnell.
Kalio kam jeden Tag zur Hexe und sie reichte ihm die wertvolle Geige. Und sobald er anfing zu spielen, gingen merkw;rdige Ver;nderungen mit der Alten vor. Sie brach in Tr;nen aus, strich Kalio ;ber den Kopf und wurde so gutherzig, dass die Schlangen, Skorpione und sonstiges Ungeziefer in ihrer H;hle nach dem ersten Konzert des talentierten J;nglings flugs das Weite suchten.
"Kalio, es ist tats;chlich Kalio", emp;rte sich die Hexe erneut und ging zum H;hleneingang.
Die Prozession kam langsam n;her. Die Wanderer schauten ;ngstlich zu der alten Hexe, wie sie am Eingang ihrer H;hle stand.

Kapitel 19
Aufkl;rung der Verh;ltnisse
Kalio hatte keine Angst vor der alten Hexe. In all den Jahren, die er sie kannte, hatte sie ihm nie etwas zuleide getan. Aber jetzt, als er ihren finsteren Blick und die b;se funkelnden Augen bemerkte, verlangsamte er seinen Schritt.
"Sie mal einer an, ist das, wie Du Dich bei mir f;r meine G;te bedankst?", warf ihm die Alte vorwurfsvoll entgegen, "Ich wusste doch, dass man den Menschen nicht vertrauen darf, ich wusste es. Warum hast Du sie hierher gebracht?", zischte sie ihn zornig an und lief vor dem H;hleneingang auf und ab.
Unsere Wanderer waren sehr m;de. Angst hatte sie die vergangenen Tage verfolgt. Erst die unheimlichen Blauen Ratten, dann die Geister aus dem Tal der Gespenster. Und jetzt erschien auch noch eine aufgebrachte Hexe - das verhie; nichts Gutes.
"Schau mich nicht so an", fuhr Pummelante die Prinzessin an.
"Helft uns, bitte helft uns", flehte die kleine Prinzessin.
"Die Blauen Ratten werden bald hier sein. Pummelland ist in Gefahr", f;gte der Lehrer hinzu, w;hrend er einen Schritt nach vorn ging und sich vor die Kinder stellte.
"Ratten? Schon wieder diese ekelhaften Ratten", verzog die Alte das Gesicht und machte langsam den H;hleneingang frei.
Sie mochte Ratten ;berhaupt nicht. Und ihre Freunde - die Schlangen, Skorpione und Flederm;use - hatten schlichtweg Angst vor ihnen.
"Ich hasse die Ratten", brummte die Hexe, "Besonders ihre K;nigin, diese glotz;ugige, schnurrb;rtige Angeberin. An allem sind nur die Menschen schuld! Die Blauen Ratten verk;rpern das B;se. Sie tauchen dort auf, wo das Gute verschwunden ist. Sie erobern neue L;nder und f;hren dort ihre Ordnung ein. Sie sind schlimmer als die Pest, weil man sie nicht besiegen kann!"
"Du hast die Geige vergessen, unsere Zaubergeige", unterbrach Kalio sie.
"Geige? Ach ja, die Geige! Aber wer soll sie denn spielen? Etwa Du, kleiner Landstreicher?", schnaubte die Hexe ver;chtlich, "Wei;t Du, dass die Blauen Ratten nur von einem Menschen mit reinem, liebendem Herzen besiegt werden k;nnen? Bist Du Dir sicher, dass Du ein solcher bist? Oder hast Du vor, Dich um Deines eigenen Vergn;gens willen den Ratten auszuliefern?"
"Ich werde es versuchen", erwiderte Kalio leise, umarmte die alte Hexe und zog sie zu der Truhe, in der die Geige lag.
Seufzend und ohne ein weiteres Wort zu verlieren, reichte ihm die Alte die Geige. Kalio nahm den Bogen und begann zu spielen. Der alten Pummelante traten Tr;nen in die Augen.
"Vielleicht hast Du Recht, mein Junge, Du wirst sie tats;chlich besiegen."

Kapitel 20
Der Sieg ;ber die Blauen Ratten
Der R;ckweg zum Palast war wesentlich schneller. Die Hexe hatte den Fl;chtenden nicht nur die Zaubergeige gegeben, sondern sie auch in nur einem Augenblick durch das Tal der Gespenster bef;rdert. Nur eine Sache betr;bte unsere Wanderer, und das war die Tatsache, dass Pummelante den kleinen Pummelplatsch bei sich behalten hatte.
"Wenn Ihr die Blauen Ratten verjagt und mir die Geige zur;ckgegeben habt, dann bekommt Ihr auch Euren Dreik;sehoch zur;ck", sprach die Hexe und nahm Pummelplatsch an die Hand.
Der Kleine leistete keinen Widerstand. Beim Abschied gab die Prinzessin Pummelplatsch einen Schmatzer in sein schmutziges Gesichtchen und fl;sterte:
"Sei nicht traurig, wir sind bald zur;ck."
Pummelplatsch l;chelte und hielt seine eingefallenen B;ckchen den Freunden f;r Abschiedsk;sse hin.
"Denkt daran", erinnerte die Hexe Pummelante beim Abschied, "Die Blauen Ratten m;ssen in dem alten verlassenen Schacht eingemauert werden. Die Zaubergeige hilft dabei, die Liebe in den Herzen der Menschen wieder zu erwecken. Und dann bleibt nicht mehr viel zu tun ;brig - eine Wand zu mauern ist ;berhaupt nicht schwierig."

Als sie vor dem Palast standen, begann Kalio zu spielen. Der zarte Klang der Zaubergeige ert;nte und drang in die Seele eines jeden Menschen ein. Die Leute h;rten der Musik zu. Sie l;chelten. In ihren Herzen wurde die Liebe wieder geboren. Mit jedem Klange wurde die Natur lebhafter. Die bleigrauen Wolken ;ber dem Palast l;sten sich auf. Die V;gel stimmten wieder ihren Gesang an. Die purpurroten Rosen im Palastgarten begannen wieder zu bl;hen und zu duften. Die Musik erf;llte das gesamte Schlossgel;nde. Als Echo schallte sie durch die G;nge des Schlosses und erf;llte die R;ume. Es waren keine Ratten zu sehen. Als sie in den finsteren Keller herabstiegen, bemerkten die Freunde eine offene T;r.
Der ver;ngstigte K;nig und sein Gefolge standen auf den untersten Stufen der Treppe.
"Vater!", warf sich die Prinzessin Pummelinchen in seine Arme.
Dem alten K;nig fehlten die Worte, die Tr;nen schossen ihm in die Augen. Er dr;ckte das K;pfchen der kleinen Prinzessin an sich und weinte lautlos.
"Vater, mein liebster Vater", fl;sterte die kleine Prinzessin und k;sste ihn.
"Eure Hoheit, wo sind denn die Ratten?", fragte der besorgte Lehrer.
"Kaum erklang diese zauberhafte Musik, fingen die Ratten an, panikartig in den Keller zu fl;chten", antwortete der K;nig, nachdem er seine Tr;nen getrocknet hatte, "Dort ist der Durchgang zu dem alten verlassenen Schacht."
"Eure Hoheit", hob Herr Pummelkowski wieder an zu sprechen, "Der Schacht muss zugemauert werden."
An der Spitze eines Trupps Soldaten bewegten sich der Lehrer und Kalio zum Durchgang, der zu dem alten Schacht f;hrte. Ein Teil des Schachts war mit Steinen zugesch;ttet. Durch einen schmalen Spalt klaffte ein schwarzes Loch. Daneben sa; auf den Steinen die K;nigin der Blauen Ratten. Mit gl;henden Augen blickte sie hasserf;llt auf die Menschen.
"Ihr glaubt, dass Ihr gewonnen habt?", zischte das blaue Monster, "Dem ist ;berhaupt nicht so! Die Menschen werden wieder grausam werden, sie werden einander wieder beneiden, sich betr;gen und die Liebe wird verschwinden. Wir werden zur;ckkehren und das B;se wird erneut auf der Welt triumphieren. Das B;se wird ewig leben!"
"Nein", unterbrach sie der Lehrer, "So wird es nie wieder sein. Nur die Liebe kann ewig leben! Ja, die Menschen machen Fehler, aber sie lernen aus ihnen und lehren ihre Kinder entsprechend. Es gibt nichts auf der Welt, das st;rker als die Liebe ist. Im Namen der Liebe halten wir alle Pr;fungen aus, im Namen der Liebe ist Fr;ulein Pummelmeier gestorben und im Namen der Liebe zerst;ren wir das B;se."
Kalio fuhr mit dem Bogen ;ber die Saiten der Geige. Die Blaue Ratte begann zu zittern. Aus ihren gewaltigen Augen stie;en Flammen. Kalio spielte lauter. Die Musik war wundersch;n. Die K;nigin der Blauen Ratten begann, sich zu drehen, schrumpfte zusammen und fauchte. Es schien, als ob sie unertr;gliche Schmerzen h;tte. Noch einen Augenblick und sie war verschwunden.

Als sie zur;ckgekehrt waren, begannen die mutigen Wanderer dem K;nig aufgeregt und durcheinander ihre Abenteuer zu erz;hlen. Der K;nig wurde nicht m;de, die Tapferkeit und Findigkeit seiner Untertanen zu bewundern. Er war gl;cklich - seine Kinder, sein Hofstaat und sein Volk waren zur;ck. Nachdem er sich beruhigt und ausgiebig nachgedacht hatte, verfasste der K;nig eine Menge weiser Befehle. Der erste davon bezog sich auf den alten Schacht. Der Eingang zu ihm wurde f;r immer zugemauert. Und damit die Einwohner Pummellands niemals vergessen m;gen, welche gro;e Kraft die Liebe besitzt, sollte ihnen Kalio jeden Abend auf der Geige vorspielen. Jedoch nicht auf der Zaubergeige, sondern auf einer gew;hnlichen. Die Zaubergeige musste n;mlich der alten Hexe zur;ckgegeben werden, damit der als Pfand bei ihr verbliebene Pummelplatsch ausgel;st werden konnte.
Der kleine Pummelplatsch kehrte nicht mit leeren H;nden von der Hexe Pummelante zur;ck. Die Hexe hatte ihm ein Geschenk gemacht - ihre Glaskugel, mit deren Hilfe er in die Sterne schauen konnte. Nachdem sie die Zaubergeige wieder in ihrer Truhe verstaut und sich der leidigen Glaskugel entledigt hatte, sperrte sie sich in ihrer H;hle ein und wollte niemanden mehr sehen.
Im Land gab es einige ;nderungen. Der Kindergarten "Pummell;tt" wurde ein gew;hnlicher Kindergarten, in dem die Erzieher die Kinder erzogen und die Kinder h;ren mussten. Der Lehrer Pummelkowski komponierte weiter Musik. Und der junge Geiger Kalio trug diese mit gro;em Erfolg vor.
Und die Prinzessin? Die kleine Prinzessin und ihre treue Freundin Pummelette gehen seit Anfang des Jahres in die Schule. Aber das ist bereits eine andere Geschichte. Und diese hier endet gut. Das Gute hat das B;se besiegt und die Herzen der Menschen sind wieder voller Liebe.

 Страна Пухляндия
Лидия Огурцова
                Глава 1
                Детский садик «Пухлятко»

Страна  Пухляндия  была такая маленькая, что её не смогли нанести ни на одну карту мира. Но это была настоящая страна. Её населяли смешные толстенькие человечки – пухлярчики. Каждое утро король страны,  Его  Пухличество,  провожал до дворцовых ворот своих детей: маленькую  принцессу Пухлярочку и принца Пухлярика. Они весело шагали в детский садик в сопровождении няни. И если дети в других странах не очень любили оставаться в детском саду, может быть, они даже капризничали и хныкали по дороге в детский садик, то все дети Пухляндии просто мечтали туда попасть. Дело в том, что король так любил своих детей, что, когда настало время отдать их на воспитание, он издал указ:
«Именем короля!
С этого дня все желания детей, посещающих детский садик «Пухлятко», должны исполняться незамедлительно. Тот, кто ослушается моего приказа, будет казнен».
Немного подумав, король дописал: «незамедлительно».
Маленькая принцесса не знала, что означает слово «незамедлительно». Ведь она только-только научилась читать по слогам. Но старая няня Пухлярина, услышав это слово, сказала, что ни за что на свете она не согласилась бы работать в этом детском саду. Значит, решила Пухлярочка, слово «незамедлительно» – очень важное и ответственное. Ведь няня всегда говорит, что воспитывать юных принцев и принцесс – дело ответственное.
Пёс Пусик, весело помахивая хвостом, бежал рядом с принцессой. Он был толстенький, с маленькими  пушистыми лапками. Когда няня, дети и пёс остановились у входной двери детского садика «Пухлятко», внутри уже были слышны крики старших воспитанников:
– Кока-колу, хотим  кока-колу!
Они требовали от своих воспитателей на завтрак сладкую воду.
Откуда-то сверху доносились громкие голоса детей из средней группы:
– Мо-ро-же-ное!
И оглушительный рёв малышей:
– Чупа-чупс! Чупа-чупс!
Обвязав голову мокрым полотенцем и быстро семеня короткими толстыми ножками, мимо них пробежала заведующая детским садом. Пёс Пусик  радостно завилял хвостом и нырнул в открытую дверь. Принц и принцесса, смеясь, побежали за ним.


  Глава 2
   Распорядок дня

Каждый правильный детский садик должен иметь свой распорядок дня. Распорядок дня детского садика «Пухлятко» ничем не отличался от распорядка обычного детского садика. В нём были и утренняя зарядка, и прогулка с воспитателем, и даже дневной сон. Но так как по приказу короля взрослые не смели перечить детям, то дети, – ах, эти неразумные дети! – на завтрак вместо чая с молоком требовали кока-колу, а вместо манной каши – мороженое. Весь день они кричали: хочу, хочу, хочу! И тут же, как по мановению волшебной палочки, все их желания исполнялись.
В дверях средней группы Пухлярочка столкнулась с малышом Пухтошкой. Он держал в руках три порции мороженого и по очереди слизывал  розовым языком холодные капли с тающих шариков.
– Пливет, Пухлялочка, – краснея, сказал Пухтошка. Он ещё плохо  выговаривал букву «р» и немного стеснялся маленькой принцессы.
– Привет, – улыбнулась Пухлярочка.
Пёс Пусик вихрем влетел в комнату и нечаянно зацепил Пухтошку. Малыш зашатался и уронил шарик мороженого на пол.
 «Вот, так всегда, даже собаки меня толкают», – печально подумал он и  отправился за новой порцией  сладостей.
Принцесса остановилась в центре комнаты. Она искала свою подругу. Было тихо. Дети старательно вылизывали вазочки, в которых еще оставались последние капли мороженого. Липкие перепачканные пальцы они вытирали о белоснежные скатерти. Их грязные рожицы вызывали жалость у воспитателей, но умывать детей без их разрешения было запрещено под страхом смерти. И воспитатели молча смотрели на это безобразие.
«Где же Пухлюська, мне нужно ей кое-что рассказать», – озираясь по сторонам, думала принцесса.
 – Пухлярочка, я здесь, – охрипшим голосом позвала подругу черноволосая Пухлюська. Расталкивая детей и роняя на пол стулья, она приближалась к принцессе.
– Хочешь мороженое с орехами? – просипела она.
Пухлярочка терпеть не могла мороженое с орехами. Но ей не хотелось огорчать свою лучшую подругу. Пухлюська протянула два огромных сладких шарика. Грустно посмотрев на вазочку с мороженым, принцесса стала его есть.


Глава 3
Прогулка на свежем воздухе

Позавтракав и кое-как одевшись, дети средней группы отправились на прогулку. Следом за ними, переваливаясь на коротких ножках, шёл толстенький доктор Ай-айчик. Он бережно нёс в руках большой флакон с зелёнкой.
 Нарвав букет ромашек, Пухлярочка  уселась на скамейку. Пухлюська села рядом и уткнулась своим курносым носиком в букет цветов.
– Пахнет…  –  выдохнула она.
– Пухлюська, Пухлюська, – затормошила подругу принцесса,  – ты видела Синих Крыс?
– Крыс?  Каких ещё крыс? –  удивилась Пухлюська.
– Ты что, не помнишь? Ты  бросала в них  тарелки и чайные  блюдца. А потом мы взлетели и, взявшись за руки,  долго кружились над замком.
– Взлетели? – с сомнением покачала головой Пухлюська. – Это был сон.
– Сон?
– Ну,  конечно, сон. Я ведь ничего не помню. Значит, это был  твой сон.
Принцесса обиженно  отвернулась.
– А блюдца разбились? –  примирительно спросила  Пухлюська.
– Нет, – не поворачиваясь к ней, ответила принцесса.
– Ну, вот видишь: это сон. Вчера Пухтошка уронил тарелку – и она разлетелась на кусочки.
– Да, действительно, разбилась, – принцесса повернулась к подруге. – Ты, правда, ничего не помнишь?
Пухлюська покачала головой.
– Значит, это сон, – прошептала чуть слышно принцесса и облегчённо  вздохнула.
– Ха-ха-ха, у тебя нос жёлтый, – засмеялся не отступавший от них ни на шаг Пухтошка.  Вытянув коротенький палец, он почти дотронулся до носа Пухлюськи.
– И совсем он не жёлтый! – обиделась Пухлюська. – Зачем ты за нами ходишь?
– Желтоносик, желтоносик, – продолжал  дразниться  Пухтошка.
Пухлюськин нос, покрытый цветочной пыльцой, стал ещё более жёлтым на фоне покрасневших от досады  щёк.
– Ах, ты дразнишься! – просипела рассерженная Пухлюська и погналась за неуклюжим толстеньким мальчишкой.
Догнав его возле песочницы, она стала колотить его своими маленькими кулачками. И тут же они оба свалились в мокрый песок.
Дружный рёв малышей возвестил окружающим, что дети детского садика «Пухлятко» вышли на прогулку. Перепуганные воспитатели бросились разнимать детей. А доктор стал заниматься привычной для него работой: смазывать ссадины на лбу и царапины на коленях у неугомонных воспитанников.
– Ай – ой – ай – ой, – слышалось вокруг. Всё было как всегда. К концу прогулки дети больше походили на раскрашенных клоунов, чем на обычных приличных малышей.

               
                Глава 4
Урок пения в старшей группе

Время приближалось к обеду. В старшей группе начинались занятия музыкой. Учитель пения Пухтоныч был очень высокого роста. Он совсем не  походил на остальных жителей Пухляндии.  Его длинные ноги и тонкие руки  вызывали насмешки у толстеньких пухлярчиков.
– Фа-мажор, пожалуйста, – обратился  Пухтоныч к концертмейстеру.
Пальцы пианиста пробежали по клавишам, и звуки музыки закружились в воздухе. Дети запели, но не очень точно.
– Стойте, стойте, – захлопал в ладоши учитель, – вы поёте неверно. С этого места, пожалуйста, – он красиво пропел музыкальную фразу. И, повернувшись к принцу, сказал:
– Вы фальшивите, Ваше Высочество. Попробуйте ещё раз…
Он  уже взмахнул рукой, и  звуки музыки заплясали в воздухе, как вдруг услышал:
– Я не буду петь. Вы неправильно нас учите!
Лицо принца стало красным.  Пухлярик исподлобья смотрел на учителя злыми блестящими глазами.
– Неправильно? Я? – растерялся  Пухтоныч.
– Вы, – закричал принц Пухлярик и показал на него пальцем.
– Неправильно, неправильно, – подхватили остальные воспитанники старшей группы. Дети уже не хотели петь. Они кричали и топали ногами.
– Уберите от нас этого учителя, он неправильно учит!
В приоткрытую дверь комнаты  испуганно заглянула заведующая детским садом.
– Он не исполняет наших желаний! – кричали дети.
– Казнить его! – зло сказал принц.
– Казнить, казнить! – подхватили остальные.
«Казнить? За что? Я ведь только делаю свою работу. Я хотел научить их  понимать прекрасный мир музыки. Может быть, я действительно плохой учитель…», – понуро опустив голову, думал Пухтоныч.   
Тут же появившаяся стража увела несчастного учителя музыки. Он шёл,  не поднимая глаз и спрятав свои длинные руки за спину.
Урок музыки закончился,  не успев начаться.


Глава 5
«Тихий час» в детском саду

– Как всё это странно, – шептала принцесса Пухлярочка на ухо своей подруге. Они лежали рядом на сдвинутых кроватках, тесно прижавшись друг к другу. В детском саду «Пухлятко» был «тихий час».
– Учитель пения такой хороший. Как они посмели вызвать стражу? – возмущённо продолжала принцесса.
– Да, он хороший, он научил нас петь славную песенку, – согласилась Пухлюська и запела своим простуженным голосом:

Мы маленькие ёлочки,
Зелёные иголочки.
На веточках – пушистые
Снежинки серебристые.

Принцесса  Пухлярочка, смеясь, подхватила песню:

Танцует ветер, кружится,
С метелью он завьюжится,
Оденет наши веточки
В пуховые пинеточки.

Они совсем забыли о том, что был « тихий час», что рядом спят малыши.
Встав во весь рост на маленьких кроватках, они громко продолжали  петь дуэтом. Малыши начали просыпаться. Сначала недовольно хныкая, они постепенно тоже присоединялись к пению:

Мы маленькие ёлочки,
Смеёмся, как девчоночки.
Укроет все иголочки
Метель зелёной ёлочке.

Распевая на все лады новогоднюю песню, дети прыгали на кроватях, бросались подушками и кувыркались на полу. «Тихий час» в средней группе подходил к концу.
– Мы его спасём, – зачем-то прошептала принцесса.
– Конечно,  –  подбросив подушку, прокричала Пухлюська.

                Глава 6
                Тюремный подвал дворцового замка

Настала ночь. Звёзды, будто маленькие фонарики, таинственно  подмигивали на бархатном небосводе. Краешек молодого месяца выглядывал из-за старой дворцовой башни.
В подвале было холодно. Учитель музыки, положив под голову руки, спал на рваном мешке. Огарок свечи слабо освещал камеру узника. Огромная хмурая крыса, устроившись у выхода из норы, поджидала того момента, когда свеча совсем догорит. В замочной скважине повернулся ключ, и она со скрипом отворилась. Учитель, протирая сонные глаза,  удивлённо вскрикнул:
– Ваше Величество!      
 На пороге тюремной камеры стоял король Пухляндии. Но что это? Тело короля вдруг переломилось, и верхняя часть спрыгнула на землю. А из-под королевского плаща выглянула ещё одна смеющаяся мордашка. Это были принцесса Пухлярочка и её лучшая подруга  Пухлюська.   
– О, маленькая принцесса! – ещё больше удивился учитель. – Я, наверное, сплю!
– Нет, вы не спите, – простужено прохрипела Пухлюська.
– Скорей, скорей выходите, – заторопила принцесса.
Не тратя попусту времени на разговоры, учитель музыки проскользнул в открытую дверь. Крыса недовольно пискнула и спряталась обратно в нору.

 Снаружи стражников не было видно. Прячась в тени дворцовой стены, дети быстро побежали к воротам.  Спустя несколько минут принцесса Пухлярочка, её подруга и учитель музыки уже стояли возле дворцовых ворот.
– Что же теперь будет? Король всё равно узнает правду и… – учитель не успел договорить, его перебила принцесса:
– Поспешите, господин учитель, вам нужно укрыться в лесной хижине, и не беспокойтесь: я что-нибудь придумаю.
Прижав к себе на мгновение  две растрёпанные девчоночьи  головки, учитель побежал в сторону леса. «Славные  смелые крошки… Только бы король подольше ничего не узнал», – размышлял он, прячась в зарослях кустарника.
– Пойдём во дворец, нужно вернуть плащ и корону, – устало проговорила принцесса.


                Глава 7
                Задачка с переодеванием

 Часом раньше, возвратившись из детского садика, принцесса придумала план для освобождения учителя музыки. План был довольно прост: нужно переодеться в наряд короля, достать ключ от подвала и открыть дверь, за которой томился учитель. Проникнув  незаметно в королевскую спальню, принцесса нырнула в потайной шкаф. За ним была дверь, ведущая в скрытые коридоры дворца. Пройдя  по ним несколько метров, она толкнула ещё одну дверь. Это была кладовая, где хранились старые, ненужные  вещи.
Внутри было темно. В руке принцесса держала горевшую свечу. Её слабый огонёк подрагивал.
«Пухлюська говорит, что это был только сон. Значит, никаких Синих Крыс нет», – подумала  она, вспоминая  утренний разговор с подругой.
– Иногда сон может быть очень страшным, – прошептала принцесса, озираясь по сторонам. Но вокруг было тихо и ничего необычного не происходило.
  В самом центре кладовки стояла её маленькая кроватка с розовым пушистым одеяльцем. На полу валялась голубоглазая кукла с отколотым носом. А в углу лежала сломанная лошадка принца. И тут Пухлярочка увидела огромную дедушкину корону. Драгоценные камни, когда-то украшавшие её, давно выпали. Вместо них в короне зияли чёрные дыры.
«Но, – подумала Пухлярочка, примеряя корону, – этого никто не заметит, ведь на улице темно».  Немного порывшись в вещах, она нашла вышедший из моды старый плащ короля. Спрятав корону и плащ в рюкзачок, принцесса выскользнула за дверь. Труднее всего было достать ключ от подвала, где сидел учитель музыки, и отвлечь стражу.
Пухлюська и верный пёс Пусик ждали принцессу у входа в башню.
Стражников было двое.
– Они всё время стучат костяшками домино по столу и кричат слово «рыба», – зашептала  на ухо принцессе  её подруга. Последние полчаса она по просьбе принцессы следила за стражниками.  Пухлярочка  внимательно посмотрела на увлечённых игрой охранников. Но никакой рыбы там не увидела.  «Странная игра… – подумала принцесса. – Надо чем-то отвлечь  их внимание».
 Коробочка с костяшками стояла на самом краю стола. Погладив  взвизгнувшего от удовольствия Пусика, принцесса прошептала «фас» и показала на коробку.  То, что произошло дальше, длилось всего несколько секунд. Пусик  яростно вцепился в коробку  зубами, стянул её на пол и бросился прочь. Изумлённые стражники с криками «держи вора!»  погнались за ним. Путь в подземелье был свободен. Надев корону и придерживая её рукой, маленькая принцесса влезла на плечи своей подруги. Нарисованные усы придавали лицу Пухлярочки сходство с отцом. Накинув  на себя королевский плащ и спрятав под ним  Пухлюську, принцесса повернулась в сторону каморки начальника стражи.
– Стража, где стража? – прохрипела по её команде Пухлюська. – Почему пленник без охраны?
– Ваше Величество, – испуганно залепетал выбежавший  навстречу начальник стражи, –  я сейчас, сейчас…
– Вон отсюда! – захрипела Пухлюська,  яростно топая ногами.
Корона на голове принцессы закачалась. От испуга, что она сейчас упадёт, принцесса  Пухлярочка  сделала страшные глаза. Начальник стражи, больше не сказав ни слова, пулей вылетел из комнаты.
 Маленькая принцесса схватила ключ, висевший на стене.  В дальнем конце дворца слышался неистовый лай Пусика и крики стражников. Открыв дверь, Пухлярочка поняла: план удался, учитель музыки свободен.


                Глава 8
                Болезнь маленькой принцессы

Первые  солнечные лучи осветили  комнату принцессы. Пухлярочка спала, сбросив с себя одеяло. Её чудесные белокурые волосы разметались по подушке. Капельки пота покрыли лоб. Тоненькими ручейками они стекали по пылающим щекам маленькой принцессы. Облизывая пересохшие губы, она  что-то  шептала. Няня, зевая, склонилась над головой Пухлярочки.
– Пить, пить, –  шептала принцесса.
– Сейчас, сейчас, – засуетилась няня. Но принцесса продолжала говорить:
– Стража, где стража… Пухлюська, скорее… его надо спасти…
– Да она бредит! – испугалась няня. – Доктора! Пришлите быстрее доктора! Принцесса Пухлярочка больна!!!
Весть о болезни принцессы мигом разнеслась по всему  дворцу. Перепуганный король первым вбежал в спальню дочери. За ним, переваливаясь на коротких ножках, семенил доктор Ай-айчик. На этот раз он вместо большого флакона с зелёнкой нёс маленький чемодан. Достав оттуда градусник, микстуру от кашля и  какие-то таблетки, доктор склонился над принцессой.
– Спасите его, –  шептала принцесса, – скорее спасите его…
– Она вся горит. Ах, какое несчастье!
– Она съела много мороженого… – переговаривались окружившие кроватку принцессы придворные дамы.
– Пухлюська, помоги,  Пухлюська… – шептала принцесса пересохшими губами.
– Я с тобой, Пухлярочка, – расталкивая  всех, пробиралась к кровати запыхавшаяся Пухлюська. Она взяла в свою руку горячую руку  больной подруги:
– Я буду с тобой, я никуда не уйду.
Но маленькая принцесса ничего не слышала. Ей  опять снился страшный сон. В нём она старалась открыть дверь в подземелье. Но дверь никак не открывалась. И тут старая крыса, вцепившись  зубами в плащ, потащила  за собой  верную  подругу Пухлюську…
– Пухлюська, спасите Пухлюську… – шептала в бреду маленькая принцесса.
Король удручённо смотрел на свою дочь. Неожиданно двери комнаты  распахнулись.
– Ваше Величество, кто-то выпустил пленника! Дверь подземелья открыта! Пленник бежал!
На пороге спальни стоял Первый министр Пухляндии. Король бросил хмурый взгляд на министра:
– Приказываю окружить дворец и  арестовать всех воспитателей детского садика «Пухлятко».
 Через несколько минут спальня принцессы опустела. Няня Пухлярина мирно посапывала, сидя в глубоком кресле. За окном были слышны приказы, отдаваемые начальником стражи солдатам.
 Напуганная Пухлюська прижалась к своей подруге.
– Что же теперь будет? – зашептала она.
Солнце куда-то спряталось. Над дворцом нависли свинцовые тучи. Стало холодно и неуютно. Из-за каминной решётки в комнату принцессы заглянула огромная Синяя Крыса.


                Глава  9
                Королевство Синих Крыс

 В глубоких подвалах королевского замка было холодно и сыро. Длинные тёмные тоннели тянулись в сторону леса, примыкая к старой заброшенной шахте. В одном из этих угрюмых подземных коридоров находился квадратный, покрытый плесенью зал. Посередине зала стоял каменный трон, на котором сидела мерзкая усатая крыса. Чёрные, глаза, величиной с  блюдца излучали недобрый свет. Крыса была странного синего цвета. У подножия трона, сидя на задних лапах и сложив на груди передние, расположились её подданные. Да, эта мерзкая крыса  была королевой Синих Крыс.
– Слушайте, все, – заговорила королева. Она подняла морду и посмотрела поверх голов собравшихся. Чёрные глаза-блюдца блестели, завораживая и  подчиняя своей воле  остальных крыс.
– Я, ваша королева, приказываю вам уничтожить этих бездарных пухлярчиков! Этих отвратительных маленьких толстеньких людишек! Только мы, Синие Крысы, владеем мудростью. Мы великие Крысы!  Наши воины непобедимы! Мы сеятели зла! Мы само зло – и мы прямо говорим об этом! Мы не притворяемся добрыми, как они. Мы не казним воспитателей наших детей. Наши дети – воины, знающие слово «дисциплина». Поэтому  мы  непобедимы!
Полчище Синих Крыс радостно взвизгнуло.
– Мы великие! – загремело под сводами зала.
– Мы мудрые! –  эхом повторили крысы.
– Мы  –  зло! – прошипела королева.
Спустя несколько минут стройные ряды Синих Крыс маршировали по каменным ступеням королевского замка. Войско синих чудовищ сметало всё на своём  пути. Застигнутые  врасплох, бедные пухлярчики в ужасе разбегались в разные стороны. Они прятались в шкафчиках для одежды, широких оконных проёмах и даже в больших дворцовых каминах. Но всё было напрасно. Крысы находили их везде. К вечеру уже большая часть жителей королевства оказалась в тюремных подвалах замка.
И только в спальне принцессы Пухлярочки ничего не происходило. Здесь было тихо. Принцесса спала. Рядом с ней спала её верная подруга Пухлюська.


                Глава 10
                Первая встреча

Каминная решётка качнулась, и в комнату заглянула большая Синяя Крыса. Пошевелив усами, она побежала к кровати, на которой спала маленькая принцесса. Будто что-то почувствовав, Пухлярочка открыла глаза. Синяя Крыса смотрела на неё своими немигающими глазами-блюдцами
– Какой страшный сон… – прошептала Пухлярочка.
Крыса подбежала к кровати и ткнулась мордой в одеяло. Пухлярочка хотела закричать, но голос её  не слушался. Застыв от ужаса, она смотрела на крысу. Под одеялом что-то зашевелилось. Ещё мгновение – и из-под него показалось заспанное личико  Пухлюськи.  Улыбнувшись маленькой принцессе, Пухлюська потянулась и в тот же миг увидела у самой кровати огромную Синюю Крысу.
 – А-а-а-а! – разнеслось под сводами дворца. Пухлюська  ревела, как сирена «скорой помощи», мчащейся на вызов.
Крыса вздрогнула и, поджав хвост, нырнула за каминную решётку. Маленькая принцесса тут же потеряла сознание, а перепуганная Пухлюська снова спряталась под одеяло.

                Глава 11
                Бегство из дворца

Комната принцессы погрузилась в вечерние сумерки. В дальних залах дворца слышалась какая-то возня. Пухлюська задумчиво сидела на большой кровати принцессы, положив под голову  оранжевую подушечку. Принцесса спала. Синей Крысы не было видно. «Что происходит? Где король и придворные дамы? Откуда во дворце эти крысы?» – спрашивала себя Пухлюська.
– И куда пропала няня? – возмутилась она, сбрасывая одеяло и прыгая на пол.
– Пухлюська… – принцесса открыла глаза и улыбнулась. – А где отец? Я чувствую себя здоровой. Мне так хочется есть.  Скорее позови няню.
– Няни нет, – задумчиво ответила Пухлюська.
– Какой странный сон мне приснился, – продолжала говорить принцесса.  Она сладко потянулась, не обращая никакого  внимания  на слова подруги.
– Это был не сон, – возразила Пухлюська, на цыпочках подходя к двери. Неожиданно дверь распахнулась, и в комнату ввалился запыхавшийся  Пухтошка. За ним стояла перепуганная няня.
– Маленькая принцесса, слава Богу, вы живы! – запричитала няня.
Пухтошка, не говоря ни слова, подбежал к кровати и попытался на неё забраться. Но он был таким толстеньким и неуклюжим, что свалился на пол. Сверху на него упало пушистое одеяло.
– Да что случилось? Объясните мне, наконец. Пухтошка! Прекрати кутаться в моё одеяло, – скороговоркой произнесла принцесса.
– Какой ужас! Они везде, они по всему дворцу… – всхлипывала  няня.
– Да кто же, кто? – затормошила её принцесса.
– Крысы, – сказала Пухлюська.
– Синие Крысы, – эхом отозвалась няня.
– Значит, это не сон, – печально проговорила маленькая принцесса.
– Надо бежать! – выкрикнула Пухлюська и стала лихорадочно стягивать с принцессы ночную рубашку.
– Пухлюська, погоди, я и сама умею одеваться, –  сопротивлялась  Пухлярочка.
– Да, да, надо бежать, – согласилась няня, – они по всему дворцу, их тысячи! Они маршируют строем. Они увели в подвалы всех, даже детей! Я еле спасла Пухтошку. И если бы я не зашла в королевскую аптеку за  таблеткой  от головной боли, то его бы нашли крысы. Посмотрите, как он дрожит.
Пухтошка действительно дрожал. После того, как няня вытащила его из-под одеяла,  он вцепился в её руку и не отходил от неё ни на шаг.
В комнате было уже достаточно темно. Няня зажгла фонарь и первой вышла за дверь. За ней, как приклеенный, семенил Пухтошка. Маленькая  принцесса и её верная подруга  Пухлюська, завернувшись в королевский плащ, шли следом за ними.
Благополучно миновав дворцовые ворота, наши беглецы устремились в лес. Кое-где им попадались такие же скитальцы, как и они. Но в темноте люди шарахались друг от друга, они не узнавали ни принцессу, ни её няню. Все спешили в лес подальше от этих жутких Синих Крыс.

                Глава 12
                Пленники зла

Подвалы дворца были заполнены людьми.  Некоторые из них  сидели  на сырых холодных плитах, некоторые стояли, прислонившись к стене. Слышался плач детей и сдержанные рыдания придворных дам.  Пухлярчики  не  смотрели в глаза друг другу.  Им было стыдно. Как они могли  допустить, чтобы сборище крыс упрятало их в эти страшные подвалы? Где армия, которой они так гордились? И где их мудрый король, их надежда и опора?
 А король был рядом. Он сидел на перевёрнутом старом ведре. Его плащ был забрызган грязью. И он ничем не отличался от остальных жителей страны Пухляндии.  Мысли его были далеко от этого хмурого подвала. Он потерял своих детей, он потерял своё королевство, он даже потерял свою корону.
– Пить, мы хотим пить! – просили старики.
– Мы хотим есть! – плакали дети.
– Сделайте что-нибудь! – рыдали женщины.
Но помощи ждать было неоткуда: вся армия во главе с королём и генералом, находилась здесь – в плену  этого подземелья.
Синие Крысы победили.
В проёме двери показался свет. На пороге подвала стояла королева Синих Крыс. Стало тихо. Все с ужасом смотрели на громадное  усатое чудовище.
– Слушайте, все! – заговорила крыса. – Вы – жалкие, ничтожные людишки. В ваших сердцах не осталось любви. Ваши глаза полны ненависти. Вы убиваете своих учителей. Вы творите зло. И зло пришло к вам. Мы ненавидим людей. Мы – зло, рождённое вашими сердцами. Если среди вас найдётся тот, чьё сердце наполнено  любовью,  вы будете спасены.
Синяя Крыса обвела своими глазами-блюдцами зал. Казалось, она смеётся над пленниками. Опустив головы, жители Пухляндии молчали. Им нечего было сказать. В их сердцах не было любви. Крыса говорила правду.
– Ваша участь решена, да будет так!
Железная решётка с грохотом закрыла выход.
Стало ясно: спасти их было некому.

                Глава 13
Лес укрывает  беглецов

Шагая по узкой тропинке, маленькая принцесса и её свита  спешили укрыться под густыми кронами деревьев. В лесу было темно. Слабый свет фонаря еле освещал дорогу. Со всех сторон до них доносились звуки леса. Пухтошка, вцепившись в няню, так и не отпускал её руку.
– К полуночи  мы доберёмся к домику лесника, – заговорила Пухлюська.
– Там учитель,  он поможет, – поёживаясь от холода, отозвалась  принцесса Пухлярочка.
– Он должен нам помочь. Он  ведь такой умный,  – согласилась няня.
– Надо прогнать этих отвратительных крыс и освободить жителей Пухляндии,  – сказала маленькая принцесса, придерживая  капюшон плаща.
Все согласно молчали. К полуночи они действительно вышли на большую поляну. Домик лесника  находилась в самом центре. Его  единственное  окно светилось в нескольких шагах от беглецов.  Дверь не была  заперта.  Ещё секунда – и  принцесса Пухлярочка, Пухлюська  и няня с прижавшимся к ней Пухтошкой  оказались внутри тёмной комнаты.
– Ваше Высочество, вы ли это? – послышался знакомый голос, и навстречу принцессе вышел учитель музыки. Принцесса сбросила капюшон и неожиданно заплакала.
– Ну-ну, успокойтесь, Ваше Высочество, – погладив её светлую головку, заговорил учитель. – Нет ничего печальнее слёз маленькой принцессы…
Пухлярочка продолжала всхлипывать. И тут, неожиданно для всех, заревел Пухтошка.
 – Нет, это никуда не годится! – встревожился  учитель.  – Ну-ка, рассказывайте, что с вами произошло.
Пухлюська и няня, перебивая друг друга, стали говорить. Перед мысленным взором учителя пронеслось войско Синих Крыс. Его глаза наполнились  ужасом. Закончив рассказ, гости уселись на полу, на  старом соломенном матрасе. Через некоторое время в комнате было слышно только потрескивание поленьев в очаге да мирное посапывание спящих детей. Учитель сидел на единственном стуле. Обхватив голову руками, он  думал.
– Утро вечера мудренее, – проговорил он, поворачиваясь к няне. – Я кое-что придумал. А теперь –  спать. Завтра нам понадобятся все наши силы.

                Глава 14
                Любовь маленькой принцессы

Утро выдалось хмурым и дождливым. Казалось, что  погода тоже была против беглецов. Дверь сторожки  со скрипом отворилась, и на пороге появился длинноволосый красавец. Он мельком взглянул на принцессу и, повернувшись  к учителю, спросил:
– Вы меня звали, маэстро?
– Знакомьтесь, Ваше Высочество, – обратился к принцессе учитель Пухтоныч, – это Калио, сын лесника и мой ученик.  Он умеет чудесно  играть  на скрипке.
Калио учтиво поклонился принцессе. Как он был  красив! Он был совсем ещё мальчик, но казался гораздо старше принцессы и её друзей. Густые чёрные локоны оттеняли его бледное лицо. Серые выразительные глаза излучали нежность.
Щёки  принцессы зарделись, она опустила глаза, боясь выдать свои чувства.
 Да, да, да, маленькая принцесса в один миг полюбила  этого юношу. Её сердце, как пойманная птичка, бешено  колотилось в груди. Неизвестно,  как долго она простояла бы в оцепенении,  если бы не Пухлюська,  зашептавшая ей на ухо:
– Ой, какой хорошенький, я в него, кажется, влюбилась…
– Калио нам поможет, – сказал учитель. – Обязательно поможет. Он умеет играть на скрипке, и у него чистое сердце.
– Я ничего не понимаю, – заговорила няня, – при чём здесь скрипка и чистое сердце?
– А притом, что победить Синих  Крыс может только человек с чистым сердцем, умеющий играть на волшебной скрипке.
Учитель подошёл к очагу и начал свой рассказ.

                Глава 15
                Тайна волшебной скрипки

– Древняя легенда, – тихо заговорил  учитель, – гласит: «Однажды, когда  в сердцах людей исчезнет любовь, огромные Синие Крысы – порождения зла – выйдут из подземелья. Большая беда ждёт всех жителей Пухляндии. Небо затянется свинцовыми тучами. Птицы перестанут петь, а цветы завянут. Тогда все люди окажутся пленниками зла».
– Но как победить это зло? –  испуганно воскликнула Пухлюська.
 Учитель внимательно посмотрел на слушателей.
 – Победить зло может человек с чистым  сердцем. Я думаю, что этот человек  –  Калио, – продолжал он. – В древнем манускрипте была ещё одна  запись. В ней говорилось о юноше, волшебной скрипке и любви.  Только любовь сможет победить зло. Свет любви наполнит душу каждого человека. Синие  Крысы боятся света. Синие Крысы боятся любви.
– Но где же нам найти волшебную скрипку? – беспокойно спросила няня. –  Крысы вот-вот появятся в лесу!
– Да, нам нужно спешить, – согласился учитель. – Скрипка находится в пещере старой колдуньи на вершине Черной горы. Дорога к ней очень опасная. Нам придётся пересечь Долину привидений.
– Долину привидений… –  прошептал Пухтошка и опять вцепился в руку няни.
– Ах ты, трусливый толстяк, – накинулась на него сердитая Пухлюська. – Мы оставим тебя здесь –  на радость крысам!
Пухтошка, ничего не говоря, обиженно смотрел на неё. Наш толстенький малыш за эти дни так похудел, что его было трудно узнать. Пухлюська была к нему несправедлива.
– Пойдут все, – вмешался учитель, и, обращаясь к няне, с глубоким  вздохом  добавил: – В сердцах этих маленьких детей совсем не осталось любви.

                Глава 16
                Долина привидений

Долина привидений находилась на полпути к вершине Чёрной горы.  Узкая тропинка позволяла идти только по одному. Пухтошка с сожалением отпустил руку няни. Учитель повернулся к странной  экспедиции.
– Что бы ни случилось, не сходите  с тропинки! – проговорил он. – Тот, кто окажется в стороне от неё,  тут же превратится в груду камней.
– Не бойтесь привидений, – добавил Калио, – они не смогут причинить нам  вред.   Призраки – жители Мира теней. Когда им скучно, они приходят в наш мир. Они пугают детей или смешат их. Иногда они любят петь. Песни призраков опасны, так как  заставляют людей забыть цель своей жизни. Не слушайте песни  привидений и  ни в коем случае не сходите с тропинки.
– Многие люди пытались найти волшебную скрипку, –  снова заговорил учитель, – но все они остались здесь – в этой долине.
Он показал рукой вдаль. Перед взором маленьких путешественников открылась завораживающая картина. Каменные изваяния возвышались на фоне свинцового неба. Они были очень похожи на фигуры людей. Серебряный свет окружал каждую каменную статую. Красная луна просвечивала сквозь нависающие тучи. Воздух был холодный и липкий. Постепенно клубы тумана спрятали землю. Казалось, что беглецы шагают прямо по облакам. Принцесса поёжилась и плотнее закуталась в плащ.
– Тропинку  всю заволокло туманом, – опять послышался тревожный голос учителя.
– Я знаю дорогу, – отозвался Калио, – держитесь друг за  друга.  Эта долина только кажется такой огромной. Идите за мной.
Пухлюська прижалась к спине Пухлярочки. Сзади, уцепившись за её пояс,  сопел Пухтошка.  Друзья медленно двинулись вглубь долины. Замыкала шествие няня, всё время оглядываясь и что-то шепча.

                Глава 17
                Встреча с привидениями

Постепенно глаза детей привыкли  к странному свету этой долины.  Призраков не было видно, и дети смотрели по сторонам, разглядывая  каменные изваяния.  Внезапно послышался какой-то свист, а вслед за ним – тихая чарующая музыка.
       – Закройте уши, – предупредил учитель.
Группа остановилась. Прижав ладошки к ушам, дети тревожно озирались вокруг. Прямо из воздуха  перед ними  возникли русалки. Взявшись за руки, русалки кружились, издавая дивные звуки. Их тела, покрытые чешуёй, переливалась в медном свете луны. Зелёные водоросли обрамляли  их белые лица. Длинные рыбьи хвосты путались в клубах тумана.
Неожиданно Пухтошка громко засмеялся. Русалка, обняв карапуза, приподняла его над землёй. Короткие ножки  малыша болтались в воздухе.
– Стой! – вскрикнула няня, хватаясь за пролетающие над её головой ботинки Пухтошки. Вслед за няней закричали Пухлюська и маленькая принцесса. От внезапного шума  русалка вздрогнула и уронила Пухтошку, который  свалился прямо на няню.
Тут произошло большое несчастье. Няня покачнулась и сошла с тропинки. В то же мгновение она  превратилась в каменную статую. Няня Пухлярина стала похожа на  одну из глыб, стоявших вдоль тропинки. Дети замерли, боясь пошевелиться.
– Няня, няня… – заплакала принцесса.
Огорчённо вздохнув, учитель показал на вершину Чёрной горы. Нужно было идти дальше. Нужно было достать волшебную скрипку и спасти жителей Пухляндии.
 Русалки  исчезли так же внезапно, как и появились. Но не успели наши  друзья сделать нескольких шагов, как их встретили новые хозяева долины. Это были  призрачные обитатели старинных замков. За ними неслась свора огромных собак. Тучей над головами беглецов закружились  летучие мыши. Но ни принцесса, ни её верная подруга Пухлюська уже не смотрели по сторонам.
– Только по тропинке, нужно идти только по тропинке, – шептала маленькая принцесса.
Постепенно страх исчез. Впереди  уверенно шёл красавец Калио.  От одной мысли о  гибели няни принцессе Пухлярочке  хотелось плакать. Призраки носились вокруг детей. Они кричали, визжали, хлопали крыльями и пели свои странные песни, надеясь сбить их с дороги.  Но рядом были учитель,  верная подруга Пухлюська, неуклюжий Пухтошка и, конечно же, он – милый, милый Калио.  В этот миг принцесса поняла, что они преодолеют все трудности и освободят короля и  жителей Пухляндии.

                Глава 18
                Пещера старой   колдуньи

Старая колдунья  Пухкара  ждала гостей. Большой стеклянный шар под сводом пещеры, чем-то  похожий на  маленькое солнце, давно показывал их  приближение. Шар плавал в воздухе, то удаляясь, то приближаясь к колдунье.
– Да вижу, вижу, – замахала на него руками  старуха. – Несёт же нелёгкая гостей незваных. За скрипкой, небось, идут. Как же, отдам я им скрипку! Ну, уж нет, не дождётесь!
Старуха поймала летающий стеклянный шар и стала внимательно вглядываться в него.
– Ишь,  какая девчонка симпатичная, точно принцесса, – заговорила сама с собой колдунья, рассматривая  Пухлярочку.
Вообще-то колдунья была добрая и очень одинокая. Она любила поговорить. Но так как разговаривать ей было не с кем, она часто говорила сама с собой.
– А это кто впереди-то вышагивает, неужто Калио? – засуетилась старуха. – Ну, конечно, Калио,  глупый мальчишка, он бы ещё всё королевство сюда привёл.
Старая колдунья не знала, радоваться ей или сердиться на этого вздорного мальчишку. Когда-то, очень давно, Пухкара спасла маленького Калио от разъярённой медведицы. С тех пор он часто навещал старуху. Сначала она сердилась. Потом привыкла и даже полюбила мальчишку. Однажды она показала ему волшебную скрипку. С того дня  Калио не знал покоя – он хотел научиться играть. А так как он был очень усердным в учении, то быстро освоил эту премудрость.
Каждый день  Калио приходил к колдунье, и она доставала ему драгоценную скрипку. Лишь только он начинал играть, со старой колдуньей происходили удивительные перемены. Она заливалась слезами, гладила Калио по головке  и становилась такой доброй, что змеи и скорпионы, жившие в её пещере, сбежали после первого же концерта талантливого мальчишки.
– Калио,  это  Калио, – снова засуетилась старуха, направляясь к нему навстречу.
Медленно приближаясь, путешественники с тревогой смотрели  на старую колдунью, стоявшую у входа в пещеру.

                Глава 19
                Выяснение отношений

Калио не боялся старой  колдуньи. За годы их знакомства она ни разу не обидела его. Но сейчас, увидев  хмурое лицо и недобрый блеск глаз, он замедлил шаги.
– Так вот как ты отблагодарил меня за доброту! – набросилась на него с упрёками старуха. – Я знала, что людям нельзя доверять, знала!  Зачем ты привёл их? – зашипела она, бегая туда-сюда у входа в пещеру.
Наши путешественники очень устали. Последние несколько дней страх преследовал их. Сначала эти жуткие Синие Крысы. Потом призраки из Долины привидений.  Наконец, появление разъярённой колдуньи не обещало им ничего хорошего.
– И не смотри  на меня так, – добавила Пухкара,  обращаясь к Пухлярочке.
– Помогите нам.  Пожалуйста, помогите нам, – умоляюще проговорила  маленькая принцесса.
– Синие Крысы скоро будут здесь.  Страна Пухляндия в опасности, – добавил учитель, выходя вперёд и загораживая детей.
– Крысы? Опять эти мерзкие крысы… – Старуха поморщилась,  приоткрывая  вход в пещеру.
Она не любила крыс. А  её друзья: змеи, скорпионы и летучие мыши – их просто боялись.
– Я ненавижу крыс, –  проворчала колдунья. –  Особенно королеву – эту пучеглазую усатую  выскочку. Во всём виноваты люди! Синие Крысы – исчадие зла. Они появляются там, где исчезает добро. Они захватывают новые страны, устанавливая там свои порядки. Они хуже чумы, потому что победить их невозможно!
– Ты забыла о скрипке, о нашей волшебной скрипке, – перебил её Калио.
– Скрипка? Ах, да, скрипка. Только кто же будет на ней играть? Уж не ты ли, маленький оборванец? –  раздражённо фыркнула колдунья. – Знаешь ли ты, что победить Синих Крыс сможет только человек с чистым  любящим сердцем? Уверен ли ты в себе?  Или ты решил отправиться на съедение крысам  ради собственного удовольствия.
– Я попробую, – тихо ответил Калио, обнимая старую колдунью и подталкивая её к сундуку, в котором лежала скрипка.
Вздохнув и не говоря больше ни слова, старуха достала ему скрипку. Калио взял в  руки смычок и заиграл. Глаза колдуньи Пухкары наполнились слезами.
– Возможно, ты прав, мой мальчик. Ты  действительно их победишь.
 
                Глава 20
                Победа над Синими Крысами

Обратная дорога во дворец заняла гораздо меньше времени. Колдунья не только отдала беглецам волшебную  скрипку, но и в одно мгновение перенесла их через Долину привидений. Только одно огорчало наших путешественников: то, что Пухкара оставила у себя маленького Пухтошку.
– Когда   прогоните  Синих Крыс и  вернёте  мне скрипку, тогда получите назад своего коротышку, – проговорила колдунья, беря Пухтошку за руку.
Малыш не сопротивлялся. Прощаясь, маленькая принцесса  чмокнула Пухтошку  в перепачканное личико и прошептала:
– Мы скоро вернёмся, не грусти.
Пухтошка улыбнулся, подставив свои похудевшие щёчки для поцелуев друзьям.
– Помните, – на прощание сказала колдунья Пухкара, – Синих Крыс надо замуровать в старой заброшенной шахте. Волшебная скрипка  поможет пробудить любовь в сердцах людей. А там уж дело за малым –  замуровать стенку совсем не трудно.
Оказавшись перед дворцом, Калио начал играть.  Нежный голос волшебной скрипки  зазвучал, проникая  в душу каждого человека. Люди слушали музыку. Они улыбались. В их сердцах снова рождалась любовь. С каждым звуком природа оживала. Свинцовые тучи над дворцом  рассеялись. Птицы запели свои песни.  Алые розы в королевском саду  снова благоухали. Музыка заполнила всё пространство дворца. Эхом закружилась она под сводами замка.
Крыс не было видно. Спустившись в мрачное подземелье, друзья  заметили открытую дверь.
Перепуганный король и его свита стояли на нижних ступеньках лестницы.
– Отец! – бросилась в его объятия принцесса Пухлярочка.
Старый король не мог произнести ни слова  – слёзы душили его. Он прижал  к  себе головку маленькой принцессы  и беззвучно плакал.
– Отец, дорогой мой отец…–  целуя его, шептала Пухлярочка.
– Ваше Величество, а где же крысы? – произнёс обеспокоенный учитель.
– Как только зазвучала эта волшебная музыка, крысы в панике бросились бежать  вглубь подземелья, – смахнув слёзы, ответил король. – Там есть проход к старой заброшенной шахте.
– Ваше Величество, – снова заговорил учитель, – вход в шахту нужно замуровать.
Учитель вместе с Калио во главе отряда солдат двинулись к проходу в старую шахту. Часть шахты была завалена камнями. Небольшое отверстие зияло чёрной пастью. Возле него на камне сидела королева Синих Крыс. Горящие глаза с ненавистью смотрели на людей.
– Вы думаете, что победили? – пропищало синее чудовище. – Как бы не так! Люди снова станут жестокими, они будут завидовать друг другу, обманывать друг друга, – и любовь исчезнет. Мы вернёмся, и зло восторжествует на земле! Зло будет жить вечно!
– Нет, – перебил её учитель, – никогда так не будет. Вечно может жить только любовь! Да, люди ошибаются, но они учатся на своих ошибках, они учат своих детей. И нет на земле ничего сильнее любви! Во имя любви мы выдержим все испытания. Во имя любви погибла няня Пухлярина. И во имя любви мы уничтожим зло!
Калио провёл смычком по струнам скрипки. Синяя Крыса задрожала. Из её огромных глаз вырвалось пламя. Калио заиграл громче. Музыка была прекрасна.  Королева Синих Крыс завертелась, сморщилась, запищала. Казалось, ей было нестерпимо больно. Ещё мгновение – и она исчезла.
Вернувшись, отважные путешественники стали наперебой рассказывать королю о своих приключениях. Король не переставал удивляться смелости и находчивости своих подданных. Он был счастлив – с ним рядом  опять были его дети, его придворные и его народ.  Успокоившись и хорошо подумав, король  написал много мудрых указов. Первым  из них был  указ о старой шахте.  Вход в неё замуровали навсегда.  А чтобы жители Пухляндии  не забыли о великой силе любви, Калио каждый вечер должен был играть им на скрипке. Но не на волшебной скрипке, а на обыкновенной, так как волшебную скрипку пришлось вернуть старой колдунье в обмен на Пухтошку.
Малыш  Пухтошка возвратился от старухи Пухкары не с пустыми руками, а  с подарком. Колдунья подарила ему свой  стеклянный шар, чтобы он мог смотреть на звёзды. Спрятав в сундук волшебную скрипку и избавившись от надоевшего ей шара, старая колдунья закрылась в пещере, никого не желая видеть.
В стране  произошли некоторые перемены. Детский садик «Пухлятко» стал обычным детским садиком, в нём  воспитатели воспитывали, а дети слушались. Учитель Пухтоныч  продолжал сочинять музыку, а юный  скрипач Калио – с большим  успехом её  исполнять.
 А принцесса? Маленькая принцесса и её верная подруга Пухлюська с нового года пошли в школу. Но это уже другая сказка. А в этой всё закончилось хорошо. Добро победило зло, и  сердца людей снова  наполнились  любовью.